Och Nö!


Hätte Delta nicht auch vier Tagen später zuschlagen können bzw. musste das RKI nun wirklich schon zum 29ten den Variantenalarm ausrufen und dann auch noch gleich für ganz Portugal? Zugegeben, die ganze Geschichte lag ja schon irgendwie in der Luft, auch wenn wir mit unserer Art zu reisen eher wenig betroffen sind. Doch allgemeine Reiseeinschränkungen kümmern sich eben nicht um Einzelschicksale, sondern sind eben nicht nur im allgemeinen Sinne allgemein.

Doch das trifft uns nun leider wirklich saublöd. Am ersten Juli haben wir um 9:00 den Krantermin in Portimão und so hätten wir unter Umständen noch am selben Tag Portugal verlassen können. Doch nun schlägt der Variantenalarm schon am 29ten zu. Bis zu dieser Meldung war alles bestens und eher Andalusien das Problem, denn ganz Portugal war bis auf Lissabon und die Azoren noch nicht einmal Risikogebiet. So katapultiert uns diese Einstufung von Null auf Hundert auf unserer persönlichen Problemskala und es gibt keinen Ausweg. Vielleicht gibt es noch ein klitzekleines Hintertürchen, aber es ist Wochenende und zudem liegen die Gezeiten auch ziemlich ungünstig, so sieht es eher schlecht dafür aus, dass wir unseren Krantermin auf Montagfrüh vorziehen können.

Ein Ausweichen nach Spanien bringt uns auch nichts, denn Andalusien ist fast schon seit Jahr und Tag Risikogebiet, was für uns als Ungeimpfte eh eine 10-tägige Quarantäne in Deutschland bedeutet. Und Andalusien ist groß, wir müssten schon in einem Schwung bis Cartagena ins Mittelmeer ausweichen, um irgendwelchen Risikogebieten mit irgendwelchen Restriktionen zu entgehen. Erschwerend steht aber auch noch Henry in Portimão und den könnten wir nie »just in time« bis nach Cartagena holen. Es ist also egal, wie wir uns drehen und wenden, wenn das klitzekleine Hintertürchen mit der Terminverschiebung nicht klappt, sind wir in den Hintern gekniffen. Und wie beim Domino-Day fallen dann in der Folge auch alle anderen Terminsteinchen um, die wir schon so schön aufgestellt hatten.

So einfach die Anreise mit Henry auch war, gerade bei dem ganzen Gedöns, was wir noch mitgenommen haben, so unflexibel macht es uns nun, das Henry noch in Portimão steht. Es ist eben eine zweite Abhängigkeit, sein Auto dabei zu haben, die einem viel Freiheit nimmt, sich einfach mal umzuentscheiden, wenn sich die Umstände unvorhergesehen ändern. Vielleicht wären wir sonst doch einfach ins Mittelmeer durchgefahren und von z.B. Alicante aus zurückgeflogen. Doch egal, da hilft kein Jammern, heute Nacht versuchen wir nach Portimão zu segeln, um schon mal Sonntag auszuloten, was vielleicht Montag noch geht.


Doch bevor es schon wieder losgeht…

„Es ist wirklich der Mond! Morgens um 5:30.“

„Es ist wirklich der Mond! Morgens um 5:30.“

Bis die Nachricht von der Einstufung von Portugal als Virusvariantengebiet uns erreichte, hatten wir zwei wunderbare Ankertage hinter Culatra. Den einen haben wir genutzt, um unsere Sonnenschutzabdeckungen wirklich richtig fertigzustellen. Da fehlten nämlich noch die Schnappies zur Befestigung an der Sprayhood. Deswegen mussten wir die Sprayhood demontieren, um die auch durch die Sailrite zu schieben. Und wenn wir die Sailrite schon mal am Start haben, dann können wir auch gleich mal die Großbaumpersenning nachnähen. Die südliche Sonne setzt nämlich allem schon recht heftig zu und so ist eine Naht an der Persenning aufgerissen. Und wo eine Naht ausreißt, da sind die anderen auch nicht mehr weit, also haben wir alle besonders exponierten Nähre noch einmal nachgenäht.

„Näharbeiten ...“

„Näharbeiten …“

Das alles ist schon so ein Nümmerchen, denn so eine Großbaumpersenning und eine Sprayhood haben eine ganze Menge Stoff, der, bevor genäht werden kann, erst einmal so zusammengelegt und aufgerollt werden muss, dass alles auch mehr oder weniger glatt durch die Maschine geht. Allein ist das ziemlich unmöglich, da sind wenigsten zwei weitere helfende Hände recht gut.

