Cabo Finisterre, Punta do Alba -> Ría de Arousa, Playa de Barraña bei Boiro
41,8 sm – to go bis Porto Santo: 704,0 (immer noch) sm – Gesamtdistanz 2024: 1.393,0 sm
hinter dem Cabo Finisterre
Die Capitana ist in solchen Sachen ja lockerer als der Schiffsjunge. Unerfüllte Pläne stehen bei dem Schiffsjungen noch immer auf dem Lehrplan zur Entspannung. Doch der Morgen ist prachtvoll und lässt einem »Ja, aber …« keine Chance. Es ist sommerlich und Galicien zeigt sich von seiner besten Seite. Fast auf den Tag genau waren wir 2020 schon einmal hier und sind dann auch lange durch die Rías gesegelt.
Das Wasser lädt verlockend zu einem Schwimmerchen ein, aber unser Badeentchen konfrontiert den spontanen Wunsch des Schiffsjungen mit der harten Wirklichkeit einer erbarmungslosen Natur 🥶. Ganz offensichtlich steigt direkt vor der Küste Galiciens ein grönländischer Tiefseestrom auf und verwandelt die Badebucht hinter dem Cabo Finisterre in ein frostiges Tauchbecken, das in einer finnischen Sauna fünf Sterne bekommen würde. Unser Badeentchen hat neben der normalen Temperaturskala drei weitere Einteilungen, damit junge Eltern ihren Nachwuchs nicht verbrühen oder unterkühlen. Unterhalb von “Kinderbad” gibt es noch die Einteilungen “Warmbad” und “Kaltbad”. Unser Badeentchen zeigt allerdings 14° und das liegt eindeutig im Bereich von “Saukaltbad”, wenn nicht noch etwas darunter. Und damit haben sich die Aktivitäten für diesen Tag schon mal um einen Punkt reduziert. Ein Schwimmerchen wird ersatzlos gestrichen.
Den ganzen Tag über bläst es recht heftig über das Cabo Finisterre, doch in der Bucht dahinter liegen wir prima. Viel zu schnell verfliegt der Tag. Und als es abends dämmerig wird, hören wir immer wieder das Prusten eines Delphins. Mal taucht er vorn, mal hinten auf, schwimmt unter der PINCOYA hindurch, bläst, holt Luft und taucht wieder ab. Er ist recht groß und hat wenigstens 3 1/2 m. Die Delphine, die uns gestern ums Cabo begleitet haben, waren deutlich kleiner.
Wir setzen uns an die Reling und schauen ihm bei seinen Spielchen zu. Ganz offensichtlich mag er Gesellschaft und ab und zu hat man das Gefühl, dass er nachguckt, ob wir noch da sind. Wenn er so dicht neben uns ausatmet, bekommen wir schon mal einige Spritzer ab. Er ist fast zum Greifen nah.
Dann entdeckt er unsere Ankerboje und beginnt mit ihr zu spielen. Erst stößt er sie vor sich her. Mal nach links, mal nach rechts. Dann verschwindet sie plötzlich ganz und taucht an einer anderen Stelle wieder auf. Zwischendurch kommt er immer mal wieder zurück, als ob er nachsehen will, ob seine Zuschauer auch noch da sind. Mit einem Mal ruckt unsere Ankerkette und wird zur Seite geschoben. Kurz darauf kommt er direkt vor dem Bug hoch und schaut uns an, dann wird die Ankerkette in die andere Richtung geschoben. Kurz darauf verschwindet wieder unsere Ankerboje und taucht lange Zeit gar nicht mehr auf. Doch dann – blubbs – ist sie wieder da.
Schon oft haben uns Delphine beim Segeln begleitet und auch beim Ankern sieht man ab und zu mal welche vorbeiziehen. Doch so einen verspielten Kerl hatten wir noch nie.
