Das tapfere Schneiderlein und mehr


So downgelockt hat man ja doch etwas mehr Zeit als sonst so. Hinzu kommt noch, dass wir uns erst noch an unser Leben als Privatiers gewöhnen müssen. Das fühlt sich schon vollkommen neu und anders an. Ganz anders als unser bisheriges Arbeitnehmerleben. Solange wir unterwegs sind, spielt das absolut keine Rolle, da sind wir dann eben unterwegs. Aber unser Zuhause ist immer noch sehr mit dem bisherigen Arbeitsalltag und auch all seinen Verpflichtungen drumherum verknüpft. So etwas geht wohl nur schwer aus dem Kopf und braucht eben wohl auch etwas Zeit. So stellen wir so manchen Morgen erstaunt fest, dass wir ja nun doch »ganz einfach so frei haben«.
Und da dieses »Einfach-so-frei-haben« für uns total ungewohnt ist, haben wir mal flugs die Küche renoviert. Das war ja eh schon längst mal dran, was liegt da näher, als den Weihnachtsbraten unter einer neuen Dunstabzugshaube anzubraten, während eine neue Deckenleuchte von einer reinweißen Decke erstrahlt. Das wäre auch so weitergegangen, wenn nicht der Lockdown mit der Schließung der Baumärkte unserem Tatendrang einen Riegel vorgeschoben hätte. Klar könnten wir bei den Baumärkten auch online bestellen und dann den ganzen Kram »kontaktlos« abholen, aber nach reiflicher Überlegung haben wir beschlossen, diese Möglichkeit einfach mal »tiefenzuignorieren«, damit das Ganze Renovierungsgeraffel ein geordnetes Ende finden kann.

„Winterspaziergänge“

„Winterspaziergänge“

Langweilig wird es uns aber trotzdem nicht. Nachdem die Photos der letzten Saison archiviert sind, stöbern wir noch etwas in den ganz alten Archiven herum. Dort stoßen wir aber nicht nur auf Photos, sondern auch auf den ein oder anderen Video-Schnippsel oder gar ein ganzes Filmchen. – Ach ja, bewegte Bilder sind ja doch schön! … auch wenn unsere Kameraführung absolut unterirdisch ist und uns manchmal schon das technische Grausen packt. –
Aber die Zeit ist ja gütig und so tritt die mangelnde Qualität dezent in den Hintergrund und lässt der Freude an den Videos den Vortritt. Und schon beginnt das Video-Samenkörnchen zu keinem. Schnell kramen wir all unser Video-Equipment zusammen. Sogar der alte Canon-Camcorder bekommt auch noch eine zweite Chance. Damals war er absolut auf der Höhe seiner Zeit und hat mit seinem Rohmaterial jeden unserer Rechner vollkommen überfordert. Nach einem Vergleichstest verschwindet er allerdings wieder in seinem Karton und sieht weiterhin einer gebrauchslosen Zukunft entgegen. Doch unsere alte GoPro hält erstaunlich gut mit, solange genug Licht da ist. Die iPhones sind video-technisch auf der Höhe ihrer Zeit und die beiden Nikons spielen gnadenlos ihren Hardware-Vorteil aus. An passender Hardware mangelt es also nicht. Allerdings mangelt es erheblich an unserem Video-KnowHow. Nach zwei Tagen Recherche, dem Abgucken aus mehreren Videos anderer Blogger und einigen eigenen Versuchen, ist die Sache klar. In diesem Jahr wird nicht nur photographiert, sondern es werden auch Videos gedreht. Es wird zwar keinen Reisefilm über die ganze Saison geben, aber doch das ein oder andere »Themenfilmchen« wird das Licht der Welt erblicken. Zumindest nehmen wir uns das mal ganz fest vor.
Die Capitana erwische ich kurz darauf dabei, wie sie nach Drohnen googelt. Zugegeben, die Perspektiven sind unschlagbar, aber wir beschließen doch erst einmal klein anzufangen und am Ende dieser Saison noch einmal über eine Drohne nachzudenken. Schließlich gibt es ja zunächst noch genug zu lernen. Schon bei den Basics hapert es bei uns ja noch erheblich. Also heißt es erst einmal, Erfahrungen sammeln und machen. Und was bietet sich da mehr an, als in heimischer Ruhe mal unsere Saisonvorbereitungen vor die Linse zu nehmen.

