Es ist schon blöd, warten zu müssen und nicht zu wissen, auf welchen Tag man seine Vorbereitungen ausrichten soll. Man kommt sich ja langsam selbst schon etwas doof vor. Immer wieder werden wir gefragt: »Wann denn nun?« »Aber ihr wolltet doch!« Doch was sollen wir sagen, wenn es eben nicht passt. Immerhin leiden die Kanaren gerade unter einer Super-Calima-Lage. Das ist zwar auch nicht wirklich toll, aber das unterstreicht wenigstens etwas, dass die Gesamtwetterlage schon recht ungewöhnlich ist.
Der Ost bläst gerade soviel Sahara-Staub herüber, wie schon seit 2020 nicht mehr. Für Lanzarote und Fuerteventura wird sogar vor Sport im Freien gewarnt. Auf La Palma bekommen wir davon nicht ganz so viel ab, aber die Staublage macht auch hier alles diesig und trüb. La Gomera oder Teneriffa können wir schon seit mehr als einer Woche nicht mehr sehen. Die Sicht reicht gerade mal einige Seemeilen weit, dann verschwindet alles in einer weißlich trüben Suppe.
Gut, dass wir uns den Mietwagen gleich vier Tage genommen haben. Es gibt auf der Insel viel zu sehen und wir haben echt Glück mit dem Wetter. Es ist zwar Calima-trüb, aber warm und trocken. Erst am Samstag, als wir den Wagen wieder abgeben wollen, werden wir ordentlich geduscht. Es hat sich zugezogen und der Wetterumschwung hat schon in der Nacht mit einigen kräftigen Schauern begonnen. Ein Vorgeschmack auf die nächsten zwei Tage, an denen es unablässig stürmt und immer wieder wie aus Eimern schüttet.
Einen Tag unserer Mietwagenzeit nutzen wir, um hoffentlich final einzukaufen. Doch wer weiß schon, wann wir wirklich loskommen, es kann auch wieder ein »pro-finaler« Einkauf gewesen sein. Wenigstens schleppen wir mit dem Mietwagen erst einmal alle schweren Sachen heran und nehmen auch noch gleich unseren Nachbarn mit. Man ist nicht allein mit diesen »finalen« Einkäufen.
Zum Waschsalon geht es auch und den blockieren wir gleich für 2 Stunden. Drei Maschinen und zwei Trockner sind erst einmal unser.
Auch eine weitere Disa-Flasche Butangas holen wir uns noch. Die ersten 6 kg sind schnell in den leeren Campingaz-Flaschen verschwunden. Diesmal haben wir uns für die Umfüllaktion auch noch gleich mal drei Tüten Eis an der Tanke geholt. So ging die Umfüllerei in 30 Minuten über die Bühne. Nun haben wir insgesamt wieder 22 kg Gas an Bord, damit sollten wir wieder rund zwei Jahre hinkommen. Das Theater mit dem Gas ist schon blöd, aber so geht es inzwischen sehr gut, denn für 6 kg Butan zahlen wir bei Disa nur 14 €. Das ist schon ein entscheidender Unterschied zu 40 € für 2,75 kg Campingaz. Da stehen schmale 2,30 € satten 14,50 € pro kg gegenüber. Die Geschäftsidee mit den blauen Flaschen kann sich sehen lassen und den Yachtherstellern sind die Folgen und Folgekosten ihrer winzigen Gaskästen, in die nur die blauen Campingaz-Fläschchen passen, leider vollkommen egal. Fahrtenseglertaugliche Gaskästen gibt es kaum.
Unseren Marinaplatz haben wir bis zum 25ten verlängert und wir haben wenig Lust, noch einmal zu verlängern. Deswegen checken wir am 23ten auch schon mal bei der Border Control in Santa Cruz aus. Eigentlich müssen wir als EU-Bürger nicht aus der EU auschecken, aber auf der anderen Seite des Atlantiks zählen solche Details nicht. Dort gibt es nur das Programm, dass jemand, der einreist, auch irgendwo offiziell ausgereist sein muss. Deswegen spielen inzwischen auch die spanischen Behörden dieses eigentlich unnötige Spielchen mit und drücken ihren Stempel auf Crewlisten und andere Dokumente. Die Marina La Palma ist prima vorbereitet, hier bekommen wir ein Formular, das auch von der Border Control nicht weiter diskutiert wird. Schnell sausen gleich drei (!) offizielle Stempel auf das Formular und schon dürfen wir auch offiziell von dannen ziehen. Stempel sind wichtig und machen Eindruck! Und so stempeln wir auch gleich noch mal mit unserem PINCOYA-Stempel die Unterschrift der Capitana. Das sieht brutal wichtig aus!
Doch »von dannen ziehen« ist leichter gesagt als getan. Genau zu Weihnachten bildet sich nämlich über den Kanaren eine Schwachwindzone inmitten eines neuen kleinen Tiefs aus, die nichts als umlaufenden Schwachwind für uns parat hält. Sinnvoll wäre es noch zwei weitere Tage zu warten, dann sollte uns ein leichter Nordost wunderbar in den Süden zu den Trade Winds auf Höhe von Cabo Verde bringen. Wie es aussieht, müssen wir sehr weit in den Süden und können nicht einfach quer fahren. Das blöde Spielchen mit den sehr südlichen Tiefs hält weiterhin an, aber es gibt eben diese Lücke, um ganz elegant zu entkommen.
Heiligabend ist dann alles alles alles fertig und wir könnten eigentlich gleich starten, wenn es am ersten Weihnachtstag dort draußen auch irgendetwas geben würde, mit dem man segeln kann. Die Vorhersage ist ernüchternd und wir diskutieren nicht nur einmal, ob wir doch noch bleiben, oder doch einfach losfahren und wo wir ggf. einen Zwischenstopp einlegen können, wenn wider der Hoffnung wirklich nichts geht.
Mit den Blogs zu unseren Ausflügen, den vielen Bildern und vor allem dem Video der ruckenden Schwimmstege sind wir noch etwas im Hintertreffen. Aber das ist auch viel Arbeit und vor uns liegt viel Zeit, die wir hoffentlich gut auf einer unaufgeregten Überfahrt nutzen können.
Und dann dämmert es und der Heiligabend beginnt. Für viel weihnachtliches Gebäck hat schon Lidl gesorgt und inzwischen duftet es auch nach unserem Weihnachtsessen. Vorgekocht haben wir auch schon, dass ging alles in einem Abwasch. Doch sicher sind wir uns immer noch nicht, wann und wie es losgeht.
Doch nun ist erst einmal Weihnachten und etwas schüchtern blinkert unser kleiner Plastik-Weihnachtsbaum, der schon so viele Jahre auf meinen Schreibtisch geblinkert hat, als wir noch nicht die Freiheit hatten, einfach auch mal 2 Tage später loszufahren. Draußen gehen die Lichterketten an, die uns auch während der Überfahrt das Cockpit sanft beleuchten werden. Allein das frostige Weihnachtsgefühl fehlt, aber darauf können wir auch ganz gut verzichten.
Frohe Weihnachten!
Marina La Palma, in Santa Cruz
28° 40′ 43,8″ N, 017° 46′ 02,0″ W