Große und kleine Ausflüge


Pic Paradis
Um mal etwas Abwechslung in unsere Warterei zu bringen, beschließen wir, zusammen mit Anna & Reinhard einen Ausflug zum Pic Paradis zu machen. Die halbe Strecke können wir mit einem Bus fahren, den Rest müssen wir hoch und runter laufen. Und der Pic Paradis heißt nicht umsonst so, denn erstens ist es ein Berg und somit dem 7ten Himmel schon mal eine ganze Ecke näher und zweitens soll die Aussicht von dort oben paradiesisch sein.

„Auf dem Weg zum Pic Paradis“

„Auf dem Weg zum Pic Paradis“

Weil es inzwischen in der Karibik ziemlich schwülwarm geworden ist, laufen wir erst einmal zum SuperU, um uns für unterwegs noch zu versorgen. Immerhin sind wir ja südlich des nördlichen Sonnenwendekreises, den die Sonne ja erst am 21. Juni erreicht. D.h. inzwischen scheint uns die Sonne ziemlich direkt auf den Kopf, was die Solarzellen mehr freut als uns. Außerdem wirkt unsere selbstgenähte Regenversicherung wirklich gut, es hat seit Tagen nur noch einmal richtig geschüttet, was wohl dem Wetter auch nur aus Versehen passiert ist, weil es unsere Regenversicherung übersehen hat. Bisher konnte man ja anhand der großen schwarzen Regenwolken zweifelsfrei feststellen, wo wir uns mit der PINCOYA aufhalten, das ist nun vorbei.

Das Busfahren auf Saint Martin ist eigentlich unkompliziert. Es gibt zwar Bushaltestellen, aber man kann sich diese Kleinbusse auch überall anhalten und zu- oder aussteigen. Und wir haben es in Marigot noch etwas einfacher, denn dort stehen am ZOB immer Busse und warten auf Kundschaft, bevor sie losfahren. Hinter der Windschutzscheibe liegt ein Schild, das die Richtung grob vorgibt, der Rest muss erfragt werden. Wir fragen mal an dem Bus, an dem »French quarter« steht. Wo das »French quarter« genau ist, wissen wir zwar nicht, doch ein »French quarter« sollte sich ja wie der Pic Paradis wenigstens auf der französischen Seite befinden und nicht bei den Holländern liegen. »Yes, yes, Pic Paradis, but not all the way to the top.« Ich schreib das mal auf English, denn das, was Anna auf Französisch erfragt und dann als internationale Antwort bekommt, verstehe ich eh nicht und der Rest ergibt sich später schon ganz von allein.

„Diese Abkürzung nimmt Anna dann doch nicht 😂“

„Diese Abkürzung nimmt Anna dann doch nicht 😂“

Wir werden also irgendwo auf halben Weg abgesetzt, wo genau, wissen wir nicht, aber der Pic Paradis sollte dann schon irgendwie in der Nähe sein. Verfehlen kann man ihn eigentlich nicht, denn da haben die Franzosen Antennen daraufgestellt, was ortsunkundigen Touristen auch ganz prima als Orientierung hilft. Während Anna noch fragt, rutschen die anderen Fahrgäste schon zusammen, mit uns ist der Bus voll und es kann losgehen. Lange Fahrten, also z.B. bis auf die niederländische Seite, kosten 2 $ oder 2 €, kurze Strecken die Hälfte. Wir sind so blöd beim Aussteigen noch mal nachzufragen und bekommen die 2-$- Antwort 🙄. Auf dem Rückweg sind wir schlauer und geben einfach jeder einen Dollar hin, was dann auch ok ist. Bei Bussen steht übrigens »Bus« auf dem Nummernschild und bei Taxis »Taxi« oder »TXI«. Abgesehen davon sind sie an ihrem Allgemeinzustand gut zu unterscheiden. Taxis verbringen nämlich ihr Rentendasein bis zum Tod als Busse.