„Die Werkstatt des tapferen Schneiderlein und rechts sein erstes Ergebnis“

„Die Werkstatt des tapferen Schneiderlein und rechts sein erstes Ergebnis“


Stürmische Tage …

Der 19. und 20. Januar sind wieder solche Sorgentage. In Portimão bläst es ja nicht oft aus südlichen Richtungen direkt auf die Küste, aber manchmal eben doch. Ab und zu nehmen die Tiefs einen recht südlichen Weg über den Atlantik und treffen dann direkt auf die Südküste der Iberischen Halbinsel, bevor sie weiter nach Norden ziehen und sich dann wie gewohnt in der Biskaya austoben. Nun sind sich die Vorhersagen aber ziemlich einig, dass genau das passieren wird. Es wird Portimão aus Süd bis Südwest treffen. Irgendetwas zwischen 25 bis 35 Knoten soll es geben. Das sind zwar noch gute 10 Knoten weniger als im Herbst, aber spaßig ist das auch nicht mehr.
Es ist ziemlich blöd, dass wir an solchen Tagen nicht dort sein können, aber wir haben ja das große Glück, dass Fiona und Iain vor Ort sind. Sie liegen gegenüber am selben Steg und wir bekommen schon am Dienstagnachmittag einige Bilder von der PINCOYA. Sie haben alles gecheckt und sogar noch einen Festmacher abgepolstert. Wir würden zwar trotzdem gerne selbst dort sein, aber so fühlt es sich schon viel besser an.


Und dann auch das noch …

Noch während die Politiker über neue und schärfere Lockdown-Maßnahmen diskutieren, macht TUI Nägel mit Köpfen und storniert unseren Flug für den 14.02. Und dies nur 12 Stunden nachdem wir gerade für den 14ten auch einen Mietwagen ab Faro gebucht haben. Das ist ärgerlich, aber nach dem ganzen Hin und Her bei unserem Herflug, hatten wir schon kein so richtig gutes Gefühl mehr. Wir finden zwar schnell einen neuen Flug für den selben Tag bei KLM, aber nun brauchen wir einen negativen PCR-Test 72 Stunden vor dem Abflug, denn wir werden in Amsterdam zwischenlanden. Das ist irgendwie ärgerlich und hätte wirklich etwas einfacher sein dürfen. Aber nun ja… Es ist Zeit, dass wir zurückkommen. So langsam werden wir kribbelig und so schauen wir fast täglich etwas sehnsüchtig von Norddeutschland nach Portimão.

Natürlich hat auch Portugal seine Maßnahmen gegen die Pandemie verstärkt. Die Einschränkungen sind denen in Deutschland recht ähnlich. So werden die Einschränkungen keinen großen Unterschied für uns machen, doch es ist schon etwas anderes, den Lockdown an der Algarve und nicht in Norddeutschland zu verbringen. Außerdem gibt es auf der PINCOYA ja doch noch einiges zu tun. Nicht nur die Nähprojekte warten auf uns, sondern auch verschiedene kleine Reparaturen und Wartungsarbeiten. Und natürlich die unumgänglichen Optimierungen, die uns doch immer noch und immer wieder einfallen 😊. Genug zu tun, um dann hoffentlich Ende Februar wieder aufbrechen zu können.
Aber vor und hinter allem steht trotzdem ein dickes ABER…! Denn es ist kaum absehbar, wie es weitergeht und zurzeit sind die Anzeichen für die weitere Entwicklung eher schlecht, als dass sie Anlass zur Hoffnung geben.