Puerto del Rosario -> Gran Tarajal -> Puerto del Rosario Distanz: 60,4 sm Gesamtdistanz: 1.163,3 sm
Inzwischen riecht es gewaltig nach dem Ende der Saison 2021. Im Kalender hat der Dezember begonnen, ein Winterliegeplatz und der Rückflug sind schon länger gebucht und dennoch kommt die Erkenntnis nun doch etwas unerwartet. Der Countdown läuft, die verbleibenden Stationen ergeben sich fast automatisch, die Wettervorhersagen erhalten wieder mehr Aufmerksamkeit, letzte Notwendigkeiten werden zu Eckpfeilern und schon steht der Plan, der die letzten Segelmeilen dieser Saison definiert.
Für uns heißt das, dass wir nur noch etwas weiter in den Süden von Fuerteventura segeln können, da wir beizeiten die Kreuz zurück bis Arrecife angehen müssen. Costa Calma werden wir dieses Jahr nicht mehr erreichen, aber wir kommen ja schon bald wieder. Auf dem Rückweg wird wieder Puerto del Rosario auf unserem Weg liegen, ja liegen müssen, denn dort soll ja am 10.12. El Tanque nuevo zu uns an Bord kommen, unser neuer Fäkalientank. Ab dem 15.12. haben wir dann den Platz in Arrecife und am 19.12. sitzen wir schon im Flieger zurück in die Kälte.
Von Gran Tarajal nach Arrecife sind es zwar nur gut 55 sm, aber östlich von Fuerteventura und Lanzarote weht eigentlich immer ein strammer Nordost, der es uns zusammen mit dem Kanarenstrom schwer machen wird, einfach mal so zurückzukommen. Da wir mit der ersten Etappe ja eh wieder nach Puerto del Rosario müssen, passen die ersten 20 sm Luftlinie so schon mal ganz gut. Die zweite Etappe sollte uns dann wieder vor die Costa de Papagayo bringen und die dritte kennen wir ja schon, denn wir haben uns ja schon einmal nach Arrecife voran gekreuzt.
Drei stramme Segeltage liegen also vor uns, deren Kreuzschläge wir auch nicht zu weit nach Osten ausdehnen wollen. Während unserer Fahrt nach Gran Tarajal hat Las Palma-Radio alle zwei Stunden PanPan-Meldungen gesendet und wegen verstärkter Schleuseraktivitäten gebeten, nach Flüchtlingsbooten Ausschau zu halten. “Boats with people approaching the islands. Keep sharp look out!” – umschreibt eine Not und eine Verzweifelung, die nicht selten tragisch endet. Allein am ersten Dezember sind von der spanischen Seerettung südöstlich von Fuerteventura 278 Flüchtlinge aus 5 Schlauchbooten gerettet worden. D.h. in jedem Schlauchboot haben mehr als 50 Menschen gesessen. Wenn nur eines dieser Boote wie im Ärmelkanal kentert, könnten wir nicht einmal ansatzweise helfen. Deswegen werden wir auch die spanischen Hoheitsgewässer in Richtung Afrika nicht verlassen. Nur in Inselnähe können wir schnelle Hilfe rufen, eine Hilfe, die wir selbst gar nicht leisten können. Und dies auch immer in der Annahme, dass dort »nur Flüchtlinge«, also hilfsbedürftige Menschen unterwegs sind, und keine kriminellen Schleuser, die vor nichts zurückschrecken, und nur an einem schwimmenden Untersatz ohne lästige Zeugen interessiert sind.
Es ist schon beklemmend, wenn bisher ferne Tagesschau-Nachrichten plötzlich ein so reales Gesicht bekommen. Auf den Kanaren stößt der westliche Wohlstandsbauch direkt auf die echte Not und Verzweiflung, die nur wenige Kilometer östlich Alltag ist. Und wie groß die Verzweiflung und auch die Hoffnung auf irgendetwas Besseres ist, kann man vielleicht daran ermessen, wenn man mal eines dieser halb abgesoffenen Schlauchboote gesehen hat, in denen sich viel zu viele Menschen drängen und bei 4 bis 5 Windstärken in bis zu 2,5 m hohen Wellen auf eine 100 km lange Überfahrt ins absolut Ungewisse machen. Und wenn der Wind dann zunimmt und das Glück nicht mit ihnen ist, dann kommt es zur Katastrophe und vor Fuerteventura werden nur noch Tote aus dem Meer geborgen. In den letzten 12 Monaten sind auf den Kanaren 23.000 Flüchtlinge angekommen. Das sind im Schnitt 63 Menschen pro Tag, die es lebend geschafft haben. Auf den östlichen Kanaren ist dies keine ferne Nachricht aus den Abendnachrichten, hier ist das bedrückender Alltag.