Als die Dämmerung schon in eine sternenklare Nacht übergegangen ist, geht der Mond orangerot im Osten über den Bergen auf. Erst sieht es wie ein Waldbrand aus, aber dann schielt der Mond doch über den Kamm der Berge. Wir schauen unserem verspielten Freund noch lange zu und freuen uns, dass unsere Ankerboje endlich mal für so viel Freude sorgt. Er hat seinen Spaß und genießt wohl auch die Abwechslung.
Als wir uns kurz nach 23:00 hinlegen, hören wir immer noch sein Prusten. Ihm scheint das Spiel immer noch nicht langweilig geworden zu sein, wahrscheinlich verschwindet unsere Ankerboje noch unzählige Male. Ab und zu hören wir die Ankerkette schaben, er scheint noch voll mit uns beschäftigt zu sein.
Isla de Arousa vor dem Playa de la Secada
Am nächsten Tag ist unsere Ankerboje noch da. Wir hatten schon befürchtet, dass er sie vielleicht aus lauter Begeisterung abknabbert und mitnimmt.
Galicien ist ja schon etwas ungeplant in unser Programm gesprungen, doch wenn wir jetzt schon einmal hier sind, steht natürlich der Ría de Arousa ganz oben auf unserer Wunschliste. In jedem Fall wollen wir noch einmal vor der Isla de Arousa ankern und über die Felsen klettern. Ganz spontan hatten wir diese Ecke im Ría de Arousa damals »Små Sverige« getauft, weil uns alles, sogar auch die Wassertemperaturen 🥶, an die Westküste Schwedens bei Göteborg erinnerte.
Der starke Wind hat sich gelegt und so segeln wir in aller Ruhe mit dem Parasailor in den Ría de Arousa. Kurz vor dem Eingang verlässt uns der Wind und wir motoren durch das enge und teilweise unbetonte Fahrwasser nördlich der Islas Sagres. Die Felsformationen erinnern absolut an die Westküste Schwedens, doch sie sind nicht eiszeitlich entstanden.
Allein das Wasser des Atlantik und die Erosion haben diese Landschaften hier geschaffen. Doch wenn man die rundgeschliffenen Felsen so sieht und besonders auch die teilweise riesigen Felsbrocken, die ja auch irgendwie dort abgelegt worden sein müssen, wo sie nun liegen, ist das wenigstens für uns ohne die Kraft der Gletscher kaum vorstellbar.
Kurz nachdem wir vor dem Playa de la Secada vor Anker liegen, zieht Seenebel auf. Das war vor vier Jahren auch schon so, das kalte Wasser und die feucht warme Luft, machen dieses Ecke Galiciens zu einem echten Nebelloch.
Eine kleine Nachkalkulation unserer Entscheidung abzubrechen, zeigt, dass es wohl doch ganz gut war, sich für die ruhigeren Rías zu entscheiden.
Am Morgen erwachen wir »benebelt« 😶🌫️ 😂!
Doch auch hartnäckiger Seenebel löst sich spätestens in der Mittagssonne wieder auf und so steht einer schönen Klettertour über die Felsen nichts mehr im Wege.
A Proba do Caramiñal
Für unsere nächste Etappe nach Porto Santo wollen wir am Samstag noch einmal etwas einkaufen, aber morgens klingelt mein Telefon. Ein früherer Arbeitskollege lebt zurzeit auf einem Campingplatz oberhalb von A Proba do Caramiñal und über einige Ecken hat ihn die Nachricht erreicht, dass wir gerade etwas unterhalb ankern.
So lassen wir den Plan sausen, bei Ribeira zu ankern und einzukaufen, und beschließen, uns in A Proba zu versorgen und uns anschließend zu treffen. Doch wir fahren lieber schon abends rüber, denn es soll wieder nebelig werden und zu allem Überfluss soll es am Samstagvormittags noch regnen.
Nach dem Regen kaufen wir ein. Nachmittags holen wir Martin & Sorahia mit dem Gummiboot in der Marina ab und sitzen lange auf der PINCOYA zusammen. Abends gehen wir noch zusammen in A Proba Essen und lassen den Tag mit vielen Erinnerungen ausklingen.