„Polierarbeiten ...“

„Polierarbeiten …“

Während der Schiffsjunge alles zum Nähen vorbereitet und die ersten, einfachen Nähe auch schon mal näht, behandelt die Capitana den Rumpf unserer dicken Erna mit Antigilb. Seit Gijón ist sie nun im Wasser und man sieht den Gilb schon recht deutlich. Nachdem die Capitana schon mal mit einer Seite fertig ist, fällt uns auf, dass die Fischer nur noch mit dunklen Sonnenbrillen an uns vorbeifahren und manche sich geblendet die Augen zuhalten. Ja, unsere dicke Erna blitzt nun wieder so, dass es tatsächlich die ersten schneeblinden Fischer gegeben haben soll 😂.

„Noch ist nicht Wochenende, noch sind wir fast allein.“

„Noch ist nicht Wochenende, noch sind wir fast allein.“

Der Freitag vergeht mit schwimmen, etwas paddeln, langen Strandspaziergängen und dem süßen Nichts des Nichtstuns, das noch süßer schmeckt, wenn man es mit einer wunderbaren Siesta garniert.

„Seit den Krebsen 🦀 in Punta Umbria 😳 inspiziert die Capitana den Strand besonders gründlich 🤨, bevor es ins Wasser gehen kann 🏊‍♀️.“

„Seit den Krebsen 🦀 in Punta Umbria 😳 inspiziert die Capitana den Strand besonders gründlich 🤨, bevor es ins Wasser gehen kann 🏊‍♀️.“

Abends schlägt dann aber die Virusvarianten-Botschaft ein und wir brauchen etwas, um die ganze Misslichkeit unserer unermesslich misslichen Situation zu verstehen. Das klappt dann aber mit den letzten MegaBits unseres Internetkontingents noch ganz gut, bevor uns die Vodafone-SMS erreicht: »Sie haben ihr Kontingent verbraucht und surfen ab jetzt nur noch mit der Geschwindigkeit von nullkommafastgarnichts durch den Orbit der freien Internetglückseligkeit!«!
HÄ? Wie kann das sein 🤔? Alles verbraucht, wir haben doch 20+10+3+6 Gigas 🥳! Alles weg 😳? Unmöglich 🥺 🤨! Aber… – ok, wir haben uns um nichts gekümmert 😵‍💫 und immer aus dem Vollen geschöpft 😇, weil wir’s ja haben 🤪! Und nun … 😡 … tatsächlich alles weg 😤. Fast 40 GB 🥴 😥!!!
Dabei hatten wir dasselbe Erlebnis schon einmal. Die Videos! In Summe etwas mehr als 4 GB. 1x hochladen, jeder 1x gucken, ob es angekommen ist, am nächsten Tag noch mal gucken, ob es noch da ist, und weil volldoof nicht ausreicht, gleich noch mal gucken, weil’s so schön ist. Dann noch schnell ein UpDate von Lightroom, weil man es ja kann, auch wenn man es nicht braucht und zusätzlich noch der restlich sorglose Surfbetrieb. Und schwupp, weg isses! Das hatten wir in 2020 schon mal genauso 😳, aber nur mit 20 GB und wie man sieht, haben wir fast nicht dazugelernt, denn nun haben wir 40 GB weggehauen 🙄.

Nun ja, mit oder ohne Internet, an dem unseligen Variantenstatus können wir nichts machen. Wir schreiben noch eine Mail an die Marina, die mit unserer wahnsinnigen Surfgeschwindigkeit auch schon nach 73 Minuten im Internet in Richtung Portimão verschwindet.

„Zum Niedrigwasser lassen wir Daisy noch mal auf den trockengefallenen Sandbänken fliegen.“

„Zum Niedrigwasser lassen wir Daisy noch mal auf den trockengefallenen Sandbänken fliegen.“

„In der Mitte der Lagune, zu Hochwasser ist alles überflutet.“

„In der Mitte der Lagune, zu Hochwasser ist alles überflutet.“

„Unser Ankerplatz zu Niedrigwasser, ungefähr in der Mitte die PINCOYA.“

„Unser Ankerplatz zu Niedrigwasser, ungefähr in der Mitte die PINCOYA.“

Den Samstag diskutieren wir, was wir machen können und beschließen, über Nacht nach Portimão zu segeln. Die Segelbedingungen könnten günstiger sein, aber über Nacht soll der Wind eine kleine nördliche Komponente kriegen und nicht mehr nur stumpf aus West und Südwest blasen. Das wollen wir nutzen, auch wenn wir wissen, dass es ein langer Ritt wird. Aber tagsüber geht’s gar nichts, da steht uns der Wind voll gegenan, das brauchen wir gar nicht erst zu versuchen.


