Zwei Blitzbesuche und weiter


Das Holz-Refit auf der PINCOYA gestaltet sich schwierig. Wie einfach war es dagegen, die Schubladen, Schranktüren, Einlegebretter und all die anderen Dinge zuhause aufzuarbeiten? Auf der PINCOYA selbst ist das alles etwas komplizierter. Nicht nur, weil die Ecken kniffeliger sind, sondern auch, weil alles eingebaut ist und eben nicht einfach vor einem liegt und sich drehen und wenden lässt, wie man es braucht. Und so ist auch das Lackieren nicht nur unglaublich mühselig, sondern auch ein logistisches Problem. Wo wir zuhause einfach mal vormittags die zweite und dritte Schicht auftragen konnten, erfordern die Lackiervorgänge auf der PINCOYA eine An- und Abreise. Lackieren können wir immer nur am letzten Tag und nur kurz bevor wir wieder zurückfahren. Da das Wetter ein vernünftiges Lüften unmöglich macht, können wir nicht auf der PINCOYA schlafen und am nächsten Tage einfach weitermachen. Der Lösungsmitteldunst ist zu heftig.

„Erst dämmen, dann lackieren ...“

„Erst dämmen, dann lackieren …“

So machen wir zwei Blitzbesuche auf der PINCOYA. Zum einen dämmen wir etwas und bauen auch schon mal das ein oder andere wieder ein, und zum anderen wird am zweiten Tag lackiert. Diese Blitzbesuche sind echt blöd, denn das kurzfristige Hin- und Herfahren kostet Zeit und ist auch nicht gerade umweltfreundlich. Das ärgert uns schon sehr. Doch auch zwischen all den anderen Verpflichtungen, die gerade unseren Alltag bestimmen, fällt uns auch nach scharfem Nachdenken keine Alternative ein.

„Eine Umleitung in Hamburg hat auch ihre schönen Seiten.“

„Eine Umleitung in Hamburg hat auch ihre schönen Seiten.“


Im Grunde genommen kommen wir aber dennoch gut voran. Auch das Dämmen mit Armaflex und dem Filz macht echte Fortschritte. Inzwischen sind alle Schränke und Schapps von der Bugkoje bis in den Salon gedämmt. Doch leider versemmeln wir den ersten Versuch, auch Teile der Heckkoje zu dämmen. Das Stück ist einfach zu groß, um es auf der PINCOYA vernünftig mit Filz zu kaschieren. Und so geht es eben schief und der Filz sitzt am Ende faltig auf dem Armaflex. Mit etwas mehr Platz wäre das eigentlich kein Problem gewesen, doch auf der PINCOYA ist eben alles etwas beengter. Ärgerlich! 😡
Nach unserem zweiten Blitzbesuch sind auch die Lackierarbeiten in der Pantry und rund um die Schränke und Schubladen in der Navi-Ecke fertig. Nach Ostern kommt nun wirklich der Wiedereinbau all der Sachen, die noch zuhause liegen. Dann sollte auch endlich wieder etwas Normalität und Ordnung auf der PINCOYA Einzug halten. Natürlich ist auch dann bei weitem noch nicht alles geschafft, was wir uns für den ersten Schritt vorgenommen haben. Aber alle Schränke und Schubladen sind dann schon mal wieder gebrauchsfertig, und alles, was sich seit Wochen irgendwo auf der PINCOYA stapelt, kann dann wieder ordentlich weggeräumt werden. Danach wird es Schritt für Schritt weitergehen müssen, doch diese Schritte sollten nicht mehr für ein so grenzenloses Chaos sorgen.

„Das Softschott passt grundsätzlich schon mal. Die Kanten fehlen noch und die Fenster. Aber das wird schon noch.“

„Das Softschott passt grundsätzlich schon mal. Die Kanten fehlen noch und die Fenster. Aber das wird schon noch.“


Und zuhause hat nun auch die Matratzen-Produktion begonnen. Beim Refit der PINCOYA haben wir wirklich viele Fronten.

