Nun aber mal weiter


Auf dem Absprung
Es wird wirklich mal wieder Zeit, ans Segeln zu denken. Unsere Zeit zuhause war übervoll mit Familie und Freunden, vor allem mit den Jüngsten und auch den Ältesten. Seit unserem letzten Heimatbesuch sind fast 9 Monate vergangen, was immerhin das halbe Leben des Kleinsten ist. Da wurden Oma und Opa dann doch schon mit ganz großen Augen und etwas skeptisch empfangen, doch zusammen mit den Großen war es einfach, das Eis zu brechen.
Aber neben all den Besuchen und den kleinen und großen Grillfesten gab es auch noch jede Menge Alltagskram zu organisieren und zu erledigen, denn nicht alles lässt sich online machen. Und so ist inzwischen unser »festes Zuhause« auch wieder richtig gut in Schuss. Auch unser neuer Radar ist inzwischen in Kilrush angekommen und auch das Paket mit dem neuen Gummiboot und diversem Kleinkram für die PINCOYA ist seit heute auf dem Weg nach Irland. Es ist gut, wieder einen Radar zu haben, so können wir nun wieder den Durchblick behalten, auch wenn es in der zweiten Segelhälfte des Jahres mal herbstlich trüb werden sollte. Und die Ankerbuchten in Irland und Schottland können wir nun auch wieder ohne die Sorge erkunden, dass uns zwischendrin die Luft ausgeht.

„Das Gummiboot und noch mehr ...“

„Das Gummiboot und noch mehr …“

Außerdem wäre Astrid nicht die Capitana, wenn sie nicht in jeder freien Minute die irischen und schottischen Revierführer und Seekarten studiert und schon längst einen Plan entwickelt hätte, wie es denn weitergeht. Und der Schiffsjunge würde sich nie auf eine Beförderung zum Oberschiffsjungen freuen können, wenn er nicht schon längst alle notwendigen Reparaturen und technischen Verfeinerungen durchdacht hätte, die vielleicht noch gar nicht anstehen, deren Lösungen aber glasklar und sinnvoll im Raum stehen und deren Ersatzteile alle noch verstaut werden müssen. Wie auch immer, wir sind vorbereitet, um Irland, Nordirland, Schottland, die Südspitze Norwegens, ganz bestimmt Dänemark und vielleicht auch etwas Schweden zu besuchen, bevor wir ins Winterlager bei Fehmarn schlüpfen. Und wir haben eine neue Gopro, um endlich den unumstößlichen Beweis von Nessis Existenz zu liefern. Dies sind wir nicht nur unseren Enkeln schuldig, auch der Rest der Welt fiebert diesem Moment – wenn auch unwissend – schon entgegen.

„Unser Care-Paket, in letzter Minute kommt auch der neue Burgee des OCC“

„Unser Care-Paket, in letzter Minute kommt auch der neue Burgee des OCC“

Wenn wir dann zurück in Irland sind, werden wir noch einige Tage brauchen, bis alles wieder soweit ist, dass es losgehen kann. Die Montage des neuen Radars sollte schnell gehen und auch das neue Gummiboot werden wir schnell an den Start bekommen. Einzig die Frage der Entsorgung unseres alten Gummibootes müssen wir noch klären, das passt ja nicht so einfach in eine Mülltonne. Und gerne würden wir noch ein neues Großfall einziehen, das alte hat nun schon lange genug seinen Dienst getan und zeigt inzwischen einige Schwächen. Das aber dann mit einer 2:1-Übersetzung, denn auch der Schiffsjunge wird ja nicht jünger. Auch eine neue Gasdruckfeder für den Kicker haben wir dabei, es wäre schon gut, wenn der Kicker wieder normal funktionieren würde. Aber nun geht’s erst einmal los, der Rückflug wartet schon auf uns.


Rückflug zu unseren schwimmenden Zuhause

„Bei dem Wetter fällt der Abschied leicht.“

„Bei dem Wetter fällt der Abschied leicht.“

Da wir vorab alles schon in Paketen verschickt haben, bleibt für den Montag nicht mehr viel zu tun. Nur den Parmesan haben wir vergessen, der auch in Irland ein Luxusgut zu sein scheint. So ähnlich wie Weingummi, aber das ist schon unterwegs 😇. Und der Parmesan ist es dann auch, der die Hamburger Security auf den Plan ruft. Wir werden am Dienstag gleich mal einem XXL-Security-Check unterzogen, unser Handgepäck wird mehrmals gescannt, muss mehrere Sprengstofftests durchlaufen und wird anschließend noch einmal handverlesen untersucht. Doch am Ende lässt man uns den Parmesan, obwohl er so verdächtig nach Plastiksprengstoff aussieht, aber hoffentlich besser schmeckt 😂.

„Kein gutes Wetter zum Abheben ...“

„Kein gutes Wetter zum Abheben …“

Henriette stellen wir am Montag wieder bei Johanna & Luiz ab und Lin sammelt uns dort ein. So steht Henriette schon mal in günstigen Startlöchern, egal wo wir im November dann ins Winterlager gehen. Nach einem leckeren Pizza-Abend mit Lin werden wir am Dienstagmorgen zum Flughafen gebracht. Der Rest ist Routine und schon landen wir wieder in Stansted. Diesmal allerdings nicht zu nachtschlafender Zeit, unser Weiterflug geht schon mittags nach Shannon.