Culatra [A] -> via Vilamoura -> Portimão [A] Distanz: 48,1 sm Gesamtdistanz: 406,0 sm

„von Culatra -> via Vilamoura -> nach Portimão. Unten sieht man gut, wann der Wind gedreht hat.“

„von Culatra -> via Vilamoura -> nach Portimão. Unten sieht man gut, wann der Wind gedreht hat.“

Der Samstag macht uns den Abschied von Culatra leicht. Hinter Culatra ist es auch im Sommer schön und weiter im Osten liegt man auch im Sommer wesentlich »einsamer« als direkt vor Culatra-City, wo wir zurzeit ungefähr 50 Masten zählen. Aber mit der Ruhe und Einsamkeit ist es am Samstag schlagartig vorbei, denn ab 10:00 tobt speziell im Osten der Lagune eine Wochenendparty, die ihresgleichen sucht. Es ist schlicht unglaublich, Motorboote und Jetski rasen ohne jede Rücksicht ständig durch das Ankerfeld, jeder ist absolut bei sich und hat nur seinen eigenen Spaß im Kopf. Einen Spaß, den zugegeben nicht jeder ebenso teilen kann wie der Spaßvogel selbst. Dazu kommen die Ausflugsboote, Wassertaxis und Fischer, die einfach nur zu ihren Netzen wollen. Man ankert in Rudeln, bis zu 4 Motorboote werden zusammengebunden, und alte Männer schwingen sich auf ihre Wasser-Harleys und versuchen an das anzuknüpfen, was schon seit Jahren vorbei ist und sich auch mit Geld nicht zurückholen lässt. Der Jetski-Virus befällt allerdings ausschließlich Männer, hat aber bei ihnen eine um so furchtbarere Wirkung. Das entsetzte Kreischen der vollkommen überforderten Jetski-Motoren setzt nur mal kurz für ein Döschen Bier aus.

„Das kleine Wochenendgetummel, später kann noch mehr.“

„Das kleine Wochenendgetummel, später kann noch mehr.“

Danach stacheln sich die verschiedenen Ankercluster wieder gegenseitig zu neuen Höchstleitungen an. Die vermeintlich atemberaubende Akrobatik erinnert an die immer misslingenden Stunts der ebenso coolen wie unvermeidbaren Skateborder vor den Restaurants einer jeden Strandpromenade. Die frischen Knospen einer jungen Liebe verleiten einige Stringtanga-Damen, sich auf die Feuerstühle ihrer neuen Helden zu schwingen. Es müssen junge Knospen sein, denn zu einem zweiten Mal wird es nicht kommen, denn die Knospen werden Knospen bleiben und niemals eine Gelegenheit bekommen, zur Blüte zu reifen. Während der waghalsigen Fahrmanöver und Hochgeschwindigkeitseinlagen klammern sich die Stringtanga-Damen auf den um Hilfe kreischenden Feuerstühlen verzweifelt an ihren neuen Helden. Doch der innig weiche Druck der Umarmung seiner neuen Partnerin zündet bei dem Helden des Gashebels die Endstufe und auf der ohrenbetäubenden Extrarunde verspricht er sich als Anerkennung für seine tollkühnen Fahrkünste gleich heute Abend noch etwas mehr, während er noch nicht ahnt, das dies das letzte Mal ist und er gleich am nächsten Wochenende eine neue Ahnungslose beeindrucken muss.

„Vor Culatra-City“

„Vor Culatra-City“

„Eine sehr seltene Begegnung, dies ist wohl der einzige wirklich fahrfähige und gelungene Bau einer »Harryproa«. Wir hatten ihn schon in Punta Umbria gesehen, aber noch nicht auf dem Schirm, welches Unikat wir da vor der Linse haben.“

„Eine sehr seltene Begegnung, dies ist wohl der einzige wirklich fahrfähige und gelungene Bau einer »Harryproa«. Wir hatten ihn schon in Punta Umbria gesehen, aber noch nicht auf dem Schirm, welches Unikat wir da vor der Linse haben.“

So brechen wir auf, weil’s besser ist.


