Porto Santo viel zu kurz!


„Vila Baleira auf Porto Santo“

„Vila Baleira auf Porto Santo“

Nachdem wir etwas ausgeschlafen haben, gehen wir einchecken und dann gleich auf die Suche nach dem MEO-Shop. Das Einchecken ist rekordverdächtig, wenigstens für Porto Santo 😊. Auf die Frage, ob wir schon einmal hier waren, wird aus einem Aktenschrank ein Karton gekramt, der offensichtlich die Anmeldungen vom November letzten Jahres enthält. Schon der Karton ist eine Schau, ein mit abgegriffenen grauen Canvas eingeschlagenes Köfferchen in dem die Anmeldungen ruhen. Vor ganz vielen Jahren hatte ich einen Steuerberater der alten Schule und seine Frau führte ihm das Büro und sorgte für eine Ordnung, die auch dem strengsten Steuerberater das Herz höher schlagen ließ. Während sich die Dame im Marina-Office durch die Zettel in dem Karton nach unten blättert und immer wieder nach dem Namen unserer dicken Erna fragt, erlebe ich einen Flashback und sehe mich mit dem Schuhkarton meiner gesammelten Unterlagen am Monatsende vor Frau B. sitzen, die den Kopf schüttelt und in aller Gewissenhaftigkeit versucht, eine bessere Reihenfolge in meine Ordnung zu bringen. »Astrid?« fragt die Anmeldedame und siegessicher zieht sie unsere Anmeldung vom November aus dem Stapel der Papiere. Dasselbe Schiff? – Ja! Derselbe Mann? – Ja! Ok! Aber eine neue Versicherungspolice ist fällig, die nun kopiert werden muss. Dann wird unser neues Ankunftsdatum auf einem Extrafeld auf dem Zettel notiert und wir sind fertig eingecheckt. Im Augenwinkel sehen wir, dass wir noch weitere sieben Mal kommen können, denn von den neun Feldern sind nun erst zwei ausgefüllt. Danach macht sie sich daran, alles im Computer zu erfassen. Wahrscheinlich zur Kontrolle des Aktenschranks, denn sicher ist sicher! Aber dazu werden wir nicht mehr gebraucht.

„Im Hafen ist nichts los ... “

„Im Hafen ist nichts los … “

„ ... und auch auf dem Anchorage ist es leer.“

„ … und auch auf dem Anchorage ist es leer.“

Also gehen wir in die City von Vila Baleira. Wir brauchen dringend eine portugiesische Datenkarte, damit sich unser digitales Leben wieder entspannt. Es ist schön, wieder auf Porto Santo zu sein. Die Insel gefällt uns und wir fühlen uns spontan schon wieder etwas heimisch. Das war auch schon beim ersten Mal so. Vielleicht ist das an Orten, die einem nicht nur gefallen, sondern an denen man auch auf unerklärliche Weise irgendwie runder läuft als an anderen, ja zwangsläufig so. Vielleicht ist es auch etwas anderes, wer weiß. In jedem Fall laufen wir auf der Suche nach dem MEO-Shop alt bekannte und neue Wege, denn dort, wo der Shop sein soll, ist er nicht.

„Mit dem Ausblick lässt es sich auch leben.“

„Mit dem Ausblick lässt es sich auch leben.“

Als wir den Shop auch in den Nachbarstraßen nicht finden, fragen wir einen jungen Vater, der uns mit seinem Sohn gerade entgegen kommt. Da unser Portugiesisch nicht so richtig existiert, fragen wir, ob er vielleicht auch Englisch spricht. Und da ist Portugal viel einfacher als Spanien, fast jeder kann auch wenigstens etwas Englisch, wenn man nicht gerade ein altes Mütterchen oder einen dieser wettergegerbten Opis fragt. Er erklärt uns den Weg und kurz darauf finden wir auch den Shop.

