Irre Fahrten bzw. Irrfahrten um Lanzarote


Isla de la Graciosa -> Costa de Papagayo [A] Distanz: 36,8 sm Gesamtdistanz: 1024,7 sm

„von der Isla de la Graciosa -> vor die Costa de Papagayo“

„von der Isla de la Graciosa -> vor die Costa de Papagayo“

Unsere Bordbatterien haben sich über Nacht bestens gehalten. Egal, ob der Kühlschrank an oder aus war, wir hatten immer 12,8 V und das bei gut 95% der Gesamtkapazität. So brechen wir total glücklich auf, weil sich das Batteriethema nun vielleicht doch erst einmal erledigt hat.

Der Nord hat etwas auf West gedreht und soll den ganzen Tag zwischen 10 und 15 Knoten wehen. Bis in den Süden von Lanzarote sind es rund 35 sm und der Kurs führt von einem Südwest über Süd nach Ost. Ideale Bedingungen für unser Hochzeitssegel! Nachdem die ganze Sache ja vor Madeira schon ohne Spibaum so gut geklappt hat, bereiten wir nun auch wieder alles so vor. So werden wir im Süden von Lanzarote gut halsen können, unsere Hoffnung ist, dass das ohne Spibaum total einfach geht. Auf Backbord die Schoten etwas fieren und auf Steuerbord etwas dicht nehmen und schon sollten wir durch die Halse huschen.

„Abschied von der Isla de la Graciosa“

„Abschied von der Isla de la Graciosa“

„Lanzarotes Vulkanlandschaft im Westen“

„Lanzarotes Vulkanlandschaft im Westen“

Gesagt getan, Anker auf, Parasailor hoch und schon geht die Rauschfahrt los. Wir haben auf den ersten 15 sm halbwindige 10 bis 12 Knoten aus Nordwest. Oft etwas nördlicher, selten etwas westlicher. Es rauscht! Bis zu 6 Knoten sind bei 11 Knoten Wind drin. Das kann sich sehen lassen. Vor uns haben wir nur einen Mitsegler, der aber klassisch besegelt fährt. Er ist etwas größer, aber wir holen auf. Wenn auch nur in homöopathischen Dosen, aber die Entfernung zwischen uns schrumpft. Und da der Parasailor ein wirklich gutmütiges Segel ist, sitzen wir im Cockpit, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und freuen uns über jede 100 m, die wir langsam aufholen. Noch sind wir Halbwind in einer ebenbürtigen Situation, aber wenn wir erst einmal richtig vor den Wind sind und fast direkt nach Süden gehen, dann kriegen wir ihn in nullkommanichts.

„Es geht flott voran...“

„Es geht flott voran…“

Wir kommen ihm bis auf 800 m nahe und dann geht’s vor den Wind. Wir sehen, wie seine Segel flappen, während der Parasailor prima steht. Das wird ein Spaß! Doch der Hund beginnt zu mogeln und fährt plötzlich mit flappenden Segeln schneller als bei Halbwind mit stehenden Segeln. So lassen wir ihn ziehen und genießen diesen herrlichen Segeltag ganz allein und ohne ihn zu überholen.

„Nichts zu tun als zu ruh'n“

„Nichts zu tun als zu ruh'n“

„Ein Fels inmitten schwarzen Vulkanschotters“

„Ein Fels inmitten schwarzen Vulkanschotters“

„Huiiii ....!!! ⛵️💨“

„Huiiii ….!!! ⛵️💨“

Dieser Tag ist wirklich ein Segeltraum und er entschädigt uns für all die Schaukelei in den letzten Wochen und Tagen. Im Süden von Lanzarote halsen wir genauso, wie wir uns das erträumt haben, und in der Düse zwischen Lanzarote und Fuerteventura rauscht es richtig. Aus rund 14 Knoten Wind machen wir über 7 Knoten Fahrt. Es ist ein Traum, der eigentlich gar nicht aufhören darf.

„Rubicón im Süden von Lanzarote“

„Rubicón im Süden von Lanzarote“

Doch drei Seemeilen vor der Costa de Papagayo, kurz bevor wir auf Höhe von Rubicón sind, nehmen wir den Parasailor herunter und fahren das letzte Stückchen noch mit der Genua. Um 17:20 fällt unser Anker vor der Costa de Papagayo und einer der supergeilsten Segeltage geht damit zu Ende. Den Parasailor haben wir sozusagen »nahtlos« von 90° backbordbug bis auf 90° steuerbordbug gesegelt. Ein echt coole Sache!

