Wenn man zur Hängebrücke »516 Arouca« will, ist definitiv nicht der Weg das Ziel, auch wenn er sich bei der An- und Abfahrt immer wieder mit Macht in den Mittelpunkt drängen will. Die »516 Arouca« liegt im Norden Portugals, etwas südöstlich von Porto mitten im Nichts. Und ziemlich genau in der Mitte eines Quadrats, das die Autobahnen A4, A24, A25 und A32 bilden.
Hier der Link zum »einfachen« östlichen Eingang.. Der Parkplatz ist in dem Dorf Alvarenga, von dort geht’s zu Fuß zur Brücke.
Von Póvoa de Varzim kommend huschen wir nur so dahin, solange wir auf einer der Autobahnen sind. Insgesamt sind es etwa 110 km und fast genau nach der Hälfte der Strecke verlassen wir die Autobahn und stürzen uns in allerbester Ausflugslaune in das portugiesische Bergland. Obwohl wir erst für 14:00 ein Ticket für die Brücke haben, sind wir früh gestartet, um noch im Norden der Brücke etwas durch den wunderbaren Naturpark zu streifen. Doch wir haben die Rechnung ohne die Natur gemacht, die es hier im Überfluss gibt. Und auch ohne die Straßen, die es hier zwar ebenfalls recht zahlreich gibt, die sich aber sehr anschmiegsam und kurvig der vielen Natur hingeben.
Was zunächst noch zweispurig in die Berge führt, endet unversehens in einer einspurigen Kurvenfahrt, die ihres Gleichen sucht. Google Maps verkündet für die Gesamtstrecke wagemutige 1:42. Wir brauchen für die Hälfte der Gesamtstrecke ab der Autobahnabfahrt schon mehr als 2 Stunden. Unser Navi führt uns im Modus »schnellste Strecke« über Straßen, die nur noch manchmal einen Mittelstreifen haben. Nachdem wir schon mehr als zwei Stunden gefahren sind, sollen wir in eine Art Feldweg abbiegen. Als wir weiterfahren, weil wir denken, dass unser Navi nun tiefenverwirrt ist, fordert er uns unmissverständlich zum Wenden auf. Wir schauen den Feldweg hinunter und auf die Uhr. Es ist inzwischen kurz vor 12 und um 14:00 wollen wir über die Brücke marschieren.
Etwas Recherche bringt die Ernüchterung, wir lassen mal lieber die Wanderrunde im nördlichen Naturpark ausfallen und fahren ab jetzt nur noch direkt zur Brücke. Gegen 13:00 erreichen wir dann die Brücke. Kurz nach uns kommt eine Gruppe Amerikaner, die hatten ihren Brückentermin schon um 11:00 😂! Danach kommen noch einige Deutsche und Franzosen mit demselben Schicksal. Bis 14:00 versammelt sich ein Grüppchen von etwa 50 Brückenwanderern. Viele mit einem Ticket von Vormittag.
Wenn man die Brücke und den Naturpark wirklich an einem Tag machen will, dann muss man irgendwie schon am Vortag anreisen. Was im Nichts allerdings nur sinnvoll mit einem Camper geht.
Aber all das ist schnell vergessen, denn die Brücke entschädigt für alles! Und wenn man da ist, denkt man nicht mehr eine Sekunde an die Anfahrt oder die kommende Rückfahrt. Die Brücke ist grandios und der Weg darüber ein unvergessliches Erlebnis. Eigentlich wollten wir schon vor zwei Jahren kurz nach ihrer Eröffnung über die Brücke, aber die Tickets sind begehrt und waren damals über Wochen ausverkauft. Heute bekommt man in der Woche recht gut Tickets, aber im Sommer ist es an den Wochenenden immer noch schwierig. Ein Vormittagstermin ist wegen der Sonne sicherlich besser als ein späterer Termin, aber man muss eben auch pünktlich hinkommen.
Die Guides kennen das schon und lassen erst einmal all die mit einem Ticket für 14:00 rein, und da die Gruppe am Montagmittag nicht so groß ist, kommen auch die Reste vom Vormittag noch mit.
Es gibt mehrere Wanderrouten, die teilweise nicht ganz ohne sind. Der Guide erklärt genau, wo und wie man sich ein Taxi rufen kann oder wo eine Jeep-Tour wartet. Das ist wohl auch so eine Erfahrung 😂.
Wir laufen nur einmal über die Brücke und dann etwas auf der anderen Seite herum. Erstens wollen wir zurück ein zweites Mal über die Brücke und zweitens ist der Schiffsjunge gerade mit einer böse entzündeten Achillessehne nicht mehr ganz so gut zu Fuß.
Die Ausblicke und allein der Weg über die Brücke sind irre toll und ein phantastisches Erlebnis. Das zu beschreiben ist schwer, man muss es gemacht haben. Die Capitana ist ja eigentlich nicht ganz »höhenfest«, aber Astrid geht vollkommen ohne jedes Zögern über die Hängebrücke. Die Brücke ist 516 m lang und in ihrer Mitte baumelt man 75 m über den Abgrund. Wahrscheinlich ist es das unglaubliche Bauwerk, dass die Capitana all ihre Höhenangst vergessen lässt.
Da unten neben dem Wildbach keine Menschen laufen, ist es schwer, eine Größenrelation zu finden. Man kann kaum einschätzen, wie hoch man ist. Der Wildbach ist nach dem trockenen Sommer nicht mehr ganz so wild und auch der Wasserfall pieselt eher, als das sich dort Wassermassen in die Tiefe stürzen. Doch all das macht nichts.
Auf dem Hinweg schaukelt die Brücke durch all die anderen Brückenwanderer nur etwas. Auf dem Rückweg ist etwas Wind aufgekommen, da kommt man schon das ein oder andere Mal etwas aus dem Tritt.
Total glücklich machen wir uns auf Rückweg und fahren diesmal die südliche Route.
Die ist in nichts besser als die nördliche. Im Schnitt schaffen wir gerade mal 35 km pro Stunde 😳 und schon nach zwei Stunden erreichen wir die Autobahn 😊.
Immer noch in Póvoa de Varzim, Portugal
41° 22′ 33,6″ N, 008° 45′ 54,1″ W