Die Traigh Bail Aonghais Bay ist eine traumhafte Ankerbucht. Morgens kämpft sich die Sonne durch den Morgendunst. Es sieht nach einem tollen Sommertag aus. Wind ist keiner, aber wir hatten uns ja eh vorgenommen, wenigstens einen Tag hier zu bleiben.
Es ist warm. Schon auf unseren letzten Meilen in Irland hat der Sommer ja doch viel dafür getan, um einiges wieder gut zu machen und um unsere kalten und regnerischen Erfahrungen aus dem Juli wieder zu verwischen. Genauso freundlich empfängt uns nun Schottland.
Endlich gleichen mal die Bilder um uns herum den Bildern aus all den Reiseführern. Jippy!!! Wir wissen ja, wie schnell sich das alles wieder ändern kann, umso schöner ist es. Vielleicht auch gerade deswegen. Ein kleines Wunder 🥳!
Segeln können wir auch bei Mistwetter, bei so einem Urlaubswetter wird Urlaub gemacht.
Doch trotz all der Euphorie wegen des Sommerwetters, das Desaster mit unserer Ankerwinde liegt uns schon auf der Seele. Doch nicht nur das, es ist auch ein echtes technisches Problem, denn wenn wir in den schottischen Lochs ankern wollen, sind Ankertiefen größer 10 m Standard. Das können wir aktuell vergessen, wenn alle paar Meter die Sicherung rausfliegt.
Da wir den Motor als Ursache nun ausschließen können, bleiben eigentlich nur noch die Kabel. Der kritische Punkt sind die Enden im Ankerkasten, also beginnen wir systematisch, um vorn möglichst viel abschneiden zu können, denn die Feuchtigkeit kriecht ja bis weit in die Kabelenden hinein und lässt die Adern korrodieren. Doch viel Kabel können wir von innen gar nicht mehr nachschieben, da haben wir doch etwas gepennt, als wir die neuen Kabel verlegt haben. Es wäre schlau gewesen, wenigstens etwas »Reserve« innen in der Hinterhand zu behalten. Nun gut, aber vorn können wir doch gut um 50 cm kürzen.
Doch was ist das? Der Hauptanschluss am Relais wackelt. Nicht die Verschraubung des Kabelschuhs, sondern der Anschluß selbst. Also machen wir den Relaiskasten auf und schauen nach. Die Verschraubung des Hauptanschlusses, also des einspeisenden Pluskabels ist vollkommen lose. Die Schraube des Kontaktes zu den beiden Relais können wir mit der Hand drehen und sie guckt einige Gewindedrehungen raus. Wow! Das muss bei 100 A Strom schon ordentlich gefunkt haben! Nicht ganz ungefährlich, denn 100 A brutzeln schon richtig. Aber wie zum Teufel kann sich eine Verschraubung innerhalb eines geschlossenen Relaiskastens so lösen. Das Misstrauen ist geweckt und wir kontrollieren ALLE Anschlüsse und Verschraubungen der stromführenden Leitungen. Auch an der Sicherung selbst ist die Verschraubung eher »na ja« als fest. Der Rest ist ok. Puh! Gut, dass wir mal von innen nach vorn geguckt haben.
Nun noch die Kabelenden vorn. Obwohl wir damals die guten verzinnten Kabel genommen haben, sind die auf 40 cm ziemlich korrodiert und die gepressten Kabelschuhe eher vergammelt. Wir kürzen die Kabel um 50 cm, so viel ist gerade noch drin, dort sind die Adern des Kabels auch wieder blank, und pressen neue Kabelschuhe drauf. Dann der Test. Wir lassen weitere 20 m Kette raus und ziehen dann ohne Gnade 30 m wieder rein. Die Sicherung bleibt drin, alles bestens.
Am Ende war es wohl die Kombination aus 3 Problemen, wobei die lose Verbindung im Relaiskasten sicher der Hauptübeltäter war. Das hätte echt schief gehen können. Und so findet sich nun auch ein weiterer Merker auf unserer Liste der turnusmäßigen ToDos. Alle drei Monate wird nun an den Verschraubungen der Starkstromverbindungen geruckelt. Das hätte im Fall des Relais zwar nicht geholfen, denn das verplombte Teil hätten wir ganz sicher nicht aufgeschraubt, aber es macht dennoch ein gutes Gefühl, weil wir damit all die anderen Verbindungen unter Kontrolle haben. In jedem Fall sind wir nun aber heilfroh, denn nun können die tiefen Ankerplätze in den schottischen Lochs kommen, die ja im Übrigen nicht von ungefähr Loch heißen 🧐.
Nach etwas Müßiggang nicht nur im Schein der Sonne des Bastelerfolgs und einem kleinen Schwimmerchen fahren wir Nachmittags rüber zum Strand. Am Vormittag haben wir zwei Strandspaziergänger gesehen, wir sind also nicht ganz allein 😂. Die Bucht ist wirklich ein Traum und das Anlanden ist bei dem ablandigen Wind und den kleinen Plütscherwellen auch kein Problem. Das Wasser läuft noch ab, aber wir rollern unser Dinghy ruhig etwas höher auf den Strand. Für den Fall der Fälle, dass hinter der überüberübernächsten Düne doch ein Pub auftaucht, hat die Capitana vorsorglich auch schon mal das Ankerlicht angemacht.
Wir laufen am Strand entlang bis in das Loch Gruinneard hinein. Und um es gleich vorwegzunehmen, es gibt auch dort nichts als Natur und nur zwei weitere, einsame Häuser, aber weit und breit überhaupt keinen Pub.
Loch Gruinneard fällt großflächig trocken und bietet sich so auch nicht als Ankerplatz an. Auch direkt vor dem Ausgang des Loch ziehen sich Sande weit hinaus. Unser Ankerplatz vor dem Strand ist schon optimal, bei eher westlichen Winden kann man noch prima bei Nave Island ankern. Viel passiert auf unserem Spaziergang nicht, aber die Bilder sprechen ja für sich.
Traigh Bail Aonghais Bay, Islay Island, Scotland, UK
55° 52′ 54,0″ N, 006° 17′ 15,8″ W