Teelin Bay


Killybegs -> Teelin Bay Distanz: 14,8 sm Gesamtdistanz 2023: 7.429,1 sm

„von Killybegs -> zur Teelin Bay “

„von Killybegs -> zur Teelin Bay “

So gut man in Killybegs auch liegt, nach drei Tagen haben wir alles erledigt, was wir hier erledigen mussten. Es ist Zeit für einen Tapetenwechsel. Die kleine Teelin Bay liegt nur sieben Seemeilen entfernt und soll ein landschaftliches Highlight sein. Diese Bucht war übrigens vor Killybegs »der« Fischereihafen in dieser Ecke. Doch nun ist das mit den Highlights ja immer so eine Sache, solange nicht das Wetter auch gerade mal unter einem Höhenflug leidet. Doch einen Versuch ist es wert. Und dass es nur sieben Seemeilen sind, ist auch gut so, denn Wind und Tide stehen nicht gerade günstig für diese kleine Etappe.

„Durchwachsenes Wetter über Killybegs“

„Durchwachsenes Wetter über Killybegs“

„Aber es geht recht freundlich los in Killybegs“

„Aber es geht recht freundlich los in Killybegs“

Mit zwei langen Schlägen und einer Wende erreichen wir dann schon nach knapp 15 sm die Teelin Bay. Es geht verhalten los, sogar mit etwas blauem Himmel. Doch die neuen Schauer haben auch etwas Wind dabei und so können wir gut und feucht bis genau vor den Eingang der Bay segeln. Um die spektakulären Felsen, die grandiose Steilküste und die kleine Felsinsel Rathlin O’birne im Westen schwappt aus Nordwesten ein hässlicher Atlantikschwell herum. Hier soll der Wild Atlantik Way am wildesten sein.

„Doch bis zur Teelin Bay geht es nicht so freundlich weiter.“

„Doch bis zur Teelin Bay geht es nicht so freundlich weiter.“

In der Teelin Bay selbst ist es jedoch erstaunlich ruhig und das Wilde hat wohl nur eine Chance, auch in der Teelin Bay für Unruhe zu sorgen, wenn es ordentlich aus Südwesten bläst. Unseren Anker lassen wir westlich der Gästemoorings vor dem kleinen Hafen fallen. Hier starten die Ausflugsboote zur Steilküste. Das Wetter bleibt durchwachsen, mal sehen, ob es die Tage, bis es für uns einen passenden Wind gibt, um um die Ecke zu kommen, noch für einem trockenen Spaziergang reicht. Hübsch sieht es hier in jedem Fall aus, aber im Regen … nun ja, da hält sich die Begeisterung auch etwas in Grenzen.

„Vor Anker in der Teelin Bay“

„Vor Anker in der Teelin Bay“


Am nächsten Morgen kommt die Nachricht, dass nun auch bei George das Paket mit dem neuen Vergaser für unseren Außenborder angekommen ist. Ciaran hat ja schon den neuen Motor für die Ankerwinde bekommen. Die beiden chatten uns, dass sie uns selbstverständlich die Pakete in die Fahan Marina bringen werden. Nun müssen wir es nur noch bis in die Fahan Marina in Lough Swilly schaffen.

Morgens beginnt es wie vorhergesagt wieder aus Nordwest zu blasen. Wir liegen dafür prima. Die Sache mit dem Wetter ist insgesamt ziemlich undurchsichtig. Mit etwas Glück könnten wir übermorgen, also am Donnerstag, in aller Herrgottsfrühe los. Ein Spaß wird das auch nicht. Es geht immer nur darum, wann es möglich ist weiterzukommen. Und Weiterkommen heißt immer nur, dass es geht, aber kaum, dass es auch mal ein entspannter Segeltag wird. Das hatten wir uns schon etwas anders vorgestellt und auch gewünscht. Die Wetterfenster bestimmen alles und zwischendrin gibt es kaum mal eine Gelegenheit für wenigstens etwas Sightseeing. Dafür haben wir allerdings die Westküste bisher recht gut gemeistert. Was uns schon auch etwas stolz macht, denn so ganz trivial war es ab und an dann doch nicht. Das ist wohl auch der Grund, warum wir hier kaum mal einen anderen Segler treffen. Bis wir Irland verlassen werden, wird es auch bei den beiden Franzosen und dem einen Briten bleiben. Soviel darf ja auch schon mal verraten werden, wenn man die Blogs für Irland erst in Schottland fertig schreibt.


