Saint Pierre, Martinique -> südl. Basse-Terre (Marina de Riviere-Sens), Guadeloupe -> Anse de Pigeon -> Marina de Riviere-Sens -> Petit Anse (Monchy), Guadeloupe
Distanz: 116,4 sm – Gesamtdistanz 2025: 3.644,6 sm
Eigentlich wollten wir an diesem Montag schon auf Puerto Rico ankommen, doch nun segeln wir erst einmal geradewegs nach Norden, nach Guadeloupe. So war das ja alles nicht geplant, denn Guadeloupe und Dominica waren eigentlich unsere Ziele für den Rückweg, da es eigentlich direkt von Martinique nach Puerto Rico gehen sollte. Doch den nun angekündigten Starkwind wollten wir uns auch nicht antun.
Natürlich ist auch so ein Wind noch »segelbar«, doch wenn es nicht unbedingt sein muss, weil es einen unterwegs erwischt, dann muss das auch nicht sein.
So liegen nun erst einmal nur 80 Seemeilen vor uns. Dominica können wir nicht anlaufen, da wir auf Martinique nur elektronisch ausgecheckt haben. Doch auch diese 80 sm sind ein schwieriges Hin und Her. Der Wind pendelt zwischen 0 und 32 kn. Noch vor Martinique beginnt es mit gemütlichen 12 kn.
Doch dann nähert sich eine Serie von Squalls. Als wir den ersten kommen sehen, reffen wir ein. Das ist auch gut so, denn kurz darauf treffen uns seine Böen mit mehr als 30 kn. Dennoch haben wir Glück, der richtig ungemütliche Teil zieht vor uns durch. Uns erwischt »nur« der hintere Teil, was bei einem Squall ja nicht das »dicke Ende« ist 😂. Dieses Glück haben wir auch noch bei den nächsten drei Klopfern. Keiner erwischt uns volle Breitseite.
Dennoch steht zwischen Martinique und Dominica eine fiese Kreuzsee, was die ganze Sache sehr ungemütlich macht. Alles fliegt herum, selbst das, was sonst eigentlich nie herumfliegt. Die ein oder andere Welle legt uns so brutal auf die Seite, dass die Mittelklampe durchs Wasser zieht oder wir schlicht auf ihrer bösen Seite herunterrutschen. Das vorzeitig abzusehen, ist schwer. Im Mittel sind die Wellen zwar unangenehm, aber erträglich. Hässlich wird es immer dann, wenn sie sich überlaufen, ihre Höhen zusammenwerfen und wir ihnen dann im falschen Moment doch irgendwie im Weg sind.
Im Lee von Dominica bleibt es zunächst bei dem kräftigen Wind. Wir halten etwas Abstand, um nicht zu sehr in die Abdeckung zu kommen, denn Dominica ist ja schon ein ordentlicher Brocken, der sich da dem Wind entgegenstellt. Doch genau dort erwischen uns die nächsten Squalls dann richtig. Das ist im Lee der Insel allerdings halb so schlimm, denn im Schutz von Dominica sind die Wellen nun deutlich kleiner und gleichmäßiger. Und fast ohne Welle können wir die 30 kn Wind wunderbar in Speed umsetzen. Ein Traum, teilweise machen wir über acht Knoten Fahrt, doch die Freude währt nicht lange. Auf halber Strecke hinter Dominica ist erst einmal Schluss mit lustig. Wir müssen motoren, denn bei 3 kn Wind hilft auch die größte Geduld nicht weiter. Doch dann kommt noch so ein wunderbarer Squall und schon wieder können wir einige Seemeilen in Rauschefahrt fressen. Dieses Hin und Her ist erstaunlich. Mal liegt unsere ETA kurz vor Sonnenuntergang 🙂 und dann wieder weit nach Mitternacht 🙁.
