Saint Martin – Açores – Tag 4 bis 6 –


Saint Martin, Karibik -> Ziel Açores; bisher: 571,8 sm Gesamtdistanz 2023: 3.865,7 sm

„Tag 4 bis 6“

„Tag 4 bis 6“


Tag 4, Dienstag, 02.05.2023
Etwas ungläubig fahren wir in den vierten Tag unserer Überfahrt hinein. Können Überfahrten wirklich so ruhig sein? Ohne ständiges Reffen, ruppige Wellen, manchmal sogar mit Einsteigern, ohne ständig hin und her geschubst zu werden und immer mit dem Wunsch nach etwas weniger Wind? Wie oft haben wir uns nur mal 15 kn mit einem sanften Schwell gewünscht? Seit unserer ersten Überfahrt von Portimão nach Porto Santo hatte jede unserer Überfahrten immer mehr Wind, als es eigentlich gebraucht hätte, um das Ziel zu erreichen. Nicht an jedem Tag, aber doch an der absoluten Mehrzahl der Tage. Und manchmal dann auch noch mit Sorgen, die keiner auf so einer Überfahrt überhaupt braucht.

„So ruhig kann der Atlantik auch sein.“

„So ruhig kann der Atlantik auch sein.“

Auf dem Hintergrund haben wir uns nicht nur einmal gefragt, wie das all die Familien mit Kindern machen. Doch offensichtlich geht es auch anders. Wir sind zwar nicht schnell, aber unglaublich gemütlich und entspannt unterwegs. Und wenn das so ist, dann darf es eben auch mal gerne den einen oder anderen Tag länger dauern. Hoffen wir nur, dass wir mit diesem Statement nichts herbeischreiben und wir doch noch einen auf die Mütze bekommen. Immerhin liegen ja noch 18 Tage vor uns.


Der Gegenstrom von gestern ist auch morgens noch gegen uns. Es ist schon blöd, wenn man bei dem wenigen Wind auch noch einen Knoten Fahrt an den Strom verliert. Wie hübsch wäre es andersherum. Aber für den Golfstrom sind wir zu weit östlich.
In der Nacht sind von hinten zwei Schweden aufgekommen. Beide mit 15 m Yachten und etwas schneller, aber wohl auch »nur« unter Segeln. Die ganze Nacht sind wir nicht einmal über 3,8 kn Fahrt hinausgekommen. Eher waren es etwas weniger Knötchen. Für einen Wind zwischen 5 und 9 kn und bei dem schwankenden Gegenstrom ist das trotzdem gar nicht so schlecht. Als es dämmert und es mal wieder nur mit knapp 3 kn läuft, rechnen wir aus, ob es sich nicht doch lohnt, einige Stunden zu motoren, um etwas mehr Wind abzubekommen.

„Stunden mit viel Zeit.“

„Stunden mit viel Zeit.“

Das Weather Routing von Predictwind haben wir ja ausprobiert, können dem aber ehrlich gesagt wenig abgewinnen. Vielleicht passt es auch nur einfach nicht so richtig zu uns und für andere ist das Gesamtpaket schon toll und schlüssig. Doch wenn man das alles weglässt und mal versucht, nur mit einigen Wegepunkten in der Offshore-App zu arbeiten, drängt sich einem schon die Frage auf, was sich die Entwickler wohl dabei gedacht haben mögen. Natürlich ist Predictwind keine Navigations-App, sondern eine Wetter-App. Das ist schon klar. Aber etwas mehr Praxisnähe beim Handling mit den Wegepunkten stände der App wirklich gut zu Gesicht.
Es ist ja schön, dass man seine eigene Position in der Grib-Anzeige sehen kann und über den Timeslider verfolgen kann, wie sich das Wetter vor und hinter einem in der nächsten Zeit verändern soll. Auch wenn uns das bisher nur auf dem iPhone gelungen ist, weil die iPhone-Version der Offshore-App durchaus bereit ist, mit dem internen GPS zu sprechen. Es ist auch schön, dass man Wegepunkte für eine Gesamtroute eingeben kann, aber wie schön wäre es, wenn an jedem einzelnen Wegepunkt nicht die Länge der Gesamtroute angezeigt würde? Spätestens nach dem 10ten Punkt hat ja auch der größte Depp begriffen, wie lang seine Gesamtroute ist. Richtig praxisnah wäre z.B. die Anzeige der Entfernung zum vorhergehenden Punkt. Und wenn es nun unbedingt auch die Gesamtlänge sein muss, dann könnte man ja auch beides anzeigen. Und wie gut wäre es dann noch, wenn einfach auch zu der Cursor-Position die Entfernung zur eigenen Position angezeigt würde. Dann wüsste man sofort, wie weit z.B. ein Windfeld von der eigenen Position entfernt ist. So etwas würden wir z.B. echt toll finden. Doch wenn man heute seine Entfernung zu einem Windfeld wissen möchte, muss man eine neue Route anlegen, wobei der Anfangspunkt die eigene Position ist und der Endpunkt in eben diesem Windfeld liegt. Seefahrt und das, was den Seefahrer offshore interessieren könnte, scheint echt immer noch ein Mysterium zu sein. Vielleicht könnten die Predictwinds ja mal mit den iSailors ein Joint Venture gründen. Die hatten solche Basics schon in ihrer Beta-Version.

