Wassermacher I oder voll geschlaucht


Nachdem unsere Energiewende so schön gelungen ist, beginnen wir gleich am Dienstag mit den Basteleien für den Wassermacher. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie ausführlich wir die Gesamtmontage beschreiben sollten, denn wir haben dem zweitgrößten deutschen Yachtmagazin einen technischen Erfahrungsbericht vom Einbau angeboten. Zunächst waren die auch ganz interessiert, aber auf ein paar konkretere Fragen hat die Redaktion sich bisher nicht mehr gemeldet. So wissen wir nun nicht so genau, ob da was läuft oder nicht. Und wenn da was läuft, dürfen wir auf unserer WebPage erst 6 Monate nach Erscheinen des Artikels etwas Entsprechendes veröffentlichen. Das ist ja auch grundsätzlich verständlich, denn wer kauft schon eine Zeitung, wenn er mit zwei Klicks an dieselben Infos auch kostenlos kommen kann.
So werden wir nun einen Mittelweg gehen. Zu den technischen Details werden wir »zunächst« nicht viel bloggen und erst einmal abwarten, ob nun doch noch Interesse besteht oder eben nicht. Wenn nicht, werden wir eine ausführliche Einbaubeschreibung in unserer Technikecke veröffentlichen. Schließlich profitieren ja auch wir immer wieder von freien Informationen, die andere ins Netz stellen. So werden wir zunächst mal nur zu unseren eigenen Höhen und Tiefen beim Einbau bloggen und hoffen, auf mehr Höhen als Tiefen zu treffen.


Da die PINCOYA kein riesiges Schiff ist, gibt es eigentlich nur noch einen Platz, an dem wir den Wassermacher unterbringen können, ohne »bewährten Stauraum« komplett umzuwidmen. Die Ecke neben dem Fäkalientank bietet sich dafür auch geradezu an, denn sie liegt in der Bugkoje direkt vor dem Bad und wird von uns bisher nur als »schwer erreichbares Außenlager« genutzt. Außerdem haben wir sie erst vor einem Jahr beim Austausch des Fäkalientanks komplett renoviert, sie wäre also auch ein hübsches Zuhause für den Wassermacher.

„Da soll er hin!“

„Da soll er hin!“

Neben der Hochdruckpumpe und der Membran können wir dort auch einen kleinen Tagestank für das selbstproduzierte Frischwasser unterbringen und haben so nur einen kurzen Weg ins Bad, um dort eine zweite Zapfstelle zu installieren. Denn wir wollen unser Trinkwasser ja nicht mehr aus dem Hauptwassertank nehmen, der leider keine Revisionsöffnungen hat und nun auch schon 27 Jahre alt ist.


Es ist ziemlich egal, was man in seinem Schiff einbauen möchte, wenn Kabel oder Schläuche von A nach B gezogen werden müssen, verbreitet sich im Handumdrehen und vor allem vollkommen automatisch ein nahezu perfektes und richtig allumfassendes Chaos. Je länger die Strecken sind, die durchzogen werden müssen, desto nachhaltiger ist dieses Chaos auch. Und dann kommt da auch noch ganz unweigerlich dieser Punkt, an dem selbst das engagierteste Spontanaufräumen der Capitana nicht mehr hilft. Dies wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt, um sein Tagwerk zu beenden, aber wie soll das allen Ernstes gehen, wenn der Zenit des Bastelwahnsinns schon gegen 13:00 erreicht ist. Da bleiben ja noch gut 6 Stunden, um das zu perfektionierten, was um 13:00 schon rekordverdächtig ist.

