Barbados – Port St. Charles


„Das Resort von Port St. Charles, vor dem wir liegen.“

„Das Resort von Port St. Charles, vor dem wir liegen.“

„Da liegen wir nun vor Anker“

„Da liegen wir nun vor Anker“

Nachdem wir uns eine Mütze Schlaf gegönnt haben, versuchen wir in Port St. Charles einzuchecken. Nun dachten wir ja, dass wir mit unserem Englisch inzwischen ganz gut aufgestellt sind und auch halbwegs gut mit Dialekten klarkommen. Das hat seinerzeit in Irland und sogar auch in Schottland ganz gut geklappt, wenn man mal von kleinen Verständniseinbußen absieht, die wir aber mit einem Lächeln ganz gut umschiffen konnten. Aber was zum Teufel sprechen die hier auf Barbados? Da uns einige Grundvokabeln bekannt vorkommen, schließen wir messerscharf, dass es sich wenigstens in seiner Grundform um Englisch handeln sollte. Aber der Rest und vor allem die Aussprache ist schon sehr speziell. Am Ende verstehen wir mit einigem Nachfragen wenigstens den groben Sinn und so ist die Ausbeute an Verständnis immerhin noch größer als im Französischen. Doch von einer halbwegs fließenden Kommunikation sind wir Lichtjahre entfernt.

„Die Mini-Marina vor Port St. Charles“

„Die Mini-Marina vor Port St. Charles“

„Zwei Katamarane und schon sind die vier Plätze belegt.“

„Zwei Katamarane und schon sind die vier Plätze belegt.“

So gestaltet sich der Prozess des Eincheckens für Astrid als Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Die Runde eins wird in dem Verständnis beendet, dass erst einmal der Health Officer zu uns an Bord kommt. In ca. 2 Stunden, denn nun ist erst einmal Mittag. Erst dann kann es mit dem Einchecken weitergehen und dann ist auch der Typ von der Immigration da.

„Der Strand des Resorts“

„Der Strand des Resorts“

So weit so gut, aber es passiert nichts, außer dass wir für den hohen Besuch aufräumen. Dann kommen die anderen Deutschen von der Thea längsseits, die mit uns zusammen ja heute morgen angekommen sind. Sie haben sich nicht so sehr beeindrucken lassen wie wir und sind schon mehrmals wieder im Office der Port of Entry Authority aufgeschlagen. Dort haben sie dann auch den Health Officer angetroffen und plötzlich musste die Dame auch gar nicht mehr an Bord kommen oder hatten wir das alles nur falsch verstanden? Also springen wir zur Runde zwei in unser Gummiboot und sausen auch noch einmal schnell zum Office.

„Vor der Einfahrt in die Marina des Resorts“

„Vor der Einfahrt in die Marina des Resorts“

Glück gehabt, 2 von 3 sind da, nur die Health Lady fehlt wieder. Doch der Prozess kann nun beginnen. Heute vormittag waren nur 1 von 3 da, deswegen ging das wohl nicht. Wie sich Astrid dort schlägt, weiß ich nicht, denn nur der Captain, also die Capitana, darf in die heiligen Hallen. Dass ich mir unterdessen, wahrscheinlich sogar illegal, schon mal alles rundherum ansehe, weiß ja keiner. Und es gibt ein brauchbares freies WLAN, da geht online nach 22 Tagen schon mal wieder etwas.

„Windzerzauste Palmen“

„Windzerzauste Palmen“

Die Capitana sehe ich erst nach einer Stunde wieder. Sie hat all ihr Englisch zusammengekratzt, was noch in irgendeiner Ecke zu finden war und den Rest der Fragen mit einem Lächeln und einem wie selbstverständlich wirkenden Kopfnicken beantwortet. Am Ende werden unsere Reisepässe gestempelt und Astrid wird mit dem Hinweis entlassen, dass man nur noch vor Bridgetown ankern darf, alles andere wäre illegal. Diesen Erfolg erfahre ich allerdings erst auf Nachfrage, denn zunächst dreht sich erst einmal alles um die Sprache, die sie hier Englisch nennen.


Zur Entspannung gehen wir, wohl wissend, dass es hier sauteuer ist, in die Bar am Hafen. Der Bestellprozess von zwei Bier an der Bar gestaltet sich so ähnlich, wie der Prozess zum Einklarieren. Ich weiß nicht wieso, aber ich verstehe den Barmann einfach nicht, auch nicht, was er noch von mir will, ich habe solche Worte einfach noch nie gehört. Am Ende einigen wir uns darauf, dass auf einem »tab« angeschrieben wird, wir soviel trinken können, wie wir wollen, und erst zum Ende bezahlen müssen. Aber was heißt hier eigentlich »einigen«, wahrscheinlich war mein ewig fragender Blick ihm dann doch irgendwann einfach zu viel. Das Wort »easier« kommt mir bekannt vor, allerdings nur entfernt in seiner Klangfarbe, der Zusammenhang erschließt sich mir erst bruchstückhaft, als ich auf die Frage »Name?« »Martin« antworte und er etwas auf seinem iPad eingibt.

