… bis Lough Swilly


Am Morgen stehen wir staunend im Cockpit und merken vor Erstaunen gar nicht, dass es nach der sternenklaren Nacht doch recht kalt ist. Es ist unser ERSTER wirklich wolkenloser Himmel seit unserer Ankunft hier in Irland im Juni überhaupt. Nicht eine einzige Wolke ist zu sehen. Und dass dieses Wunder nur zwei Stunden durchhält, interessiert auch nicht, denn nach zwei Stunden sieht es im Nordosten immer noch wolkenloser aus als in jeder anderen Himmelsrichtung. Das passt, denn wir wollen ja nach Nordosten.

„Wolkenlos mit Mond.“

„Wolkenlos mit Mond.“

In zwei Schlägen soll es endlich bis ins Lough Swilly gehen. Unser Ankerwindenmotor und der Vergaser für den Außenborder warten dort schon viel zu lange auf uns. Und wir brauchen den neuen Motor dringend, denn es wird immer schwieriger, unseren Anker wieder aufzuholen. Irgendetwas scheint mit dem Motor echt nicht mehr zu stimmen.

„Die Fähre, die nachts hinter uns an ihrer Mooring liegt, ist schon wieder unterwegs.“

„Die Fähre, die nachts hinter uns an ihrer Mooring liegt, ist schon wieder unterwegs.“

Aber das Beste ist, dass es tatsächlich mal nach etwas »Wetterruhe« aussieht. Auf dem Atlantik toben sich zwar immer wieder einige Ex-Hurrikans aus, aber keiner scheint Anstalten zu machen, als Tief zu uns herüber zu kommen. Gute Aussichten also.


Morgens fragen wir noch schnell bei der Yachtwerft Heiligenhafen an, ob die dieses Jahr ein Winterlager für uns hätten. Urs Weisel antwortet auch sofort, aber mal abgesehen davon, dass er voll ausgebucht ist, passen die Hallentore nicht für unseren Aufbau mit dem Geräteträger. Langsam erinnern wir uns auch wieder. Das war damals auch der Grund, weshalb wir das Winterlager wechseln mussten. Schade. Gerne hätten wir unsere 6-Jahres-Runde dort wieder beendet, wo wir sie seinerzeit begonnen haben. Also schicken wir tagsüber noch zwei weitere Anfragen raus, es ist höchste Zeit, mal mit der Winterorganisation zu beginnen.


Arranmore -> via Mulroy Bay -> Portsalon, Lough Swilly
Distanzen: 35,5 + 17,0 sm Gesamtdistanz 2023: 7.524,1 sm

„zunächst von Arranmore -> in die Mulroy Bay“

„zunächst von Arranmore -> in die Mulroy Bay“

Am späten Vormittag gehen wir Anker auf, der Wind hat auf Südwest gedreht und leicht zugelegt. Ein schöner Segeltag wartet auf uns. Endlich einmal, das haben wir nun aber auch wirklich mal verdient!
Dort, wo wir hinsegeln, ist es immer noch wolkenlos. Zumindest grob in diesem Viertel im Nordosten. Wir nehmen die Passage zwischen Owey Island und Cruit Island. Es ist Niedrigwasser, aber auch damit passt die Durchfahrt gut. In der Passage ankert ein Franzose, wir hatten ihn schon einmal vor zwei Tagen gesehen. Wieder eine Boreal, viele der Schiffe, die hier noch herumsegeln, sind schon etwas wetterfester.

„Owey Island I“

„Owey Island I“

„Ein cooler Ankerplatz, direkt in der Passage“

„Ein cooler Ankerplatz, direkt in der Passage“

Die Passage ist ein echtes Highlight. Auf Owey Island stehen erstaunlich viele Häuser und unwillkürlich fragt man sich dann ja auch, wo denn wohl die Anlegestelle für die Fähre ist. Doch wir entdecken nur zwei mehr oder weniger abenteuerliche Landestellen, die vielleicht für kleinere Ribs ausreichen, aber kaum für eine Fähre. Hier zu wohnen, scheint schon so eine Art Abenteuer zu sein. Bei Wind und Wetter geht sicher gar nichts, aber vielleicht gibt es ja bei ruhigem Wetter und zu Hochwasser noch einen Trick. Irgendwie muss das ganze Baumaterial ja auch auf die Insel gekommen sein.