„Das Chaos beginnt!“

„Das Chaos beginnt!“

„Einige Kartons mit »Material« wollen verbaut werden.“

„Einige Kartons mit »Material« wollen verbaut werden.“

Die ganz große Kunst ist dann, in diesem Chaos weiterzubasteln. Die Capitana gibt in diesen Momenten alles, um den CPONR so weit wie möglich nach hinten zu schieben. Auf die Frage des Schiffsjungen: “Hast du irgendwo diesen blöden Senker gesehen? Eben war der doch noch hier!””, kommt kleinlaut die Antwort: “Habt ihn wohl gerade weggesaugt!” Wenn Bohr- und Sägespäne auf nimmer Wiedersehen verschwinden, ist das ja ok, aber muss nun auch gleich der Senker so von uns gehen? Also pulen wir mit langen Fingern, aber ohne viel Erfolg im Staubsaugerbeutel herum, bis der Senker uns klackernd aus dem Staubsaugerschlauch wieder vor die Füße fällt. Der CPONR ist erreicht, es ist Zeit für einen Kaffee. Ach ja, für alle Nicht-ITler … CPONR = chaos point of no return oder … nun kann es nur noch schlimmer werden.


Und da bis auf die Pantry und die Achterkoje jedes Eckchen in der PINCOYA von dem Einbau des Wassermachers betroffen ist, schmieden wir erst einmal einen Schlachtplan, um wenigstens Teile der PINCOYA noch halbwegs »bewohnbar« zu halten. Und vor allem, um sicherzustellen, dass wir abends auch wieder eine Koje haben und nicht im Stehen schlafen müssen. Das ist nicht ganz so einfach, denn wenn ein Drittel des Schiffes komplett freigeräumt werden muss, wird es an anderer Stelle unangenehm »voll«. Und wenn man dann noch bemerkt, dass wieder einmal eine dieser blöden Reelingsstützen undicht geworden ist und dadurch auch noch die Achterkoje als Lagerplatz weitgehend ausfällt, ist das Chaos auf dem besten Weg, Gesichte zu schreiben.

Ein ständiges Außenlager an Deck scheidet leider aus. In den nächsten Tagen soll es immer mal wieder regnen. Doch es hilft nichts, wenigstens die Segel müssen unter eine Plane auf das Vorschiff. Um die Achterkoje möglichst schnell wieder am Start zu haben, dichten wir als erstes die Reelingsstütze wieder ab. Dazu muss aber der Himmel runter. Über die Reelingstütze scheint es schon länger reingesuppt zu haben, denn die beiden Teile des Himmels aus der Achterkoje sind großflächig nass und die Bespannung hat sich bereitwillig vollgesaugt. Der Rest in der Achterkoje ist auch nicht gerade staubtrocken. Tolle Zusatzaufgabe! 🙄 Das fängt ja gut an!

Wie schön wäre es da, wenn es in Póvoa de Varzim mal ähnlich trocken sein könnte wie dieses Jahr in Deutschland. Doch Póvoa ist erstens ein Nebelloch und zweitens bringt der ein oder andere Tiefausläufer auch gerne mal etwas Regen vorbei. Ehrlich gesagt ist es hier fast immer feucht und diesig. In der Regel trieft die PINCOYA morgens, auch wenn es in der Nacht nicht geregnet hat. Das bringt zusätzliche Arbeit mit sich, denn was über Mittag durchaus mal in der Sonne trocknen kann, muss spätestens zum späten Nachmittag wieder rein, sonst hält sich der Trocknungserfolg in engen Grenzen.


Doch irgendwann ist es soweit, wir können mit unserer eigentlichen Aufgabe beginnen. Der Überlaufschlauch muss an den Zulauf des Hauptwassertanks und der Abwasserschlauch soll an den Drainageschlauch des backbordseitigen Sülbordablaufs angeschlossen werden.

„Tolle Ecken zum Basteln...“

„Tolle Ecken zum Basteln…“

„Passt!“

„Passt!“

Beides geht nur in und durch die Mittelkoje, genauso wie die dicken Starkstromkabel für die Hochdruckpumpe. Dazu muss das Bett in der Mittelkoje komplett raus und demontiert werden und die beiden backbordseitigen Backkisten müssen auf beiden Etagen vollständig leergeräumt werden. Danach ist es nicht mehr ganz einfach, noch einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die freien Flächen bewegen sich im zweistelligen Quadratzentimeterbereich. Wie die Fischreiher stolzieren wir auf Zehenspitzen von einem freien Trittplatz zum nächsten. Da der Schiffsjunge meist irgendwo in den Backlisten oder der Mittelkoje feststeckt, hat die Capitana allein etwas mehr Auslauf 😂.