Um 16:40 ist Hochwasser. Wir können uns Zeit lassen, denn schließlich läuft das Hochwasser nun mehr als 6 Stunden ab, bis es sich wieder Niedrigwasser nennen darf. Das ist ein ziemlich faszinierendes Hin und Her und Hoch und Runter. Es fesselt uns immer noch wie am ersten Tag. Klar, jeder kennt Gezeiten und irgendwie sind sie ja auch das Normalste dieser Welt. Schließlich schwappen sie ja schon seit Urzeiten hin und her. Dennoch ist es faszinierend. Unglaubliche Mengen von Wasser sind ständig in Bewegung, laufen auf, heben hoch und strömen rein, um sechs Stunden später wieder abzulaufen, runterzulassen und rauszuströmen. Riesige Bereiche der Erde werden ständig überflutet und fallen wieder trocken. Und wir merken auf der PINCOYA kaum etwas davon. Unmerklich werden wir hochgehoben und wieder runtergelassen, nur vor Anker dreht uns die Strömung mal so und mal anders herum. Das ist schon ziemlich faszinierend.

„Wieder einmal »Goodbye Culatra« ... Für wie lange? Wer weiß das schon...“

„Wieder einmal »Goodbye Culatra« … Für wie lange? Wer weiß das schon…“

Vor der Einfahrt nach Faro brodelt es. Wir sind etwa 1 1/2 Stunden nach Hochwasser dort.
Es ist wieder Wildwasser, nur dieses Mal sind wir in der richtigen, der leichteren Richtung unterwegs. Ein kleiner portugiesischer Trimaran kommt uns ganz langsam unter Segeln gegen das ausstömende Wasser entgegen. Wenn man sein Revier kennt, kann man so entspannt sein.

„Wildwasser! Das Wasser läuft ab.“

„Wildwasser! Das Wasser läuft ab.“

Hinter dem Wildwasser gehen wir auf Kurs. Kurs West, Groß und Genua voll. Bis jetzt war der Wind etwas nickelig, aber nun möchte er auf einmal wohl doch für voll genommen werden. Und plötzlich läuft’s. Wir gehen innen eng hinter den Gefahrentonnen direkt unter Land durch.
Nach einiger Zeit steht der erste Kreuzschlag an, auch weil der Wind etwas dreht. Da die alten Windwellen genau von Westen einlaufen, haben wir sie nun genau auf der Nase. Sie sind kurz und steil, aber der Wind ist dafür einfach zu schwach. Eben sind wir noch mit gut 4 bis 5 Knoten gefahren, nun stehen wir und stampfen uns ein ums andere Mal fest. Es geht nur leidlich voran, wenn wir deutlich abfallen. Das ist nicht wirklich der effektivste Kurs, um Portimão zu erreichen. Wir kriegen es nicht hin und gehen wieder auf den anderen Bug. Da läuft’s besser, aber da kommt eben auch recht schnell wieder die Küste. Oh diese Wellen! Die können einem echt alles versauen!

So gegen 19:30 sagt die Capitana: “Fünfuhrdreißig Zielzeit”. Von 19:30 bis 5:30 sind es noch 10 Stunden. Nun ja, bei der Geschwingkeit mit der wir uns nach Westen bewegen, ist das nicht wirklich verwunderlich. Dabei haben wir bis Portimão nur noch gut 24 Seemeilen. Selbst wenn man bei Mathe immer gefehlt hat, kann man ausrechnen, dass 24 Seemeilen in 10 Stunden kein besonders überragendes Ergebnis ist. Wir kreuzen wie die Weltmeister und versuchen wirklich alles. Zweimal müssen wir uns sogar unter Motor durch die Wende auf den anderen Bug drücken, weil unsere dicke Erna einfach in der Wende stehen bleibt und keine Fahrt mehr aufnehmen will. Auf dem einem Bein nach Nordost läuft es, 8 bis 10 Knoten Wind und fast 5 Knoten Fahrt. Auf dem anderen Bein geht gar nichts. Immer noch 8 bis 10 Knoten Wind, aber nur 1,5 Knoten Fahrt, aber vor allem ist unser Wendewinkel eine echte Katastrophe. Manchmal scheint es besser zu werden, aber dann schlagen wieder die alten Windwellen zu und nichts geht mehr. Full stop! Wir versuchen wirklich alles und wer uns kennt, der weiß, dass wir auch unter den widrigsten Bedingungen nicht aufgeben. Aber das hier ist schlicht zu viel. Hier geht wirklich gar nichts! Wir tun uns mit der Entscheidung schwer, doch unter diesen Bedingungen sind wir mit unserem seglerischen Latein echt am Ende, zumal wir wissen, dass ab Mitternacht der Wind noch schwächer werden wird.

„Abends wird es auf See empfindlich kalt.“

„Abends wird es auf See empfindlich kalt.“

„Die Nacht kommt, die blöden Wellen bleiben.“

„Die Nacht kommt, die blöden Wellen bleiben.“

Am Ende starten wir den Motor und nehmen Kurs auf Vilamoura. Befriedigend ist das nicht, aber manchmal scheint man doch nicht mit dem Kopf durch die Wand zu kommen, egal wie leidensfähig man auch ist.