„Owey Island II“

„Owey Island II“

„Felsen in der Passage“

„Felsen in der Passage“

„Der Anleger von Owey Island... nun ja ...“

„Der Anleger von Owey Island… nun ja …“


Nach der Passage geht es unspektakulär weiter. Es ist schade, dass wir nun wirklich mal etwas Gas geben müssen, denn hier lockt doch schon die ein oder andere Ankerbucht. Besonders wenn das Wetter endlich mal mitspielt, juckt es in den Fingern, noch mal etwas Ankerhopping zu machen.

Die Sonne scheint, auch wenn der Himmel nicht mehr ganz wolkenlos ist. Es ist frisch. 17° fühlen sich auf dem Wasser noch etwas mehr nach 17° an als auf dem Land 🥶. Aber wie können wir uns beschweren, an einem echten Hochsommertag mäkelt man nicht herum, da müssen wir nur mal einen Blick auf unseren vorherigen Blog werfen 😟.

„Tory Island, es zieht sich langsam wieder zu und wird diesig.“

„Tory Island, es zieht sich langsam wieder zu und wird diesig.“

Um nicht ganz platt vor dem Wind zu fahren, segeln wir erst etwas nördlicher in Richtung Tory Island, um dann in einer gekonnten Halse wenige Grad herumzuschleudern und die Mulroy Bay anzuhalten.

„Was dahinten kommt, wollen wir gar nicht wissen...“

„Was dahinten kommt, wollen wir gar nicht wissen…“

In der Mulroy Bay lassen wir gleich vorn vor Melmore Lower den Anker fallen. Bei dem Südwestwind liegen wir hier bestens. Die Mulroy Bay ist eine der coolsten Fjorde Irlands und »Bay« ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas zu kurz gegriffen. Denn man kann in der Mulroy Bay ganz weit ins Landesinnere hineinsegeln. Für uns würde sogar die Brücke auf halber Strecke noch passen. Sollte es uns hier noch einmal hin verschlagen, steht die Mulroy Bay ganz oben auf unserer Liste.

„Später Nachmittag, wir sind in der Mulroy Bay“

„Später Nachmittag, wir sind in der Mulroy Bay“

„Wieder kalt und herbstlich“

„Wieder kalt und herbstlich“

„Und plötzlich dann dieser Sundowner!“

„Und plötzlich dann dieser Sundowner!“

„Die Wolken glühen“

„Die Wolken glühen“

„Sundowner in der Mulroy Bay“

„Sundowner in der Mulroy Bay“


Schlussspurt die Erste
Der nächste Morgen ist diesig, aber die Sonne scheint. Von Westen zieht die Front heran. Sie soll uns nur streifen, doch ab und zu sausen schon einige Böen über uns hinweg.

„dann aus der Mulroy Bay  -> vor Portsalon im Lough Swilly“

„dann aus der Mulroy Bay -> vor Portsalon im Lough Swilly“

Wir tun uns etwas schwer damit, herauszufinden, wann denn nun der Tidenstrom für unsere letzte Etappe bis ins Lough Swilly günstig für uns setzt und wann nicht. Bisher war das einfach. Mit ablaufendem Wasser strömte es mehr oder weniger pünktlich nach Süden und mit auflaufendem eben nach Norden. Doch nun sind wir genau im Norden von Irland und hier teilt sich der Gezeitenstrom von Norden kommen oder findet andersherum wieder zusammen. Eine interessante Konstellation, die sich allein durch scharfes Nachdenken nicht lösen lässt.