Am Ende der ganzen Fummelei wissen aber auch wir, dass es sich einfach nicht lohnt, stumpf loszumotoren, denn wenn wir dann an dem Windfeld ankommen, das gerade mit 11 kn prahlt, sind diese 11 kn schon wieder kraftlos in sich zusammengefallen. Also geht’s so weiter wie bisher, irgendwann wird schon wieder etwas mehr Wind kommen. Außerdem wollen wir uns lieber gar nicht beschweren, denn auf unseren bisherigen Überfahrten hätte es ja durchaus auch mal etwas weniger sein dürfen. So machen wir gerne so gemütlich weiter, denn immerhin fährt’s ja.


Danach machen wir erst einmal Wasser. Seitdem wir den Wassermacher haben, ist unser Umgang mit dem teuren Nass schon etwas entspannter geworden. Mit nur 350 Litern wäre eine Frischwasserdusche auf einer dreiwöchigen Überfahrt definitiv nicht mehr drin. Da hätten wir heute mit Seewasser geduscht, aber so genießen wir die frische Süßwasserabkühlung in vollen Zügen.
Alle 2 bis 3 Tage machen wir 100 Liter Wasser. Das reicht uns. Unsere Energiebilanz passt dafür bestens, obwohl wir auch noch Kaffee und Tee elektrisch kochen, aber auch Brot und Kuchen backen und Frühstückseier kochen. Und nebenbei steuert der Autopilot und läuft die Navigation 7×24. Heute haben wir die hundertste Stunde Wasser seit dem Einbau gemacht. Das sind bei einer durchschnittlichen Produktion von rund 45 L/h immerhin 4.500 Liter Frischwasser. Was rund 13 Tankfüllungen entspricht, die wir in irgendwelchen Marinas hätten nehmen müssen. Oder wie der Schweizer letzte Woche, der mit seinem Gummiboot und einem 60 Liter Fass den lieben langen Tag zwischen irgendeiner Zapfstelle und seiner Yacht gependelt ist.


Nachdem die Schweden uns überholt haben, kommen von hinten ein Österreicher und ein Franzose auf. Verdächtig schnell, entweder haben die beiden einen anderen Wind oder schlicht mehr Diesel 😂. Aber etwa 5 sm hinter uns fallen beide auf unsere Geschwindigkeit zurück und so fahren wir gemeinsam mit 3 bis 4 kn in die Nacht.
Offensichtlich sind wir mit unserer Einschätzung des Wetterfensters doch nicht so allein, wie wir schon geglaubt haben, denn der Strom der Schweden reißt nicht ab. In der Nacht kommen noch zwei.
Allerdings beginnt der Wind einzuschlafen. Um 19:00 haben wir nur noch etwa 5 kn und die auch noch ziemlich genau aus Süd. Mit 5 raumen Knoten Wind segelt unsere dicke Erna nun gar nicht mehr. Leider nehmen die Wellen genauso zu wie der Wind abnimmt, und unsere dicke Erna beginnt zu rollen. Die Segel schlagen erbärmlich. Damit wir wissen, in welche Richtung wir am besten motoren sollten, holen wir uns »frisches Wetter«. Bisher sah es noch nach »eher östlich« aus, nun wäre es wohl doch besser, etwas nördlicher zu gehen. Aber egal wie, unsere Windaussichten sind bescheiden. Gegen wenig Wind haben wir ja nichts, aber es muss wenigstens fahren. Wenn es fährt, können es auch gerne nur 3 oder 3,5 kn sein. Dann dauert es eben mal länger. Doch wenn wir nur rollen und die Segel schlagen, dann nervt das richtig.
So motoren wir für eine Stunde etwas weiter nördlich, aber die Capitana muss in ihrer Freiwache schlafen. Nichts ist nerviger als ein brummender Motor, wenn man schlafen will. Also versuchen wir’s nur mit Genua. Das Groß schlägt einfach zu heftig. Mit satten 2,5 Knoten geht’s nun durch die Nacht. Erst kurz vor Mitternacht frischt es etwas auf. Hoffentlich halten diese 9 kn etwas länger durch. Die Vorhersage ist zwar der Meinung, aber man weiß ja nicht, ob es sich der Wind nicht dann doch wieder anders überlegt.

