Bequia – Martinique


Bequia, Grenadines -> via Anse Cochon, Saint Lucia -> Saint Anne, Martinique
Distanz: 95,6 sm – Gesamtdistanz 2025: 3.474,4 sm

„von Bequia -> via Saint Lucia -> nach Martinique“

„von Bequia -> via Saint Lucia -> nach Martinique“

Am Samstag sieht es erst ganz danach aus, dass wir wieder vor verschlossenen Türen stehen, doch es gibt einen Nebeneingang. Die Schalter von Customs und Immigration sind tatsächlich geöffnet, der Rest ist geschlossen. Die Prozedur geht schnell, da die Capitana schon alles in Sailclear eingegeben hat. Und zack sausen auch schon die Stempel in unsere Reisepässe und das auch noch ganz ohne Extra Money für den Samstag.

Perfekt! Schnell gucken wir noch ein letztes Mail nach den Zimtschnecken, etwas »Extra-Schnecke« würde als Nervennahrung ja gut tun, denn wir wissen nicht, wie schnell wir sein werden 🐌. Bis Martinique liegen knapp 100 Seemeilen vor uns. Zum Abschied regnet es, aber nur, solange wir im Gummiboot sitzen 🙄. Doch bei 28° ist es gar nicht so schlimm, wenn man nass wird, alles, was nicht nass werden darf, steckt ja sowieso immer in den wasserdichten Rucksäcken. Schließlich sind wir ja in der Karibik und da vergeht kaum mal ein Tag ohne Regen. Und wir selbst trocknen schnell wieder. Hier ist der Regen zwar auch nass, aber es ist nicht so ein nasskaltes Theater wie auf der Ostsee.


Der Wind weht mäßig und die Grenadinen verabschieden uns etwas betrübt. Mal sehen, wie wir vorankommen. Sonntag wollen wir auf Martinique sein, um dann ab Montag die ganze Woche zu haben, all den Kram zu erledigen, der auf unserer Liste steht.

Prio 1 hat natürlich der neue Herd. Damit starten wir gleich am Montagmorgen. Unser alter macht immer größere Zicken. Der kleine Brenner geht noch am zuverlässigsten, wenn man etwas trickreich die richtige Einstellung trifft. Aber der große Brenner blubst und spotzt inzwischen immer schlimmer herum. Sicherheitshalber benutzen wir ihn schon gar nicht mehr. Hoffentlich kriegen wir in Le Marin Ersatz. Bei Caraïbe Marine haben sie Eno Herde. Hoffentlich auch den, der bei uns passen würde. Viel Spielraum gibt es da im wahrsten Sinne des Wortes nicht. Ein neuer Herd muss genau zwischen die Schränke in die vorhandene Herdmulde passen. Leider sind die Schiffsherde ja nicht so genormt wie normale Küchenherde. Wir müssen schon ein passendes Modell finden und selbst das Nachfolgemodel unseres Herds von Eno hat leicht andere Maße. Nur Millimeter, aber einige Millimeter an der falschen Stelle reichen ja schon, damit es nicht passt. Nach unseren karibischen Kauferfahrungen aus 2023 sind wir schon etwas skeptisch. Nicht nur, dass hier alles deutlich teurer ist, meist kann man auch nur das nehmen, was es gerade gibt, und bekommt nicht das, was man haben möchte. Unsere erfolglosen Versuche 2023, ein passendes Dinghy zu kaufen, haben wir noch in guter Erinnerung. Um einen passenden Herd zu bekommen, werden wir jede ganze Menge Glück brauchen.


Zwischen Martinique und Bequia, der nördlichsten Insel der Grenadinen, liegen noch Saint Vincent und Saint Lucia. Eigentlich zwei Karibikinseln, die man schon noch besuchen könnte, besonders wenn sie eh auf dem Weg liegen. Doch so richtig viel Lust haben wir auf diese beiden Inseln gar nicht, und das nicht nur, weil wir unser Herdproblem lösen müssen. Es gibt problemlosere Karibikinseln. Zudem bieten beide Inseln auch nur wenige Möglichkeiten, frei zu ankern. Sicher könnten wir uns noch an den Hotspots irgendwie dazwischen mischen, aber wir hatten ja noch nie so richtig Lust, mit vielen anderen im Rudel zu ankern. Da werden uns Saint Anne und Le Marine auf Martinique schon noch gehörig auf den Puffer gehen, denn allein vor Saint Anne liegen wohl mehr Yachten als in den gesamten Grenadinen.