Als wir gerade die Hoffnung haben, dass es so schön weitergeht, verlassen uns nicht nur die Squalls, sondern auch der Wind. Nullkommanull, einfach nichts außer Windstille und eine hässlich schwappende Restsee bleiben bei uns. So müssen wir noch einmal ein Stück motoren, bis wir wieder aus der Abdeckung von Dominica kommen. Ab dort läuft es dann wie geschmiert.
Gleichmäßige 20 kn aus Ostsüdost lassen die PINCOYA rennen. Bis Sonnenuntergang schaffen wir es zwar nicht mehr ganz, aber gegen 21:00 fällt unser Anker südlich der Marina de Riviere-Sens bei Basse-Terre. Die Idee, noch in der Dämmerung auf den Les Saints zu ankern, verwerfen wir, weil der Wind am Dienstag noch ordentlich zunehmen soll und wir von dort schon einmal wegen zu viel Wind geflohen sind. Lieber schnell in die Abdeckung von Guadeloupe. In der Mitte der Westküste von Guadeloupe, in der Anse de Pigeon, kann man sehr gut auch richtig hässlichen Wind abwarten.
Obwohl wir den Ankerplatz kennen, haben wir unseren Anker gestern ziemlich blöde direkt vor dem Tagebaubergwerk südlich der Marina de Riviere-Sens fallen gelassen. Es ist Dienstag und die erste Schicht beginnt um 6:00 🙄. Das bleibt nicht unbemerkt, denn erstens machen Radlader Lärm und zweitens fahren die wohl ständig auch nur rückwärts, was sie mit einem nervtötenden Piepton aller Welt kundtun 🥺. Safety first, sleep last!
Es sind noch etwa 12 sm bis in die Anse de Pigeon. Das Frühstück gibt’s unterwegs und ein Mittagsschlaf ist gesetzt. Doch bevor es losgehen kann, müssen wir erst einmal unsere Ankerwinde wieder an den Start bringen. Vor einigen Tage habe ich das Holzstück, das verhindern soll, dass die Kette direkt an dem Getriebegehäuse entlang schrabbelt, neu befestigt. Dabei habe ich aber übersehen, dass einer der Kabelbinder etwas unglücklich unter dem Gehäuse entlang führt. Und der hat nun den Sprengring herausgehebelt, der den Mitnehmer von Getriebe und Welle davon abhält, abzuhauen. Und nun ja, nun ist er weg. Das alles ist gestern Abend im Dunkeln passiert und plötzlich rauschte die Kette aus. Bremsen konnte ich sie nur, indem ich beherzt auf die auslaufende Kette getreten habe, um sie zu verkannten und zu stoppen, um dann den Nirostopper in die Kettenglieder schieben zu können. Es ist schon gut, wenn man beim Ankern Schuhe trägt, die so etwas mitmachen, sonst hätten wir nur noch auf die Dyneemastrippe am Ende der Kette hoffen können. Mit den Händen ist eine auslaufende Kette nicht mehr zu stoppen, sonst läuft man Gefahr, hinterher die Zehen dazunehmen zu müssen, um bis 10 zu zählen.
Glücklicherweise haben wir den Mitnehmer und den Sprengring noch gestern im Ankerkasten wiedergefunden. Wirklich groß sind beide Teile ja nicht und der Haufen der verbliebenen Ankerkette ist nun auch nicht gerade ein Hort der Übersichtlichkeit und Ordnung. Da die Maxwell Ankerwinde ziemlich genial konstruiert ist und wir sie schon x-mal zur Wartung auseinandergenommen haben, ist die Sache schnell erledigt.
Danach verlegen wir uns in die Anse de Pigeon, dort haben wir vor 2 Jahren schon einmal gelegen, das sollte für den kommenden Starkwind bestens passen, denn dort werden wir kaum etwas abbekommen.

