Portimão -> Culatra [A] Start: 10:15 Ende: 19:45 Wind: S->NW 4-20 kn Distanz: 40,0 sm Gesamtdistanz: 40,0 sm
Seit dem enttäuschenden Freitag gibt es nur noch ein Ziel. Endlich mal wieder los. Wir wollen segeln, die Wellen sollen uns durchschaukeln und die Ankerkette soll auch mal wieder rasseln. Der Marinatrubel hält sich zwar aktuell immer noch in recht engen Grenzen, aber es ist eben doch etwas anderes, ob der nächste Ankerlieger 60 und mehr Meter entfernt liegt, oder ob die Fender am Nachbarrumpf quietschen. Nach wie vor ist die Ankerei für uns wie ein Fluchtpunkt. Und dies sowohl im perspektivischen als auch im wörtlichen Sinne.
In den vergangenen Monaten hatten sich unsere Gedanken schon immer mal wieder nach Culatra verabschiedet. Unsere Wochen im letzten Jahr dort hinter Culatra haben wir einfach in zu guter Erinnerung, um loszulassen. So ist es nun auch, wir wollen einfach nur dorthin zurück und alles andere kann uns mal. Was danach kommt, werden wir sehen. Vielleicht etwas hierhin und etwas dorthin, der Rest wird sich finden.
Seit wir wieder zurück auf der PINCOYA sind, haben wir ja schon Stück für Stück alles vorbereitet, um wieder aufzubrechen. Alles funktioniert und so ist nun auch schon alles fertig, um zu starten. Für Astrid kaufen wir nur noch schnell einen dieser dünnen Sonnenhüte, die es nun bei Decathlon auch wieder in ihrer Größe gibt und schnell gibt es auch noch einen neuen Bikini, auf dass die Capitana hinter Culatra wie ein Delphin in die Wellen tauchen kann. Mit diesen Sonnenhüten sieht man zwar absolut bedeppert aus, aber sie helfen schon, sich nicht das Hirn 🧠 direkt herauszubrennen. Und solange man irgendwie weitab draußen segelt oder einsam vor Anker liegt, halten sich die Kollateralschäden eigentlich auch in Grenzen. Zu Anfang wundert man sich nur über die doch recht ungewöhnlichen Flugmanöver der Seevögel, aber die können eben mit nur einem Flügel auch nicht besser fliegen, wenn sie sich bei unserem Anblick mit dem anderen die Augen zuhalten müssen. Doch egal, da müssen sie durch, unter Menschen werden wir diese Hüte wohl eher nicht tragen, außer vielleicht, wenn einmal ein geselliger Sundowner-Abend doch außer Kontrolle gerät.
Am Samstag verproviantieren wir uns noch mal richtig und dann schrubben wir am Sonntag noch schnell den letzten gelbbraunen Sahara-Staub aus den letzten Ritzen. Danach sind wir wirklich fertig und Pfingstmontag geht es nun endlich mal wieder los.
Laut Vorhersage soll der Wind irgendwie aus Nord kommen und teilweise mit ansehnlichen 20 Knoten blasen. Als wir um 10:00 starten, kommt er allerdings mit verträumten 4 Knoten aus Süd. Aber das macht nichts, dem Motor kann es sicherlich nicht schaden, wenn er nach 6 Monaten auch mal wieder richtig warm wird. Auf der Schraube müssen allerdings unzählige Seepocken ihr neues Zuhause gefunden haben, denn der Vortrieb hält sich in klaren Grenzen. Und das bedeutet nur eins, gleich hinter Culatra wird unsere Kombination aus Generator und Tauchkompressor mal zeigen müssen, was geht. Und nicht nur die Hardware muss bestehen, auch der Schiffsjunge muss tapfer sein, denn zugegeben, ihm fehlt immer noch etwas von der lockeren und unbeschwerten Routine eines begeisterten Tauchers.