Aber es gibt ja eOceanics. Das allerdings nur für Irland und England. Warum auf dieser Seite nicht auch Wales und Schottland vertreten sind, ist das Geheimnis der Macher. Das ist in jedem Fall richtig schade, denn die Seite ist hervorragend. Wenn man auf dieser Seite z.B. die Pincher Bay direkt am Fanad Lighthouse am Eingang des Lough Swilly anklickt und dazu »Tides and tools« aufruft, dann bekommt man unter »Todays tides« eine super Strömungskarte und versteht, was wir gerade überlegen. Denn ganz so einfach ist es hier nicht, denn es strömt nicht einfach dorthin, wo demnächst Hochwasser ist.
Nachdem wir uns das angesehen haben und auch mit unseren »Currents and Tides« in iSailor verglichen haben, streichen wir unser gemütliches Frühstück und machen uns lieber mal gleich auf den Weg.


„Der westliche Eingang zur Mulroy Bay.“

„Der westliche Eingang zur Mulroy Bay.“

„Der östliche Eingang zur Mulroy Bay.“

„Der östliche Eingang zur Mulroy Bay.“

„Durchaus etwas welliger.“

„Durchaus etwas welliger.“

Die Ostseite der Mulroy Bay ist felsig. Schon von unserem ruhigen Ankerplatz aus sehen wir, wie beeindruckend sich dort die Atlantikwellen brechen. Aus der Mulroy Bay segeln wir mit einem großen Bogen in Lough Swilly hinein. Der Atlantikschwell hebt und senkt uns gelassen, aber von der Küste hören wir das dumpfe Grummeln der sich brechenden Wellen. Manchmal schäumt es entlang der ganzen Küstenlinie, da halten wir mal lieber etwas Abstand. Zwei Angelboote fahren für unseren Geschmack sehr dicht an der Brecherzone entlang. Manchmal kann man sie zwischen den Wellen gar nicht mehr sehen. Was man nicht alles so für einen guten Fang tut, aber die wissen sicherlich, was sie tun und eben auch, wo es die besten Fische gibt.

„Hübsch anzusehen ist das ja, aber wir machen trotzdem mal einen respektvollen Bogen“

„Hübsch anzusehen ist das ja, aber wir machen trotzdem mal einen respektvollen Bogen“

„Ohne die Felsen wäre es sicherlich ein gutes Surf-Revier.“

„Ohne die Felsen wäre es sicherlich ein gutes Surf-Revier.“

„Die Frontwelle geht weiter draußen an uns vorbei.“

„Die Frontwelle geht weiter draußen an uns vorbei.“

„Angler in der Welle.“

„Angler in der Welle.“

Am Eingang vom Lough Swilly erwischt uns dann der Ebbstrom aus dem Lough. Das war der Kompromiss. Mit Strom hin und gegen den Strom hinein. Mühselig kreuzen wir uns voran, was bei 1 bis 2 kn Gegenstrom schon ein zähes Unterfangen ist. Aber die Gesamtstrecke heute ist ja kurz, unser Frühstück haben wir dem Gezeitenstrom vor der Küste geopfert und so haben wir nun Zeit, um uns langsam aber sicher in das Lough Swilly voranzukreuzen. Etwas vor uns segelt die Club Regatta aus der Fahan Marina, aber das erfahren wir erst später. Mit einigen können wir ganz gut mithalten, aber für einen Zieleinlauf außenhalb der Wertung reicht es dann doch nicht mehr. Unsere dicke Erna ist als Fahrtensegler einfach zu schwer beladen.

„Das Fanad Lighthouse“

„Das Fanad Lighthouse“

„Im Lough Swilly“

„Im Lough Swilly“

Nachmittags fällt unser Anker vor Portsalon. Es ist etwas rollig, aber für all die, die schon einmal auf den Kanaren oder vor Madeira geankert haben, ist dieser Ankerplatz hier die Ruhe selbst. Und morgen geht es in die Fahan Marina. Wir freuen uns, endlich unsere lieben Helfer George und Ciaran zu treffen.

„Der Strand von Portsalon“

„Der Strand von Portsalon“

„Portsalon“

„Portsalon“


Staionen:
02.09. Melmore Lower, Mulroy Bay
55° 14′ 31,7″ N, 007° 47′ 05,2″ W

03.09. Portsalon, Ballymastoker Bay, Lough Swilly
55° 12′ 16,8″ N, 007° 34′ 00,5″ W