„Von Bequia nach Saint Vincent ist es nur ein Katzensprung“

„Von Bequia nach Saint Vincent ist es nur ein Katzensprung“

Zwischen Bequia und Saint Vincent läuft es gut. Doch westlich von Saint Vincent wird es zäh. Der Wind körselt herum und am Ende segeln wir wie schon vor Grenada nun auch hier an Saint Vincent mit Westwind entlang. Dass sich im Lee der Inseln der Wind so deutlich umdreht, hatten wir gar nicht mehr in Erinnerung. Doch uns soll es recht sein, Hauptsache, es segelt noch etwas und wir müssen nicht durch das Flautenloch motoren.

„Saint Vincent, Kingstown“

„Saint Vincent, Kingstown“

Obwohl wir 2,5 Seemeilen vor der Küste entlangsegeln, kommen Boat Boys angesaust und bieten uns ihre Dienste und ihre Moorings an. Der Markt scheint heiß umkämpft zu sein, aber viele Segler sind heute auch nicht unterwegs. Wenn es hoch kommt, vielleicht eine Hand voll. Und ganz ehrlich, wir freuen uns auf Martinique und eine kleine Auszeit von diesen Avancen. Der ein oder andere mag das ja alles »voll normal« finden, doch uns nervt es schon.


„Und schon liegt Saint Lucia voraus“

„Und schon liegt Saint Lucia voraus“

Im Norden von Saint Vincent geht dann das Windspiel wieder andersherum. Der Ostwind kommt zurück und das sogar recht kräftig. Den Regenschauern können wir entgehen, doch unser Kurs wird immer ungünstiger, denn der Strom beginnt zu kentern. Das, was uns in den letzten sechs Stunden geholfen hat, wird uns in den nächsten 6 Stunden nach Westen drücken. Sieht man mal von Barbados ab, liegt der südliche Zipfel von Martinique in den kleinen Antillen noch am östlichsten. Startet man von dort aus, hat man es immer etwas leichter, nach Norden oder Süden zu segeln, denn man segelt mit dem ständigen Ostwind potentiell immer etwas raumer. Will man aber von Norden oder Süden nach Martinique, muss man Ost gut machen, was schon schwieriger sein kann, besonders wenn der Wind etwas ungünstig weht und der Strom mal gerade nicht mitspielen möchte. Das alles ist nicht wirklich heftig, kostet aber unter Umständen doch die wenigen Grad an Höhe, die man noch gut gebrauchen könnte.

„Der Booby hat irgendwie einen Narren an uns gefressen. Es sieht fast so aus, als ob er Spaß hat, um unsere Segel herumzusausen. Er bleibt lange und kommt immer wieder zurück. “

„Der Booby hat irgendwie einen Narren an uns gefressen. Es sieht fast so aus, als ob er Spaß hat, um unsere Segel herumzusausen. Er bleibt lange und kommt immer wieder zurück. “

„Entspanntes Segeln“

„Entspanntes Segeln“

„Die Grenadinen gehen und Saint Lucia kommt“

„Die Grenadinen gehen und Saint Lucia kommt“

Auf halber Strecke zwischen Saint Vincent und Saint Lucia wird es ruhiger. Der Wind nimmt ab und pendelt sich zum Abend zwischen 6 bis 8 kn ein. Das erste Mal seit Grenada reffen wir wieder aus. Doch mit unserer langsameren Fahrt hat der Strom nun ein noch leichteres Spiel. Zum Sonnenuntergang begraben wir unsere Hoffnung, über Nacht bei Laborie im Süden von Saint Lucia zu ankern. Zwar sehen wir unser Ziel genau voraus, aber unser tatsächlicher Kurs führt uns mehr als 6 Seemeilen westlich an Saint Lucia vorbei. COG und Heading weichen um bis zu 60 Grad voneinander ab. So kleben wir unsere Hoffnung an das Kentern des Stroms gegen 21:00. Mal sehen, wo uns das hinführt?


