Canaries (E) – Barbados (Carib) – Tag 14 bis 18 –


La Gomera, Canaries (E) -> Ziel: Barbados (Carib)
bisher: 2.325,3 sm – to go: 569 sm – Gesamtdistanz 2025: 2.382,8 sm

Tag 14, Donnerstag 09.01. ab Mittag
Den Tag über verschwinden so langsam die Wolken, es geht nun wahrscheinlich in Richtung Hochdruck. Bis auf die Windstärke passt im Augenblick alles gut zur Vorhersage. Wir haben jedoch 4 bis 5 Knoten zu viel. Uns soll’s recht sein, denn so langsam ist ein Ende abzusehen. Um 19:00 knacken wir die 1.000 sm »to go« und werden dreistellig. Nun zeigt auch das Tochtergerät an der Steuersäule endlich mal den Countdown an, das kann nämlich nur dreistellig und stand seit unserem Start auf 999.

Am späten Nachmittag nimmt der Wind ab. Die Wellen bleiben noch für drei Stunden recht ungemütlich, dann nehmen auch sie ab. Wir segeln in eine ruhige Nacht und sind gespannt, ob unsere Taktik aufgeht und wir südlich des Hochs immer wenigsten etwas Wind behalten werden.

Um 23:59 loggen wir unser 13. Etmal mit 130 sm. 980 sm to go.


Tag 15, Freitag 10.01.
Die Nacht ist ruhig und unaufgeregt. Gut, um mal wieder richtig tief und fest auszuschlafen. Bisher waren wir ja doch immer mit irgendeinem Sinn bei der Sache. Am Morgen frischt der Wind etwas auf und dreht leicht auf Ostsüdost. Das nehmen wir gerne und das erste Mal haben wir das Gefühl, dass wir nun ein ähnliches Wetter wie auf unserer ersten Überfahrt haben. Nur können wir diesmal die vollen Segel setzen, so geht es unerwartet zügig, aber dennoch ruhig voran.


Während der Schiffsjunge ja mit den Blogs und den Bildern beschäftigt ist, ist die Capitana seit Tagen voll in den Planungen unserer Karibik-Zeit abgetaucht. Die Modalitäten zum Einchecken werden geklärt, Ankerbuchten markiert, Highlights notiert und Logistisches herausgesucht. Und das nicht nur für Barbados, sondern peu á peu auch für jede der Inseln, die wir besuchen wollen. So nimmt der Gesamtplan für 2025 mehr und mehr Gestalt an, bis wir im Sommer auf Curaçao eine Hurricane-Pause einlegen. Was bisher nur unser grober Wunschplan war, liegt nun immer konkreter und vor allem zum Greifen nah vor uns.

Bisher schien alles wie geplant zu klappen, doch heute heißt es nicht mehr: “Schau mal, da müssen wir auch noch hin!” sondern “Mist, das geht ja alles so gar nicht!” 😳

Schuld ist Jimmy Cornell! Heute morgen hat die Capitana sein Buch »World Cruising Routes« herausgekramt und dort ist für die Zeit Mai/Juni noch nicht einmal die Route von Puerto Rico nach Curaçao aufgeführt. Noch nicht einmal als schlechte Idee, die man einfach vergessen kann, sondern gar nicht erst erwähnt. Der Grund dafür ist einfach und eigentlich hätten wir auch selbst drauf kommen können. Die Windrichtung und der Strom machen diese Route in dieser Jahreszeit schlicht unmöglich. Nun ja, was heißt unmöglich? Sicher gibt es Strategen, die dennoch anderer Meinung sind oder Motorfahrer, die den Mast auf ihrem Schiff eh nur spazieren fahren. Doch wenn man segeln möchte, kann man die Zeit kaum schlechter treffen.

Zum Ende der Hurricane-Saison, also über den Jahreswechsel, sieht das ganz anders aus, dann weht dort ein recht beständiger Nordost. Ein kurzer Blick in unsere aktuelle Vorhersagekarte bestätigt das. Nur im Sommer hat sich das Bild völlig gedreht und mit dem Azorenhoch hat sich dann ein ebenso beständiger Süd bis Südost etabliert, der auch gleich noch von dem eher westsetzenden Strom in der karibischen See sehr destruktiv unterstützt wird. D.h. wir können zwar in den kleinen Antillen einfach so bis Puerto Rico nach Norden segeln, kommen dann aber kaum wieder runter zu die ABC-Inseln. Eine Alternative ist also gefragt.

Die Sache ist recht eindeutig, je später wir im Norden sind, desto schwieriger wird es für uns, zurück nach Süden zu kommen. Deswegen werfen wir die zweite Hälfte unseres Planes über den Haufen und drehen sie einfach um. Die erste Hälfte belassen wir so, wie sie ist, denn schließlich sind wir ja nun schon fast auf Barbados.