„Ein Walk auf der Ostseite“

„Ein Walk auf der Ostseite“

Am späten Vormittag machen wir einen kleinen Spaziergang auf der Ostseite der Teelin Bay. Der kleine Strandabschnitt ist ideal zum Anlanden. 3/4 der Strecke schaffen wir sogar im Trockenen, dann beginnt es schon wieder zu regnen. Dafür stopfen wir uns aber unterwegs wieder mit Brombeeren voll. Überall wuchern Brombeeren und die Büsche sind überbordend voll mit reifen Früchten.

„Und wieder Brombeeren satt!“

„Und wieder Brombeeren satt!“

Hier könnte man ganze Großfamilien mit Brombeermarmelade bekochen, nicht auszudenken, welche Mengen man ernten könnte, wenn man auch noch mal zwei Schritte vom Weg abgeht. Eigentlich wollten wir weiter auf die Felsen an der Towney Bay, um mal einen Blick in diese Ankerbucht zu werfen. Doch es gibt noch nicht einmal eine Andeutung eines Fußwegs in diese Richtung. Alle Schotterwege enden doch immer auf Privatgrundstücken oder an Gattern und Scherplätzen für Schafe.

„Da liegen wir ... weiter rein geht's kaum, da wird's schnell flach.“

„Da liegen wir … weiter rein geht's kaum, da wird's schnell flach.“

„Die Towney Bay fällt an ihrem Ende auch trocken, aber vorn kann man auch ankern.“

„Die Towney Bay fällt an ihrem Ende auch trocken, aber vorn kann man auch ankern.“

„Die Towney Bay II“

„Die Towney Bay II“


Auf unserem Ankerplatz liegen wir im Strom des auf- und ablaufenden Wassers. Zwischen Hoch- und Niedrigwasser, wenn es richtig strömt und viel Wasser an uns vorbei in die oder aus der Teelin Bay will, plätschert es am Bug, als wenn wir auf großer Fahrt wären. Das hat schon was und macht ein Mittagsschläfchen richtig gemütlich. Besonders, wenn dazu noch der Regen auf’s Deck trommelt.

Als es am Nachmittag freundlicher wird, beginnen wir mit der Pockenaktion 1. Unser Unterwasserschiff sitzt voll mit Pocken und der Wasserpass sieht furchtbar aus. Eine Tauch- und/oder Schwimmaktion scheidet aus. Zu kalt, zu viel Strömung, zu viel Tauch 🤨 und viel zu viel Theater, um alles hervorzukramen, wieder zu trocknen und auch wieder wegzuräumen. Also basteln wir den breiten Spachtel an den Bootshaken und versuchen es damit. Das klappt sogar ganz prima, obwohl wir nur etwa 1,20 m weit unter den Rumpf kommen. Aber nachdem die Backbordseite fertig ist, reicht es auch. Die Steuerbordseite nehmen wir uns dann für Mittwoch vor.

„Die Pockenaktion 1 + 2“

„Die Pockenaktion 1 + 2“


„Ein Walk auf der Westseite“

„Ein Walk auf der Westseite“

„Teelin Harbour“

„Teelin Harbour“

Nach der Pockenaktion 2 am nächsten Tag landen wir auf der Slippe des kleinen Hafens an, um mal einen Spaziergang auf der Westseite der Teelin Bay zu machen. Das Wetter ist unerwartet freundlich und wir finden sogar einen Weg auf die Felsen und Klippen. Gleich dort, wo die abgebrannte und inzwischen vollkommen verfallene Coast Guard Station steht. Sie ist einem der Anschläge der IRA zum Opfer gefallen, es hat hier auch Tote gegeben, aber auf der verwitterten Tafel ist nicht mehr viel zu entziffern.

„Die zerstörte Coast Guard Station“

„Die zerstörte Coast Guard Station“

Der Angriff war übrigens am 12.06.1921, der Konflikt um Nordirland ist also nicht ganz neu. Hier ein Link dazu. Den haben wir zufällig gefunden, ist aber sehr interessant, weil man auch sieht, wie es früher in der Teelin Bay mal aussah. Ganz oben, direkt an der Kante der Klippen, stehen die Reste des Coast Guard Beobachtungspostens. Das zumindest nehmen wir an, weil das Fenster der letzten noch stehenden Wand direkt dem Meer zugewandt ist. Ein grandioser Ausblick eröffnet sich von hier. Was muss das für ein spektakulärer Posten während eines echten Wintersturms gewesen sein.

„Blick von der Slippe im Teelin Harbour“

„Blick von der Slippe im Teelin Harbour“

Bis wir oben am Grad der Klippen ankommen, klettern wir auf den Felsen herum. Ein Ausblick ist grandioser als der nächste. Die Bilder sprechen da für sich.