„Ein erster Ausblick auf die Marigot Bay“

„Ein erster Ausblick auf die Marigot Bay“

Das uns unsere Busfahrerin nicht bis auf den Pic Paradis fahren will, verstehen wir auch schon an der ersten Steigung, denn bis oben hätte es der voll besetzte Bus ohnehin nicht geschafft 😂. Im ersten Gang brüllen wir die Steigung der Hauptstraße hoch. Dann geht’s auf eine Nebenstraße. Unsere Endstation ist dann vor dem Eingang der »Loterie Farm«, einem Freizeitpark mit allen möglichen Angeboten. Dass die »Loterie Farm« am Ende der Tour unsere Rettung sein soll und auch noch mit einem ganz unerwarteten Photo Shooting glänzt, wissen wir in diesem Moment noch nicht.

„Am Paradies angekommen“

„Am Paradies angekommen“


Der Rest der Geschichte ist eigentlich schnell erzählt, denn wir besteigen den Pic Paradis touristengerecht in der Mittagszeit. Unsere Getränkevorräte schmelzen schneller dahin, als es gut ist, und wir genießen die tolle Aussicht, auch wenn es etwas dunstig ist.

„Der Ausblick nach Osten“

„Der Ausblick nach Osten“

„Ausblick auf Phillipsburg, Sint Maarten“

„Ausblick auf Phillipsburg, Sint Maarten“

„Saint Barths im Südosten. Und die Sonne steht im Zenit.“

„Saint Barths im Südosten. Und die Sonne steht im Zenit.“

„Da sind wir!“

„Da sind wir!“

Zurück geht es »die Abkürzung«, den Hiking Trail direkt zur Loterie Farm. Der Weg entpuppt sich auf weiten Strecken als echte Offroad-Piste, die allerdings teils nur die Breite eines Gämsenpfades hat. Das alles ist schon so ein Nümmerchen und möchte auch erstaunlich lange kein Ende nehmen. Von Abkürzungen erwartet man eigentlich etwas anderes, aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass der Schiffsjunge auf die Idee kam, diese Abkürzung zu nehmen.

„Die Abkürzung.“

„Die Abkürzung.“

„Der Schiffsjunge hat die Bar entdeckt!“

„Der Schiffsjunge hat die Bar entdeckt!“

Und es ist auch das rechte Knie des Schiffsjungen, das als erstes versagt und zunehmend rummault. Den anderen Dreien geht es zwar mit dieser Offroad-Einlage auch nicht viel besser, aber der Schiffsjunge humpelt ihnen deutlich hinterher. Unsere Trinkvorräte sind schon lange am Ende, als wir die »Loterie Farm« von der anderen Seite her erreichen. Normalerweise kann man hier ein All-inclusive-Bespaßungsprogramm buchen, doch das Restaurant und die Bar haben sie auch für vollkommen ausgetrocknete Wandertouristen geöffnet. Einen Vorteil hat so eine Wanderung ja, nie schmeckt ein Bier besser, als nach so einem Spaziergang.

Und dann kommt es ganz unerwartet zu einem tollen Photo Shooting, aber seht selbst …

„Der Drache I“

„Der Drache I“

„Der Drache II“

„Der Drache II“

„Die Affenbande 😂“

„Die Affenbande 😂“

Auf dem Rückweg hält Reinhard uns einen Bus an. Als der SuperU auftaucht, rufen wir wie aus einer Kehle: “Bus stop, please!” Und schon hält unser Bus in der nächsten Lücke am Seitenstreifen. Etwas Baguette, etwas Käse, etwas Frisches, heute bleibt die Küche kalt und jede Bewegung wird auf das kleinste Minimum beschränkt, das nicht mehr wegrationalisiert werden kann. Unser Gummiboot finden wir diesmal unversehrt am Dinghy Dock wieder und brummen den letzten Kilometer nach Hause.