„Saint Lucia, absolut markant, die beiden Pitons. Die Felskegel, Gros Piton und Petit Piton, wobei »gros« und »petit« auch nur 30 Meter trennen.“

„Saint Lucia, absolut markant, die beiden Pitons. Die Felskegel, Gros Piton und Petit Piton, wobei »gros« und »petit« auch nur 30 Meter trennen.“

Dennoch haben wir einen schönen und sehr ruhigen Segeltag. Vielleicht den bisher ruhigsten in diesem Jahr in der Karibik überhaupt. Auch nach Sonnenuntergang bleibt uns der leichte Wind treu und da der Strom aktuell mit dem Wind läuft, sind die Wellen flach und freundlich.

„Die Pitons, der Dicke rechts ist der »grosse«“

„Die Pitons, der Dicke rechts ist der »grosse«“

Ganz ruhig und unbehelligt segeln wir im Westen von Saint Lucia langsam in die Nacht. Die Boat Boys von Saint Lucia haben schon Feierabend, denn die Masse der Segler ist schon seit Mittag an ihren neuen Zielen angekommen. Da unterscheidet sich die Karibik in Nichts von der Ostsee, nur dass es hier um Moorings geht und nicht um Hafenplätze.


„Mit diesem hübschen Sundowner segeln wir in die Nacht.“

„Mit diesem hübschen Sundowner segeln wir in die Nacht.“

„Und diese Nacht ist kühl! Vielleicht haben wir uns auch akklimatisiert, aber es sind tatsächlich nur noch 25° 😂.“

„Und diese Nacht ist kühl! Vielleicht haben wir uns auch akklimatisiert, aber es sind tatsächlich nur noch 25° 😂.“

Gegen 21:00 verlässt uns der Wind. Das war abzusehen. Erstens ist es nachts eh ruhiger und zweitens sind wir nun auch vollständig in der Abdeckung von Saint Lucia. Da es vor Saint Lucia auch unter Wasser so steil weitergeht wie es oberhalb aussieht, gibt es nicht viele Möglichkeiten, um zu ankern. Die Sache ist hinreichend blöd, denn wenn wir nicht durch die Nacht motoren wollen, brauchen wir einen Kompromiss aus hinreichend guter Ankermöglichkeit und nicht vollkommender Einsamkeit. Zudem wollen wir etwas Abstand zu den Mooring-Clustern, für die inzwischen doch recht überzogene Preise verlangt werden. Wenn man auf den Tobago Cays mit 100 ECs dabei ist, dann kann man das aufgrund der Einmaligkeit noch verstehen. Aber an der Westküste von Saint Lucia sind 100 ECs für eine Mooring schon etwas üppig.

Nach einigem Hin und Her beschließen wir, einen Kurzstopp etwas südlich der Anse Cochon einzulegen. In der Karte sieht es danach aus, dass der schmale, flache Streifen vor der Küste zum Ankern ausreichen könnte. In Noforeignland sind hier zwar nur Moorings eingetragen, aber erst mal hinfahren und gucken. Ein AIS-Signal sehen wir dort und als wir näher kommen, schälen sich auch noch zwei weitere Ankerlichter aus der Dunkelheit. Mit Radar ist die Anfahrt kein Problem. Unser Anker fällt auf 11 m, so haben wir genügend Abstand zum Land und zu den Moorings, die wir nur schemenhaft im Mondlicht erkennen können. Ganz allein sind wir nicht, das ist ok, wobei das in erster Linie nur für das Gefühl gut ist, denn ob das im Falle eines Überfalls wirklich hilft, ist mehr als fraglich. Unser AIS lassen wir aus, es reicht, wenn unser Ankerlicht leuchtet.