Also segeln wir wie geplant von Barbados nach Tobago, Grenada und den Grenadinen. Und von dort geht’s dann nach Martinique. Doch von Martinique werden wir nicht weiter nach Dominica segeln, sondern direkt nach Puerto Rico. Puerto Rico ist US-amerikanisch und da wird dann zum ersten Mal unser B2-Visum zum Einsatz kommen. An der Südküste von Puerto Rico wird es dann von West nach Ost bis zu den puertoricanischen Virgin Islands gehen. Und im Anschluss werden wir die kleinen Antillen wieder in Angriff nehmen, diesmal aber von Nord nach Süd. Wie sich das dann konkret ausgestaltet, werden wir sehen, aber von Guadeloupe oder Dominica sollten wir die ABC-Inseln gut unter Segeln erreichen können.

So bringen neue Tage neue Erkenntnisse und und Pläne 😂.


Ansonsten ist der 15te Tag wirklich ein Tag zum Genießen. Bisher war es ja doch ziemlich ruppig, aber nun geht es durch den tiefblauen Atlantik ruhig voran. Und es sieht ganz danach aus, dass unsere Taktik, den Schwachwindbereich im Süden zu umfahren, aufgeht. Mal sehen, wie es nach der Halse so läuft, die wir noch irgendwann vor Mitternacht fahren, um dann wieder auf direkten Kurs Barbados zu gehen.

Um 23:59 loggen wir unser 14. Etmal mit 126 sm. 887 sm to go.


Tag 16, Samstag 11.01.
Zur Mitternacht machen wir unsere taktische Halse etwa 200 sm südlich unserer eigentlichen Route. Der Wind passt bestens und es geht mit rund 5 kn nun endlich mal direkt in Richtung Barbados. Es ist eine wunderbar entspannte Nacht auf der Barfußroute. Wieder eine Nacht zum Genießen. Wir haben fast Vollmond und um uns herum schwappt der silbrig glitzernde Atlantik ruhig vor sich hin. Der warme Wind streichelt durchs Cockpit.

Nur noch 887 sm to go, eigentlich könnte es einfach so weitergehen. Ein unendliches Gefühl der Freiheit macht sich breit. Wohlwissend, dass solche Nächte ein Geschenk sind und es auch ganz andere gibt.

Zwischendrin wird’s etwas zäh, aber wir segeln und stecken nicht in der Flaute des Hochs. Und zwei Stunden vor Sonnenaufgang geht der Mond mattrot im Westen unter.


Die letzten Tage war es leider sehr wolkig und auch diesig, was unsere Ausbeute an Solarenergie doch deutlich hinter dem Notwendigen zurückgelassen hat. Immerhin ist es warm und regnet nicht, obwohl einige Wolken schon danach aussehen, dass sie könnten, wen sie nur wollten. Doch ab Mittag macht sich der Hochdruckeinfluss deutlich bemerkbar. Es lockert auf und der Nachmittag ist dann mal wolkenlos. Das bringt zwar etwas Energie rein, reißt aber den Tag nicht mehr raus und schon gar nicht die vielen Wolkentage vorher.


Viele waren ja doch etwas erstaunt, als sie hörten, dass wir trotz unserer negativen Erfahrungen mit dem gebrochenen Want beim letzten Mal nun doch noch einmal rübersegeln wollen. Natürlich war das blöd und hat auch für einige Anspannung gesorgt, dennoch war die Überfahrt schön, auch wenn wir nicht jede Minute in vollen Zügen genießen konnten. In jedem Fall war es ein wirklich unvergessliches Erlebnis und das nicht nur wegen des Abenteuers mit dem gebrochenen Want 😂. So stand für uns immer außer Frage, dass wir selbstverständlich noch einmal rübersegeln wollen, zumal wir unsere Gesamtplanung 2023 ja aus anderen Gründen dann auch komplett abgebrochen haben.

Doch aufgrund dieser Erfahrungen schielen wir heute natürlich noch etwas mehr auf alles »Technische« in und auf der PINCOYA. Es gibt ja auch noch Themen, die durchaus vakant sind bzw. auch ganz schnell sehr dringend werden können. Dessen sind wir uns bewusst. So z.B. der Motor. Er ist nun auch schon 30 Jahre alt, doch wir hoffen, dass seine Tage noch nicht ganz so schnell gezählt sind. Doch aktuell läuft die PINCOYA ohne jede noch so kleine Störung. Die letzte Saison hatte ja schon nach unserer ersten Nachtfahrt in Holland ganz anders begonnen und hielt auch danach noch die eine oder andere Überraschung bereit. Auch deswegen versuchen wir nun alles im Auge zu behalten. Fast täglich machen wir einen Rundgang und checken alles an stehendem und laufenden Gut und auch die Segel. Die haben aktuell ja schon einiges auszuhalten. Und dann waren da ja auch entscheidenden Reparaturen, z.B. das Ruderlager und das Kutterstag. Beides ist uns offensichtlich ganz gut gelungen.

