Tobago – Grenada


Castara Bay, Tobago -> Egmont Harbour, Grenada
Distanz: 75,7 sm – Gesamtdistanz 2025: 3.198,8 sm

„von der Castara Bay, Tobago -> nach Egmont Harbour, Grenada“

„von der Castara Bay, Tobago -> nach Egmont Harbour, Grenada“

Wir starten nach dem nächsten Schüttregen. Der Castara Bay weinen wir keine Träne nach und auch, dass nun Tobago in unserem Kielwasser zurück bleibt, betrübt uns nicht zutiefst. Vielleicht kommen wir für einen Zwischenstopp aus der anderen Richtung ja noch einmal wieder, doch das ist alles noch Zukunftsmusik.

„Noch in der Castara Bay“

„Noch in der Castara Bay“

Genauso chaotisch, wie der Schwell in die Castara Bay gelaufen ist, schwappt er auch noch eine ganze Weile vor der Nordküste Tobagos herum. Es ist ein einziges Durcheinander, so wie wir das auch schon auf unserer Rücktour aus der Englishman’’s Bay nach Charlotteville erlebt haben. Erst rund 5 Seemeilen vor der Küste beruhigt sich das Ganze und bekommt eine eher einheitliche Richtung.

„Die Serie der Squalls reißt auch nach Sonnenuntergang nicht ab.“

„Die Serie der Squalls reißt auch nach Sonnenuntergang nicht ab.“

Mit den Squalls haben wir insgesamt Glück, die meisten vergnügen sich mit ihrem Regen weiterhin über Tobago, doch ihren Wind bekommen wir dennoch ab. So segeln wir in eine weitgehend ruhige Nacht. Auch der Schwell hält sich in Grenzen, er ist inzwischen lang und fast weich.

„Wir fahren in die Nacht und lassen Tobago hinter uns“

„Wir fahren in die Nacht und lassen Tobago hinter uns“

„Diesen Squall darf Tobago behalten, schnell weg.“

„Diesen Squall darf Tobago behalten, schnell weg.“


Da es auch auf Grenada »overtime fees« für Immigration und Customs gibt, haben wir beschlossen, am Sonntag erst einmal »inkognito« in Egmont Harbour anzukommen, um erst am Montag zu den »offiziellen Geschäftszeiten« in der Prickly Bay mit unserer gelben Flagge zu wedeln. Vielleicht sind diese Geschäftspraktiken auf Grenada ja auch nicht so populär wie auf Tobago. Doch das wissen wir nicht, deswegen ist es vielleicht besser, es einfach mal etwas »umsichtiger« angehen zu lassen.

Das alles ist ohnehin ein Kompromiss. Normalerweise planen wir so etwas einfach ein und wären dann vom Montag auf Dienstag herübergesegelt. Doch in der kommenden Woche soll es kräftig blasen, und wie sich 6 Beaufort mit 30er Böen hier anfühlen, wissen wir, das müssen wir nicht erst noch herausfinden.


Etwas in Luv von uns segeln Flor & Peter mit der Lasmiranda. Wir haben uns vor Charlotteville getroffen und nun haben wir als nächstes gemeinsames Ziel Grenada.

Um 3:00 sind es nur noch 20 sm bis zur ersten Ansteuerung vor Grenada. Nicht, dass dort etwa irgendein Seezeichen zu erwarten wäre, aber ab diesem Punkt wäre es schon gut, etwas Tageslicht zu haben. Der Wind um die Squalls herum hat uns allerdings schneller sein lassen, als wir das eigentlich wollten. Und obwohl der Vollmond alles um uns herum ganz wunderbar beleuchtet, solange sich nicht ein Squall mit seinen Wolken dazwischen schiebt, hätten wir für die Einfahrt schon ganz gerne etwas Tageslicht. Doch die Sonne geht erst um 6:30 auf. Vielleicht müssen wir doch noch einreffen, um Fahrt rauszunehmen.

Doch es ist gar nicht so einfach, unter Segeln zu bremsen. 8 sm vor unserem Ansteuerungspunkt und immer noch 1 1/2 Stunden vor Sonnenaufgang kommt ein Squall um die Ecke und will mit seinem Theater gar nicht mehr aufhören. Die Genua haben wir schon vor einer Stunde weggenommen, nun reffen wir auch noch das Groß ein. Das bringt allerdings bei 25 kn Wind nicht wirklich viel. Eingerefft lassen wir es nun bei Halbwind einfach offen und fahren immer noch 6 kn. Nur ganz allmählich nimmt der Wind wieder ab, bleibt aber bei knapp unter 20 Knoten.