„Vor der Costa de Papagayo I“

„Vor der Costa de Papagayo I“

„Vor der Costa de Papagayo II“

„Vor der Costa de Papagayo II“

„Vor der Costa de Papagayo III“

„Vor der Costa de Papagayo III“


Arrecife, hin und weg, äh … wieder weg

Costa de Papagayo [A] -> via Arrecife -> Costa de Papagayo [A] Distanz: 44,7 sm Gesamtdistanz: 1069,4 sm

„Einmal Arrecife und retour“

„Einmal Arrecife und retour“

Der Sonntag beginnt mit einer großen Enttäuschung. 11,8 V bei 90% der Nennkapazität. Die Bordbatterien sind offensichtlich doch ziemlich hin. 5 Jahre haben sie nun auf dem Buckel, der Satz Batterien vorher hat 6 Jahre gehalten. Das nun doch so schnelle Ende führen wir in der Tat auf die wirklich extreme Schaukelei auf unserer letzten Überfahrt zurück. Noch nie vorher hatten wir das Sülbord im Wasser. Das hat ganz offensichtlich nicht nur die Motorbatterie ins Jenseits geschickt, sondern auch den Bordbatterien noch mal richtig einen mitgegeben.
Was wir nun machen, wissen wir noch nicht so genau, doch erst einmal müssen wir nach Arrecife, um unseren Winteraufenthalt klar zu machen. Dort gibt es auch zwei Shops für Yachtzubehör. Mal sehen, ob die uns Victron Batterien besorgen können. Egal ob Lithium oder AGM, es werden in jedem Fall wieder Victrons.

„Der Playa Mujeres an der Costa de Papagayo“

„Der Playa Mujeres an der Costa de Papagayo“

Da es ziemlich windstill ist, brechen wir erst nach dem Frühstück auf, was allerdings an der Windstille auch nichts ändert. Erst eine Stunde später kommt etwas Wind auf, der dann auch langsam zunimmt. Allerdings kommt der wie immer auf den Kanaren aus nördlichen Richtungen. Also kreuzen wir uns herauf nach Arrecife. Es ist wieder ein schöner Segeltag, nachdem sich die Wolken verzogen haben, sogar sonnig und warm. Da ist es auch gar nicht schlimm, wenn es auf der Kreuz mal etwas länger dauert.

„Arrecife voraus“

„Arrecife voraus“

Um 15:30 sind wir an der Einfahrt von Arrecife, nehmen die Segel runter und tuckern rein. Vor uns meldet sich ein Segler beim Office über Kanal 9. Statt einfach irgendwo fest zu machen, bin ich so bekloppt und melde mich auch über Kanal 9. Leider ist angeblich nichts frei, obwohl in jeder Boxengasse und auch besonders an den Charterstegen so einige Boxen frei sind. Auf 9 frage ich nochmal, ob wir wohl wenigstens Wasser bekommen können, weil wir keinen einzigen Tropfen mehr haben. Negativ, es gibt auch kein Wasser. Kein Liegeplatz, also auch kein Wasser! Am gegenüberliegenden Fischersteg sehe ich Wasseranschlüsse, doch die Stege sind echt klein und dort bläst es auch ziemlich blöd um die Ecke. Es ist ja Nachmittag, also hat der Wind gerade Hochkonjunktur. Wir rufen zu einem deutschen Katamaran herüber, ob wir kurz längsseits kommen können, um Wasser zu nehmen. Erst ziert er sich etwas, dann stimmt er zu. Aber wir werden offensichtlich beobachtet und der Typ aus dem Office meldet sich per Funk, und fragt, ob er sich nicht klar genug ausgedrückt hätte. Ich bedanke mich für den tollen Service und stelle die Funke aus. Er muss schon selbst herkommen, wenn er mich daran hindern will, hier Wasser zu nehmen.