Sobald eine Entscheidung gefallen ist und vor einem »nur noch« fünf Seemeilen liegen, beginnen sich diese wenigen Seemeilen unweigerlich wie Kaugummi hinzuziehen. Hinter uns sehen wir noch eine Dreifarbenlaterne, die Crew dieser Segelyacht scheint dieselbe Entscheidung getroffen zu haben. Zwischenstopp in Vilamoura. Wir kommen gegen Mitternacht an und die Engländer rund eine 3/4 Stunde später.

„Erwachen in Vilamoura.“

„Erwachen in Vilamoura.“

Morgens wache ich gegen kurz nach sechs auf und kann nicht wieder einschlafen. Die ganze Virus- und auch Windsituation ist echt schwierig. Vilamoura zählt zu den Touri-Party-Hochburgen. Wenn Delta wirklich zuschlägt, dann hier. Darauf haben wir keine Lust und wenn es überhaupt eine halbwegs geeignete Segelchance gibt, um nach Portimão zu kommen, dann in den frühen Morgenstunden. Auch wenn es notwenig sein sollte, doch zu motoren, dann wäre es frühmorgens noch wesentlich angenehmer, als tagsüber, wenn es wieder beginnt, kräftig aus West zu wehen.

Die beiden Engländer von gestern Abend haben ein wirklich kleines und sehr altes Schiff. Die müssen letzte Nacht wirklich furchtbar durchgeschaukelt worden sein. Wir wechseln einige Worte und bedauern uns gegenseitig für die blöde Segelnacht gestern. Am Tankstellenhäuschen sehe ich einen Marinero. Wir haben keine Lust, in Vilamoura zu bleiben, ganz abgesehen davon, dass wir ja einen Krantermin in Portimão haben. Ich frage den Marinero, was die paar Stunden in der Nacht kosten, denn wir würden gleich gerne weiterfahren. Seine Antwort verblüfft mich etwas, er sagt: “Ok, just go, I’m going to get a coffee!”
Mit »Reise, Reise…« wecke ich die Capitana. Heute morgen bekommen wir noch nicht einmal unseren ersten Gutenmorgenkaffee im Bett 😟, so geht das nicht weiter, aber nun es geht weiter 🙂.

„Und plötzlich läuft es...“

„Und plötzlich läuft es…“

Aufstehen, Ablegen und Auslaufen sind eins. In der Marina weht es zart bis sanft. Auch als wir die Segel vor der Marina in der Hoffnung setzen, dass wenigstens noch etwas Wind kommt, umschmeichelt uns nur ein laues Lüftchen. Dann gibt es den obligatorischen Gutenmorgenkaffee und als wir uns mit den Tassen in der Hand in der Morgensonne umsehen, beginnt sich das Wasser zu kräuseln. It’s magic! Alles ist fertig und der Wind schnappt sich die Segel. Nach wenigen Minuten weht es mit 10 Knoten, dann mit 15, dann mit fast 20. Und er kommt aus Nordnordost und wir rauschen in dem ablandigen Wind mit bis zu 7,5 Knoten durch ein nahezu wellenloses Wasser. Es ist ein Traum! Und nach unserem misslungenen Segeltag gestern, ist das alles noch viel weniger zu glauben. Die PINCOYA schlingt hastig eine Seemeile nach der anderen herunter. Das erste und das zweite Cabo nehmen wir haarscharf, um nicht auch nur das klitzekleinste Seemeilchen zu verspielen, denn der Wind wird drehen. Die Frage ist nur, wann.

„Die Höhlen in der Steilküste.“

„Die Höhlen in der Steilküste.“

„Kurz darauf dreht der Wind...“

„Kurz darauf dreht der Wind…“

Und vor Bengali ist es dann soweit, innerhalb von 15 Minuten dreht er auf Nordwest und dann weiter auf Westsüdwest. Aber es reicht, um genug Höhe zu halten, um dann in einem Schlag Portimåo zu erreichen. Schon nach 4 Stunden fällt unser Anker vor Portimåo. Was für eine Entschädigung für gestern und was für ein toller letzten Segeltag für unsere Sommersegelzeit.

„Zurück im Portimão“

„Zurück im Portimão“

„Portimão“

„Portimão“

Stationen:

26.06 Vilamoura
37° 04′ 28,4″ N, 008° 07′ 20,8″ W

27.06 Portimão [A]
37° 06′ 44,4″ N, 008° 31′ 22,0″ W