Culatra (P) [A] -> Rio Guadiana I (P) (E) [A] Start: 12:30 Ende: 19:30 Wind: SW 9 – 19 kn Distanz: 37,2 sm Gesamtdistanz: 77,2 sm
Von unserem östlichen Ankerplatz hinter Culatra starten wir zeitig. Es ist noch viel zu früh, um rauszufahren und Kurs auf den Rio Guadiana zu nehmen. Denn Niedrigwasser bei Faro ist erst so gegen 14:20 und das folgende Hochwasser wird am Eingang des Rio Guadiana dann so gegen 20:30 erwartet. Insgesamt sind es rund 25 sm von Ausfahrt zu Einfahrt. Der Wind soll leicht und zum Abend hin etwas frischer aus Südwest wehen. Bei dem zu erwartenden, eher leichtwindigen Vorwindkurs kalkulieren wir mal mit 4 Knoten im Durchschnitt. Das passt ganz gut für diese Strecke, denn wir wollen mit ablaufenden Wasser rausfahren und mit noch einlaufenden wieder rein. Endlich soll es mal richtig gut passen, aber man weiß ja nie, was man schlussendlich so bekommt, wenn man segelt. Doch die Theorie passt schon mal, da könnte sich ja nun auch mal die Praxis an unserem Plan orientieren, denn der ist ja schließlich schon fertig.
Also gehen wir gegen 10:00 Anker auf, lassen ihn aber schon nach 20 Minuten wieder direkt vor Culatra City fallen. Erstens müssen wir noch alles seeklar machen, aber vor allem müssen wir all den Müll wegbringen, denn unser Dinghy ist inzwischen voll. Doch das ist nicht alles nur unser selbst produzierter Müll, es ist vor allem jede Menge Plastikmüll, den wir am Strand gesammelt haben. Damit haben wir dieses Jahr mal begonnen, immer wenn wir Strandspaziergänge machen, füllen wir auf dem Rückweg einen Müllsack mit »Strandgut«.
Ein klitzekleiner Beitrag und sicher nur ein kleiner Tropfen auf einen heißen Stein, aber vielleicht ja doch einer mit einer kleinen Wirkung.
Als ich von meiner Mülltour zurückkomme, hat Astrid schon alles seeklar gemacht. Nur das Dinghy muss noch hoch und dann heißt es warten. Es macht keinen Sinn, vor 12:30 aufzubrechen, denn so gegen 13:00, also rund 1,5 Stunden vor Niedrigwasser, wollen wir erst an der Ausfahrt sein.
Wir hoffen sehr, dass die Windvorhersage heute gut passt und vielleicht sogar, so wie gestern zum Nachmittag hin, etwas mehr Wind im Gepäck hat. Denn mit 9 Knoten Südwest wird es für unsere dicke Erna mit einem 4 Knoten-Schnitt vor dem Wind schon etwas eng.
Doch unser Segeltag entwickelt sich wie erhofft. Ganz langsam steigern wir uns von 3 kn auf gut 7 kn Fahrt bis vor der Einfahrt zum Rio Guadiana. Alles in allem ist es schon ein recht vorwindiger Vorwindkurs, nur ganz langsam dreht der Wind etwas mehr auf Süd. Aber wie geplant kommen wir rund zwei Stunden vor Hochwasser an. Es weht inzwischen mit gut 20 kn halb schräg in die Einfahrt.
Ein Mitsegler rollt vor uns seine Genua ein und zeigt uns, wie schön man herumgeworfen wird, wenn man ohne Segel einfährt. Der starke Wind macht die Einfahrt nicht gerade angenehm. Ohne eindeutige Richtung laufen die Wellen mit unangenehmen Höhen mal von links, mal von hinten und dann wieder von rechts ein. Wir beschließen unter Segel einzulaufen, was im Vergleich zu unseren Mitstreiter vor uns wohl die eindeutig ruhigere Variante ist. Da das Wasser mit uns einläuft und die 20 kn Südsüdwestwind absolut ausreichen, gehen wir nur unter Groß durch die Einfahrt. Es ist toll, so einzulaufen, aber man muss auch sagen, dass die Einfahrt in den Rio mit noch mehr Wind immer schwieriger wird. Man merkt deutlich, wo die Sandbarren sind und das nicht nur am Tiefenmesser.
