Tage zum Einschwingen und Vorbereiten


Unser Programm bis zu unserem Start ist übersichtlich, doch zunächst buchen wir in der Marina mal eine Woche Nachschlag. Irgendetwas haben wir uns noch zuhause auf den letzten Drücker eingefangen. Erst streckt es die Capitana nieder und der Schiffsjunge fühlt sich noch auf der sicheren Seite, doch dann erwischt es auch ihn. Wenigstens gehen wir nacheinander auf die Bretter und nicht auch noch gleichzeitig. Doch es ist ein fieses Zeug, dass wir uns da eingefangen haben. Der Kreislauf kommt noch Tage später immer mal wieder aus dem Tritt.

Dennoch schaffen wir einiges. Puerto del Rosario scheint unsere Arbeitsmarina zu sein. 2021 haben wir uns hier einen neuen Fäkalientank schweißen lassen und eingebaut und nun kommt hier das große Thema Refit des Teakdecks der PINCOYA zu einem Ende. Es ist wirklich viel Arbeit und es ist anstrengend, weil wir entweder ständig gebückt auf den Knien herumrutschen oder vom Fingersteg oder vom Gummiboot aus versuchen, in die richtige Arbeitsposition zu kommen, um die schadhaften Nuten zu vertiefen und neu auszugießen.

„Teakdeckarbeiten ...“

„Teakdeckarbeiten …“

Vertiefen hört sich wunderbar einfach an, doch wer schon einmal über die Aufgabe nachgedacht hat, eine Nut in einem verlegten Teakdeck sauber nachzuarbeiten, weiß, wie handwerklich schwierig nur dieser eine Schritt ist. Doch wir haben dazu einen machbaren Weg gefunden und den vor Porto Santo ja auch schon das erste Mal ausprobiert. Glücklicherweise ist unser altes Teakdeck 1995 noch in Holzstärken verlegt worden, die ein solches Refit überhaupt noch zulassen.

Und weil wir im Internet nichts Vergleichbares für ein Refit gefunden haben, was technisch, finanziell und auch vom Aufwand her für einen normalsterblichen Fahrtensegler machbar ist, haben wir in unserer »Tipps & Technik-Ecke« unseren Weg des Refits mal in kurzen Stichworten und mit einigen Bildern beschrieben. Hier der Link auf das PDF. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen, der ähnliche Probleme zu lösen hat.


Eine unruhige Angelegenheit
Das Wetter ist jedoch »merkwürdig«. Die nordatlantischen Tiefs reichen sehr weit in den Süden und das Azorenhoch ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Es sieht fast so aus, als ob es sich kaum noch von Westen herübertraut. So hat der auf den Kanaren übliche Nordost massive Aussetzer und die ARC startet an dem Sonntag tatsächlich mit Südwind. Und diesen Südwind bekommen natürlich auch wir in Puerto del Rosario zu spüren. Fast alles auf den Kanaren ist auf den üblichen Nordost ausgerichtet. Die Marinas sowieso, doch selbst die Ankerplätze scheinen sich daran zu orientieren, obwohl die ja nun wirklich niemand ausgerichtet hat.

„Tiefdruckausläufer ....“

„Tiefdruckausläufer ….“

So ist es auch in Puerto del Rosario immer wieder absolut ungemütlich. Schon ein leichter Wind aus südlichen Richtungen sorgt zuverlässig dafür, dass der Schwell ungehindert in den Hafen schwappt. Und der schwappt nicht nur herein, sondern reflektiert auch am nördlichen Ende des Hafenbeckens und läuft zurück. Alle Schiffe rollen und rucken dann erbarmungslos in ihren Festmachern. Die Schwimmstege krachen und quietschen an den Dalben und winden sich wie eine tote Seeschlange auf den Wellen. Den Moment, um über die Fingerstege sicher auf sein Schiff zu kommen, muss man dann gut abpassen. Auch den Moment, um »aufzusteigen«. An Bord geht es zu wie unter Segeln. Alles muss immer ordentlich weggestellt werden, sonst gibt es Bruch.

Nachts ist es meist etwas ruhiger, doch mit schöner Regelmäßigkeit frischt es tagsüber wieder auf. Diese Wetterlage hält sich nun schon seit 14 Tagen. Schon von zuhause haben wir die Windmeldungen des nahen Flughafens immer wieder mit Sorge betrachtet, denn dass Puerto del Rosario ein Südwindproblem hat, wussten wir. Mal sehen, was danach kommt und vor allem wann. Das eine solch blöde Windlage hier so lange anhält, ist doch eher ungewöhnlich.