„Hier gibt es unser wohlverdientes Ankommens- und Eincheckbier.“

„Hier gibt es unser wohlverdientes Ankommens- und Eincheckbier.“

Nach dem ersten Bier, 0,2 Liter Banks, ein lokales Bier, werde ich wagemutig und hole mir mit den Worten »Another beer please, put it on Martin« noch eins. Das funktioniert bestens, lesson learned (!), aber angesichts der Preisklasse, erhöhen wir die Wiederholrate doch lieber nicht. Der Bezahlprozess ist einfacher, dadurch, dass wir alles zusammenpacken, ist klar, was wir wollen. Ich wedele mit meinem Handy, um eine Kartenzahlung zu signalisieren. Das klappt problemlos und ich lasse mir auch nichts anmerken, als 29,87 $ via ApplePay von unserem Konto verschwinden. Ein Bier 0,2 für schlappe 9,96 $. Aber das freie Internet in der Bar war wirklich ok. Als ich der Capitana großzügig sage, dass ich sie einlade, sagt sie: »Gib nicht so an, erstens war es unser gemeinsames Konto und zweites waren es BBD und keine US-Dollar!« Das mit den BBD ist eine echte Schadensbegrenzung, die DKB bucht »nur« 14,95 € ab, da wird so ein Banks schon fast zu einem echten Schnapper!

„Die Einfahrt zur Marina des Resorts“

„Die Einfahrt zur Marina des Resorts“

„Der erste Abend vor Anker seit den Kanaren.“

„Der erste Abend vor Anker seit den Kanaren.“


„Die haben auf halben Weg begonnen zu wachsen und waren zunächst nur stecknadelkopfgroß.“

„Die haben auf halben Weg begonnen zu wachsen und waren zunächst nur stecknadelkopfgroß.“

Gleich als zweite Amtshandlung nach dem Einchecken, rücken wir den Entenmuscheln bzw. diesen Rankenfußkrebsen mit einem Spachtel zu Leibe. Die Burschen sind echt etwas hartnäckig und wollen mit ihrem Fuß nicht so einfach unseren Rumpf loslassen. Aber mit etwas Geduld kratzen wir einen nach dem anderen ab. Zwei Tage später tauchen wir noch einmal und entlassen auch die letzten auf den Speisezettel einiger Fische, denen diese unverhoffte Zwischenmahlzeit wohl ganz gelegen kommen. Glücklicherweise haben sich die Entenmuscheln nur im hinteren Drittel des Unterwasserschiffes festgesetzt, vorn war die Strömung dann wohl doch zu stark.

Bei unserer Tauchaktion prüfen wir auch gleich noch die Opferanoden und reinigen vorsorglich auch die Schraube mit dem Spachtel. Alles in allem sehen der Rumpf, die Schraube und das Ruderblatt echt gut aus, damit werden wir noch gut über die Saison kommen. Doch das Tauchen ist schon so einer Nummer. Vor Port St. Charles strömt es ziemlich stark und in dem Wind schwojt die PINCOYA auch munter gleich mal hin und her. So habe ich entweder das Ruder oder den Saildrive im Arm und nur einen Arm frei, um mit dem Spachtel zu kratzen.


vor Port St. Charles

„Karibisches Wetter, die Ausbeute an Solarenergie wird auch in den kommenden Tagen keine Rekordwerte erreichen.“

„Karibisches Wetter, die Ausbeute an Solarenergie wird auch in den kommenden Tagen keine Rekordwerte erreichen.“

Die ersten Tage kommen wir erst einmal an. Das Wetter ist karibisch. Überwiegend sonnig, aber dennoch wolkig und immer wieder gibt es kräftige Schauer. Das Wasser hat 27° und tagsüber klettern die Lufttemperaturen je nach Sonnenscheindauer auch mal auf 35° Grad. Die Luftfeuchtigkeit ist etwas gewöhnungsbedürftig und zugegeben anstrengend. Es nervt, wenn man ständig ausläuft 😟. Mehrere T-Shirts, die abwechselnd trocknen, sind Pflicht. Ansonsten sitzen wir eher leicht bekleidet im Cockpit. Nacktbaden und oben ohne sind auf Barbados verboten, da schwingt wohl schon noch etwas von der britischen Prüderie mit. Doch das interessiert an Bord eher weniger als an den Stränden.