Es ist schwer, das so zu sehen und damit in seinem eigenen, ja glücklichen Fahrtensegleralltag umzugehen. Wir haben das alles gewusst, wenn auch nicht immer bewusst mit uns herumgetragen, und wir wissen auch um das riesige Gefälle von unserem Luxus zu dem, was die Menschen haben, je weiter wir uns von dem Wohlstandswesten entfernen. Wir sehen da schon ein Problem, und vielleicht noch etwas mehr, nachdem sich hier auf den Kanaren doch eine Fahrtenseglergemeinde ballt, zu der schon wir oftmals nur wenig Anknüpfungspunkte finden. Was das alles zusammen am Ende mit uns und unseren Plänen macht, wissen wir noch nicht, aber ohne Einfluss wird es sicher nicht bleiben.
Gran Tarajal
Nach all den technischen Problemen, die uns in Puerto del Rosario ja doch ziemlich in Atem gehalten haben, ist der Segelschlag bis vor den Playa de Gran Tarajal eine echte Erholung. Energietechnisch passt es so einigermaßen, obwohl auf einem Vorwindkurs nach Süden die Segel ja doch die Solarzellen abschatten und das Windrad wegen des Vorwindkurses auch nicht viel zu tun hat. Dieses Problem werden wir auf der Kreuz zurück in den Norden so nicht haben, zumal es zurzeit auch eher nach mehr Wind aussieht. Wenn die Energieversorgung erst einmal schwächelt, muss man sich plötzlich beim Segeln auch um solche Dinge Gedanken machen 🙄. Das nervt!
Die Bucht vor dem Playa de Gran Tarajal erweist sich als prima Ankerspot. Der Ankergrund ist gut und fast frei von Steinen. Hier kann man seinen Anker auch mal bei mehr Wind fallen lassen. Allerdings sollte der Wind dann nicht zu viel Ost in sich haben, denn die Wellen reflektieren zusammen mit dem Kanarenstrom ganz wunderbar an der glatten Hafenmole. Doch wenn man sich möglichst weit in die Bucht hinein kuschelt und nicht allzu empfindlich ist, geht es auch bei einem strammen Nordost.
Nach den vielen Marinatagen in Puerto del Rosario genießen wir die Zeit vor Anker. Das Ankerliegen hat uns schon gefehlt. Und die 21° Wassertemperatur lassen einen die Jahreszeit schnell vergessen, erst der Spekulatius zum Kaffee ruft einem die Weihnachtszeit wieder in Erinnerung. Nach zwei Ankernächten gehen wir dann aber doch in die Marina. Die Restkapazitäten unserer Batterien werden nicht üppiger und es soll in den nächsten Tagen auch mehr aus Ost wehen, aber vor allem auch windiger werden.
Über Funk antwortet uns niemand vom Hafenbüro, aber als wir drin sind, steht schon jemand auf dem Steg und winkt uns heran. Viele Gästeplätze gibt es hier nicht. Gran Tarajal ist zwar unter »puertoscanarios.es« buchbar, aber es geht heute auch so und wir können unsere Buchung für 6 Tage sozusagen “nachschieben”.
Wie Puerto del Rosario ist auch Gran Tarajal eine ganz normale Marina in einer ganz normalen Stadt. Gran Tarajal ist etwas »badetouristischer«, aber noch erfrischend einfach und ohne all dies Touri-Brimborium. Besonders in der Nachsaison kurz vor Weihnachten gibt es hier nur wenige Touristen. Für kurze Zeit haben die Einheimischen wieder die Oberhand 🙂. In der Marina fällt auf, dass es viele Langzeit-Dauerlieger gibt, von denen nicht wenige ihre Weiterfahrt wohl sehr weit in die Zukunft verschoben haben oder inzwischen auch schon gar nicht mehr aufbrechen können 🤭. Die Marina selbst ist etwas komfortabler als Puerto del Rosario. Es gibt Sanitäranlagen, die auch den Namen verdienen, wobei allerdings die Duschen kalt bleiben. Das ist ohne Frage gesund, aber des Schiffsjungen zarte Lenden sind für dieses Experiment dann doch ein wenig zu zart. So duschen wir wieder auf der PINCOYA.