Um 23:59 loggen wir unser drittes Etmal mit nur 84,0 sm. 1.876 sm to go.


Tag 5, Mittwoch, 03.05.2023
Die letzte Nacht war absolut nervig. Ein elendes Gewürge. Zu viel Welle und zu wenig Wind. Das war einfach zum Vergessen. Gott sei Dank vergisst die Erinnerung ja solche Nächte auch immer recht schnell und nur die schönen Sachen werden dauerhaft gespeichert. Seit dem Morgen läuft aber es wieder halbwegs. Wenn etwas Fahrt im Schiff ist, kommt man schon mal entscheidend besser durch die Wellen.
Um uns herum springen einige Thuns. Richtig große. Deutlich über einen Meter, wenn nicht noch etwas mehr. Seit 2 Tagen baden wir unseren Angelhaken, aber nun wissen wir gar nicht so genau, ob es gut wäre, wenn so ein Bursche beißt. Wahrscheinlich ist der Haken, den wir draußen haben, für diese Größe eh zu klein. Aber die Thuns ziehen weiter, ohne sich um unseren Gummi-Oktopussi zu scheren. Vielleicht ist das auch gut so. Wir warten mal auf eine kleinere Variante.

Als es gestern Nacht so richtig nervig war, kam eine ganze Horde Delphine vorbei, um uns aufzumuntern. Leider im Dunkeln. Erst haben wir nur ihr Atmen gehört und dann auch die ein oder andere schwarze Finne im dunklen Wasser gesehen. Der Mond beleuchtet zwar die Nacht, aber das reicht nicht, um Photos zu machen. Es ist schon schön, so begleitet zu werden und das Schnaufen ihrer Atemzüge mal rechts und mal links zu hören. Eine halbe Stunde ging das so, dann sind auch sie weitergezogen.


„Manchmal sind wir auch nicht allein.“

„Manchmal sind wir auch nicht allein.“

Immer mehr Segler sehen wir auf AIS oder sogar am Horizont. Allein heute sind es wohl schon mehr als auf unserer ganzen Überfahrt von den Kapverden nach Martinique zusammen. Da war das Ereignis, mal ein AIS Signal zu sehen, so groß, dass man erst einmal über Funk etwas gequatscht hat. Hier käme man aus dem Quatschen gar nicht mehr raus. Wenn man berücksichtigt, wie groß und weit der Atlantik ist und dass es nur wenige Seemeilen braucht, um sich unbemerkt zu passieren, dann müssen mit uns wirklich viele aufgebrochen sein. Wir sind mal gespannt, wie das auf den Azoren wird. Aber die ARC bricht ja eh erst kommenden Samstag auf und fährt glücklicherweise erst einmal zu den Bermudas.

„Kaffee und Kekse, ...“

„Kaffee und Kekse, …“

„... aber erst nach der Arbeit. Irgendetwas klackert immer.“

„… aber erst nach der Arbeit. Irgendetwas klackert immer.“

Da wir strikt versuchen zu segeln, sind wir mit die Langsamsten. Aber unsere dicke Erna zählt ja mit ihren 37 Fuß auch zu den kleinsten Schiffchen. Da darf man etwas langsamer sein. Doch wir holen immerhin noch 4 bis 4,5 kn aus rund 9 kn Wind. Das ist gar nicht so schlecht bei 90° zum scheinbaren Wind. Wir können uns nur schwer vorstellen, dass man mit konventionellen Yachten bei diesem Wind über 7 kn schafft. Aber nun ja. Man hat eben Zeit, sich Gedanken zu machen, und überholt zu werden ist ja auch nicht schön.

„Der nächste Abend kommt.“

„Der nächste Abend kommt.“


Um 22:00 verlassen wir die Barfußroute und segeln unter dem nördlichen Wendekreis der Sonne hindurch. Es ist inzwischen auch merklich kühler geworden, auf den Nachtwachen tragen wir beide wieder lange Jeans. Im Gegenzug dämmert es aber auch deutlich länger. Abends sowie auch Morgens. Man merkt deutlich, dass wir wieder in den Norden kommen. Die schwüle, tropische Wärme haben wir auch hinter uns gelassen. Etwas kühler schläft man deutlich besser.