„Endlich Sonnenaufgang“

„Endlich Sonnenaufgang“

So viel Fahrt können wir gar nicht gebrauchen, mal sehen, ob wir uns bis Sonnenaufgang noch so durchhungern können. Beiliegen ist keine Option, weil der Strom im Süden von Grenada mit 2 Knoten nach Westen setzt. Dann wären wir in nullkommanichts an unserer Einfahrt vorbei, denn unser Heading weicht jetzt schon gut 45° von unserem COG ab. Auch der Schwell vor Grenada ist erstaunlich hoch und die Serie von Squalls, die uns seit zwei Stunden beutelt, ist bemerkenswert. Nur ganz zögerlich wird es hell und wir sehen Grenada und unsere Einfahrt am Point of Fort Jeudy vor uns.

„Tobago geht, Grenada kommt“

„Tobago geht, Grenada kommt“

„Unser Einfahrtssquall I“

„Unser Einfahrtssquall I“

„Unser Einfahrtssquall II“

„Unser Einfahrtssquall II“

Und dann trifft uns der nun schon fast traditionelle Einfahrts- und Ankersquall. Wir sehen ihn schon kommen und exakt am Point of Fort Jeudy erwischt er uns. Es bläst und schüttet wie blöde, die Regenschwaden sind wie Nebel, verstecken können wir uns nicht, wir müssen da nun irgendwie rein und so sind wir in Sekunden bis auf die Haut durchgeweicht. Ganz wohl ist uns bei der Sache nicht. Links und rechts der Einfahrt zum Egmont Harbour liegen Riffe und wir sehen, wie sich dort die Wellen eindrucksvoll brechen. Auf der anderen Seite scheint uns die Einfahrt nach Egmont Harbour noch am einfachsten zu sein, wenn wir nicht in die Prickly Bay wollen, wo die Immigration und der Customs stationiert sind.

Da wir das Groß nicht in dem Schwell runternehmen wollen, segeln wir bis hinter die Huk von Fort Jeudy. Dort ist es erstaunlich schnell erstaunlich ruhig. Nur der Wind zerrt noch am Groß und der Regen sorgt für einen Vollwaschgang. Nun ist es auch egal, wir triefen ohnehin schon wie die begossenen Pudel. Erst wenn wir ganz hinten in der Bay unseren Anker gesetzt haben, werden wir uns wieder trocken legen. Im Gegensatz zu der Ostsee ist der Regen hier ja warm, da lässt sich so eine Dusche gut aushalten.


Egmont Harbour ist wohl das beste Hurricane Hole auf Grenada. Einige Optimisten haben zwar in Noforeignland in fast jede Bucht im Süden Grenadas ein Hurricane-Hole-Symbol gemalt, aber nachdem wir alle Buchten gesehen haben, kann man deren Optimismus nur bewundern, denn schon ab 5 bis 6 Beaufort wird es dort ungemütlich.

„Egmont Harbour I“

„Egmont Harbour I“

Nicht so allerdings in Egmont Harbour. Die hintere Bay hat ihren Ruf als Hurricane Hole wirklich verdient. Da wir noch keine erfahrenen Riff-Künstler sind, fummeln wir uns ganz vorsichtig in die hintere Bucht hinein. Und hier ist es in der Tat so ruhig wie auf einem Ententeich, und das schönste ist, dass mit uns nur 4 weitere Schiffe hier liegen. Bei der Einfahrt konnten wir sehen, wie aus den anderen Buchten die Masten dicht an dicht wie Grashalme herausguckten. Da hatten wir schon einige Sorge, dass es in Egmont Harbour genauso voll ist. Aber dort ist nichts außer viel Platz und als unser Anker in der Mitte der Bucht eingefahren ist, hört es auch auf zu regnen und die Sonne kommt raus.

Ein gutes Zeichen, das sich in den kommenden zwei Wochen auch noch mehr als bestätigen wird. Doch nun legen wir uns erst einmal trocken, kochen einen Kaffee, setzen uns in die Sonne und kommen auf Grenada an.
30 Minuten nach uns kommen auch Flor und Peter mit der Lasmiranda an.