Aber vor allem ist die Marina ruhig, denn es gibt hier keinen Armas-Fährverkehr und keine Kreuzfahrer. Die Einfachheit und die Tatsache, dass diesen Stadtmarinas das segeltouristische Flair fehlt, trennt die Fahrtenseglergemeinde. Viele erwarten von einer Marina mehr. Aber das No-Go des einen kann ja auch das Highlight des anderen sein. Wir jedenfalls finden es toll, in einer normalen Stadtmarina »irgendwo mittendrin« zu liegen, und von einem alten, zerknitterten Spanier freundlich begrüßt zu werden, der zusammen mit seiner Enkelin sein in die Tage gekommenes Segelschiff wieder auf Vordermann bringt, während der Nachbar nebenan versucht, seinen Außenborder zu überreden, doch mit ihm zum Angeln rauszufahren. Und in Gran Tarajal liegen wir am dritten Steg wirklich »irgendwie mittendrin«. Dort liegen bunt gemischt einige Dauerlieger verschiedenster Nationen und sonst eben Locals. Spontan fühlen wir uns hier wohl und sogar irgendwie heimisch. Auch Gran Tarajal selbst passt gut zu uns. Vielleicht besonders in den Tagen, in denen wieder die Einheimischen die Oberhand gewonnen haben 😇.
Doch Gran Tarajal ist auch einer der Häfen, über die gerettete Flüchtlinge an Land gebracht werden. Auf der Außenmole stehen Rotkreuz-Container für die Erstversorgung und Registrierung. Einige der Flüchtlingsboote liegen noch schlapp und ohne Luft auf der Mole und ein alter afrikanischer Holzkahn schwimmt noch neben dem SAR-Boot. Es ist unglaublich, mit welchen Schiffen diese Menschen die Flucht versuchen. Zurzeit sind die Absperrungen zur Seite geschoben und nur die Seenotrettung ist tagsüber vor Ort. Aber alles ist bereit für den nächsten Einsatz. Die Guardia Civil fährt ständig Patrouille, denn immer wieder landen Flüchtlingsboote auch irgendwo an den Küsten der Inseln an. Man ist schon fast versucht, »regulär« zu schreiben, das heißt aber nur, dass nicht alle Flüchtlinge aus direkter Seenot gerettet werden müssen. Viele schaffen es auch aus eigener Kraft.
Bastelalltag
Natürlich hat es auch noch einen weiteren, ja tieferen Grund, dass wir von dem Ankerplatz vor Gran Tarajal in die Marina gehen. Schließlich haben wir nur eine kleine Dose Farbe für die Renovierung der Bugkojenkiste gekauft. Hätten wir in eine 750 ml Dose investiert, hätte der Schiffsjungen auch auf dem Ankerplatz seinen Lackierkünsten freien Lauf lassen können, was im wörtlichsten Sinne den Ablauf – schon wieder so ein treffendes Wort – recht passend beschreibt, da der Rest in Richtung Bilge geflossen wäre und für eine – sagen wir mal – durchgängige Lackierung gesorgt hätte. Da wir aber gar nicht so »durchgängig« lackieren wollen und auch den festen Willen haben, möglichst keine Sauerei anzurichten, ist so ein ruhiger Marinaplatz schon ein guter Einstieg dafür.
So beginnen wir gleich am nächsten Morgen mit der Renovierung der Bugkojenkiste. »El Tanque Nuevo« soll ja schließlich in ein neues und ordentliches Zuhause einziehen 🙂. Und da gerade alles so schön frei ist, ist es auch kein Problem, alles gleich mal richtig auf Vordermann zu bringen. Schließlich soll dort ja auch der Wassermacher hin, denn der steht ja für den nächsten Winter auf dem Programm.
