… mal so zwischendurch

date: 27/7/2021


Die Geschichte mit der Quarantäne hat uns zwar echt auf dem falschen Fuß erwischt, aber so eine Quarantäne hat ja auch ihre praktischen Seiten. Uns fällt es nicht wirklich schwer, diese Zwangspause nach unserer Rückkehr als »entspanntes Ankommen« zu nehmen. Seit Corona planen wir eh so, dass wir immer 14 Tage vor irgendeinem wichtigen Termin zurück sind, um ggf. eine Quarantäne absitzen zu können.

Natürlich hätten wir auch Astrids Eltern gerne früher besucht und unsere Kinder und Enkel eben auch gerne früher gesehen, aber so winken wir über den Zaun und die Enkel sind voll in die Oma-und-Opa-Versorgung mit eingebunden. Der Kühlschrank war schon gefüllt, als wir zurückkamen, und zwischendurch quatschen wir auf Distanz, wenn uns eine weitere Einkaufstasche mit unseren Wünschen vor die Tür gestellt wird. Ansonsten genießen wir unsere Zeit, schon unter Segeln sind wir ja meist für uns allein, und eine Quarantäne zum Ankommen knüpft daran ganz entspannt an.

So nutzen wir unsere Quarantänezeit, um die Bilder, Videos und Blogs fertig zu machen, aber auch, um uns durch unseren »kleinen Urwaldgarten« zu schnippeln. Eine Machete brauchen wir zwar noch nicht, denn wir haben ja wirklich nur ein kleines Gärtlein, aber was dort in so kurzer Zeit alles wachsen, sprießen, blühen und verblühen kann, ist schon erstaunlich.

Am 29.08. wird es mit einem Direktflug wieder zurück nach Faro gehen. Es ist schön, wieder zuhause zu sein, aber schon nach zwei Wochen beginnt das Fernweh doch schon wieder zu kribbeln. In der schönsten Sommerzeit zurück in Deutschland zu sein, gefällt uns ganz gut, vielleicht ist es gar keine schlechte Idee, unsere Heimaturlaube eher ins Sommerhalbjahr zu legen, als die lange Segelpause im Winter zu machen, um in Deutschland zu frieren. …. Ok, vielleicht hätte ich das so nicht schreiben sollen, denn kurz nachdem diese Zeilen getippt sind, ist Schluss mit dem schönen Sommerwetter und ein echter norddeutscher Sommer hält mit kaum 17° warnen und grau-trüb-feuchten Tagen Einzug. Manchmal ist es vielleicht doch besser zu schweigen, nun haben wir den Salat.

Nach unserer Quarantäne bleiben uns noch gut 6 Wochen. Als 6 Wochen noch an den 6-wöchigen Sommerferien gemessen wurden, war diese Zeit schier unendlich! Und damit uns heute diese 6 Wochen nicht auch wieder zu lang vorkommen, haben unsere Kids für uns ein »Unterhaltungsprogramm« organisiert 🤭. In Großhansdorf möchte ein Gartenhaus nebst Fundament entstehen und zuhause fast gleich nebenan muss das Haus der kleinen Großfamilie neu aufgeteilt werden, weil sich für November unser sechstes Enkelkind angekündigt hat. Da wird nicht nur unser fast schon unerschöpflicher Werkzeugbestand benötigt, sondern auch die tatkräftige Hilfe von Bobina und Bob Baumeister. Denn immer, wenn wir zuhause sind, wird im Handumdrehen und auf ganz magische Art und Weise aus der Capitana und dem Schiffsjungen Bobina und Bob Baumeister 😂. And for our English speaking readers, Bobina is the wife of Bob the Builder, that’s obvious and easy, isn’t it 🙂 💪 👍!