Der beste Platz ist noch im Wasser oder im Schatten, aber bloß nicht windgeschützt. Es ist gut, dass ständig ein frischer Wind weht und für etwas Abkühlung sorgt. Außer diesen angenehmen »Unannehmlichkeiten« gibt es nicht viel auszuhalten.


„Noch kein Wetter, um mit dem Dinghy anzulanden.“

„Noch kein Wetter, um mit dem Dinghy anzulanden.“

Anfangs läuft noch ein recht hoher, aber langer Schwell ein, der sich beindruckend an den Molen bricht, die den Strand schützen sollen. Wir liegen zwar leicht schaukelig, aber dennoch eigentlich ruhig, kein Vergleich zu dem Theater auf den Ankerplätzen der Kanaren.
Doch mit den Tagen wird es auch merklich ruhiger und wir können mit dem Dinghy am Strand anlanden, ohne Gefahr zu laufen, wieder einen Salto zu drehen. Vor dem Strand wurden versetzt einige Steinmolen ausgelegt, da die Wellen dem Strand wohl ziemlich zusetzen. So ist der Strand auch nicht wirklich breit und es geht steil ins Wasser, aber hinter den Molen haben sich wunderbar ruhige Badebuchten gebildet, in denen man sich zur Abkühlung einfach mal treiben lassen kann.

Es ist ein wunderbarer Strand und zusammen mit dem türkisen Wasser hat das alles schon etwas von einem karibischen Traum.


Port St. Charles selbst ist eigentlich nur ein Resort mit einem privaten Hafen. Der öffentliche Hafen, sofern man die 3 oder 4 Liegeplätze überhaupt so bezeichnen kann, befindet sich zusammen mit der Tankstelle auf der kleinen künstlichen Insel, die vor der Hafeneinfahrt zum Resort liegt.

Man ankert hier normalerweise draußen, was trotz des Schwells recht angenehm ist, denn der kräftige Ostwind verhindert zuverlässig, dass sich unsere dicke Erna quer zu den Wellen dreht und zu rollen beginnt. Da wir noch keine Internetkarte haben, SIM-Karten soll es nur in Bridgetown geben, nutzen wir das Gäste-WLAN der Bar Pier One.

„Unser Internet-Café... 😂“

„Unser Internet-Café… 😂“

Das geht bestens und vor dem Office des Dockmasters stehen zwei Gartenbänke, auf denen wir abends unser Internet-Café mit einem Döschen des preiswerten spanischen Biers einrichten, um mal wieder Nachrichten zu lesen und Mails zu beantworten. Fast hat es den Anschein, dass der Dockmaster seine Gartenbänke nicht ganz ohne Grund dort so strategisch günstig aufgestellt hat 😂 🛜 🥳.


„Blick vom Strand auf das Ankerfeld“

„Blick vom Strand auf das Ankerfeld“

„Am Strand“

„Am Strand“

Speightstown liegt etwas im Süden von Port St. Charles und am Montag gehen wir ganz entspannt am Strand entlang in die City, um uns endlich mal wieder etwas Grünzeug zu besorgen. Wir sind gespannt, wie die Versorgungslage hier so ist. In Speightstown und schon auf dem Weg dorthin ist alles auf Strandtourismus ausgerichtet. Eine Bar reiht sich an die nächste, doch alles scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein. Die goldenen Zeiten liegen wohl schon etwas in der Vergangenheit. Spontan erinnert uns vieles an Antigua, obwohl Speightstown selbst eine belebte Stadt ist, wohingegen Jolly Harbour doch eher künstlich wirkte.

„Die Kleine mittig rechts ist die PINCOYA.“

„Die Kleine mittig rechts ist die PINCOYA.“

„Hier queren Schildkröten, keine Frösche wie in Deutschland“

„Hier queren Schildkröten, keine Frösche wie in Deutschland“

Die Bajans, Slang für Barbadians, sind absolut freundlich, offen und hilfsbereit, dabei aber nie aufdringlich. Oft wird man im Vorbeigehen gegrüßt und hört mal hier ein »have a nice day« oder dort ein »good afternoon«. Unter den bleichgesichtigen Touristen dominieren gut betuchte Engländer. In Bridgetown sieht das aufgrund der riesigen Masse von Kreuzfahrttouristen, die dort täglich von wenigstens drei Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt werden, aber schon wieder ganz anders aus. Doch Bridgetown bekommt im nächsten Blog noch etwas mehr Raum.