Playa de Barraña bei Boiro
Gleich am Sonntagmorgen verdrücken wir uns vor A Proba do Caramiñal und gehen etwas nach Norden vor den Playa de Barraña bei Boiro. Über Nacht hat der Wind auf Nordost gedreht und ziemlich zugenommen. So liegen wir nun vor A Proba klassisch auf Legerwall. Das ist zwar mit unserem Anker und bei dem Wind noch lange kein Problem, aber doch hinreichend ungemütlich. Immerhin pfeift es in Böen mit bis zu 22 kn und die Wellen aus Nordosten können, bis sie vor A Proba ankommen, viel Anlauf nehmen, um es uns ungemütlich zu machen.
Schon nach drei Seemeilen fällt unser Anker etwas östlich vor dem Playa de Barraña. Hier pfeift es zwar fast genauso, aber in Luv ist nun der Strand und so haben wir fast keine Wellen. Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel und es ist warm, auch wenn der starke Wind es kühler erscheinen lässt.
Nach unserer Planung könnten wir morgen, am Montagvormittag die restliche Etappe nach Porto Santo in Angriff nehmen. Dann gibt es zwar auf dem letzten Drittel einen auf die Mütze, aber bei der Windrichtung sollten auch 30er Böen gut machbar sein. Doch irgendwie ist uns gar nicht danach. Also natürlich nicht, einen auf die Mütze zu bekommen, aber eben auch eher generell nicht.
Nachdem wir nun so ungeplant doch noch einmal in die Rías abgebogen sind, haben wir natürlich auch in unseren Blogs nachgesehen, wo wir denn 2020 überhaupt genau waren. Die vielen Erinnerungen, die es rund um einige Highlights ja auch noch gibt, verblassen ja doch recht schnell. Doch auch ein Gefühl bleibt, das Gefühl, ob es einem hier oder da besonders gut gefallen hat und man der Zeit etwas nachtrauert, oder doch eher nicht so. Und dieses Gefühl hat uns unsere Entscheidung am Ende ja auch ganz leicht gemacht, doch noch einmal in die Rías Galiciens abzubiegen.
Und so suchen wir die Orte heraus und sortieren dabei auch gleich mal unsere Erinnerungen etwas. In unseren Blogs stehen ja immer auch die Positionen unserer Stopps und in GoogleEarth haben wir auch alle Tracks unserer Segeljahre griffbereit abgelegt. So ist es einfach, diesen oder jenen Ankerplatz wiederzufinden und sich Dinge in Erinnerung zu rufen.
Wenn man einen Plan hat, schaut man ja immer ganz automatisch nach der nächsten Möglichkeit, um weiterzukommen. Und die nächste Möglichkeit wäre tatsächlich morgen am Montag. Doch uns drängt gerade nichts. Noch nicht einmal das Wetter, und ein warmes Schwimmerchen kann tatsächlich auch noch etwas warten. So beschließen wir am Sonntag einfach mal, die erste Möglichkeit verstreichen zu lassen und auf die nächste zu warten.
Vor dem Playa de Barraña liegen wir inzwischen ganz allein. Zwei Kilometer Sandstrand erstrecken sich vor uns von Escarabote bis fast nach Cabo Cruz. Die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Und egal, was kommt und wie der Wind dreht, in den Rías gibt es immer ein passendes Plätzen. Das ist ideal, um auf eine nächste Gelegenheit zu warten und es einfach mal ruhig angehen zu lassen.
Quattro Stazioni, aber keine Stagioni 😂:
Cabo Finisterre, Punta do Alba
42° 55′ 24,8″ N, 009° 14′ 52,7″ W
Ría de Arousa, Isla de Arousa vor dem Playa de la Secada
42° 34′ 8,5″ N, 008° 53′ 19,6″ W
Ría de Arousa, A Proba do Caramiñal
42° 36′ 06,3″ N, 008° 55′ 50,2″ W
Ría de Arousa, Playa de Barraña bei Boiro
42° 38′ 03,1″ N, 008° 53′ 04,2″ W