„Ein Plattenfundament entsteht ...“

„Ein Plattenfundament entsteht …“

„Der Hausbau ...“

„Der Hausbau …“


Doch das Schlimmste und auch Traurigste passiert uns zwischen Großhansdorf und Wennigsen direkt im Autobahnkreuz Hamburg-Mitte! Das Fundament ist gerade fertig und wir sind erst einmal wieder auf dem Rückweg, da streikt die Schaltung von Henry. Wir haben Glück im Unglück, nach der ersten 5-spurigen Verzweigung, rollen wir auf einem kleinen Stück Seitenstreifen aus. Da stehen wir nun und Henry fährt nicht mehr. Weder Astrid noch ich sind jemals mit einem unserer Autos liegen geblieben. Nun haben wir auch diese Premiere! Nach einem kurzen Probieren und einem längerem Nachdenken ist klar, dass es nun ohne Abschleppdienst nicht mehr weitergeht. Seit ewig und drei Tagen zahlen wir mit unserer Autoversicherung auch einen Schaden- und Pannenservice. Nun brauchen wir ihn und es klappt wirklich alles wie am Schnürchen. Henry kommt auf einen Tieflader und unser kleiner Anhänger mit all dem Werkzeug wird an den Abschlepplaster gehängt. Das sieht schon etwas ungleichgewichtig aus, aber funktioniert. Es geht zu einer Werkstatt in Hamburg, Luiz und Leonard holen uns dort ab und gegen 19:00 sind wir zurück in Großhansdorf. Das war nicht ganz so geplant!

„Da steht er und kann nicht mehr.“

„Da steht er und kann nicht mehr.“

„Was nun?“

„Was nun?“

Der Rest ist ebenso schnell erzählt wie traurig. Die Werkstatt untersucht Henry und stellt fest, dass die gesamte Kupplung total hin ist. Wirtschaftlicher Totalschaden. Wir überlegen lange Hin und Her, rational ist das nicht, das wissen wir. Im Frühjahr haben wir schon einmal 2 T€ reingesteckt, nun noch einmal dasselbe ist selbst bei all der emotionalen Bindung Blödsinn. Wir brauchen etwas länger, um die Erkenntnis mit diesem Gedanken zuzulassen. Henry ist nun 13 Jahre alt und hat uns rund 300.000 km klaglos gefahren. Wir haben ihn wirklich nicht geschont. Und dann musste er gerade noch die 6.000 km nach Portugal und zurück rennen.
Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietwagen zurück nach Hause. Alle Überlegungen, ob wir überhaupt ein Auto brauchen, schlagen nach einer groben Kalkulation von Mietwagen, Car-Sharing und eigenem Auto schon allein kostenseitig deutlich zugunsten eines eigenen Autos aus. Auch wenn es 8 von 12 Monaten nur herumsteht.

So beginnt schon am Dienstag der nächsten Woche unsere Suche nach einem würdigen Ersatz. Wir sind zwar auch bereit einen passenden, aber unwürdigen Ersatz zu nehmen, aber am Ende wird es dann doch ein würdiger Ersatz für Henry. Wir kaufen einen Mini One mit Anhängerkupplung, wahrscheinlich den einzigen Mini One mit AHK, den es überhaupt in Norddeutschland gibt. Und nun haben wir eine Henriette. Kleiner und mit weniger Motormuskeln, aber so rot wie Henry. Eben eine echte Henriette.

Und so kann es nach einigen Chaostagen dann auch mit den geplanten Bauvorhaben weitergehen. Henriette kommt zwar erst in der ersten Augustwoche zu uns, aber nach einem Gewaltakt steht das Gartenhaus in Großhansdorf schon nach einem weiteren Tag. Das passte, denn was liegt näher, als schnell mal ein Gartenhaus aufzubauen, wenn man eh in Hamburg gerade seinen ersten Mietwagen wieder abgeben muss.

Und ganz nebenbei bekommt die Capitana in diesen Wochen auch ihren ersten und der Schiffsjunge seinen zweiten Corona-Piks. Den zweiten bekommt die Capitana wenige Tage vor unserem Abflug und dann sind wir endlich wieder halbwegs frei, um zu reisen. Und weil Lori und Barney in uns wieder die Kanada-Idee zum Glimmen gebracht haben, haben wir nun auch einen neuen Interview-Termin für das B2-Visum in der US-Botschaft in Berlin. Das allerdings erst im April 2022, rund 1 1/2 Jahre nach unserem Antrag, aber so ist schon mal einer unserer nächsten Heimaturlaube definiert.

Nun sind es nur noch 4 Wochen, bis wir wieder durchstarten. Und da das ziemlich sicher vier arbeits- und abwechslungsreiche Wochen werden, ist eine Auszeit unter Segeln dann auch mal wieder dringend notwendig.