La Belle Créole, der kleine Ausflug
Schon gleich am ersten Tag ist uns am Westende der Marigot Bay, die dort ja eigentlich Anse des Sables heißt, diese Ruinenstadt aufgefallen. Nun sehen sehr viele Häuser und Bebauungen rund um die Marigot Bay auch schon ziemlich mitgenommen aus, doch die Ruinenstadt ist nicht nur vollkommen verfallen, sondern sieht auch vollkommen verlassen aus. Die Hurrikans, die hier mehr oder weniger regelmäßig durchziehen, hinterlassen Spuren wie Narben, die kaum von der einen zur nächsten Verwüstung beseitigt werden können. Man macht viel, und fast überall wird gebaut, das beseitigt aber die Spuren nur partiell.

„oben: Die Halbinsel von La Belle Créole; unten: Ein neues Ferienressort“

„oben: Die Halbinsel von La Belle Créole; unten: Ein neues Ferienressort“

Am 24.04., als sich wieder einmal kein Wetterfenster in greifbarer Nähe auftun möchte, beschließen wir, uns zu verlegen und unseren Anker mal im westlichen Teil der Marigot Bay fallen zu lassen. Das Wetter ist ruhig, es weht zwar leicht aus Nord genau in die Bucht hinein, aber der schwache Wind bewegt das Wasser nur wenig. Auf einen türkisgrünen Sandflecken lassen wir unseren Anker fallen. Als wir sicher sind, dass wir gut liegen, fahren wir mit unserem Gummiboot etwas südlich der Ruinenstadt an den Strand. Vor dem Strand ist eine Barre, über die wir das Gummiboot schieben, allerdings ist es dahinter wieder unerwartet tief. Zu tief für die kurzen Beine des Schiffsjungen und auch reichlich tief für meine Langbein-Capitana. Astrid hat in solchen Momenten ja deutliche Vorteile, so kommt sie auch noch halbwegs trocken davon, während der Schiffsjunge mit einer Badehose besser bedient gewesen wäre.

„Manche wohnen einfach, aber dafür sehr hübsch.“

„Manche wohnen einfach, aber dafür sehr hübsch.“

„Die Ruinen von La Belle Créole.“

„Die Ruinen von La Belle Créole.“

„Zerstört und von der Natur zurückgefordert“

„Zerstört und von der Natur zurückgefordert“

Am Strand gehen wir in Richtung der Ruinenstadt, der La Belle Créole. La Belle Créole ist wie eine Geisterstadt und hinterher finden wir tatsächlich etwas mehr über ihr Schicksal heraus. Denn nach einer Stadt sieht diese Siedlung nicht wirklich aus. La Belle Créole wurde als Luxus-Ressort von dem damaligen Waldorf-Astoria Manager gegründet. Dieses Ressort sollte in karibischer Abgeschiedenheit Luxus pur bieten. Allerdings stand das ganze Investment von La Belle Créole nie unter einem guten Stern. In einem zweiten Anlauf versuchten neue Investoren, die Idee von einem wahren Luxus-Ressort auf Saint Martin neu zu beleben, doch 1995 zerstörte und begrub der Hurricane Luis alle weiteren Pläne ein für alle Mal. Seitdem verfällt der gesamte Komplex und die Natur erobert sich dieses Fleckchen Erde Stück für Stück zurück.

„Steinmuster“

„Steinmuster“

„La Conch!“

„La Conch!“

Wir gehen nur außen am Strand um den Komplex herum. Dort finden wir auch das Schneckenhaus einer Conch, also einer Strombus Gigas, die größte Fächerschnecke ihrer Art. Die Burschen leben in der ganzen Karibik und man findet sie von Florida bis Nordbrasilien. Leider finden wir nur eine. An einem kleinen Unterstand stehen zig von diesen imposanten Schneckenhäusern im Sand, aber die sind dort offensichtlich als eine Art »Gartenzaun« aufgestellt worden und wir lassen die mal schön da, wo sie sind. Vielleicht finden wir ja noch eine. Ganz geruchsneutral ist das Gehäuse allerdings nicht. Deswegen verstecken wir unsere Beute auf dem Hinweg auch im Gestrüpp, um sie auf dem Rückweg wieder abzuholen. Danach kann sie auf dem Vorschiff auslüften, ein Wetterfenster für unseren Aufbruch ist ja eh nicht in Sicht.