„Regenbögen jagen in unseren Blogs so langsam den Sonnenuntergängen den Rang ab, aber es gibt auch wirklich so phantastische Momente, dass wir gar nicht anders können.“
Anse de Pigeon
Dann heißt es warten. Vor Samstag wird es wohl kaum in Richtung Puerto Rico weitergehen, aber das ist auch gut so, denn es gibt noch so einiges aufzuholen, nicht nur bei den Blogs. Auch ein Berg an Hausarbeit wartet …
Mit den Blogs sind wir hoffnungslos ins Hintertreffen geraten und bei den Photos sieht es ähnlich finster aus. Es ist schon Arbeit, beides immer auf Stand zu halten. Nicht wenige von unseren Segelfreunden haben wohl auch deswegen das anfangs begeisterte Bloggen aufgegeben. Auf der anderen Seite machen wir das Bloggen ja wenigstens zur Hälfte auch für uns selbst. Und wenn dann einige Notizen und vor allem auch die Bilder der Erinnerung wieder auf die Sprünge helfen, dann merkt man erst, was alles schon nach kurzer Zeit so verblasst. Und lesen wir unsere eigenen Blogs, wenn wir nach Jahren mal wieder an dieselbe Stelle zurückkommen, dann stellen wir manchmal fest, wie freundlich die Erinnerung schon nach ein zwei Jahren das größte Scheißwetter in etwas Netteres konvertiert hat. Nach einigen weiteren Jahren wird dort, wo es damals ohne Ende geblasen und geschüttet hat, dann wohl bestes Hochsommerwetter herrschen 😂.
So entstehen in der Anse de Pigeon erst einmal die Blogs aus den Grenadinen.

„Ein kleiner Spaziergang zur Anse de Bouillante, unten die heiße Quelle, die nur noch warm plätschert.“
Obwohl der Schiffsjunge das Motto »erst mal nichts Neues erleben« ausgegeben hat, machen wir einen Spaziergang an der südlichen Küste entlang bis zur Anse de Bouillante. Das alles ist jetzt nicht wirklich spektakulär, aber eine nette Abwechslung.
Und es ist gut, dass wir etwas südlich in der Anse de Pigeon liegen, aber auch nicht zu weit südlich, denn ganz im Süden drängelt es sich auch schon wieder. Wir liegen eher mittig zwischen den beiden Hotspots, wobei der südliche Hotspot zwar eine heiße Quelle hat, aber beileibe nicht so »hot« ist, wie der Bereich vor dem kleinen Hafen und den Îlets de Pigeon. Die Îlets de Pigeon sollen ein phantastisches Tauch- und Schnorchelrevier sein, das durch Jacque Cousteau weltberühmt wurde. Deswegen hat der Nationalpark auch den Spitznamen »La Réserve Cousteau«. Das zieht ohne Frage sehr viele Fahrtensegler und auch Tauchtouristen an, warum man deswegen aber in einer großen Bucht so dicht an dicht ankern muss, ist uns nicht ganz klar. So können wir aus sicherer Entfernung immer wieder bemerkenswerte Ankermanöver beobachten. Die Erkenntnis, dass das Haltevermögen des Ankers in einem gewissen Verhältnis von Wassertiefe zu gesteckter Ankerkette steht, scheint es bei vielen Seglern noch nicht bis ins Allgemeinwissen geschafft zu haben. Es ist gut, dass wir abseits liegen. Besser etwas mehr Benzin in den Außenborder kippen, als ständig in Angst und Schrecken zu leben.
Da es in Pigeon einen Carrefour und auch einen Leader Price gibt, kaufen wir dort noch einmal kräftig ein. Das Preisniveau auf Puerto Rico können wir nicht einschätzen, doch es ist kaum anzunehmen, dass es unterhalb des Preisniveaus der französischen Inseln liegt. Ohne die Möglichkeiten, auf den französischen Inseln einzukaufen, wäre die Karibik ein echt (zu) teures Pflaster. Leader Price kommt dem europäischen Preisniveau noch am nächsten, aber das Angebot dort ist eingeschränkt. Dennoch liegen in Summe die Kosten für Lebensmittel in der Karibik schon deutlich über denen aus Europa. Mal sehen, was uns auf Puerto Rico erwartet, immerhin gehört Puerto Rico ja zu dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten 😂. Mal sehen, was das dann für unsere Versorgung bedeutet.
