Lanzarote


von der Isla de la Graciosa nach Playa Blanca
Distanz: 35,6 sm – Gesamtdistanz 2024: 2.454,5 sm

„Weiter geht's in den Süden von Lanzarote“

„Weiter geht's in den Süden von Lanzarote“

Das Novembergrau passt nicht ganz zu den Temperaturen. Schon häufiger war es morgens so diesig, dass man im Süden noch nicht einmal mehr Lanzarote sehen konnte. Teilweise krochen die Wolken bis auf den Atlantik herunter, wo sie sich dann als Seenebel vergnügten. Auch heute morgen ist wieder alles so patschnass, als ob es geregnet hätte. Zu den Wüsteninseln der Kanaren passt das nicht so recht und anders haben wir es ohnehin in Erinnerung. Doch heute tut sich die Sonne besonders schwer, den Dunst wieder aufzulösen. So segeln wir in einer grautrüben Suppe los, ohne dass eine Besserung in Sicht ist.
Der Wind ist mäßig und ein leichter Gegenstrom bremst uns. Doch vielleicht müssen wir nach der letzten Reinigung unserer Logge sie auch nur noch einmal neu kalibrieren. Bisher ist sie zuverlässig nachgegangen 🙂, doch nun eilt sie uns ständig voraus 🧐.

„Über der Isla de la Graciosa geht das Wetter noch, ...“

„Über der Isla de la Graciosa geht das Wetter noch, …“

Die Wellen nerven etwas. Insgesamt ist zu wenig Wind für zu viel Welle. Unter den Windwellen schwappt zusätzlich noch der Atlantikschwell herum und wenn die beiden sich zusammen tun, rollen wir heftig und die Segel schlagen.

„..., aber über Lanzarote hängen diesig grau die Wolken ab.“

„…, aber über Lanzarote hängen diesig grau die Wolken ab.“

Die Strecke von der Isla de la Graciosa nach Playa Blanca im Süden von Lanzarote segeln wir nun schon zum vierten Mal. Wir hatten uns darauf gefreut, wieder dicht an der vulkanfarbigen Küste entlangzusegeln. Dieser Trip ist bei uns untrennbar mit stundenlangem Parasailor-Segeln und strahlendstem Sonnenschein verbunden. So wollten wir es auch diesmal haben, doch nun dies. Ein grautrüber Pflichtsegeltag, der gerne schnell zu Ende gehen darf.

„Der Dunst verschluckt alle Farben.“

„Der Dunst verschluckt alle Farben.“

Von der tollen Küste und den Farben, die von pechschwarzer Lava, über Brauntöne aller Art bis hin zu beigen, ja fast weißen Vulkankegeln reichen, ist nicht viel zu sehen. Alles verschwindet in einem dunstigen Einheitsgrau. Doch wenigstens versegeln wir einen 47er Schweden. Ihn zu überholen, bringt etwas Abwechslung, auch wenn wir nicht ganz verstehen, warum wir schneller sind. Er hat 10 Fuß mehr und müsste uns eigentlich wie die wilde Hilde davonrennen. Einem Outremer, der 1 1/2 Stunden nach uns von La Graciosa startet, können wir allerdings nur wenig entgegensetzen. Unaufhaltsam kommt er näher, obwohl er vor dem Wind kreuzen muss, wohingegen wir direkt segeln können. Doch bis zum Punta Ginés gelingt es uns, den Abstand nicht zu schnell schrumpfen zu lassen. Nur der Schwede fällt auch ihm zum Opfer.

„Erst kurz vor dem Punta Pechiguera reißt es auf.“

„Erst kurz vor dem Punta Pechiguera reißt es auf.“

Dann geht es etwas mehr an den Wind und wir können wieder die Genua dazunehmen. Bis zur südwestlichen Ecke Lanzarotes, dem Punta Pechiguera, dreht der Wind nun immer nordöstlicher. Es reißt auf und beginnt richtig zu düsen. Immer härter am Wind sausen wir mit bis zu 8 kn ungerefft bei 22 kn Wind Playa Blanca entgegen. Etwas viel, aber manchmal muss man auch auf’s Reffen verzichten, besonders wenn man schon das Zielband über der Ziellinie im Wind flattern sieht. Und auf diesem Kurs hat der Outremer nun keine Chance mehr, uns einzuholen. So eine kleine Regatta lässt auch einen grautrüben Segeltag im Nu verfliegen.

