Reise, reise!


Aber “Reise, reise!” ist leichter gesagt, als getan. Inzwischen haben wir zum dritten Mal unseren Liegeplatz in Portimão verlängert. Was zunächst nur bis Ende Februar gedacht war, dauert inzwischen schon bis Ende Mai. Gott sei Dank war jede Verlängerung bisher kein Problem. Wohl nicht zuletzt auch deswegen, weil es kaum noch Segeltouristen nach Portugal verschlägt und viele genauso festhängen wie wir. Nachdem Fiona & Iain inzwischen weiter ins Mittelmeer gesegelt sind, kümmern sich nun Karen & Mark etwas um die PINCOYA. Ihre Arrifana liegt direkt neben uns und so werfen sie auch gleich mal ein wachsames Auge auf die PINCOYA, wenn sie nach ihrer Arrifana schauen. Wir sind heilfroh, dass sich immer so viele helfende Hände finden und man einfach zusammensteht, wenn mal etwas nicht so laufen kann, wie man es gerne hätte. Aber dennoch müssen wir bald mal wieder selbst nach der PINCOYA sehen, denn wir hatten alles nur für 2 1/2 Monate Abwesenheit vorbereitet und nicht für ein halbes Jahr oder gar mehr. Außerdem steht ja durchaus immer noch im Raum, dass wir die PINCOYA doch für einige Monate aus dem Wasser nehmen. Aber auch dazu müssten wir wenigstens erst einmal hinkommen, denn die portugiesischen Grenzen sind für Deutsche immer noch geschlossen. Aber wen wundert das? Erst hatten die Deutschen Angst vor den Portugiesen, nun ist es umgekehrt. Aber wie es aussieht, stehen Anfang Mai die Chancen gar nicht schlecht, dass die portugiesisch-spanische Grenze wieder geöffnet wird. Das wäre unsere Eintrittskarte, wenn auch mit PCR-Test und all den sonstigen Reglements.
Aber es sind ja auch nicht nur die noch geschlossenen Grenzen, die uns Zuhause halten, es sind ja auch die privaten Sorgen, die eine Rückreise schwer machen.

Doch wie auch immer, eine Rückreise hat in jedem Fall ihre Tücken. Zwischen unserem ersten Zuhause und unserem PINCOYA-Zuhause liegen wenigstens drei Länder mit Ausgangssperren. In Deutschland dürfen wir zwischen 22:00 und 5:00 nicht fahren. Auch in Frankreich geht zwischen 19:00 und 6:00 gar nichts und zwischen 6:00 und 19:00 darf man sich nur in einem Radius von 10km um seinem Aufenthaltsort herum bewegen. Damit ist Frankreich faktisch dicht, denn die Argumentation, das bei einem Transit unser Aufenthaltsort in Frankreich immer dort ist, wo wir gerade sind, wir also den 10 km Radius gar nicht verlassen können, können wir wahrscheinlich aufgrund unserer Sprachbarriere der Gendarmerie nicht wirklich prägnant genug rüberbringen. Und die Capitana hat dann auch noch herausgefunden, dass ein Verstoß gegen die Regeln der Ausgangssperren in Frankreich beim ersten Mal 135 € kostet, aber schon bei zweiten Mal muntere 3.500 € auf der Rechnung stehen. Das dritte Mal wird dann mit einem kostenlosen Aufenthalt in der Bastille belohnt, wobei man im 21. Jahrhundert von so gesundheitsschädlichen Dingen wie der Guillotine absieht. Das vierte Mal wäre dann sofort mit einer Verbannung nach St. Helena verbunden, wobei in den Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für Frankreich explizit daraufhin hingewiesen wird, dass im Fall von Verletzungen der Ausgangssperre eine Verbannung auf Elba übersprungen wird.
So müssen wir uns damit abfinden, das wir noch nicht einmal durch Frankreich kommen, um dann in Spanien die Transitfreiheiten innerhalb der spanischen Ausgangssperren zu genießen. Spanien hat nämlich gleich einen ganzen Blumenstrauß von Ausgangssperren, aber weil die noch nie ein Ausländer verstanden hat, haben sie allen Transitreisenden freies Geleit auf den Transitautobahnen versprochen. Und weil Frankreich somit die Iberische Halbinsel abriegelt, brauchen wir uns auch nur nachgeordnet um die Öffnung der spanisch-portugiesischen Grenze zu kümmern.

Wer sich aber nun fragt, warum wir nicht fliegen, der muss wissen, dass das von Deutschland und den Niederlanden aus schon mal gar nicht geht und selbst Spanien schon wieder an Inzidenzwerten knabbert, die für Portugal auch schon wieder gewaltig nach einem Einreiseverbot riechen. Nur von Dublin aus geht es neuerdings wohl wieder nach Faro. Aber wie sollen wir nach Dublin kommen, auch wenn dort der Impfstoff Guinness lockt. Auch die Iren haben inzwischen Angst vor den Deutschen, die zwar noch nicht ganz so inzidenzrot sind wie die Franzosen, aber sich doch auf einem guten Weg befinden. »Inzidenzrot« wurde übrigens von der ISO-Standardisierungskommision während der letzten virtuellen Vollversammlung einstimmig in die nach links offene Farbskala direkt zwischen »Kaminrot«, RAL 3002, und »Rubinrot«, RAL 3003, unter der Nummer RAL 3002-C aufgenommen. Aber abgesehen davon erscheint es uns zur Zeit sinnvoller zu sein, es auf eigene Faust zu versuchen und nicht irgendwelche Abhängigkeiten zu »anderen« einzugehen.

Allerdings kann man wohl davon ausgehen, dass sich die Reiselage in Richtung Spanien und Portugal Anfang Mai etwas entspannen wird. Es wird gemunkelt, dass Portugal seine Grenze zu Spanien wieder öffnen wird und Spanien auch die ein oder andere Lockerung bereithält. Selbst Frankreich soll wohl die Ausgangssperre tagsüber, also zwischen 6:00 und 19:00, irgendwie ab Anfang Mai aufheben. Und dies trotz der immer noch schlimmen Inzidenzwerte, aber die Unzufriedenheit erdrückt wohl gerade die Vernunft und Macron sieht sich gezwungen zu handeln. Eine Aufhebung der 10 km Grenze zwischen 6:00 und 19:00 würde 13 Stunden freie Fahrt in Frankreich bedeuten und uns die Möglichkeit geben, Frankreich zu queren. Wenn sich dann noch die Grenze zu Portugal öffnet, hätten wir gewonnen.

Aber was ist mit unseren Verpflichtungen und Sorgen zuhause. Auch hier sieht es ganz danach aus, dass wir mal für einige Wochen weg können. Das wäre auch gut, denn wir merken, dass auch wir mal etwas Zeit zum Durchatmen brauchen.