In den letzten 1 1/2 Jahren sind wir mehr zuhause als unterwegs. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt, obwohl es ja auch wichtige und vollkommen pandemie-unabhängige Gründe dafür gab. Trotzdem knuspert dieses Missverhältnis an uns herum, denn schlussendlich haben wir ja den Schritt aus der Arbeitswelt heraus gemacht, um dem engen Korsett von Jahresurlaub und Arbeitszeit zu entkommen. So kreisen unsere Gedanken aktuell nicht nur um das »Wohin«, sondern auch darum, wie wir unserem Wunsch, auf der PINCOYA zu leben, wieder mehr Raum verschaffen können. Unser erklärtes Ziel war ja immer, in erster Linie auf der PINCOYA zu leben und mit ihr zu reisen. Ein schnelles Hierhin und auch noch Dorthin stand ja nie wirklich im Focus und schon gar nicht der Vorsatz »Juchee,-nun-segeln-die-Capitana-und-der-Schiffsjunge-mal-umme-Welt«. Aber wir wollten mit der PINCOYA »herumreisen«, wohlwissend, dass wir noch ein anderes Zuhause haben. Und in der Tat trifft das Wort »Herumreisen« den Kern unseres Wunsches recht gut, denn dieses Wort ist so wunderbar ziellos und so erfrischend unbestimmt. Ja, – und es ist sogar im besten Sinne »ergebnisoffen«, wobei dieses typische Beraterwort ja vor diesem Hintergrund sogar richtig sympathisch nachklingt. Es ist schon toll, wie der Blickwinkel selbst abgedroschenen Phrasenwörtern doch noch wieder einen köstlichen Geschmack verleihen kann.
Doch von vorn …, der 29te steht mit unserem Rückflug vor der Tür und um 9:00 am 02ten hängen wir am Kran und es geht zurück ins Wasser. Wir haben uns 3 Tage auf der Werft gegönnt, um die PINCOYA wieder startklar zu machen. Untenherum muss sie ordentlich aufgefrischt werden, denn wir wollen wirklich nicht jedes Jahr raus, um das Unterwasserschiff zu machen. Aber dazu müssen wir in erster Linie auch mehr fahren und nicht wieder so lange in einer Marina herumliegen. Doch genau das kommt unseren Plänen ja durchaus entgegen. So haben wir über Weihnachten auch nur einen kleinen Heimaturlaub eingeplant, nicht zuletzt, weil wir Anfang April sowieso wieder zurück müssen, um den Termin für unsere Visa in der US-Botschaft in Berlin wahrzunehmen.
Man muss nicht richtig gut rechnen können, um herauszufinden, dass es sich auch bei diesen Plänen immer noch nicht um ein wirkliches Long-term-cruising handelt. Doch ein Verhältnis von 3:1 ist immerhin schon mal besser, als das letzte Verhältnis von 1:1 🤓. Ganz zu schweigen von den Long-term-breaks, die uns die Pandemie ja auch schon beschert hat.
Mit einiger Sorge blicken wir allerdings auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland und hoffen sehr, dass die Reisefreiheit für Geimpfte wenigstens noch bis Ende August hält, bis wir wieder zurück sind. Zu oft haben uns nun schon kurzfristig beschlossene Regeln auf dem falschen Fuß erwischt. Und ganz ehrlich, wie die Entwicklung weitergeht, steht ja nicht wirklich in den Sternen, denn das kann man sich in UK, den USA und Israel gut ansehen. Die haben ja etwas Vorsprung und machen uns das vor, was man in Deutschland noch nicht wahr haben möchte.
But however …
Wenn wir erst einmal wieder schwimmen, wird die aktuelle Situation den Ausschlag geben, ob wir aus Portimão nach rechts oder links abbiegen. Ins Mittelmeer oder nach Madeira und auf die Kanaren. Vorbereitet sind wir auf beides, auch wenn uns die zweite Option besser gefällt. In jedem Fall werden wir aber so weit südlich bleiben, dass wir beim Überwintern keine Gänsehaut bekommen. Dazu passt eine aktuelle Überschrift aus der Yachting monthly “How to stay warm on a boat all the year round?” We found the pretty simplest answer to stay warm… “Going south!”. Madeira und die Kanaren sind schon unsere erste Wahl, denn mit dem Mittelmeer werden wir irgendwie nicht so richtig warm, auch wenn es z.B. auf Sizilien auch schon ausreichend warm wäre. Doch zum einen ist im Mittelmeer das Preisniveau recht hoch, aber zum anderen stört uns auch echt das römisch-katholische Liegen. Da sind wir wirklich nicht so richtig entspannt, denn es nimmt einem jegliche Privatsphäre in den ohnehin schon engen Häfen. Für eine Charter-Crew mag das für 14 Tage eine ganz witzige Dauerparty sein, aber Segler, die auf ihrem Schiff leben, sehen das dann doch etwas anders. Dies ist im Übrigen auch ein gravierender Minuspunkt von Katamaranen, denn mit denen kann man ja gar nicht anders.
Also hoffen wir auf Madeira und die Kanaren, was uns im nächsten Jahr ja auch noch die Option offen halten würde, es noch einmal mit den Azoren zu versuchen. Schon zweimal standen die auf dem Programm, aber immer ist daraus nicht geworden.
Nun werden wir mal sehen. Allein der lange Schlag nach Madeira ist schon reizvoll. Wir sind ja eher »Segler der kleinen Schritte« und machen gerne eins nach dem anderen. Und so passt nun auch ein längerer Schlag mal ganz gut ins Programm. 500 Seemeilen am Stück hatten wir noch nicht, doch nach 3 Jahren ist so etwas ja doch auch mal irgendwie fällig. Hopplahopp ist nicht so wirklich unser Ding, nicht weil wir Angst haben, aber wir mögen es eben, wenn wir einschätzen können, wie etwas sein wird. Ausreichend viel Unvorhergesehenes passiert dann ohnehin ganz von allein noch genug. Und wir sind tatsächlich der Meinung, dass es schlauer ist, sein »Glück im Unglück« doch lieber für das Unvorhergesehene aufzusparen, als es schon für das Alltägliche mit einzuplanen. Auch deswegen freuen wir uns auf den Schlag nach Madeira, denn nun passt alles, und wir hoffen sehr, dass uns im September die Pandemie-Regularien keinen Stricht durch die Rechnung machen.
Henriette
Neben all diesen Plänen und den Vorbereitungen dazu, gibt es aber auch wieder freudigen Familienzuwachs. Nachdem wir uns leider doch von Henry trennen mussten, ist nun Henriette, also sozusagen die kleine Schwester von Henry, zu uns gekommen. Es hat etwas gedauert, da die Zulassungsstelle in Hannover ganz offensichtlich von Flash und Priscilla aus Zoomania übernommen wurde, aber … schon nach 14 Tagen war das Meisterwerk der Zulassung vollbracht. Das hätte auch anders ausgehen können, doch dann hätten wir ganz sicher schon im Dezember mit Henriette zum Weihnachtsmarkt fahren können. Glück gehabt!
Und da Henriette auch munter unseren Anhänger zieht, sind den Bauprojekten von Bobina und Bob Baumeister nun auch nahezu keine Grenzen mehr gesetzt. Doch am 29ten finden auch diese Bauprojekte ihre natürliche Grenze, denn dann geht es wieder los.