„Mal sehen, ob wir gut durch die Nacht segeln können.“

„Mal sehen, ob wir gut durch die Nacht segeln können.“


Um 22.30 beginnt es plötzlich zu laufen. Der Gegenstrom ist weg und der Wind pendelt sich bei konstanten 10 kn ein. Die Wellen sind flach und unsere dicke Erna beginnt zu »rennen«. 5,5 kn! Das hatten wir seit unserer Abfahrt noch nicht!

„Vollmond! Leider können wir auf der schwankenden PINCOYA nicht so recht aufnehmen, wie hell es wirklich mit dem Vollmond ist.“

„Vollmond! Leider können wir auf der schwankenden PINCOYA nicht so recht aufnehmen, wie hell es wirklich mit dem Vollmond ist.“

Um 23:59 loggen wir unser viertes Etmal mit 93,8 sm. 1.788 sm to go.


Tag 6, Donnerstag, 04.05.2023
Die Capitana läuft zu Höchstform auf. Um Energie sinnvoll zu verbrauchen, wurde gestern schon ein Brot gebacken und jetzt gibt es gleich zum Kaffee einen Marmorkuchen. Auf diesem Törn geht es uns von Anfang an richtig gut. Etwas Schlafmangel hatten wir zu Beginn schon, aber das hat sich nun auch eingeschwungen. Viele fragen sich ja, wie man das überhaupt überleben kann, immer nur drei Stunden zu schlafen. Aber wenn man sich auf diesen Rhythmus eingeschwungen hat, geht das sehr gut. Ich habe sogar das Gefühl, dass man irgendwie fitter ist. Es gibt ja keine Zeit mehr wie »abends«, wenn man sein Tagwerk hinter sich hat und abschlafft. Alles ist gut verteilt und das ist so auch ganz angenehm. Ok, das sagt der größte Verfechter des Mittagsschlafs, aber es ist schon schön, sich einfach dann hinzulegen, wenn man müde ist und nicht solange durchzuhalten, bis es Zeit ist. Doch zurück zum Energieverbrauch. Inzwischen duftet es nach Kuchen.


„Die Morgenstimmung des sechsten Tages.“

„Die Morgenstimmung des sechsten Tages.“

Seit ungefähr 6:00 läuft es richtig gut. Der Wind hat zugenommen und wir haben nun sogar gut einen Knoten Strom mit. Das beschert uns eine konstante Fahrt zwischen 6 und 7 kn über Grund. Der Wind hat gar nicht so sehr zugenommen, aber wir erreichen nun die ersten Vorboten eines Tiefausläufers aus dem Norden, der das Hoch im Süden streichelt. Mit ihm wollen wir auf die Nordseite des Hochs, das das Tief im Norden für uns auf Abstand hält. Nun geht es endlich mal richtig schön voran. Immer noch aufrecht und grundsätzlich auch gemütlich, wenn auch etwas ruppiger.


Ekelig!
Nachmittags kochen wir uns Tee zu dem Kuchen, den Astrid gebacken hat. Und der ist natürlich NICHT ekelig!
Der Wasserkocher steht außen im Niedergang und plötzlich legt uns eine Welle etwas mehr auf die Seite und der kleine Wasserkocher gibt um. Gott sei Dank! Das fast schon kochende Wasser läuft durch’s Cockpit und verschwindet im backbordseitigen Ablauf. Und plötzlich läuft eine Monster-Kakerlake 🪳 durch’s Cockpit. Minimum 5 cm! Wir versuchen sie zu schnappen, aber die Burschen sind wirklich schnell. Erst einmal schließen wir schnell die Tür zum Niedergang, dann versperren wir ihr den Weg zurück in den Abfluss und treiben sie in eine Ecke. Halali! Mit einem Bollen Küchenpapier erlegt der Schiffsjunge das Ungetüm und gibt sie den Fischen zum Fraß 🦈, während die Capitana den Kampf von der Ehrenloge hinter der Tür verfolgt.