Einfach mal ankommen und da sein…

„Egmont Harbour II“

„Egmont Harbour II“

Die Ruhe in Egmont Harbour ist nach der Castara Bay auf Tobago noch etwas sensationeller als einfach so. Die PINCOYA liegt in dem gleichmäßigen Wind vollkommen ruhig. Nur das Tropfen aus den Segeln und aus unserer Klamotten erinnert noch daran, dass es eben noch ganz anders war. Es ist ein wunderbarer Platz, um einfach mal nichts zu tun. Abends werden wir von Flor und Peter eingeladen, sie haben einen ansehnlichen Bonito gefangen und der kommt nun auf den Grill. Hoffentlich bekommen wir auf Grenada neue Köder für unsere Angeln, unsere alten Dinger scheinen nicht mehr so wirklich appetitanregend zu sein.


Und so problemlos kann es auch gehen …

„Es geht in die Prickly Bay zum Einchecken“

„Es geht in die Prickly Bay zum Einchecken“

Am Montagmorgen brechen wir in die Prickly Bay auf.

„Noch ist alles ruhig“

„Noch ist alles ruhig“

„Aber der Bursche wartet schon auf uns.“

„Aber der Bursche wartet schon auf uns.“

Sobald wir dem Ausgang von Egmont Harbour näher kommen, merken wir gleich wieder den Schwell und sehen, wie sich die Wellen auf den Riffen brechen. Das sieht schon beeindruckend aus und irgendwo dazwischen liegen die Durchfahrten, die wir nur mit viel Optimismus erahnen können. Von all dem hat man hinten in der Bucht absolut nichts gemerkt und selbst der Wind war dort gleich mal um zwei Beaufort schwächer. Am Eingang haben wir sofort wieder 17 bis 20 kn und die Wellen haben locker 2,5 Meter. Außerdem scheint ein mächtiger Squall nur auf uns gewartet zu haben. So nehmen wir die Genua gleich nur im 2. Reff und als uns der Squall mit Böen bis 34 kn erreicht, drehen wir sie auf Handtuchgröße ein. Mit Ansage verschwindet Grenada vor unseren Augen und die Regenwand verschluckt auch uns. Die Einfahrt zur Prickly Bay können wir nur noch erahnen, weil sie eben noch da war. Fast nur vor Top und Takel sausen wir ihr mit 7 kn entgegen. Die terrestrische Navigation ist im Regen versunken, gut, dass es elektronische Seekarten gibt.

„Sausefahrt!“

„Sausefahrt!“

„Prickly Point voraus“

„Prickly Point voraus“

Knapp vor uns taucht der rote Leuchtturm am Prickly Point wieder aus den Regenschwaden auf. Wir sausen um die Ecke und schon ist Ruhe. Die Prickle Bay ist zwar nach Süden komplett offen, aber wenigstens heute kommt der grobe Schwell nur träge um die Ecke. Ruhig ist es in der Prickly Bay nicht und voll ist sie auch. Wir suchen uns etwas außen ein Plätzchen und schauen bei einer Tasse Tee zu, wie sich die PINCOYA so einschwingt. Alles hält und wir liegen gut. So, wie wir uns das vorstellen haben.


„In der Prickly Bay. War da eben was?“

„In der Prickly Bay. War da eben was?“

Im wunderbarsten Sonnenschein fahren wir zum Einchecken und sind auf vieles gefasst, nur nicht darauf, dass wir schon nach 20 Minuten mit allem durch sind. Im Office stehen drei Schreibtische und die Dame in Uniform tritt immer in der Rolle des jeweiligen Schreibtisches auf. Als erstes sitzt sie am Immigration-Schreibtisch und fragt, ob wir SailClear gemacht haben. Was??? Will da wirklich jemand unsere SailClear-Daten nutzen??? Ja, wir haben und sie will! Und nach 5 Minuten ist alles fertig. Astrid füllt derweil das Heath-Formular am Health-Schreibtisch aus und die Dame wird am Customs-Schreibtisch zum Customs-Officer. Health scheint mit dem Ende der Pandemie etwas an Priorität eingebüßt zu haben, aber niemand scheint die Verantwortung dafür übernehmen zu wollen, diesen Teil einfach wieder abzuschaffen. Also die letzten drei Häfen und alle gesund. Ok, das reicht. Dann Customs, nichts zu verzollen, kein Viehzeug an Bord und only for pleasure. Bestens und schon sind wir auch damit fertig. Nun noch schnell bezahlen und das Cruising-Permit für 4 Wochen. Dann noch zack die Stempel in die Ausweise und …. ja, fertig. Wir fragen noch schnell nach einer Möglichkeit, eine Mobilfunkkarte zu kaufen. In der Spiceland Mall kein Problem, immer die Straße hoch, sie hat Digicel und ist damit sehr zufrieden. It works well.