„Das Museo Internacional de Arte Contemporáneo an der Einfahrt zum Yachthafen“

„Das Museo Internacional de Arte Contemporáneo an der Einfahrt zum Yachthafen“

Auf dem Steg hinter dem Katamaran erscheint ein Marinero. Ich erkläre ihm unsere Lage und dass wir nur Wasser wollen und – die zündende Idee – vielleicht etwas Fuel für unseren Generator. Also frage ich, wo denn die Tankstelle ist. Er grinst! Ok, dort hinten. Während wir tanken, könnten wir ja eventuell auch ….
Gott sei Dank haben wir 2 1/2 leere Benzinkanister für den Außenborder und den Generator. Unser Dieseltank ist noch recht voll, so viel verbraucht man ja auch nicht, wenn man immer versucht zu segeln. Also manövriere ich uns rückwärts an die Tanke. Inklusive einiger Fahrfehler. Mit Ärger im Bauch und Wind von der Seite bin ich nicht der beste Rückwärtsfahrer. Und plötzlich sind 6 helfende Hände da. Alle richtig nett und hilfsbereit, inklusive unseres Marineros. Gaaaaaanz langsam macht er sich ans Tanken und sagt mir, dass ich schnell Wasser nehmen soll. Das Tanken muss aber gaaaaanz langsam gehen. Man muss sich dafür Zeit lassen! Ein echt netter Kerl, er zwinkert mir zu, sagt aber nichts weiter. Während das Wasser läuft, tanken wir also gaaaaaaanz langsam. Als unser Wassertank fast voll ist, ist er auch mit dem Befüllen unserer Kanister fertig. Wieso kann es nicht nur so nette Menschen geben und wieso muss da so ein Stinkstiefel an der Funke sitzen, der von Seemannschaft noch nie etwas gehört hat?

„Da ist der Schiffsjunge noch guter Dinge...“

„Da ist der Schiffsjunge noch guter Dinge…“

Aber die netten Erlebnisse mit so unkonventionell hilfsbereiten Menschen lassen den Ärger schnell vergessen und auch die Tatsache, dass wir nun wieder zurück vor die Costa de Papagayo müssen. Morgen werden wir mal bei der Marina Rubicón anfragen, ob die für uns für zweite Tage ein Plätzchen haben. Dort soll auch ein Marine-Shop sein, vielleicht klappt es ja dort. Aber selbst, wenn wir dort noch etwas auf einen Platz warten müssen, wir können auch mit dem Gummiboot von dem Ankerplatz vor der Marina zum Einkaufen fahren. Und wir haben nun Wasser und können bei unserer Sparsamkeit gleich noch einmal 14 Tage ohne Marina durchhalten.

Und was lernen wir aus der Geschichte? Mindestens einer unserer 5 20l-Kanister ist zukünftig immer leer, man soll ja nichts dem Zufall überlassen, denn in jeder noch so überfüllten Marina gibt es immer eine Tanke und dort gibt es auch Wasser. Und das machen wir solange, bis wir im nächsten Jahr einen Wassermacher eingebaut haben, da gibt es keine Diskussion mit der Capitana mehr, denn ab heute ist der ein Muss!

„Schon wieder auf dem Weg zurück, es weht, aber der Pilot ist doch schneller 🤨...“

„Schon wieder auf dem Weg zurück, es weht, aber der Pilot ist doch schneller 🤨…“

Gleich draußen packen uns 15 ausgeruhte Knoten feinster Nordnordwestwind. Die ersten 5 Seemeilen rauscht es nur so dahin. Doch mit der untergehenden Sonne geht auch dem Wind die Puste aus, und als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, haucht auch der Wind sein letztes Leben aus. Also brummen wir zurück auf unseren alten Ankerplatz. Es ist schon stockfinster, als wir unseren Anker nach dieser Irrfahrt fallen lassen, nur der Mond bescheint noch etwas die Szenerie.

„Mit der Sonne geht auch der Wind.“

„Mit der Sonne geht auch der Wind.“


Unser Batteriedisaster
Nach einigen Tagen müssen wir sämtliche Hoffnungen auf Besserung aufgeben. Auch unsere Bordbatterien sind hin, nicht nur die Starterbatterie. Geht es unter 90% der Nennkapazität, bricht die Spannung massiv ein. Im Handumdrehen sind wir nur noch bei 11,5 V und weniger und nix ist mehr mit den hübschen 12,8 V. Nun stehen wir vor einem bzw. gleich mehreren Problemen, in die wir, das müssen wir ja zugeben, ziemlich blauäugig reingestolpert sind.