Wie immer dauert alles länger als gedacht, aber am Samstagabend ist alles fertig und wir gehen zufrieden eine Pizza essen. Astrid hat den ganzen Tag noch einmal all die Eckdaten, die notwenigen Einstellungsänderungen und all die übrigen Gegebenheiten für den Einbau der Lithium-Batterien herausgesucht. Nun haben wir auch für diese Aktion einen fertigen Plan und können gleich beginnen, wenn die Batterien da sind. Und in den Abgründen seiner Asservatenkammer 😳 findet der Schiffsjunge dann tatsächlich auch noch zwischen all den Resten, die er immer so aufhebt 🙄, denn es darf ja nichts weggeworfen werden 😊, die von der Capitana angeforderten Einbaumaterialien 👍. 50 cm 50er Massekabel mit 10er Ringkabelschuhen zum Quetschen. Es ist schon erstaunlich, was man doch alles so noch im Bauch unserer dicken Erna findet. Nun ja, vielleicht leidet sie ja auch deswegen etwas unter Übergewicht 🤫.
Aber apropos Übergewicht. Die Capitana hat ja die Devise ausgegeben, dass alle Anschaffungen zukünftig »gewichtsneutral« sein müssen. Und nun wiegen die Lithiums ja rund 45 kg weniger als die AGMs. Vor dem Hintergrund kann man sich ja durchaus mal fragen, was denn so ein Wingsurf-Board so auf die Wage bringt 😇.
Aber das ist erst einmal Schnee von morgen, denn die Zeit ist auch günstig, sich mal an den »echten Anschluss« der flexiblen Solarpanels zu machen. Bisher hangeln sich die beiden Kabel nur frei fliegend herunter zum Lageregler. Doch diesem Provisorium wollen wir nun auch mal den vorzeitigen Garaus machen. Zumal wir endlich auch die passenden Stecker für die Borddurchführung gefunden haben und so klar ist, wie es wo passieren soll. Also demontieren wir den halben Himmel im Salon und ziehen Kabel von unter der Sprayhood bis in die Backskoje. Der Anschluss selbst ist ja Kiki, aber die Kabelzieherei dauert wieder einen halben Tag. Doch dann ist alles vorbereitet, mehr können wir zurzeit nicht tun, nun müssen erst einmal die Lithiums, der Solarregler und natürlich auch »El Tanque« kommen.
Wieder nach Puerto del Rosario
In einem Punkt hat die Wettervorhersage ja recht, in der Nacht zum Dienstag nimmt der Wind etwas ab. Statt mit 25 kn weht es nun nur noch zwischen 10 und 15 kn, allerdings hat dem Wind wohl niemand gesagt, dass er nun tagsüber auch aus Ost kommen soll. Ok, so etwas kann passieren, das ist nicht schlimm, denn die Capitana hat ja eine eigene Land-Seewind-Theorie entwickelt. So schnüffelt sich der Bug der PINCOYA voran, immer auf der Suche nach einer günstigeren Windrichtung. Die Theorie der Capitana ist bestechend, allerdings am Ende auch nicht so ausgeprägt, dass man mit ihr segeln könnte.
So bleibt es bei dem Nordnordost und wir kreuzen uns Meile für Meile voran. Mal besser, mal schlechter. Der Kanarenstrom versaut uns unsere Wendewinkel noch zusätzlich und auf den östlichen Kursen helfen ihm dabei auch noch die Wellen. Aber insgesamt haben wir einen schönen Segeltag, der allerdings schon etwas an einen Herbsttörn auf der Ostsee erinnert. Warm ist es wirklich nicht mehr. Schon gar nicht auf dem Wasser.
Der von Afrika herüberziehende Schwachwindbereich hat aber auch wieder das Flüchtlingsaufkommen angekurbelt. Schon gestern war die Seerettung bis in die Nacht unterwegs und heute sendet Las-Palmas-Radio fast stündlich Warnmeldung mit Positionen von Flüchtlingsbooten südöstlich von uns. Die Kanarenroute ist mit die gefährlichste Flüchtlingsroute der Welt, am 06.12. steigt die Zahl der diesjährigen Toten vor den Kanarischen Inseln auf 937. Solche Not-Meldungen ständig über Funk zu hören, ist bedrückend und nimmt einem viel von der Unbeschwertheit, mit der man eigentlich zum Segeln aufbricht.