„Der Faro de Punta Pechiguera“

„Der Faro de Punta Pechiguera“

„Es wird stürmisch, hier pfeift es ums Eck.“

„Es wird stürmisch, hier pfeift es ums Eck.“

„Der Montaña Roja westlich von Playa Blanca.“

„Der Montaña Roja westlich von Playa Blanca.“


Bis zum Einbruch der Dämmerung düst es vor Playa Blanca richtig. Wir liegen dicht vor der Promenade, weil wir gleich morgen zum Baumarkt wollen und auch mal wieder etwas Grünzeug kaufen müssen. Der Wind ist ablandig und wir liegen erstaunlich ruhig, obwohl kleine weiße Windwellen um uns herumstürmen und in ihrer Eile doch schon mal das ein oder andere Schaumkrönchen verlieren. Die Sonne scheint. Dem grauen Dunst sind wir entkommen. Im Westen zieht zwar weiterhin eine dicke diesige Wolkenwand entlang, aber im Süden von Lanzarote vor Playa Blanca ist es wolkenlos.

„Vor Playa Blanca vor Anker“

„Vor Playa Blanca vor Anker“

So sitzen wir auf dem Vorschiff und genießen den »von See aus« ruhigen Blick auf die quirligen Touristenströme auf der Promenade.


In der Nacht bricht die dritte Strippe unserer Ankerkralle, doch das sehen wir erst am nächsten Tag. In der Nacht können wir den Schlag gegen den Rumpf noch nicht zuordnen, denn danach ist ja auch wieder Ruhe und in unserer Nähe ist nichts zu sehen. Gebrochen ist allerdings nur die kleine Haltestrippe, die verhindert, das die Kralle bei Flaute an den Rumpf dengelt, da ja bei uns die eigentlichen Strippen der Kralle weit hinten auf den Klampen liegen.

Dennoch, es ist ein Zeichen, denn wir ankern ja eigentlich nur. Das geht aufs Material, auch wenn es die normalen Festmacher und die Bordkasse schont 🙂. Allein dieses Jahr steht die Quote schon 65 zu 2 fürs Ankern, seitdem wir im Juli aufgebrochen sind. Die echten Haltestrippen an der Ankerkralle müssen wir auch mal bald erneuern. Noch so ein Posten auf der Bestellliste für unseren Heimaturlaub.


Einkaufstour in Playa Blanca
Bis zu den Baumärkten in Playa Blanca ist es eine ziemliche Latscherei, doch die lohnt sich. Wir kriegen die letzten 3 Kartuschen Nautico-Klebepampe, um an unserem Teakdeck weiterzuarbeiten 👍. Mal sehen, wie weit wir damit kommen, aber in Puerto del Rosario gibt es ja den nächsten gut sortierten Baumarkt.

„In Playa Blanca“

„In Playa Blanca“

Und am Ende ist es Glück, dass uns keine der Tapas Bars an der Promenade so richtig zusagt und wir einfach gleich einkaufen gehen.

„Am Playa Blanca.“

„Am Playa Blanca.“

„Die Promenade von Playa Blanca.“

„Die Promenade von Playa Blanca.“

„Da liegt die PINCOYA noch ganz friedlich.“

„Da liegt die PINCOYA noch ganz friedlich.“

Zurück am Gummiboot sehen wir, dass der Wind total gedreht und stark zugenommen hat. Es bläst nun auflandig aus Ostsüdost. Wir ziehen unser Gummiboot in die hinterste Ecke des kurzen Steinstrandes. Dort ist es wenigstens etwas ruhiger, denn dort, wo wir vor drei Stunden angelandet sind, kommen wir nicht mehr trocken weg. Beherzt werfen wir erst unsere Einkäufe und dann uns selbst ins Gummiboot. Schon nach einhundert Metern kommen die ersten Wellen über und zweimal werden wir richtig nass. Unser flaches Gummiboot ist ein echter Wellenbrecher, nur leider brechen sich die Wellen direkt zu uns ins Gummiboot hinein. Begossen wie die Pudel versuchen wir die gröbsten Duschen zu verhindern. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg.