Problem 1:
Wie blöd ist es, mit 5 Jahre alten AGMs weiterhin auf große Tour zu gehen, wo man doch selbst schon erlebt hat, dass nach 5 Jahren ein plötzlicher Batterietod nicht gerade unwahrscheinlich ist. Aber wir müssen auch zugeben, dass wir nicht im mindesten daran gedacht haben, denn wenn alles gut ist 👍, liegt ja auch nichts näher, als dass es für immer so bleibt 🙄.

Problem 2:
So, wie wir unsere AGMs nutzen und regenerativ laden, fördert das keine lange Lebensdauer. Ein zeitiger Batterietod ist sozusagen vorprogrammiert. Viele Marinaaufenthalte könnten das Problem etwas nach hinten verlagern, aber das ist am Ende ja auch eine Kostenfrage, auf dessen Hintergrund sich selbst Lithium Batterien in wesentlich kürzerer Zeit amortisieren. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es ja schon ab Madeira und den Kanaren oftmals gar keine passenden oder freien Marinas gibt.
Doch Problem 2 ist für sich allein genommen eigentlich noch kein echtes Problem, denn man kann dieses Problem bewusst einkalkulieren und auch damit umgehen.

Problem 3:
Erst Problem 3 macht Problem 2 zu einem echten Problem.
Die Beschaffung von Batterieersatz ist fernab der Heimat, weitab von gut versorgten Industriestaaten und in Wirtschaftssonderzonen – hähä, da sind wir ja schon bei den Kanaren! – ein echtes Problem. Als EU-Segler kann man seine AGMs bedenkenlos durch – sagen wir mal – ungünstige Handhabung schreddern. Ersatz gibt es in der EU immer zu Schnäppchenpreisen und ohne jede Zollformalitäten problemlos in wenigen Tagen, egal wo man sich befindet. Da rechnet sich der gut vierfache Preis einer Lithium-Batterie niemals, denn ob eine Lithium-Batterie wirklich 20 Jahre hält, muss sich auch noch erst einmal herausstellen. Soweit also so gut.

Doch genau dieses Ersatzbeschaffungsproblem wird immens, wenn man mit Zoll, Einfuhrumsatzsteuer, Transport und vielem mehr in Ländern kämpfen muss, die eben nicht so reibungslos und klar funktionieren wie die EU. Und genau das ist schon auf den Kanaren der Fall. Hier haben wir uns seit 2 Tagen ausschließlich mit der Frage beschäftigt, wie wir ein wirklich günstiges Angebot aus Deutschland nach Lanzarote importieren können und was es vor allem an Zoll und an Einfuhrumsatzsteuer kostet und ob man eine kanarische Steuernummern nun braucht oder nicht oder ob man lieber eine Customs Agency einschaltet oder nicht und was die dann wieder kostet usw. usw. usw.
Ja ja, die Kanaren gehören zu Spanien, aber sie sind anders. Der Handel zwischen den Kanaren und der EU und selbst dem Mutterland Spanien ist ungleich komplizierter als der Handel zwischen den USA und der EU, selbst ohne Freihandelsabkommen.

Das Fazit:
D.h. am Ende: Lithium Batterien können sich für Fahrtensegler tatsächlich rechnen, aber nicht durch irgendwelche technischen Merkmale. Lithium Batterien rechnen sich ausschließlich nur durch die Hoffnung, dass sie durch das »regenerative Laden mit Solar und Wind« nicht so geschreddert werden wie AGMs. Und dahinter steht einzig und allein das Problem der Ersatzbeschaffung in Ecken der Welt, in denen man nicht einfach in einen Laden gehen kann, um das in den Einkaufswagen zu packen, was man so braucht.