Die Policia Portuaria überrascht uns in Puerto del Rosario mit einer neuen Liegegebühr. Die ist plötzlich fast doppelt so hoch, wie vor einer Woche. 5 Tage für 62,50 und nun 6 für 123,00 €. Das bringt nicht nur unser Spanisch schon wieder an seine Grenzen, sondern auch den Officer ins Grübeln. Einspruch erheben ist für uns sprachlich recht schwierig, aber wir haben die alte Rechnung von vor einer Woche dabei. Der ganze Registrierungsprozess ist ja ohnehin schon recht kompliziert und unser Hinweis, dass ja schon alles von uns im System sein müsste, weil wir vor einer Woche ja schon einmal hier waren, erzeugt nur ein Kopfschütteln. Also werden unsere Ausweise, die Bootspapiere und die Versicherungspolice erneut fotokopiert, um dann alle Daten in ein Formular einzutragen, das drei Durchschriften hat. Wer nun glaubt, dass er mit seiner Unterschrift den Prozess abschließt, irrt gewaltig. Denn nun werden alle Daten aus dem Papierformular 1:1 in ein identisches PDF-Formular auf dem Bildschirm übertragen. Ist das soweit erst einmal erledigt, werden dieselben Daten händisch in das Berechnungsformular für die Marinagebühr eingegeben und dann kommt plötzlich das Doppelte heraus, was in der letzten Woche herausgekommen ist. Als erstes wird die Rechnung der letzten Woche angezweifelt, aber die ist über jeden Zweifel erhaben, denn die haben die Chefs in dem Hauptbüro der Hafenbehörde auf der anderen Seite des Hafens erstellt. Nach einer ganzen Weile kommt dann ein spanisches »Ah« der Erleichterung und der Officer erklärt uns mit dem Kartenleser, was passiert ist. Der Kartenleser ist el Barco und er dreht ihn einmal quer und einmal lang. Und als die PINCOYA nicht mehr 11,50 breit und 3,5 lang ist, nimmt sie auch nicht mehr so viel Platz am Steg ein und es ist wieder so preiswert wie vor einer Woche 😂.
Eigentlich wollen wir gleich am Mittwoch zu unserem Niro-Schweißer und mal fragen, was unser Tank so macht und ob er am Freitag auch tatsächlich fertig wird. Aber es ist Mariä Empfängnis! Das ist zwar kein offizieller Feiertag, an dem alles geschlossen hat, aber trotzdem ist heute doch vieles irgendwie anders. Viele Spanier haben frei und abends kreist für Stunden so eine Art Love-Parade lautstark durch Puerto del Rosario. Immer wieder ziehen wild leuchtende und blinkende Disco-Wagen über die Hafenstraße und beschallen auf ihrer Runde die ganze Stadt mit heißen Rhythmen. Nicht so techno-mäßig, eher spanisch-fröhlich mit viel Gesang und bestimmt auch Tanz auf den Wagen. So kann man eine unbefleckte Empfängnis auch feiern 😊, wobei wir ehrlich gesagt gar nicht so recht wissen, ob die Karawane deswegen durch die Straßen zieht und vielleicht die Messdiener die Traktoren lenken, aber nett ist der Gedanke trotzdem.
So muss unser Zettel mit der spanischen Kommunikation noch bis Donnerstag warten. Dieses Mal wollen wir wenigstens »etwas« sprechen und nicht nur den Translator-Apps den Vortritt lassen. Also üben wir einige Sätze rund um das Thema Fäkalientank, Liefertermin am Freitag und einem hoffentlich nicht eintretenden »Mañana, mañana«! So richtig flexibel sind wir ja mit unserem Zeitplan auch nicht mehr, es sollte schon alles passen.
In dem Niro-Laden können wir kaum unseren ersten Satz los werden, da werden wir schon in die Werkstatt geführt. Und da steht er. Blitzeblank und nagelneu. Bis morgen wird er nur noch aufpoliert, alles andere ist fertig. Der Schweißer, der den Tank geschweißt hat, steht schon etwas stolz daneben und beginnt, uns alles zu erklären. Wie er die Steigrohre extra befestigt hat, wie genau das Schwallblech nun sitzt und dass er es zusätzlich abgekantet hat. Wir stehen wie die begossenen Pudel in diesem spanischen Wortschwall und es bleibt nicht ganz verborgen, dass wir nicht jedes Detail so richtig verstehen 😬. Also werden die Details mit einem Edding auf den Werktisch gezeichnet und alles noch einmal mit Händen und Füßen erklärt. Dass der Kerl nicht zum ersten Mal einen Tank geschweißt hat, merkt man sofort. Und als ich vorsichtig frage, ob alles auch realmente hermético ist und vielleicht mit aire comprimido getestet wurde, kommt spontan ein naturalmente (!) absolutamente hermético!