Doch egal wie, Schokolade ist in der Karibik ein echtes Luxusgut. Und nach Monaten des harten Schoki-Entzugs, schmeckt selbst die Billig-Schoki von Leader Price, die mehr Traubenzucker als Schoko enthält, wie ein kulinarisches Highlight aus einer anderen Welt 😋.
Einmal stempeln und zurück
Am Freitag segeln wir zurück zur Marina de Riviere-Sens, um uns das Ausreiseformular stempeln zu lassen. Als Europäer können wir auf den französischen Inseln inzwischen online ein- und auschecken, ohne dass wir irgendetwas anderes machen müssen. Doch die Einreiseformalitäten auf den anderen Karibikinseln verlangen Stempel. So muss das Clearance-Formular zur Ausreise von Guadeloupe einen Stempel bekommen, weil andere Staaten die elektronische Signatur nicht anerkennen. Stempel sind eben auch 2025 noch wichtiger als alles andere. Deswegen gibt es einige Stellen auf Guadeloupe, wo man diese Stempel bekommen kann und die Marina de Riviere-Sens ist eben so ein Stempelort. Um am Freitag auch sicher noch zu den Office-Zeiten in der Marina anzukommen, segeln wir gegen Mittag los. Es ist etwas schwierig voranzukommen, denn der Wind in der Abdeckung ist unstet und körselig. Aber je näher wir dem Südende von Guadeloupe kommen, desto sicherer sind wir uns, dass es gut war, noch nicht nach Puerto Rico zu starten. Je mehr wir an den Rand der Abdeckung kommen, desto kräftiger bläst es. In der Anse de Pigeon haben wir davon absolut nichts mitbekommen.
Das mit den Office-Zeiten in der Marina ist so eine Sache. Etwas Dinghy-Dock-Ähnliches finden wir auch nicht, die Stege der Marina haben Tore und die sind verschlossen. Also wartet der Schiffsjunge an der Tankstelle, während die Capitana ihr Glück in Richtung Office versucht. Das ist leichter gesagt als getan, nur gut, dass wir einen Drucker an Bord haben, der auch nach 3 Jahren Seeluft noch funktioniert. So ist alles vorbereitet und als Astrid einen Marinero trifft, klappt auch unser Clearance-Prozess, denn »only stamps« sind möglich. Ohne Ausdruck hätten wir dumm aus der Wäsche geguckt. Dafür bekommen wir gleich 3 Stempel! Es ist völlig wurscht welche, das einzige, was zählt, ist der Stempel und die Anzahl macht die ganze Sache dann natürlich noch wichtiger. Dafür kann man die Franzosen lieben, sie sind manchmal so erfrischend pragmatisch.
Zurück schaffen wir es »nur« bis in die Petit Anse bei Monchy. Der Wind ist launisch und irgendwann denken auch wir, dass es gut ist. Wir ankern mehr vor als in der Petit Anse, aber das ist ok so. Den Samstag lassen wir dann vor der Petit Anse noch eimal ins Land gehen und erst am Sonntag brechen wir nach Puerto Rico auf. Die Vorhersage sieht schmusig aus, es sollte eine ruhige Überfahrt werden.
Basse-Terre, Guadeloupe
15° 58′ 32,1” N, 061° 42′ 48,6” W
Anse Pigeon, Guadeloupe
16° 09′ 09,2” N, 061° 46′ 43,1” W
Marina de Riviere-Sens, Guadeloupe
15° 58′ 57,6” N, 061° 43′ 04,8” W
Petit Anse (Monchy), Guadeloupe
16° 05′ 38,1” N, 061° 46′ 25,0” W