Hätten wir hier problemlos AGMs bekommen und (!) könnten wir davon ausgehen, dass wir auch in 5 Jahren wieder problemlos AGMs als Ersatz bekommen, egal wo wir dann gerade sind, hätten wir selbstverständlich wieder AGMs genommen und das gesparte Geld für irgendetwas anderes verprasst. Aber … davon können wir nicht ausgehen und deswegen beißen wir nun in den sauren Lithium-Apfel. Klar haben Lithiums auch Vorteile. Vorteile, die wir ganz sicher auch zu schätzen wissen, die uns aber den Mehrpreis auch nicht wert gewesen wären. Das Einzige, was es uns wert macht, nun Lithiums zu kaufen, ist die Hoffnung, in 5 Jahren nicht wieder dieses Theater zu haben. Ein Theater, das ja auf den Kanaren noch halbwegs handhabbar ist, aber woanders dann vielleicht tatsächlich keine Lösung mehr findet.
Und eins wird einem dabei auch immer wieder klar. Wenn man so aus dem Ausland, und auch aus dem europäischen Ausland, auf die Preise in Deutschland guckt, dann wird einem ganz warm ums Herz, denn bislang kennen wir noch kein einziges Land, in dem all diese »Luxusartikel« preiswerter zu bekommen sind als in Deutschland. Ich glaube, ich hatte es schon einmal geschrieben, das beginnt schon mit dem Antifouling. Das kann man sich aus Deutschland fast mit dem Taxi nach Portugal bringen lassen, um dann vom Gesparten mal richtig gut essen zu gehen.


Energietechnisch überleben wir aktuell nur durch die viele Sonne und durch unseren kleinen Honda-Generator. Ein Marinaplatz, wo wir mal am Landstrom hängen können, ist aktuell nicht zu bekommen. Mal ganz abgesehen davon, das ein Marinaplatz ja auch nur eine temporäre Lösung für eben diesen einen Tag wäre. Wir sind heilfroh, uns im letzten Jahr für den Kauf des kleinen Honda-Generators entschieden zu haben. Auch wenn die Beweggründe ja doch ganz andere waren. Doch machmal hat man eben auch Glück mit seinen Entscheidungen und trifft unbewusst 100% ins Schwarze. Allein auch deswegen schon, weil wir ihn manuell über einen Startzug starten können. Es braucht keinen Batteriestrom, um ihn zu starten, aber er produziert sofort 220V und 12V, um all das zu aktivieren, was mit kaputten Batterien eben nicht mehr geht. Und ohne ausreichende Batteriespannung hilft einem eben ein eingebauter Generator oder eine dicke Lichtmaschine am Motor auch nicht so recht weiter, denn Motoren und Generatoren, die man nicht starten kann, produzieren ja auch ziemlich wenig Strom. Und wie schnell Motor- und Bordbatterien in die Knie gehen können, haben wir ja nun gesehen. Auf der Mohrian konnten wir den fast 40 Jahre alten Volvo Penta MD 11 ja tatsächlich noch ankurbeln, der kleine Honda-Generator erscheint uns heute wie der moderne Ersatz für diese Selbsthiffemöglichkeit. Im letzten Jahr haben wir uns echt schweren Herzens zu dem Kauf des Honda durchgerungen, heute müssen wir sagen, dass der Kauf eine der besten Entscheidungen war, die wir je für die Ausrüstung der PINCOYA getroffen haben. Glück gehabt.


Ankerzeiten
Nach unserem Misserfolg in Arrecife versuchen wir noch in anderen Häfen, einen Platz zu bekommen, aber wir bekommen nur Absagen. Auf der anderen Seite bestätigt uns Arrecife unseren Winterplatz ab dem 15.12. noch mal explizit. Das ist ja auch schon mal was und so buchen wir für den 19.12. einen Rückflug für unseren Weihnachtsheimaturlaub.

„Schwell vor der Costa de Papagayo“

„Schwell vor der Costa de Papagayo“

Vor Rubicón ist uns das Ankerfeld zu voll, deswegen bleiben wir weiter vor der Costa de Papagayo. Doch auch hier kriegt der Atlantikschwell die Kurve und dreht direkt auf die Costa de Papagayo ein. Schon erstaunlich und noch erstaunlicher ist, dass Windy das tatsächlich auch richtig vorhersagt. Dieser Um-die-Ecke-Schwell ist teilweise noch richtig hoch, bleibt aber in seiner Frequenz atlantikmäßig lang. So rollen wir nur ganz selten, werden aber von dem gewaltigen Atmen des Atlantiks immer wieder sanft hochgehoben, um kurz darauf wieder herunter gelassen zu werden. Es ist beeindruckend, wenn diese großen Wogen unter uns durchlaufen, man sie auf ihrem Weg zur Küste verfolgen kann und dann beobachtet, wie sie sich schäumend mit einem unglaublichen Radau an den Felsen und auf dem Strand brechen. Das Ankerfeld wogt im Takt die Wellen hin und her. Mal verschluckt ein Wellental den ein oder anderen Ankerlieger, um ihn kurz darauf wieder hochzuheben, wie um zu zeigen, dass nichts Schlimmes passiert und der Rumpf doch nicht untergegangen ist.