Und der MEO-Shop ist schon in der neuen Welt angekommen, wie sollte es auch anders sein, denn hier wird ja schließlich auch der Zugang zur digitalen Welt verkauft. »Unlimited« für 30 Tage kostet 40 €. Aber wir brauchen auch noch einen aktuellen WiFi-HotSpot, das alte Teil, das wir noch auf der PINCOYA gefunden haben, ist mit 4G oder gar 5G inzwischen etwas überfordert. Der HotSpot von MEO kostet 49 €, kommt aber dafür auch gleich mit 30 GB für 15 Tage daher. Kein Problem, sagt die Dame, wenn die weg sind, sollen wir einfach in irgendeinen MEO-Shop gehen, dann können wir jeden anderen Tarif auch auf derselben Karte haben.
Wow! So preiswert und einfach kann Internet sein. Kein Ausweis, keine Adresse, keine Registrierung. Einfach 49 € zahlen und schon sind wir mit 30 GB wieder online. Und dann … ach ja, selbstverständlich wird die Karte noch in den HotSpot eingelegt und aktiviert. Noch im Laden koppeln wir das Handy des Schiffsjungen und schon nach 10 Minuten sind wir total happy wieder draußen. »Have a nice stay in Portugal« ruft die MEO-Dame uns hinterher: »and have a nice day. Adeus!«

Wenn uns jetzt nicht alles täuscht, wäre das in Deutschland wohl nicht ganz so einfach gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass das deutsche GB doch etwas mehr kostet, als das portugiesisches. Doch vielleicht liegt das ja an der deutschen Wertarbeit 😳, Made in Germany ist das GB eben etwas teuerer. 😂

Stolz wie Oskar gehen wir die Hauptstraße herunter, als neben uns ein Auto hält und es ruft: »The shop is on the other side!« Es ist der Vater mit seinem Sohn, den wir vorhin gefragt haben. Stolz halten wir die MEO-Schachtel hoch und sagen: »It’s already done. Perfect! Thank you!” Und er reckt den Daumen hoch 👍 und verabschiedet sich mit einem »Phantastic, great, have a nice day!«

„Frühling auf Porto Santo“

„Frühling auf Porto Santo“

Vielleicht macht diese offene Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Portugiesen tatsächlich den Unterschied. Das war auch schon in den letzten beiden Jahren so, als wir in Portugal waren. Wir haben uns dort immer gleich total wohl und willkommen gefühlt. Und vielleicht fühlen wir uns auch deswegen hier etwas heimisch. Nicht, dass wir in Spanien, Frankreich oder einem der vielen anderen Ländern nicht nett und total freundlich empfangen worden wären, aber in Portugal fühlt sich all das noch ein kleines Quäntchen weicher, herzlicher, natürlicher und vor allem selbstverständlicher an.


Auf dem Ankerplatz vor Porto Santo hat sich ein deutsches Eck gebildet. Drei Segler liegen dicht beieinander und als wir mit dem Dinghy zurückkommen, sind die anderen beiden gerade beim Plauschen. Also sagen auch wir kurz Hallo. Dort erfahren wir von der Sancara, dass sich schon am Sonntag ein wunderbares und vor allem lange nicht dagewesenes Wetterfenster für den Sprung auf die Azoren auftun soll. So kommt unsere neue Datenkarte gleich zu ihrem ersten wichtigen Einsatz. Und es ist tatsächlich so, der Sonntag ist der Starttag aller Starttage. Vier Tage bestes Überfahrtswetter und das auch noch mit einem guten Puffer nach hinten. Was kann man mehr wollen?

„Einkaufstouren ...“

„Einkaufstouren …“

Nun ja, etwas mehr wollten wir eigentlich schon noch von Porto Santo haben, aber so eine Gelegenheit können wir uns auch wirklich nicht entgehen lassen. So sind wir von jetzt auf gleich schon wieder im Aufbruchsmodus. Da wir seit Puerto del Rosario auf Fuerteventura nichts Frisches mehr eingekauft haben und auch dort das letzte Mal Wasser genommen haben, vergeht der Samstag mit Einkaufen, Vorbereitungen und Wasser nehmen. Dazu müssen wir wieder in den Hafen und uns irgendwo ein Plätzchen zum Andocken suchen, wo es dann auch einen Wasseranschluss gibt. Diese elende Wassergeschichte ist echt nervig und wir fiebern inzwischen richtig dem Herbst entgegen, wenn wir endlich einen Wassermacher einbauen.

„Boa viagem! Volte sempre - wir kommen ganz sicher wieder zurück.“

„Boa viagem! Volte sempre – wir kommen ganz sicher wieder zurück.“

Abends ist dann alles vorbereitet und wir stoßen mit einem Glas Rotwein auf die Azoren an. 2020 und 21 hat es nicht geklappt und nun werden wir 2022 tatsächlich zu den Azoren aufbrechen.

Porto Santo
33° 03′ 38,4″ N, 016° 19′ 06,4″ W