„Die Polsterei!“

„Die Polsterei!“

Auch die Matratzen sind echt überfällig, und um die Kosten in Grenzen zu halten, machen wir eben auch das selbst. Die preiswerteste Variante hierzu bieten normale IKEA-Matratzen, die wir »in Form« schneiden. Das geht mit einem elektrischen Tranchiermesser recht gut. Bezug runter und schon wird zu Ostern nicht der Braten tranchiert, sondern mal eben die ein oder andere IKEA-Matratze. Im Grunde genommen geht das alles erstaunlich einfach. Die Kanten werden zwar nicht so schön glatt und gerade wie in einer Polsterei, aber wenn auch der Bezug zugeschnitten und wieder zusammengenäht ist, ist davon ja nichts mehr zu sehen.

„Cool tranchiert passt es schon mal grob.“

„Cool tranchiert passt es schon mal grob.“

Die zwei Bugkojen-Matratzen teilen wir noch einmal. Wir hoffen, dass das den Schlafkomfort nicht wirklich beeinträchtigt. Es war bisher einfach zu nervig, unter den großen Matratzen an die vier Staukästen zu kommen. So sollte es nun einfacher gehen.

„Der Bezug ist fummelig, aber gelingt ganz gut.“

„Der Bezug ist fummelig, aber gelingt ganz gut.“

Zum Nähen der Bezüge reicht unsere normale Haushaltsnähmaschine und schon liegen die neuen Matratzen für die Bugkoje fertig vor uns. Aber ganz so einfach, wie sich das nun anhört, ist es am Ende auch nicht. Das Umnähen der Bezüge ist auch so eine »Kunst«, die etwas Übung und Erfahrung erfordert. Es ist ziemlich kniffelig, bis alles so sitzt, wie es sitzen soll. Nicht jede Naht passt im ersten Anlauf und immerhin vernähen wir mehr als 10m Reißverschluss. Wir werden noch zu echten Reißverschluss-Experten! Doch dann ist auch das vollbracht.

„Wie man näht, so man sich bettet 😂“

„Wie man näht, so man sich bettet 😂“


Und dann ist es zu Ostern endlich soweit. Nach unzähligen Wochen werden zuhause die letzten Holz- und Lackierarbeiten fertig. Damit schließt sich eine schier unendliche Baustelle. Ehrlich gesagt haben wir den Überblick verloren, wieviele Türen, Schubladen und Einlegebretter wir zuhause aufgearbeitet haben. Vieles ist auch ganz neu entstanden, und einige »tolle Ideen« von früher haben sich dann doch als nicht ganz so toll herausgestellt und mussten umgearbeitet werden. Auf einem echten Langtörn trennt sich ja doch die Spreu der »schlauen Lösungen« recht schnell vom Weizen der wirklich guten Ideen.

Doch nun sind wir fertig. Zumindest mit dem, was wir mitnehmen konnten. Berge von Schleifpapier sind abgenutzt in den Mülleimer gewandert und fast 10 l Holzlack haben wir in zwei bis drei Schichten von allen Seiten auf den Holzteilen möglichst gleichmäßig verteilt. Und auch vieles von »dem fest eingebauten Drumherum« auf der PINCOYA ist inzwischen auch schon fertig. So kann es nun wirklich daran gehen, auf der PINCOYA wieder alles zusammenzubauen und ordentlich einzuräumen.


Im BYC können wir noch einige Wochen länger bleiben, dass entspannt unsere Situation schon ziemlich. Auch weil wir ja Mitte April nach Liverpool fliegen, um auf dem OCC Annual General Meeting unseren OCC-Seamanship Award persönlich im Empfang zu nehmen. Das ist schon ein echtes Ding, niemals hätten wir damit gerechnet, dass uns so etwas mal zuteil wird.