„Über den Wolken“

„Über den Wolken“

„Stansted airport“

„Stansted airport“

In Stansted erregt dann nicht der Parmesan das Aufsehen der Security, sondern die 8mm-Lochstanze für die Tenax-Knöpfe, an die wir leider auch erst zu spät gedacht haben. Die ist so ungewöhnlich in einem Handgepäck, dass der Security-Chef höchstpersönlich hinzugezogen werden muss, um sein Ok zu geben. Und schon heben wir in Richtung Irland ab.

„Ganz schön schnell über Wales“

„Ganz schön schnell über Wales“

„Die grüne Insel“

„Die grüne Insel“


Shannon ist ein gemütlicher und ruhiger Flughafen und steht in einem absolut krassen Gegensatz zu Stansted oder auch Hamburg. Im Nachhinein betrachtet ist vielleicht schon im Flugzeug etwas von dem gelassenen, irischen Way-of-Life zu spüren. Die Reisenden wirken irgendwie entspannter, verwechselte Sitzplätze und ein kleiner Rucksack, der partout nicht im oberen Staufach bleiben will und mehrmals wieder herunterfällt, werden mit Humor hingenommen. Unser Nachbar sagt: “A funny flight, but you know you’re on a flight to Ireland.”

„Shannon airport, wir bleiben lieber bei dem englischen Namen 😂“

„Shannon airport, wir bleiben lieber bei dem englischen Namen 😂“

In Shannon bekommen wir fast direkt einen Bus nach Ennis. In Ennis ist das mit den Bussen nach Kilrush allerdings etwas schwieriger. In jedem Fall wird noch einer um 18:00 gehen, aber dafür müssten wir 3 Stunden am Busbahnhof warten. Und Irland wäre nicht Irland, wenn wir vor den Abfahrtsplänen stehend nicht sofort angesprochen würden, ob man uns helfen könne. Zwei ältere Damen und ein junger Mann beraten sich und kommen zusammen zu dem Schluss, dass es außer dem regulären Überlandbus noch einen weiteren Bus geben wird, der gegen 4 pm kommt und weiß ist. “Take the white one and ask the driver …”

Und tatsächlich kommt gegen 16:00 eine kleinerer weißer Bus, auf dessen Display zwar keine Nummer steht, aber unzählige gälische Ortsnamen in einer so hohen Geschwindigkeit durchlaufen, dass wir selbst deutsche Ortsnamen nicht hätten schnell genug entziffern können. Also fragen wir den Driver. Er sieht eher nach einem in die Jahre gekommenen Harley-Fahrer aus als nach einem Busfahrer. Klar fährt er nach Kilrush, also rein mit uns. Wir zahlen nur 4 Euro pro Person, was genau 1/3 des Fahrpreises des “normalen” Busses ist. Der Bus ist schon gut besetzt und vorn sitzen einige offensichtlich körperlich und geistig behinderte Menschen mit und ohne Rollstuhl. Die restlichen Fahrgäste haben Tüten und Taschen ihrer Einkäufe dabei.

„Entlang des Shannon Estruary“

„Entlang des Shannon Estruary“

Der Bus braucht fast 2 Stunden nach Kilrush und wir bekommen für 8 € eine phantastische Sightseeingtour entlang des Shannon Estuary. Die Sonne scheint, es ist Niedrigwasser und der Bus scheint aus Prinzip nur die kleineren Straßen zu nehmen. Am Ende sind wir uns nicht ganz sicher, was für eine Buslinie wir da erwischt haben. Ganz offensichtlich handelt es sich um eine Mixtur aus Busservice für behinderte Menschen, der sie einzeln bis vor ihre Haustür fährt und beim Aussteigen hilft, und einem mehr oder weniger normalen Busbetrieb, denn zwischendrin steigen auch Leute ein und aus, dies aber an Stellen, die nicht unbedingt als Busstop erkennbar sind oder mitten in der Pampa liegen, wo nur ein Hausdach hinter den Feldern erkennbar ist. Doch egal, es ist eine tolle Rundtour. Am Ende sind wir allein im Bus und werden nach fast 2 Stunden am Square in Kilrush abgesetzt. Der Harley-Busfahrer wünscht uns zum Abschied noch einen schönen Urlaub auf seiner grünen Insel. It’s nice, isn’t it? Das war schon mal eine tolle Einstimmung auf Irland.

„Angekommen ...“

„Angekommen …“

„Zurück, alles bestens!“

„Zurück, alles bestens!“

Zurück auf der PINCOYA finden wir alles so vor, wie wir es uns erhofft haben. Die Nachbarn begrüßen uns wie alte Bekannte und dann gönnen wir uns in der Abendsonne einen Glas portugiesischen Begrüßungswein 😎. Wir sind zurück. Nun lassen wir es irisch ruhig angehen und bereiten uns auf unsere nächste Etappe vor.

Zurück in der Kilrush Marina, zurück in Irland
52° 38′ 03,6″ N, 009° 29′ 41,2″ W