„An der Lagune auf der Westseite.“

„An der Lagune auf der Westseite.“

„Der »rosa« Turm von La Belle Créole“

„Der »rosa« Turm von La Belle Créole“

„Kein Durchkommen 😳“

„Kein Durchkommen 😳“

Da wir erst im Nachhinein etwas mehr Informationen über La Belle Créole finden, beschließen wir noch einmal hinzufahren, um noch einmal über das ganze Areal zu stromern, aber auch um zum David’s Hole zu gehen, dem Trous de David, das wir auf unserer ersten Runde nur um wenige hundert Meter verfehlt haben. Einige Tage später fahren wir zusammen mit Anna & Reinhard in ihrem Gummiboot noch einmal zur Halbinsel der La Belle Créole. Die beiden haben ein Gummiboot mit einem etwas stärkeren Motor, das hat schon so seine Vorteile.

So mischen sich hier auch die Bilder unseres ersten und unseres zweiten Ausflugs.

„Das David's Hole.“

„Das David's Hole.“

„Früherer Luxus.“

„Früherer Luxus.“

„Wir gehen erst mal an die Bar.“

„Wir gehen erst mal an die Bar.“

„Ein Wetterhäuschen 😂“

„Ein Wetterhäuschen 😂“

„La Belle Créole“

„La Belle Créole“

„Ein wunderbares Areal für wunderbare Photos.“

„Ein wunderbares Areal für wunderbare Photos.“

Als wir zurück zur PINCOYA fahren, merken wir erst, dass es doch schon ganz ordentlich aufgefrischt hat. Die Welle steht nun ungebremst in diesem Teil der Bucht, der zudem mit 2,6 m nicht wirklich tief ist. Die Seekarte sagt für die Stelle, auf der wir liegen, zwar 4,6 m, aber das scheint doch eher »veränderlich« zu sein. Die geringe Tiefe sorgt zusätzlich für Unruhe. Also legen wir wieder um und gehen von unserem fünften Ankerplatz in der Marigot Bay, nun auf unseren sechsten.


Nach 2 1/2 Ausflugstagen erst mal wieder etwas Ruhe
Insgesamt hat sich das Wetter tatsächlich gebessert. Es bläst nicht mehr ständig mit 15 bis 20 kn und auch der Regen hält sich etwas zurück, auch wenn der immer noch fast täglich für Abwechslung sorgt. Unser Vorschiffzelt hat für viel Entspannung gesorgt. Vorn können die Luken nun einfach geöffnet bleiben. Doch was wirklich noch fehlt sind Seitenteile unter dem Bimini, aber das wollen wir hier nun nicht mehr angehen, denn wir sind zunehmend im Absprungmodus.
Es ist schwülwarm. Die Sonne steht im Zenit und 30° sind kein Problem. Auch das Wasser ist deutlich wärmer geworden. Vielleicht liegt das aber nun auch an dem leichteren Wind, mit dem das Wasser in der Marigot Bay nicht mehr ganz so schnell vom Atlantik her ausgetauscht wird.
Die Zeit an Bord ist schön, obwohl unsere 2 1/2 Ausflüge auch eine nette Abwechslung waren. Wir genießen den Müßiggang und das Gefühl, fertig vorbereitet zu sein. Es ist Zeit, dass es wieder ans Segeln geht, wir freuen uns auf die Überfahrt, auch wenn uns bewusst ist, dass die Rückfahrt durchaus nicht ganz ohne ist. Doch wir sind gut vorbereitet, auch weil wir uns hier die Zeit dafür genommen haben. Mal sehen, wann es losgehen kann.

Marigot Bay V, Saint Martin – das Intermezzo –
18° 04′ 00,9″ N, 063° 06′ 40,5″ W

Marigot Bay VI, Saint Martin
18° 03′ 44,8″ N, 063° 06′ 07,5″ W