„Oh NEIN!!!!!“

„Oh NEIN!!!!!“

Uff… damit hätten wir nun nicht gerechnet. Seit El Hierro waren wir nicht mehr in irgendeiner Marina und nach jedem Einkauf läuft immer das große Kakerlaken-Untersuchungsprogramm. Es gibt nur ein Paar Landschuhe für jeden und die werden ebenfalls untersucht, fast immer gespült und vor allem draußen in einer Extrawanne gelagert. Und nun so etwas! Eigentlich kann dieses Exemplar nur auf dem Luftweg zu uns gekommen sein, zumal in dieser Größe! TetraPaks versuchen wir wegen der Falten ganz zu vermeiden, alle Kartonagen entfernen wir möglichst schon frühzeitig, alles Obst und Gemüse bleibt draußen und wenn nicht, dann wird es gründlich gewaschen. In zig luftdichte Plastikdosen wird alles umgepackt, Mehl und Zucker werden eingeschweißt, selbst auch die Nudeln, die wir nicht in einer extra Verbrauchsdose lagern. Vielleicht lohnt es sich in südlichen Gefilden doch noch zusätzlich, alle 2 Tage mal einen Liter kochendes Wasser in die Bordabläufe zu kippen. Bis wir wieder in Nordeuropa sind, werden wir das wenigstens noch einmal machen. Sicher ist sicher.

Bevor es nun Kuchen gibt, werden erst einmal auch die anderen Abläufe mit Heißwasser gespült. Es kommt aber Gott sei Dank keine weitere mehr zum Vorschein. Für den Kuchen legt die Capitana dann die Füße lieber hoch, man kann ja nie wissen 🤔! Ihr dürft euch auf das Bild freuen, wenn wir wieder INet haben. Es war wirklich und ganz ohne Übertreibung ein Monsterviech! 🪳


Um 16:00 holen wir Wetter, doch irgendwie hilft uns das auch nicht weiter. Fahren wir unseren aktuellen Kurs weiter in den Norden, landen wir mitten in der Flaute eines neuen Hochs. Fahren wir weiter nach Osten kommen wir in einen Bereich, wo dem Wind selbst nicht klar ist, wie er sich verhalten soll. Um etwas von unserem Kontingent zu sparen, haben wir nur ECMWF ohne Waves heruntergeladen. Wir können uns nicht entscheiden, irgendwie sind beide Kurse eher bescheiden. Man gut, dass der Diesel auf Saint Martin so schön billig war, jetzt auch noch 2 € pro Liter zu verheizen, würde vollkommen unnötig noch mehr schmerzen. Die Lösung liegt allerdings in dem GFS Model. Die Capitana beschließt, noch einmal 300 kB in eine gute Perspektive zu investieren. Gesagt, getan und schon ist das GFS Model heruntergeladen. Nur leider sind sich ECMWF und GFS erstaunlich einig, dass wir der Grütze nicht entkommen werden. Nach einigem Hin und Her und Für und Wider entschließen wir uns für die südlichere Route, also fast direkt nach Osten. Die Hoffnung weiß, dass sie zuletzt stirbt, deswegen kann sie auch alles so gelassen hinnehmen, was ihr aufgebürdet wird. Wir haben wirklich keine Idee, ob es die richtige Entscheidung war, ist oder vielleicht sogar bleiben wird. Aber wir haben ein gutes Gefühl, denn wenn es die falsche Entscheidung war, wurde sie wenigstens nicht ad hoc getroffen, sondern nach reichlichem Nachdenken 🥳.

„Der Mond ist schon da, die Nacht kommt gleich.“

„Der Mond ist schon da, die Nacht kommt gleich.“

Der Nerv beginnt fast postwendend. Um 20:30 ist der Wind weg. Insgesamt sind unsere Aussichten auf Segelwind wirklich eher mau. Was bleibt uns? Um nicht irgendwohin zu treiben, motoren wir grob in Richtung Azoren und hoffen darauf, dass sich doch irgendwie irgendwo und irgendwann ein Lüftchen ergibt. Laut Vorhersage sind wir mitten in einem lilablauen Nicht-Windbereich, als um 22:00 wieder etwas Wind aufkommt. Den nehmen wir gerne und gehen etwas höher ran, um scheinbar etwas mehr zu bekommen. Hä? 🤔. Ein Segler versteht das schon und die anderen müssen jetzt mal nach wahrem und scheinbaren Wind googeln.

Um 23:59 loggen wir unser fünftes Etmal mit 130,6 sm. 1.660 sm to go. Das ist schon mal so, wie wir es uns eigentlich erhofft hatten, wobei nur 1 1/2 Stunden Motoren dabei waren.

Unsere Position an Tag 6 um 23:59
24° 58′ 02,7″ N, 057° 10′ 51,7″ W