„An der Speightstown Pier“

„An der Speightstown Pier“

Zufällig finden wir in Speightstown eine kleine Bude mit Handy-Zubehör im weitesten Sinne. Da fragen wir spontan einfach mal nach, ob sie vielleicht auch eine Digicell-Daten-Karte haben. Und sie haben 👍. In fünf Minuten ist alles eingerichtet und aktiviert und so haben wir nun vollkommen überraschend doch schon wieder unser »eigenes« Internet. Doch Barbados glänzt nicht gerade mit einer performanten Netzinfrastruktur, wir sehen leider häufiger 3G als 4G. Aber es geht, nur Geduld ist eben gefragt.

„Die Kirche, unten links der Freiluftandachtsraum und rechts das Gospel House in dem jeder herzlich willkommen ist.“

„Die Kirche, unten links der Freiluftandachtsraum und rechts das Gospel House in dem jeder herzlich willkommen ist.“


Die Supermärkte sind »karibisch« in ihrer Auswahl. Absolut kein Vergleich zu dem Überfluss, in dem Europa shoppen geht. Die Auswahl an Gemüse ist sehr eingeschränkt und wenn es etwas gibt, dann doch eher in Kleinstmengen mit teilweise recht ungewissen Frischezuständen. Drei kleine Tomaten für 6 BBD, also 3 €, lassen wir dann doch liegen. Doch eine Lieferung von Äpfeln und Kartoffeln scheint es gerade gegeben zu haben, da greifen wir auch gleich mal zu. Klar gibt es auch die Straßenstände mit Gemüse und einen Markt, aber dazu müssten wir BBDs haben. Vielleicht könnten wir auch mit US-Dollar bezahlen, aber mit Karte geht das an diesen Ständen schon mal gar nicht. Einige ECs haben wir ja noch, aber Barbados und auch Tobago haben ihre eigenen Währungen und wenn man sich Cash holt, bleibt am Ende doch immer ein Rest über, den man wahrscheinlich nie wieder einsetzen kann.

„Speightstowns Strandbars“

„Speightstowns Strandbars“


Obwohl immer mehr Segler von Port St. Charles aufbrechen, bleiben wir einfach noch etwas. Eine Internetkarte haben wir ja nun, deswegen müssen wir nicht mehr extra nach Bridgetown. Und uns gefällt es hier. Schon am Montag liegen nur noch fünf Yachten mit uns vor Port St. Charles. So einen leeren Ankerplatz muss man in der Karibik ja mit der Lupe suchen, auf Martinique werden wir wieder einer von hunderten von Ankerliegern sein. So genießen wir hier erst einmal die Ruhe und die Leere.

„Auf einem kleinen Spaziergang in den Norden, hier hört der Tourismus auf und das Viertel wird »einheimischer«.“

„Auf einem kleinen Spaziergang in den Norden, hier hört der Tourismus auf und das Viertel wird »einheimischer«.“

„Durchaus nicht immer so ruhig“

„Durchaus nicht immer so ruhig“

Neuankömmlinge gibt es gar nicht. Nun ist Barbados ohnehin nur das Ziel von wenigen, aber das Überfahrtswetter macht es gerade auch nicht allzu angenehm, um über den Atlantik zu segeln.

„Port St. Charles mit Regenbogen“

„Port St. Charles mit Regenbogen“

Apropos Überfahrtswetter… Nach unserer diesjährigen, doch recht windigen Überfahrt und im Angesicht der nun noch etwas windigeren Vorhersagen müssen wir uns eingestehen, dass wir 2023 mit unserem gebrochenen Want doch mehr Schwein als Verstand gehabt haben. Sicher haben wir vieles richtig gemacht, aber wir hatten auch viel viel Wetterglück. Es war 2023 eine eher schwachwindige Überfahrt mit gutmütigen Bedingungen, wenn wir nun zurückdenken, sind wir uns nicht mehr so sicher, ob solch ein Malheur dieses Jahr auch so gut ausgegangen wäre wie vor zwei Jahren.

Doch das ist ein Teil der Vergangenheit, und Glück gehört ja doch immer dazu. So genießen wir erst einmal unsere Zeit vor Port St. Charles. Mal sehen wann es uns weiter nach Süden zieht.

„Nun sind wir hier fast allein vor Anker, dass findet man nicht allzu häufig in der Karibik.“

„Nun sind wir hier fast allein vor Anker, dass findet man nicht allzu häufig in der Karibik.“

weiterhin vor Port St. Charles, Barbados vor Anker
13° 15′ 35,2″ N, 059° 38′ 44,6″ W