Es dauert, bis wir in Schleichfahrt die PINCOYA erreicht haben. In einem zirkusreifen Affentanz retten wir unsere Einkäufen an Bord. Die Baguettes und das Brot haben noch Platz in den wasserdichten Rucksäcken gefunden, sonst wären sie nun eher ein salziges Breichen für Zahnlose zum Lutschen. Alles andere hat eine gute Salzwasserspülung bekommen, was ja bestimmt auch gleich mal eine gute Kakerlaken🪳-Prophylaxe ist 😂.

„Schnell weg.“

„Schnell weg.“

Die PINCOYA bockt ohne Ende. Es bläst inzwischen mit über 20 Knoten schräg auflandig. Aus den kleinen Windwellen von gestern sind fiese große Wellen geworden, weil sie nun mehr Anlauf nehmen können. Keine Frage, wir müssen hier schleunigst weg. In Nullkommanix sind wir fertig und gehen Ankerauf. Der Kurs kann nur Costa de Papagayo heißen, von dort kommt der Wind. Mal sehen, wie es vor dem Playa de Mujeres aussieht. Es sind nur 2 Seemeilen.

„Auf dem Weg zur Costa de Papagayo.“

„Auf dem Weg zur Costa de Papagayo.“

„Der Playa de Mujeres voraus.“

„Der Playa de Mujeres voraus.“

„Wüstengelbes Abendrot.“

„Wüstengelbes Abendrot.“


Einige Tage vor der Costa de Papagayo

„Der Playa de Mujeres.“

„Der Playa de Mujeres.“

Vor dem Playa de Mujeres, dem Frauenstrand 🙂, ganz im Norden der Costa de Papagayo liegt wir im Grunde genommen recht gut und geschützt. Tagsüber bläst es zwar meist wie blöde, aber eben ablandig von Lanzarote herunter. Dicht genug vor dem Strand hasten nur kleine Windwellen an uns vorüber. Obwohl die generelle Windrichtung eigentlich Nord sein soll, weht es meistens aus Osten, doch der Wind körselt dabei auch ziemlich unberechenbar herum. Flotte Winddreher sorgen immer wieder für neue Perspektiven, ohne dass wir aus dem Cockpit auf das Vorschiff wechseln müssen. Abrupte Drehungen um 180° sind kein Problem und oft genug bläst es dabei unvermindert weiter, so dass wir recht unsanft gedreht werden und unsere eigene Ankerkette überlaufen. Glücklicherweise halten sich die Wellen dabei in Grenzen, denn solche Drehungen halten nie so lange, dass sich größere Wellen aus der neuen Richtung aufbauen können.

„Würd ich auch mal gern mal probieren ...“

„Würd ich auch mal gern mal probieren …“

Dieses ständige Hin und Her ist eigentlich ganz amüsant, das Einzige was nervt, ist das ständige Schrabbeln der Kette auf dem doch recht felsigen Untergrund. Mit etwas Geduld und Ruhe bekommt man es zwar ganz gut hin, dass sich der Anker in einem der Sandfelder zwischen den Felsen ordentlich eingräbt, aber mit jeder Drehung schabt die Kette dann unermüdlich über irgendwelche Steine. Und da sich der Wind kaum mal für eine Stunde auf eine Richtung festlegen mag, schabt und schrappt es eben fast ständig. Teilweise drehen wir uns so munter im Kreis, dass sich die Kette auch schon mal um einen Stein oder Felsen wickelt. Das ist zwar erst einmal nicht so schlimm, doch wenn sie dann plötzlich freikommt, ruckt es so durch die PINCOYA, dass man sich doch erschrickt.