Doch was ist mit der neuen Saison? Irgendwann muss die Bastelei ja auch mal ein Ende haben, denn schließlich haben wir ja für dieses Jahr immer noch große Pläne. Wenn es irgend geht, wollen wir ja nicht noch einen Winter im Norden verbringen. Auch wenn wir die PINCOYA nun so schön gedämmt haben und sie damit besser denn je auf kaltes und nasses Wetter vorbereitet ist. Doch uns sitzt die Nässe und Kälte des letzten Jahres und dieses Frühjahrs noch echt in den Knochen, da würde etwas südliche Wärme schon gut tun.
Doch bevor wir wieder richtig in See stechen, müssen wir erst einmal noch aus dem Wasser. Oder sollten wir lieber »müssten« schreiben? Nach vielen Anfragen bei verschiedenen Werften sind wir recht ernüchtert. Das, was wir als Preise aus unseren alten Ostseezeiten noch in Erinnerung haben, scheint Geschichte zu sein. Alle Preise rund ums Kranen und eine Standzeit an Land scheinen sich mehr oder weniger verdoppelt zu haben. 1.500 bis 2.000 €, um im Mai für 4 Wochen mal an Land zu stehen, sind für uns kaum realisierbar. So sind wir immer noch auf der Suche und hoffen eine preiswertere Möglichkeit zu finden. Schon im letzten Jahr hatten wir bei unseren Anfragen zu einem Winterliegeplatz ja gesehen, dass die Preise in der Ostsee unverschämt angezogen haben. Da ist wohl das Spiel von Angebot und Nachfrage nicht ganz unschuldig, besonders nach dem Corona-Boom und mit den gut betuchten Baby-Boomer-Rentnern, die sich nun mal was gönnen wollen. Dazu kommen noch die Auswirkungen der Orkanschäden aus dem letzten Oktober. Das alles treibt die Nachfrage hoch und lässt die Kassen klingeln. Eigentlich dachten wir, dass es kein Problem sein sollte, azyklisch zur Saison mal für vier Wochen aus dem Wasser zu gehen. Doch das gestaltet sich wohl wenigstens in der Ostsee recht schwierig. Mal sehen, wie wir dieses Problem nun lösen können.


Da uns die Zeit zwischen den Finger zerrinnt und es sich so langsam herauskristallisiert, dass wir wohl nicht in der Ostsee, sondern eher in Bremerhaven oder im IJsselmeer kranen, vertagen wir die Fertigstellung des Softschotts und widmen uns erst einmal der Genua.

„UV-Schutz für die Genua und kleine Reparaturen.“

„UV-Schutz für die Genua und kleine Reparaturen.“

Teile des UV-Schutzes sind hin und an einigen Stellen müssen Nähte nachgenäht werden. Insgesamt ist unsere Genua aber noch gut in Schuss, doch sie hat eben auch schon 7 Jahre und deutlich über 20.000 Seemeilen auf dem Buckel. Und die Schoten des Parasailors haben dem UV-Schutz zugesetzt, aber zukünftig haben wir ja nun ein Schutz-Cover, um das zu verhindern.

Den ganzen UV-Schutz müssen wir nicht neu machen, nur etwa 4 m. Dafür haben wir uns Weathermax 65 in einer Breite von 50 cm besorgt. Das Zeug ist selbstklebend und wird dann zusätzlich genäht. Inzwischen haben wir ja schon einige Erfahrung mit solchen Nähprojekten, aber das Handling der riesigen Genua ist schon ein gewisses Problem. Ohne viel Platz ist so ein Unterfangen vollkommen unmöglich. Das Aufkleben des Weathermax-Streifen geht problemlos. Mit einer normalen Andrückrolle aus dem Malerbedarf klebt der UV-Schutz im Handumdrehen wie Sau und faltenfrei. Allerdings ist es im Anschluss schon etwas schwierig, die ganze Chose dann auch noch so durch die Sailrite zu führen, dass wir drei lange Zickzack-Nähte auch wirklich sauber hinbekommen. So eine Genua ist schon etwas unhandlich 🤔. Die kleinen Quernähte sind dagegen einfach. Doch schon nach 6 Stunden ist alles fertig und die Genua liegt wieder einsatzbereit vor uns.

„Fertig! Die großen Sachen sind geschafft, das Nähstübchen im Elternhaus wird abgebaut.“

„Fertig! Die großen Sachen sind geschafft, das Nähstübchen im Elternhaus wird abgebaut.“

Kleine Zweifel hatte wir ja schon, ob die Sailrite auch die 8 oder 10-lagigen Verstärkungen am Schothorm meistert, aber sie marschiert auch durch solche Lagen vollkommen klaglos durch. Dieses Maschinchen ist schon der Hammer. Was haben wir durch sie schon gespart! Die Investition ist natürlich happig, aber mit wenigen Nähprojekten solcher Art hat man diese Investition auch schnell wieder raus.


Alles in allem arbeiten wir wie die Blöden, um voranzukommen. Aber zu viele andere Dinge bremsen aktuell unsere Schaffenskraft für die PINCOYA auch aus. Bis wir Ende April in Richtung einer geeigneten und auch etwas preiswerteren Werft aufbrechen können, wird es noch ein flotter Endspurt werden.