„Vor der Costa de Papagayo IV“

„Vor der Costa de Papagayo IV“

Als wir am Sonntag aus Arrecife zurückkamen, war es ja schon dunkel. Wenn man dann solch eine Brandung hört, aber nicht wirklich etwas sehen kann, dann wirkt das alles automatisch richtig bedrohlich. So haben wir unseren Anker auch lieber etwas weiter draußen fallen gelassen, als noch näher an die Quelle des Lärms zu heranzufahren. Und auch in der Nacht sind wir nicht nur einmal aufgestanden, um unsere Position noch einmal zu checken. Das Grollen der Wellen hat uns nicht ruhig schlafen lassen.

Gern hätten wir nun endlich auch mal einen kleinen Spaziergang am Strand und auf den Felsen gemacht, aber das Anlanden mit unserem Gummiboot bei solchen Bedingungen ist schlicht unmöglich. Auch wenn wir mit unserer Rafting-Technik inzwischen sehr zufrieden und dadurch auch beim Anlanden richtig schnell geworden sind. Bisher haben wir unser Dinghy ja rudernd an den Strand gesteuert. Nun haben wir uns aber die Rafting-Technik bei anderen abgeguckt. Erst taten uns die armen Kerle leid, die mit ihren Rudern paddelnd zum Ufer unterwegs waren, weil da ja offensichtlich irgendetwas mit den Rudern kaputt gegangen sein musste. Dann haben wir aber doch erkannt, dass das System hat. So sitzen nun auch wir, jeder mit einem Ruder zum Paddeln bewaffnet, rechts und links auf den Schläuchen unseres Gummibootes und paddeln die letzten Meter echt rafting-mäßig zum Strand. Ein Bein im Wasser und eines im Gummiboot. Wie John Wayne auf seinem Zossen, wenn der durch die Prärie reitet. So hat man die maximale Kontrolle, sieht wo man hinfährt, kann prima den richtig Zeitpunkt abpassen, ist in nullkommanichts mit dem anderen Bein auch aus dem Boot und kann das Dinghy zack auf den Strand ziehen. Die Räder klappen wir schon vorher runter, dort wo es noch ruhig ist, so geht am Strand keine Sekunde verloren. Inzwischen ist das für uns schon eine bewährte Taktik, aber hier und in diesen Wellen hilft die auch nicht weiter, denn solche Wellen garantieren eine Schleuderspülung allererster Güte.

„Auf dem Weg nach Rubicón und davor“

„Auf dem Weg nach Rubicón und davor“

„Einkauf ...“

„Einkauf …“

Mittwoch fahren wir mal kurz vor den Playa Blanca bei Rubicón. Dort kann man geschützt anlanden und keine 500m weiter ist ein SuperDino. Der ist ziemlich gut sortiert und eignet sich hervorragend für eine Grundversorgung. Das letzte Mal haben wir auf Madeira eingekauft, wenn man mal von dem kleinen Einkauf auf La Graciosa absieht. Es ist also wirklich mal wieder Zeit, denn inzwischen sind unsere Vorräte auf einen kleinen, traurigen Rest zusammengeschrumpft. Deswegen fahren wir mit dem Gummiboot auch gleich zweimal, um auch wirklich wieder genug für die nächsten Wochen zu haben.

„... und die Beute wird ins Dinghy geschleppt.“

„… und die Beute wird ins Dinghy geschleppt.“

„Abendstimmung, so etwas bekommt man eigentlich nur auf einem Anchorage geboten“

„Abendstimmung, so etwas bekommt man eigentlich nur auf einem Anchorage geboten“


All das Überlegen und Organisieren und all die Dinge, die rund um die Ersatzteilbeschaffung geklärt werden müssen, gehen einem dann ja doch irgendwann richtig auf die Nerven. Besonders, wenn man sich tagelang mit nichts anderem mehr beschäftigt. Dazu kommt noch dieses elende Rumgezatter, um überhaupt mal wieder einen Marinaplatz zu bekommen, die dadurch schwierige Frischwasserversorgung und auch die schlicht schwierigen Umstände, mal wieder etwas größere Mengen etwas problemloser und einfach mal so einkaufen zu können.