„Felsen am Eingang der Bucht“

„Felsen am Eingang der Bucht“

„Der Schiffsjunge“

„Der Schiffsjunge“

„Suchbild mit Capitana“

„Suchbild mit Capitana“

„Dicht dran!“

„Dicht dran!“

Leider kommen wir »oben« nicht weiter. Mit irgendwelchen Wanderwegen haben es die Iren nicht so. Aber warum auch, hier kommt ja eh kaum einer hin, Irland ist ja nicht so ein Touristenmagnet wie La Gomera und Madeira, die mit einem Spinnennetz von ausgeschilderten Wanderwegen überzogen sind.

„Guter Ausblick!“

„Guter Ausblick!“

„Der Ausblick“

„Der Ausblick“

„Der Eingang zur Teelin Bay, oben der Eingang zur Towney Bay“

„Der Eingang zur Teelin Bay, oben der Eingang zur Towney Bay“

„Die Teelin Bay in ihrer ganzen Schönheit“

„Die Teelin Bay in ihrer ganzen Schönheit“

Hier sind Schafe und Rinder zuhause und die brauchen keine Wege. Auf eine echte, schafgerechte Offroad-Tour haben wir keine Lust, denn in der Ferne lockt The Rusty Mackerel. Der Weg auf der Straße entlang des trocken fallenden Teils der Teelin Bay ist wunderbar.

„Meine Oma hatte auch immer Fuchsien, aber nicht als Gartenhecke 🫢, sondern nur im Fenster 😂“

„Meine Oma hatte auch immer Fuchsien, aber nicht als Gartenhecke 🫢, sondern nur im Fenster 😂“

„Der trockenfallende Teil der Teelin Bay“

„Der trockenfallende Teil der Teelin Bay“

Wir wissen noch nicht, ob wir in den legendären Pub einkehren und dort auch etwas essen, aber als Starter nehmen wir schon mal ein Pfund Brombeeren zu uns. Auf halber Strecke treffen wir an der Straße einen Brombeeren pflückenden Iren mit einer Schüssel. Natürlich ist das sonnige Wetter gleich wieder ein Anlass für einen kleinen Plausch über das Wohin und Woher. Der brombeer-pflückende Ire spricht Deutsch. Sein Deutsch ist etwas eingerostet, denn seine Schul- und Unizeit liegen nun schon lange hinter ihm. Er wurde von seiner Frau zum Brombeerenpflücken geschickt, denn sie will – na wie heißt das denn gleich noch – kochen. Jam, you know. Die Brombeermarmelade muss allerdings noch etwas warten, denn er erzählt uns ausführlich, wie er Ende der 60er durch Deutschland getrampt ist. Erst als es aus dem Haus oberhalb der Straße »Sean« ruft und er etwas betroffen in seine immer noch halbleere Schüssel guckt, unterbricht er sich. Doch noch schnell einen Rat, wir müssten auf jeden Fall in The Rusty Mackerel und dort »The catch of the Day« essen, das wäre schon legendär.

„Wir liegen weiter vorn, hinten fällt viel trocken.“

„Wir liegen weiter vorn, hinten fällt viel trocken.“

Also geht’s weiter in Richtung Pub. Zwei alte irische Damen kommen uns sorglos mit ihren Elektrorollstühlen mitten auf der Straße entgegen und schmettern uns ein »A lovely Day, isn’t it?« entgegen. Die beiden fahren unbekümmert mitten auf der einspurigen Straße nebeneinander, aber sie fahren offensichtlich mit dem Herrn, denn so, wie die Iren hier um die Ecken donnern, brauchen sie eigentlich nicht nur die schützende Hand des Herrn über sich, sondern auch noch eine kleine Heerschar von Schutzengeln, die wie ein Kometenschweif sicherlich schon längst über Ihnen unterwegs sind 😇.

„The Rusty Mackerel“

„The Rusty Mackerel“

The Rusty Mackerel ist einer der ältesten und berühmtesten Pubs Irlands. Er wurde 1892 eröffnet und ist über alle Grenzen für seine irischen Musiksessions bekannt, die fast jeden Abend hier stattfinden. Wir können abends leider nicht hier sein, aber dafür nehmen wir zum »Catch of the Day« gleich noch mal ein Guinness.

„The catch of the day and a Guinness with branding“

„The catch of the day and a Guinness with branding“

Der Rückweg ist lang und zum Nachtisch gibt es Brombeeren satt. Viel passt nach dem »Catch of the Day« nicht mehr rein. Das Wetter spielt immer noch mit. Morgen müssen wir mit der Hoffnung, dass das schlechte Segelwetter uns wenigstens etwas voranbringt, mit Sonnenaufgang aufbrechen.

Teelin Bay
54° 37′ 33,8″ N, 008° 37′ 53,7″ W