„Einchecken an der Prickly Bay Marina“

„Einchecken an der Prickly Bay Marina“

Wieder draußen zwicken wir uns gegenseitig in den Arm, aber es war kein Traum, es war einfach nur traumhaft schnell, problemlos und freundlich. Grenada ist toll!

„Die Prickly Bay I“

„Die Prickly Bay I“

„Die Prickly Bay II“

„Die Prickly Bay II“


Die »Straße hoch« ist einfacher gesagt als getan. Die Verkehrslage ist zwar nicht ganz so dominicanisch, aber doch nahe dran. Fußwege gibt es außerhalb der Stadt gar nicht, manchmal aber einen befestigten Rinnstein, in den Ausmaßen einer Uferbefestigung, oder einen Trampelpfad auf dem Grünstreifen, sofern es überhaupt einen Grünstreifen gibt. Gefahren wird mit Gott und vor allem die Fußgänger brauchen eine ganze Heerschar von Schutzengeln. Und der Verkehr auf Grenada ist ebenso laut wie auf Barbados. Motoren jaulen sich hilfekreischend dem roten Bereich entgegen und der Sound einiger Lastwagen würde einen mit geschlossenen Augen direkt in die VIP-Lounge eines beliebigen Formel 1 Rennens versetzen. Wie auf Barbados ist auch hier die Hupe bzw. die Dreiklang-Fanfare als zweite Amtssprache im Verkehr anerkannt. Ohne geht nichts, weder beim Abbiegen, Überholen noch Einparken. Es muss sich tatsächlich um eine Art Sprache handeln, bleibt nur die Frage, ob die Hupen-Codes in der theoretischen oder praktischen Fahrprüfung abgefragt werden.


„Die Grand Anse Bay I auf der Westseite von Grenada“

„Die Grand Anse Bay I auf der Westseite von Grenada“

Der Weg zur Spiceland Mall ist lang, aber von Erfolg gekrönt. Wir müssen zwar einmal ganz über den südlichen Zipfel Grenadas bis zur Grand Anse auf der Ostseite latschen, aber in der Mittagshitze hat das so etwas Erfrischendes wie ein dritter Saunagang im Hochsommer. Mobilfunktechnisch scheinen Barbados und Tobago etwas außen vor zu sein, obwohl wir auf beiden Inseln auch eine Digicel-Karte bekommen haben. Doch man spricht wohl nicht so gerne miteinander, auch wenn man aus demselben Unternehmen kommt. Hier auf Grenada bekommen wir nun aber eine Digicel-Daten-Karte, die bis Dominica funktionieren soll, nur die französischen Inseln sind nicht mit inbegriffen. So sollten wir nun erst einmal Ruhe habe und uns nicht auf jeder Insel wieder eine neue Karte besorgen müssen, zumal auf den französischen Insel unsere englische Tesco-Karte funktionieren soll. Das muss man nach dem Brexit nicht alles verstehen, aber wenn es so ist, ist das ja auch toll.

„Die Grand Anse Bay II“

„Die Grand Anse Bay II“

Zurück auf der PINCOYA schmieden wir neue Pläne, schließlich sind wir ja nun auf Grenada. Und hier scheint wirklich die Sonne etwas häufiger zu scheinen.

„Zurück zum Sundowner in der Prickly Bay“

„Zurück zum Sundowner in der Prickly Bay“


Egmont Harbour, Grenada
12° 00′ 44,7″ N, 061° 43′ 24,8″ W

Prickly Bay, Grenada
11° 59′ 48,8″ N, 061° 45′ 49,6″ W