„Dunstiges Fuerteventura mit der Isla de Lobos im Vordergrund.“

„Dunstiges Fuerteventura mit der Isla de Lobos im Vordergrund.“


Wir bleiben insgesamt drei Tage vor dem Playa de Mujeres. Es ist warm und wir schwimmen und schnorcheln 🤿. Leider ohne Schnorchel, denn den können wir irgendwie nicht wiederfinden 😠. Das Wasser ist glasklar und erstaunlich viele bunte Fische ziehen in großen Schwärmen um uns herum.

Ansonsten konkretisiert sich unsere Planung für die Zeit danach. Also nach unserem Heimaturlaub. Es vergeht kein Nachmittag oder Abend, an dem die Capitana nicht bei einem ihrer »All-Chips-Calls« verkündet, dass nun endlich alles klar sei, der Plan steht und sie nun genau wisse, wann es wohin gehen muss. – Für Nicht-Segler muss man dazu sagen, dass ein Sammelanruf über Funk immer an »all ships« gerichtet wird. Und was könnte abends besser zu der Präsentation der Planungsergebnisse passen, als ein All-Chips-Call, denn die Capitana liebt Chips, besonders die aus den runden Dosen, wobei in der größten Not auch welche aus der Tüte gehen. – Ebenso regelmäßig schwirrt dem Schiffsjungen dann der Kopf, weil er sich bisher eher mit den technischen Dingen befasst hat, die all diese Pläne wahr werden lassen sollen, und fragt: »Stopp mal ganz kurz, in welchem Jahr sind wir nun eigentlich gerade? Schon 2027 oder noch 26?«

„Einer der »all-chips-call-Abende«.“

„Einer der »all-chips-call-Abende«.“

Doch egal wie, soviel können wir ja schon mal verraten. In jedem Fall soll es noch einmal rübergehen und in jedem Fall werden wir unsere Zeit drüben »strecken«. Das, was bisher für ein Jahr geplant war, teilen wir wenigstens auf zwei Jahre auf. Große Distanzen sind zwar kein Problem, aber wir wollen das Tempo rausnehmen, so wie wir es dieses Jahr schon mal ab Porto Santo rausgenommen haben. D.h. aber auch, dass wir ein oder zwei Hurrikansaisons mit einplanen müssen.


„Vor dem Playa de la Cera“

„Vor dem Playa de la Cera“

Als uns das Geschrabbel der Kette dann doch zu viel wird, verlegen wir uns noch einmal etwas weiter nach Süden vor den Playa de la Cera. Auch hier ist der Untergrund steinig, aber nur in Ufernähe. So ankern wir in »zweiter Reihe« und haben dadurch auch noch gleich etwas mehr Ruhe, denn auf 15 m ankert normalerweise niemand und schon gar keine Charteryachten. Auch die kleinen Badeboote wollen näher an den Strand und lassen hier unsere Ankerboje in Ruhe 😂.

„Noch einmal Fuerte im Dunst“

„Noch einmal Fuerte im Dunst“

Derweil gehen die Planungen weiter. Und da wir wissen, wie teuer und teilweise schwierig es ist, in der Karibik Ersatz oder Ersatzteile zu bekommen, versuchen wir wenigstens für einige Eventualitäten vorzusorgen. Alles geht eh nicht, aber etwas Vorausschau macht ja schon Sinn. Und das, was wir nun noch schnell mitbringen können, sammelt sich inzwischen schon fast täglich bei unseren Kids zuhause.

„Die letzte Abendstimmung vor Lanzarote.“

„Die letzte Abendstimmung vor Lanzarote.“

Playa Blanca
28° 51′ 35,9″ N, 013° 49′ 40,7″ W

Costa de Papagayo I
28° 51′ 08,2″ N, 013° 47′ 43,4″ W

Costa de Papagayo II
28° 50′ 41,8″ N, 013° 47′ 34,1″ W