Vor der phantastischen Steilküste östlich von Portimão, dort, wo sich eine Grotte an die nächste reiht, legt der Wind dann auf segelbare 8 Knoten zu. Ganz langsam geht es ebenso leise wie ruhig voran. Was für ein wunderbares Gefühl nach all den Monaten des Wartens. Mit uns ist nur noch die Pia 3 aus Dänemark unterwegs. Unsere Kurslinien haben sich im letzten Jahr schon mehrfach gekreuzt. So richtig groß scheint die Welt wirklich nicht zu sein und die Einschränkungen durch Corona haben die Reise-Community der Fahrtensegler auch deutlich kleiner werden lassen.
Der Wind bleibt launisch, nur einmal frischt es kurz auf knapp 20 Knoten aus Nordwest auf und das macht uns gleich wieder so schnell, dass wir theoretisch zum maximalen Gegenstrom vor der Einfahrt von Culatra eintreffen würden. Aber darum müssen wir uns nur kurz Gedanken machen, denn der Wind fällt schon gleich darauf wieder vollkommen entkräftet in sich zusammen. Im letzten Jahr haben wir die Einfahrt nach Culatra ja einmal knapp 2 Stunden nach Stillhochwasser genommen. Das brauchen wir nicht noch einmal, zumal es ja gerade auch auf Spring zu geht. So sind wir nicht böse, dass wir mit den stark umlaufenden Winden nur recht gemütlich vorankommen. Nachdem Pia 3 nach Vilamoura reingegangen ist, sind wir wirklich vollkommen allein auf dem Wasser. Nur eine kleine Hand voll Angler versucht noch ihr Glück. Das nun hier auch Pfingstmontag überhaupt nichts los ist, wundert uns zwar, macht uns aber auch nicht besonders böse, weil es so hinter Culatra sicher auch wieder schön leer sein wird.
Der Wind bringt uns bis 3 Seemeilen vor die Einfahrt. Das Wasser läuft immer noch gut 1,5 Stunden ab. Wären wir schneller gewesen, hätten wir vor der Einfahrt nur noch länger warten müssen. Es war kein schneller Segeltag, aber wir genießen immer wieder das schöne Gefühl, nur mit dem Wind von A nach B zu reisen. Eigentlich müssten wir sagen immer noch und immer wieder, denn in den Anfängen unserer Fahrtensegelei hat uns das ein ums andere Mal total fasziniert, einfach mit dem Wind herumzureisen und so Länder zu erreichen, die für viele nur mit der Auto oder dem Flugzeug in greifbare Nähe rücken. Natürlich braucht das Zeit, deswegen waren wir ja auch noch nicht auf den Malediven.
Eine Stunde vor Niedrigwasser verlässt uns der Wind dann vollständig und es deutet nichts daraufhin, dass er es sich noch einmal anders überlegt. Im Fernglas können wir das ausströmende Wasser noch deutlich sehen. Von Stillwasser kann noch keine Rede sein. Ganz langsam tuckern wir heran, um noch etwas Zeit zu gewinnen, aber an der Strömungskante müssen wir dann doch ordentlich Gas geben. Es strömt nicht nur heraus, sondern auch ganz beachtlich nach Osten. In einer Stunde soll hier Ruhe herrschen, davon ist im Augenblick aber noch nicht viel zu merken.
Und dann sind wir zurück und es ist wie im letzten Jahr. Östlich von Culatra liegt nur noch ein Katamaran. Aber ein Hausboot wurde dort nun auch verankert. Es scheint dasselbe zu sein, das wir im letzten Jahr schon vor dem Naturschutzgebiet Rio Formosa gesehen haben. Ansonsten ist alles so wie erhofft und gewünscht. Wir sind zurück. Ein wunderbares Gefühl. Und wir liegen exakt auf demselben Ankerplatz, auf dem wir schon im letzten Jahr gelegen haben.
Dann gibt es ein Glas Rotwein und wir sitzen einfach nur so da. Es ist ein unglaublich schöner Moment, sogar fast ein bisschen sentimental.
hinter Culatra vor Anker
37° 00′ 16,7″ N, 007° 49′ 07,0″ W