Boah, was sind wir froh!!!
Das hat schon mal alles bestens geklappt. Mañana a las diez können wir El Tanque nuevo abholen. Vorbereitet ist alles, so machen wir es uns gemütlich und beginnen mit der verantwortungsvollen Aufgabe, nun so langsam alle Reste aufzuessen, die unseren Weihnachtsurlaub nicht überleben würden. Das ist eine schwierige Aufgabe, die viel Selbstlosigkeit erfordert. So beginnen wir erst einmal mit den Putenschnitzeln und etwas Kartoffelgratin. Der Sherry wird in den Koch gefüllt, der Rest Port in die Capitana, die Soße kommt heute ohne aus. Zum Nachtisch muss dann eine der Weihnachtsschokoladen dran glauben, die wären im Februar ohnehin mehr als unpassend.
Und gleich am Freitagmorgen rollern wir dann mit unserer Sackkarre wieder zu Fuerinox. Alles steht bereit, zusätzlich kaufen wir noch zwei Gewindestangen. Der Laden hat fast alles und Wantenterminals kann man sich hier auch pressen lassen. Gut zu wissen! Für »Gewindestange« gibt es in Leo zwei Worte, wir wählen treffsicher wieder das wohl nicht ganz so gängige Wort. Aber wir bekommen je einen Meter, bezahlen und werden wieder in die Werkstatt geführt. Dort wird El Tanque auf unsere Sackkarre gesetzt, wir verschnüren ihn gut und schon geht es los.
Stolz wie Oskar ziehen wir zurück.
Bevor wir aber El Tanque einbauen, gönnen wir uns erst einmal ein extra-üppiges Frühstück. Nicht nur wegen der Notwendigkeit des Resteessens, auch weil wir es uns verdient haben. Vor zwei Wochen haben wir vor einem echt dicken Problem gestanden und nun ist es gelöst.
Der Einbau geht dann reibungslos. Es ist nur etwas Fummelarbeit, bis alles wieder richtig schön ist. Als er an seinem Platz steht und die Schläuche angeschlossen sind, befüllen wir ihn erst einmal halb mit Frischwasser. Pumpen noch etwas rein und auch wieder raus und warten. Aber alles ist absolutamente hermético.
So löst sich unser Problem 6. Nun warten mit der Motorbatterie, den Bordbatterien und dem Solarregler nur noch die Probleme drei, vier und fünf auf ihre Lösung. Doch dafür ist auch schon alles vorbereitet. Die Sachen sind bestellt und müssen nur noch kommen. Selbst die neuen Solarkabel liegen ja schon. Und für die Lösung von Problem sieben liegen die neuen Wasserfilter schon bei Johanna und Luiz. Diesmal keine klarsichtigen PET-Tassen, sondern mit blauen PP-Gehäuse. Die nehmen wir dann mit, wenn es zurück geht, und der Einbau ist dann auch nur noch ein Klacks.
So bleibt uns von dieser Saison nun nur noch eine Woche. Einige Tage Ruhe und dann die Vorbereitung auf unseren Heimaturlaub. Und selbst das Wetter scheint mitzuspielen. Idealer kann es eigentlich nicht laufen. Sonntag soll uns ein Ost vor die Costa de Papagayo bringen und am Mittwoch ein Südost nach Arrecife schieben. Wir freuen uns riesig auf die letzten Ankertage, auch wenn wir dafür vielleicht noch einmal den Generator bemühen müssen. Egal, grundsätzlich scheint es wieder zu laufen. 😎
Stationen:
30.11. Puerto del Rosario -> Playa de Gran Tarajal [A] 24,4 sm:
01.12 Playa de Gran Tarajal [A]:
28° 12′ 32,6″ N, 014° 01′ 03,4″ W
02.12. Playa de Gran Tarajal [A] -> Gran Tarajal 1,0 sm:
03. -> 06.12. Gran Tarajal:
28° 12′ 24,1″ N, 014° 01′ 36,2″ W
07.12. Gran Tarajal -> Puerto del Rosario 35,0 sm:
08. -> 12.12. Puerto del Rosario:
28° 29′ 45,3″ N, 013° 51′ 30,1″ W