„Auf dem Zenit des Bastelwahnsinns“

„Auf dem Zenit des Bastelwahnsinns“

Dazu ist es bei 26° schwülwarm und in den hinterletzten Ecken der Backkisten herrschen saunaverdächtige Temperaturen. Am schlimmsten ist die Enge, überall steht und liegt etwas rum, und wenn man sich endlich in eine Position vorgerobbt hat, in der man wenigstens mit einer Hand dorthin kommt, wo nun das Wunder passieren soll, dann fehlt wieder irgendwas oder es ist doch ein Schlitzi und kein Kreuzer oder der 13er entpuppt sich als getarnter 15er. Nichts geht einfach mal so und alles muss immer wieder gesucht und herumgeräumt werden. Allein geht so etwas gar nicht. Wenn nicht draußen jemand ist, der alles anreicht oder auch mal beherzt am Hosenbund zieht, damit man das Licht der Welt wiedersieht, dann wäre eine solche Aktion schlicht unmöglich.

„Passt endlich auch!“

„Passt endlich auch!“

Und warum der Schiffsjunge nun 41er Schlauchtüllen für die 38er Schläuche bestellt hat, bleibt auch ein Rätsel. Aber mit dem Heißluftfön und nach einer Brandblase am Daumen sitzen die Schläuche dann doch irgendwann auf den Tüllen für die 1 1/2 zölligen T-Stücke. Es ist eine unglaubliche Wurschtelei und wie immer spielt sich wirklich alles immer in den hinterletzten Ecken ab. Nichts ist auch nur halbwegs gut zugänglich. Und so schaffen wir am ersten Tag auch »nur« die beiden Schläuche. Mehr nicht! 🥺

„Und schwups rutscht der Akku-Schrauber unter den Wassertank 😳 🥺 😤“

„Und schwups rutscht der Akku-Schrauber unter den Wassertank 😳 🥺 😤“

„Es dauert eine Stunde, bis wir ihn wieder mit der Fangschlaufe herausgeangelt haben. “

„Es dauert eine Stunde, bis wir ihn wieder mit der Fangschlaufe herausgeangelt haben. “

Am nächsten Tag ziehen wir noch die Kabel. Die Enden der Kabel und Schläuche belassen wir erst einmal im Schrank der Mittelkoje. Das Weiterziehen ins Bad kommt dann, wenn das Bad dran ist.

„Da liegen sie schon mal.“

„Da liegen sie schon mal.“

„Isolierung im Nachhinein ist nicht ganz einfach.“

„Isolierung im Nachhinein ist nicht ganz einfach.“

Und »noch schnell« isolieren wir das Warmluftheizungsrohr, um in Kanada nicht nur den Saint Lawrence Strom zu beheizen, sondern auch etwas mehr von der hübschen Warmluft ins Schiffsinnere zu bekommen. Danach versuchen wir noch unseren Wassertank schallzuisolieren. Der liegt nämlich munter glucksend unter der Mittelkoje, was bei etwas schaukeligeren Nachtfahrten schon ziemlich blöd ist. Mal sehen, wie erfolgreich wir mit der Kombination aus Armaflex und Hartschaumplatten am Ende wirklich sind. Vielleicht hilft es ja etwas.

„Erst einmal fertig, das Bett der Mittelkoje kann wieder eingebaut werden.“

„Erst einmal fertig, das Bett der Mittelkoje kann wieder eingebaut werden.“

Die Ausbeute der ersten beiden Tage ist nicht eben groß. Zwei Schläuche, zwei Kabel und die Isolierung. Aber es reicht. Nach diesem unglaublichen Gewürge und unserer Energiewende, machen wir erst einmal einen Tag Pause.

Póvoa de Varzim, Portugal
41° 22′ 33,6″ N, 008° 45′ 54,1″ W