Weil wir dieses Problem kannten, haben wir schon überlegt, wo wir die PINCOYA auf den Kanaren mal für 5 Wochen allein lassen können. Doch Puerto del Rosario ist auch unschlagbar preiswert, da stehen 12 € gegen 35 € in Arrecife. Ein Faktor, den wir nicht ganz unberücksichtigt lassen können. Also haben wir die PINCOYA während unserer Abwesenheit richtig festgebunden und vor allem abgefendert. Am Ende hat es gepasst, denn es hat uns nur einen Ruckdämpfer gekostet. Doch schön ist das alles nicht, denn es hätte auch noch dicker kommen können.

Auch als wir zurück sind, gibt es keine wirkliche Aussicht auf Besserung. Die Wetterlage soll sich erst am Montag der darauffolgenden Woche ändern. Entsprechend unruhig ist unsere erste Woche und es kostet uns auch noch gleich einen zweiten Ruckdämpfer.

„Ruckdämpfer, die aufgegeben haben und welche, die hoffentlich mehr aushalten.“

„Ruckdämpfer, die aufgegeben haben und welche, die hoffentlich mehr aushalten.“

Diese Gummiteile sind wohl doch eher etwas für ruhigere Marinas, einem echten Kanaren-Stress sind sie nicht gewachsen. Am Mittwoch kaufen wir vier neue Ruckdämpfer, aber diesmal diese Federdinger. Das ist das Einzige, was hier hält, und der Shop Inoxidables Domínguez scheint davon gleich eine ganze Euro-Palette im Lager zu haben. Man kennt das Problem und hat vorgesorgt 😂.

„Ab und an wird es im Hafen voll, auch auf der Container-Seite macht dann ein Kreuzfahrer fest.“

„Ab und an wird es im Hafen voll, auch auf der Container-Seite macht dann ein Kreuzfahrer fest.“

„Normalerweise tobt nur direkt hinter uns der große Kreuzfahrerspaß.“

„Normalerweise tobt nur direkt hinter uns der große Kreuzfahrerspaß.“


Unsere Arbeiten, sei’s am Teakdeck oder im Schiff, richten wir am Seegang in der Marina aus. Mit der Montage der Iridium-Antenne warten wir bis zum nächsten Sonntag und passen den ruhigeren Vormittag ab.

„Die schrottige WLAN-Antenne muss der neuen Iridium-Antenne weichen und der Iridium GO! exec findet einen festen Platz in der Achterkoje.“

„Die schrottige WLAN-Antenne muss der neuen Iridium-Antenne weichen und der Iridium GO! exec findet einen festen Platz in der Achterkoje.“

Der Rest geht mit Unterbrechungen voran. Leider bringen der Süd- und Ostwind nicht nur Unruhe, sondern auch einigen Staub aus der Sahara mit sich. Doch das Wetter auf Fuerteventura hat trotz der aktuell blöden Windrichtung auch sein Gutes. Man muss nicht ständig den Regenradar checken und sich fragen, ob man dies oder jenes noch vor dem nächsten Schauer schafft. Hier regnet es so gut gar nicht und das macht alle Arbeiten am Schiff doch schon wesentlich einfacher. Es ist wunderbar trocken, man kann draußen arbeiten und auch mal einfach etwas in der Gewissheit liegen lassen, dass es morgen wieder so ist und man dort weitermachen kann, wo man gestern aufgehört hat. Das macht die ganze Bastelei schon wesentlich einfacher und entspannter.

„Auf Einkaufstour zu den Baumärkten der Stadt.“

„Auf Einkaufstour zu den Baumärkten der Stadt.“

Zwischendrin nähen wir noch das Achterliek des Groß nach und auch das Unterliek der Starkwindfock. Dass auch diese beiden Nähte es nötig haben, ist uns im Winter schlicht durchgegangen.

„Das Groß wird genäht ...“

„Das Groß wird genäht …“

„... und dann auch noch gleich die Starkwindfock“

„… und dann auch noch gleich die Starkwindfock“

Doch die zu nähenden Nähte liegen günstig und so können wir die Segel halb angeschlagen lassen und müssen nicht alles runternehmen. Auch zwei Spanner der Segellatten bekommen neue Schrauben, wir haben keine Idee, warum die Hälfte der Schrauben rostet und die andere Hälfte ok ist.

„Schraubenschrott vom Segelmacher... ohne Worte!“

„Schraubenschrott vom Segelmacher… ohne Worte!“

Dann checken wir noch einmal das Rigg. Alles ist ok, so sollten wir diesmal ohne Rigg-Probleme rüberkommen.

„Noch einmal alles im Mast prüfen“

„Noch einmal alles im Mast prüfen“

„Rundblick aus dem Mast“

„Rundblick aus dem Mast“

„Blick nach unten“

„Blick nach unten“

„So langsam ist alles auf LED-Leuchten umgestellt.“

„So langsam ist alles auf LED-Leuchten umgestellt.“

Zur Belohnung gibt es dann etwas von unserem neuen Grill. Den Cobb haben wir in Rente geschickt, mit einem Gasgrill ist das Abendmahl 😇 schon einfacher.