Im Morgengrauen wachten wir von einem Motorengeräusch auf. Der Katamaran, der vor uns an einer Mooring lag, bricht auf. Etwas irritiert sehen wir, dass wir inzwischen fast die Einzigen sind. Auch die anderen beiden Segler, die gestern noch vor der Anse Cochon lagen, sind schon weg. Sie müssen noch früher aufgebrochen sein. Bis auf einen Motorfritzen haben alle ihre Nachtliegeplätze verlassen. Das ist schon irgendwie komisch.

„Vor Saint Lucia südlich der Anse Cochon“

„Vor Saint Lucia südlich der Anse Cochon“

Die Windstille ist grau trüb. So platt vor der Küste haben wir in dieser Windstille wirklich gut gelegen, doch nun könnte es mal wieder etwas Wind geben, denn die letzten Seemeilen nach Martinique warten schon. Landschaftlich scheint Saint Lucia wirklich schön zu sein. Alles in allem schon schade, dass die Ressentiments nicht ganz von der Hand zu weisen sind.

„Saint Lucia“

„Saint Lucia“

„Im Süden gucken noch die Pitons über die Küste“

„Im Süden gucken noch die Pitons über die Küste“


„Martinique voraus“

„Martinique voraus“

Einige Meilen vor der Küste finden wir ein kleines Lüftchen, dass uns mehr oder weniger direkt in Richtung Le Marin bringt. Es ist leicht, aber unstet. Unsere Windsteuerung gibt zwar ihr Bestes, aber am Ende passt es dann gar nicht mehr und wir müssen die letzten 4 Seemeilen gegenan motoren.

„Saint Lucia geht, Martinique kommt. Diesmal zunächst mit der französischen Flagge, denn die »Snake-Flag« wurde Mitte 2023 durch eine neue Flagge ersetzt, weil sie doch historisch rassistisch belastet ist. Die richtige Gastlandflagge müssen wir uns noch besorgen.“

„Saint Lucia geht, Martinique kommt. Diesmal zunächst mit der französischen Flagge, denn die »Snake-Flag« wurde Mitte 2023 durch eine neue Flagge ersetzt, weil sie doch historisch rassistisch belastet ist. Die richtige Gastlandflagge müssen wir uns noch besorgen.“

„Martinique und unsere Kurslinie von 2023 liegen direkt vor uns ... Schon ein erhabenes Gefühl, wieder hier zu sein.“

„Martinique und unsere Kurslinie von 2023 liegen direkt vor uns … Schon ein erhabenes Gefühl, wieder hier zu sein.“

Um 15:20 kreuzen wir unseren Kurs vom 3. Februar 2023. Der Kreis schließt sich nach 25 Monaten und 12.100 Seemeilen. Alle Wanten sind heile 😂, nichts ist kaputt, wenn man mal von dem dämlichen Herd absieht. So stehen alle Zeichen darauf, dass wir nun an dem Punkt anknüpfen können, an dem es 2023 hätte eigentlich ganz anders weitergehen sollen. Doch ehrlich gesagt gibt es diesen Punkt gar nicht mehr so, wie es ihn in 2023 einmal gegeben hat. Denn gerade haben wir für die PINCOYA eine Pause in Curaçao gebucht, inklusive unserer Rückflüge nach Deutschland. 2023 sollte es direkt an die US-amerikanische Ostküste weitergehen. Nun sind wir »ruhiger« 🤔 geworden und erst 2026 soll es weiter in den Norden gehen. Dafür verbringen wir die Hurricane-Saison auf Curaçao, lassen einen Teil von ihr in unserem Heimaturlaub verpuffen und versegeln den Rest dann in Panama und vielleicht auch etwas in Kolumbien. Erst danach soll es über Mexiko nach Nordamerika gehen. Wie weit, wissen wir noch nicht. Zweifel sind angebracht, denn wir haben uns ja Langsamkeit verordnet. Und nicht nur die Langsamkeit ist Neuland, auch alles was sonst noch so vor uns liegt. Oder liegen soll, denn Pläne bleiben ja Pläne, auch wenn wir gerade schon viele Nägel mit Köpfen gemacht haben.


Anse Cochon, Saint Lucia
13° 55′ 19,5” N, 061° 03′ 42,5” W

Saint Anne, Martinique
14° 26′ 16,3” N, 060° 53′ 34,2” W