Und bei allem anderen, besonders der Navigationselektronik, gibt es auch nicht den kleinsten Aussetzer. Inzwischen steuert uns unser Autopilot 16×24 in Richtung Karibik. Mit dem neuen Kabel und der neuen Funkantenne haben wir den besten Empfang und auch die neue AIS-Antenne beschert uns Empfangs- und Sendereichweiten, die wir schon lange nicht mehr kannten.

Summa summarum … es läuft und alles funktioniert. 🪵 🤛 klopf klopf klopf


Leider hat der Wind den Tag über keinerlei Ambitionen verspürt, der Vorhersage zu gehorchen. Mit konstanter Ignoranz ist er auf Ostsüdost geblieben, obwohl er eigentlich mehr aus Norden kommen sollte. Es ist nicht ganz einfach, fast einen ganzen Tag lang einen nicht passenden Windwinkel auszuhalten. Doch ab Sonnenuntergang besinnt sich der Wind und wir nehmen wieder direkten Kurs auf Barbados.

Um 23:59 loggen wir unser 15. Etmal mit 122 sm. 770 sm to go.
Unser schlechtestes Etmal seit 15 Tagen 😂. Dass ich so etwas mal zu 122 sm schreibe, hätte ich auch nicht gedacht, aber daran kann man auch sehen, wie sportlich wir bisher unterwegs waren.


Tag 17, Sonntag 12.01.
Inzwischen haben wir Vollmond. Diese Nächte sind magisch, besonders wenn es fast wolkenlos ist. Der Atlantik glitzert silbrig und in der zweiten Nachthälfte segelt die PINCOYA auf der glitzernden Mondstraße in Richtung Westen. Was für eine Entschädigung für die ruppige erste Hälfte.

Der Wind weht in Variationen von 13 bis 17 Knoten aus Ostsüdost bis Ostnordost. Da passt die südliche Variante eher weniger, aber nach der südlichen Variante kommt ja wieder die nördliche Variante und dann passt es schon wieder. So eiern wir Barbados entgegen.


Viel zu berichten gibt es eigentlich nicht, es läuft eben so ruhig und konstant vor sich hin, wie es in den Trade Winds laufen soll. Doch es ist recht diesig und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Unter Deck ist es tagsüber inzwischen doch recht warm und wir sind froh, draußen in einer frischen Brise sitzen zu können. Die Temperatur liegt am Vormittag schon bei gut 28°, doch alles in allem ist das gut auszuhalten, besonders wenn wir an das Januarwetter in Deutschland denken.


Energetisch sind wir unter dem heiteren Himmel nun auf einem guten Weg. Das, was wir in der Nacht verbrauchen, kommt tagsüber weitgehend wieder rein. Und das, obwohl wir mehr oder weniger Tag-Nacht-Gleiche haben und man die ersten und die letzten beiden Stunden des Tages energetisch, wenigstens auf die Batterien bezogen, vergessen kann.


Ab und an läuft ein sehr hoher wogender Atlantikschwell von Norden ein und hebt die PINCOYA sanft an und lässt sie wieder ins nächste Tal sinken. Wenn wir oben sind, dann hat man tatsächlich einen tollen Ausblick. Nicht, dass man ringsherum irgendetwas anderes als Wasser sieht, aber es sieht fast so aus, als ob man von einem Deich über das Meer schaut. Das ist schon überwältigend und etwas hochgehoben sieht man auch erst, wie klein man selbst ist.


Inzwischen gedeiht wieder eine recht ansehnliche Population von Entenmuscheln an unserem Heck, genau in dem Bereich der Abrisskante zum Wasser. Erst waren sie nur einen Millimeter groß und sahen eher wie etwas Dreck aus, nun kann man schon ihre bunten Schalen sehen und sie haben eine Größe von 1 bis 2 Zentimetern erreicht. Diese Burschen sind ja eigentlich gar keine Muscheln, sondern Krebse, sogenannte Rankenfußkrebse. Die Larven dieser Krebse schwimmen im Freiwasserbereich des Atlantiks und wenn wohl ihr Larven-Rankenfuß irgendwo Halt verspürt, dann krallt der sich fest und die Larve beginnt zu wachsen. Machen kann man dagegen eher wenig. Das war 2023 auch schon so. Aber da konnten wir sie mit einiger Sorgfalt mit einen Spachtel komplett entfernen und sie haben sich auch nicht wieder blicken lassen. Hoffen wir mal, dass wir ihnen so auch auf Barbados wieder den Garaus machen können, bevor sie zu groß werden.

Um 23:59 loggen wir unser 16. Etmal mit 140 sm. 632 sm to go.


Tag 18, Montag 13.01. bis Mittag
Die Sonne scheint zwar von einem fast wolkenlosen Himmel, aber das reicht heute in keinem Fall. Wir müssen Wasser machen und Brot backen. Damit ist der Vormittag schon mal gefüllt und schon ist das Ende dieser Blog-Serien erreicht.

Ansonsten segelt es unvermindert unspektakulär vor sich hin.

Unsere Position am 13. Januar 12:00
13° 08′ 15.154″ N 050° 06′ 02.473″ W