„Unser neuer Gasgrill“

„Unser neuer Gasgrill“

„Und zum Grillen die Weihnachtsbeleuchtung.“

„Und zum Grillen die Weihnachtsbeleuchtung.“


Versorgungsdauerlauf
Und so langsam füllen sich auch wieder unsere Vorratskammern. Die Frage, was man als Vorräte zusätzlich zur Überfahrt mitnehmen sollte, lässt sich recht einfach beantworten. Alles und soviel wie geht! In der Karibik ist alles teurer als in Europa und zudem kann man in Europa auch noch zwischen verschiedenen Produkten auswählen, was in der Karibik nicht immer notwendig ist 😂. Abgesehen davon, werden wir in der Karibik auch auf Inseln sein, auf denen es gar nichts gibt, außer einiger Kokosnüsse zum Selberpflücken. Doch andererseits müssen unsere Vorräte auch durchhalten. Das ist bei den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit durchaus ein Problem. Nicht alles hält sich ja so gut wie Klopapier zu Zeiten der Pandemie.

„Einkauf beim HiperDino“

„Einkauf beim HiperDino“

Unsere Liste für einen Grundstock an Lebensmitteln ist lang. Auch wer abends statt einem Bier mal gerne ein Glas Wein trinkt, sollte vorsorgen. So plündern wir den HiperDino im Rotondas gleich dreimal. Da wir alles zu Fuß erledigen müssen, dauert so ein Einkauf. Außerdem steht ab den Kanaren ja auch wieder die Kakerlaken-Prophylaxe an. D.h. alle Kartonverpackungen weg und entsorgen, jede Falte und Ecke in den verbleibenden Umverpackungen untersuchen und ggf. feucht auswischen. Alles Obst, Gemüse etc. gründlich waschen, jegliche Papieretiketten entfernen und die Konserven mit Edding beschriften. Auch von oben, denn das hilft ungemein, die richtige Dose in der Staukiste schnell wiederzufinden. Dann alles, was in keinem Fall feucht werden darf, vakuumiert einschweißen. Anderes kommt in luftdicht schließende Dosen. Davon haben wir inzwischen 30 oder so, wir haben den Überblick verloren. Beides hilft auch bestens, um jegliches Krabbelgetier von den leckeren Nahrungsquellen auszuschließen. Und sollte sich doch schon ein Befall darin befinden, hält es den Schaden in Grenzen.

„Vorratsarbeit ... “

„Vorratsarbeit … “

Ganz abgesehen davon, müssen wir auch unser Müllaufkommen drastisch minimieren, denn unterwegs können wir den Müll ohnehin nur sammeln, bis wir wieder eine Gelegenheit finden, um Müll loszuwerden. In der Karibik hatten wir bisher nur auf den französischen Inseln den Eindruck, dass die Müllentsorgung dort geregelt funktioniert. Auf den vielen anderen Inseln gibt es zwar auch Mülltonnen, aber deren Inhalt landet dann doch nur etwas abseits hinter dem nächsten Mongroven-Wäldchen oder auf einer Art Deponie, die angezündet wird, wenn sie zu voll wird. Auch deswegen haben wir so viele Plastikdosen, das minimiert den Verpackungsmüll, der mit uns segeln muss.

„Müsli-Produktion ...“

„Müsli-Produktion …“

So vergeht mit einem Einkauf ganz problemlos ein ganzer Nachmittag. Und am Ende kommt die Capitana mit ihren Listen zum Zuge, denn es ist schon recht hilfreich zu wissen, was sich wo befindet. Hier halten wir uns an eine strikte Aufgabenteilung, alles, was man essen kann, verwaltet die Capitana, dagegen liegt die Non-Food-Abteilung der Ersatzteile in den Händen des Schiffsjungen. 😂 So versuchen wir das Wiederfinden nicht zu einer reinen Glückssache verkommen zu lassen.


Weihnachtstimmung auf Kanarisch
Am Montag nach dem ersten Advent wird in Puerto del Rosario erstmals die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet.

„Weihnachtsbeleuchtung I“

„Weihnachtsbeleuchtung I“

„Weihnachtsbeleuchtung II“

„Weihnachtsbeleuchtung II“

„Weihnachtsbeleuchtung III“

„Weihnachtsbeleuchtung III“

„Weihnachtsbeleuchtung IV“

„Weihnachtsbeleuchtung IV“

Marina Puerto del Rosario
28° 29′ 45,3″ N, 013° 51′ 29,8″ W