Roseau [M] -> Portsmouth [A], Dominica Distanz: 20,3 sm Gesamtdistanz: 3.025,1 sm
Nachdem wir die Mooring gezahlt haben, segeln wir ganz ganz langsam weiter in Richtung Norden. Wind kann man zu dem Lüftchen eigentlich gar nicht sagen, manchmal treiben wir mehr mit dem Gezeitenstrom, als dass wir segeln. Doch es sind ja nur knapp 11 sm zu der Bucht, in der wir vielleicht doch ankern können. Die Küste von Dominica zieht in Zeitlupe an uns vorbei.
So haben wir genügend Zeit, um zu überlegen, ob die ein oder andere kleine Bucht nicht doch geeignet wäre, um dort mal einen Ankerversuch zu wagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Strand südlich von Mero in Sicht. Dort sieht es eigentlich gut aus. In der Karte ist der blaue Streifen vor der Küste auch deutlich breiter als der unten im Süden. Drei Segler schaukeln dort auch schon in dem leichten Schwell vor sich hin. Das ist mal einen Versuch wert. Die Bucht, die wir eigentlich angepeilt haben, ist noch einmal um die Ecke, aber hier sieht es gut aus, also los.
Wir halten uns etwas südlich und lassen unseren Anker auch etwas weiter draußen auf gut 7 m fallen. Er hält perfekt. Das Wasser ist glasklar. Man kann jeden einzelnen Seegrashalm am Meeresboden sehen. Am nördlichen Ende des Strandes sehen wir einige Strandbars mit Liegen und Sonnenschirmen. Nach Massentourismus sieht das allerdings nicht aus. Vor dem südlichen Ende liegen wir ganz allein. Das ist mal ein Plätzchen ganz nach unserem Geschmack.
Eine geschützte Ankerbucht ist es vor dem Strand südlich von Mero natürlich nicht. Wir liegen platt vor der Küste. Es weht etwas ablandig. Der Landwind wandelt sich tagsüber mit der Thermik in einen leichten Seewind und der Schwell ist moderat und lang. Er lässt uns schaukeln, aber nicht rollen. Auch als die Dünung in den folgenden Tagen etwas höher wird und sich am Strand Wellen brechen, bei denen wir keinen Anlandungsversuch mehr starten wollen, schaukeln wir weiterhin nur etwas herum, ohne aber heftig ins Rollen zu kommen.
Besonders nach einer ruhigen Nacht ist das Wasser total klar. Unter uns sieht man einen verrottenden Baumstamm, an dem sich einige tropische Fische tummeln. Erst denken wir, dass sich in dem leicht wiegenden Strom drei Seeanemonen hin und her wiegen. Aber sie schwimmen. Nur ganz langsam, es ist eher ein Schweben, doch sie sind definitiv nicht irgendwo angewachsen. Außerdem sind ihre »Blütenblätter« zu breit. Um besser sehen zu können, gehe ich schnorcheln und dort unten schwimmen tatsächlich drei blaue Feuerfische, blue lionfishes. Diese Burschen sind zwar unglaublich hübsch, aber eben auch ziemlich giftig und nicht ganz ungefährlich. Es ist gut, dass sie unten und der Schiffsjunge oben schwimmt.
Je nach Strömung und Schwell ist das Wasser mal etwas trüber, dann aber auch wieder glasklar. Um uns herum schwimmen und springen auch größere Fische, aber eigentlich scheint hier doch eher die Kinderstube zuhause zu sein. Schwärme von unzähligen kleinen Fischchen suchen immer wieder Schutz im Schatten der PINCOYA. Das ist wohl auch recht schlau, denn der ein oder andere Pelikan ist ständig auf der Suche nach ihnen. Auch fliegende Fische sausen über das Wasser, leider können wir nur einmal kurz einen Fregattvogel bei seiner Jagd auf fliegende Fische beobachten. Er versucht, sich so einen fliegenden Fisch tatsächlich im Flug zu schnappen. Fregattvögel können zur Not zwar auch ins Wasser tauchen, doch sie ziehen wohl eher die luftige Jagd vor. Und wie elegant das geht, sehen wir, als ein Fregattvogel seine noch zappelnde Beute gegen zwei Pelikane verteidigt. Mehrmals verliert er den Fisch, dreht aber so schnell eine Kurve, dass er sie ganz locker noch über dem Wasser wieder auffängt. Die Pelikane sind zwar auch gute Flieger, aber da kommen die dicken Brummer nun wirklich nicht mehr hinterher.
Wir bleiben drei Nächte und genießen unsere Auszeit. Endlich einfach mal so, ohne irgendetwas anderes. Am Freitag stoßen Anna und Reinhardt zu uns und wir sitzen wieder nett zusammen.
Am Samstag geht es dann weiter in den Norden, wir wollen Anfang der Woche auf Guadeloupe sein, weil wir doch Ersatz für unser Dinghy brauchen. Guadeloupe scheint da der richtige Platz zu sein, denn die WebPage von UShip verspricht Erfolge zu annehmbaren Preisen.
So segeln wir bis in die Bucht von Portsmouth. Schon eine Seemeile vorher kommt uns das hiesige Begrüßungskomitee entgegen. Es ist genauso freundlich und unaufdringlich wie unten im Süden. Das Ankern in der Bucht von Portsmouth ist vollkommen unkompliziert und überall möglich, wo man einen sinnvollen Platz findet. Wir hatten ja doch einige Vorbehalte, aber sollten wir hier noch einmal vorbei kommen, dann werden wir in jedem Fall mehr Zeit für Dominica einplanen und auch eine Safari machen.
Stationen:
08.03. Roseau [M] -> südlich von Mero [A] sm: 9,0 sm
09. -> 10.03. südlich von Mero [A]
15° 24′ 45,8″ N, 061° 25′ 43,4″ W
11.03. südlich von Mero [A] -> Portsmouth [A] 11,3 sm:
15° 34′ 37,9″ N, 061° 27′ 38,6″ W