In der Abdeckung der Mole wird es schnell ruhiger. Hinter der Marina Ayamonte nehmen wir das Groß runter. Heute gehen wir vor Anker. Erstens bläst und strömt es uns zu doll für einen Marina-Anleger und zweitens … wozu sollen wir einen Tag Hafengebühr zahlen, wenn wir eh nur auf der PINCOYA bleiben, etwas zum Abendbrot kochen und den Tag ausklingen lassen. Das können wir schöner und entspannter auch vor Anker haben.
Der Rio »Brzzzit«
Nachdem wir wirklich exakt auf der portugiesisch-spanischen Grenze den Anker fallen gelassen haben und uns etwas zum Abendessen kochen wollen, macht es »brzzzit«. In einem absolut gleichmäßigen Takt von etwa 2 Sekunden macht es leise, aber doch gut hörbar »brzzzit«. Erst habe ich den Kühlschrank in Verdacht, aber der läuft gerade gar nicht. Es ist ein eindeutig “elektrisches Geräusch”, kein richtiges Britzeln, so wie wenn da etwas schmort, aber eben doch irgendwie »elektrisch«. Und es ist regelmäßig, absolut im Takt. Es ist nicht einfach zu erklären, es ist eben ein »Brzzzit«, das »brzzzit« macht. Astrid glaubt zunächst an irgendwelche Fallen, die im Wind, – wir haben aktuell immer noch gut 17 kn -, in einer Eigenresonanz schwingen und so Töne machen. Aber nichts, nach 15 Minuten sind alle Strippen einmal angefasst, entspannt und wieder gespannt und selbst die komplette Elektrik und Elektronik auf der PINCOYA schalten wir einmal aus- und wieder ein. Aber es macht weiterhin schön regelmäßig und sehr taktvoll »brzzzit«.
Wir lauschen am Mast, vorn und hinten in der PINCOYA, aber in der Mitte, in Kielnähe ist es eindeutig am lautesten. Mit den Ohren auf den Bodenbrettern vor der Pantry lauschen wir. Und verrenken uns, um weitere Bodenbretter zu belauschen. Wenn uns in diesem Moment irgendwer beobachten hätte, wäre uns eine Einweisung in die nächste portugiesische Irrenanstalt sicher gewesen. Nur unsere bekloppten Sonnenhüte hätten diese Vorstellung noch toppen können.
Das »Brzzzit« kommt eindeutig von unten. Wir checken die Seekarten, aber es sind keine Kabel eingezeichnet. Mit den Ferngläsern suchen wir die Flussufer ab, aber auch dort ist überhaupt kein Hinweis auf irgendwelche Kabel zu finden. Nichts! Friedliche portugiesische und spanische Landschaften erstrecken sich rechts- und linksseitig an den Ufern des Rio Guadiana. Und es macht »brzzzit«. Weder überirdisch noch unterirdisch noch sonst irgendwie ist etwas zu sehen. Das »Brzzzit« macht mich inzwischen wahnsinnig. So kann ich nicht nur nicht kochen, sondern auch überhaupt nicht schlafen.
Also malen wir in etwa 200 m Entfernung einen neuen Wegepunkt in die Karte, um genau dort neu zu ankern. Hört sich schon ziemlich blöd an, aber wenn man erst einmal dieses »Brzzzit« im Ohr hat, dann wird man es auch mit Ohropax nicht wieder los.
Und als wir dann 200 m weiter wieder vor Anker liegen, ist das »Brzzzit« weg 😳. In der Einbildung ist es noch etwa eine Stunde zu hören 🥺, aber so ist das eben mit so einem hartnäckigen »Brzzzit«.
01.06. im Rio Guadiana I (P) (E) [A]
37° 13′ 33,2″ N, 007° 24′ 51,0″ W