Nachdem wir mit all diesen Dingen einen halbwegs befriedigenden Status quo erreicht haben, beschließen wir, mal wieder einen Segeltag einzulegen. Wenigstens einen kleinen, denn wir wollen nur hinter die Isla de Lobos im Norden von Fuerteventura.

„Ein kleiner Spaziergang auf Lanzarote“

„Ein kleiner Spaziergang auf Lanzarote“

Doch am Donnerstagmorgen ist das Meer ruhig. Nur kleine Wellen schwappen an den Strand und nichts ist mehr mit diesem Getöse der letzten Tage. Irgendwer muss da einen Schalter umgelegt haben. Also ändern wir unseren Plan und beschließen, unseren ersten Landausflug auf Lanzarote zu machen. Doch wir trauen der vermeintlichen Ruhe dann doch nicht so richtig. Zu oft haben wir uns ja auch schon geirrt! Also verpacken wir das Photozeug und alles andere in wasserdichten Taschen, binden unsere Schuhe am Dinghy fest und Astrid zieht sicherheitshalber gleich mal Badesachen an, obwohl wir uns als Anlandestelle ja den Nudistenstrand ausgesucht haben 🙂.

„Angelandet“

„Angelandet“

„Auf der Costa de Papagayo“

„Auf der Costa de Papagayo“

Doch alles läuft wie am Schnürchen, die Rafting-Methode ist super. 10m vor dem Strand Motor aus, Räder runter und aufgesessen und schon wird zur Attacke gepaddelt. Zwei Wellen warten wir ab, dann wird olympisch gepaddelt und schon haben wir festen Boden unter den Füßen. Die nächste Welle kann uns mal.

„Der Anchorage vor der Costa de Papagayo“

„Der Anchorage vor der Costa de Papagayo“

„Hinkebein macht Fußmärsche ... “

„Hinkebein macht Fußmärsche … “

Zwei Stunden laufen wir am Strand entlang und über die südöstliche Spitze von Lanzarote. Lanzarote ist echt karg. Das ist ja auch von See aus kaum zu übersehen. Was für ein Unterschied zu Madeira. Dagegen ist Lanzarote eine echte Wüste. Fast wie ein kleines Wunder blühen aus vollkommen vertrockneten Büschen kleine gelbe Blüten. Ansonsten ist alles in einem sandigen Grau-Braun-Beige gehalten. Mein Knie funktioniert wieder so leidlich, auch deswegen wollen wir es nicht übertreiben und sind nach zwei Stunden schon wieder zurück auf der PINCOYA.

„Sandburgen sind hier Steinburgen“

„Sandburgen sind hier Steinburgen“

Auch auf dem Weg zurück durch die kleine Brandung klappt es rafting-mäßig wieder richtig gut. Und da wir nicht gebadet wurden, baden wir hinterher freiwillig von der PINCOYA aus. So langsam werden wir tatsächlich zu echten Schwimmern und unsere Kreise werden immer größer. Das ist aber alles überhaupt nichts gegen all die Ariels und Neptuns aus Frankreich. Die schwimmen Kilometer durch komplette Buchten und brauchen auch gar kein Dinghy, um an Land zu kommen.

„Abendstimmung ...“

„Abendstimmung …“

„... mit Vollmond.“

„… mit Vollmond.“


13.11. Isla de la Graciosa [A] -> vor der Costa de Papagayo [A] 38,8 sm
28° 51′ 00,3″ N, 013° 47′ 37,0″ W

14.11. Costa de Papagayo [A] -> Marina Arrecife -> Costa de Papagayo [A] 44,7 sm
28° 51′ 03,0″ N, 013° 47′ 40,5″ W

15. -> 18.11. Costa de Papagayo [A] mit Einkaufstour und retour und einer kleinen Verlegung 4,6 sm
28° 50′ 46,9″ N, 013° 47′ 32,7″ W