Ein sauberer, handwerklich gut gemachter und durchdachter Innenausbau war uns sehr wichtig, denn wir planen ja längere Zeit auf dem Schiff zu leben. Dafür wünschen wir uns nicht nur einen schönen und gemütlichen Innenausbau, sondern auch einen ordentlichen und soliden.
Speziell Martin wäre wahrscheinlich schlicht und ergreifend wahnsinnig geworden, wenn er längere Zeit in einer dilettantisch zusammengeschraubten Sperrholz- und Nut+Feder-Bretterbude hätte leben müssen. Ein hochwertiger Innenausbau mit durchdachtem Stauraumkonzept musste es sein.
Nun erfreut sich, speziell in der Langzeitfahrtenseglergemeinde, der Selbstausbau eines Kaskos größter Beliebtheit. Allerdings steht das handwerkliche Geschick und der Geschmack meist in krassem Gegensatz zu dem ungebremsten Tatendrang im Selbstausbau. Sehr viele dieser Schiffe schieden schon mit den ersten Bildern vom Innenausbau aus. Im wahrsten Sinne des Wortes scheint hier nichts unmöglich zu sein, was das Grauen noch verstärken kann. Schnell war klar, dass ausschließlich ein Schiff mit werftseitigem Ausbau überhaupt in Frage kommt.
Natürlich gibt es auch Selbstausbauer, die die Arbeit einer Werft locker in den Schatten stellen. Aber für diese Schiffe verlangen die Eigner eigentlich immer unrealistisch hohe Preise, was sicherlich aufgrund der vielen gewissenhaften Eigenarbeit gerade für den Verkäufer auch gerechtfertigt erscheint, aber nicht der Marktlage entspricht.
Letztlich haben wir festgestellt, dass der erste spontane Eindruck vom Innenausbau nicht nur unsere Meinung prägt, sondern auch fast immer richtig war. War der erste Eindruck eher schlecht, so hat sich dies beim näheren Hinsehen auch immer bestätigt. Ganz wenige gute Ersteindrücke mussten wir nach genauerem Hinsehen korrigieren.
Und eines ist noch ungemein hilfreich: Augen zu und schnuppern. Pfusch kann man nur sehen, aber es ist erstaunlich, wie gut man Gammel in der letzten Ecke riechen kann. Spätestens beim Schnüffeltest fielen übrigens alle Raucherschiffe durch.
Die Entscheidung für die PINCOYA fiel sicherlich zu einem guten Teil auch wegen der Qualität und des Zustands des Innenausbaus; Hier wurde Teak in beachtlicher Stärke und Menge und qualitativ sehr hochwertig von einer Werft verbaut. Der Innenraum macht durch die helle Deckenverkleidung und die feinen Zierleisten einen optisch sehr angenehmen und “leichten” Eindruck. Nicht zuletzt aufgrund der geringen Nutzung war der Innenausbau in einem sehr guten Zustand und so war es bis heute (2014) noch nicht notwendig, umfangreichere Renovierungsarbeiten durchzuführen.
Komfort
Die Antwort auf die Frage nach dem „gewünschten und erwarteten Komfort“ ist eine sehr individuelle Sache. Was für den einen absolut ausreichend ist, ist für den anderen ein indiskutabler Mangel. Für uns gehören solche Dinge wie ein warm/kaltes Druckwassersystem, ein oder zwei ordentliche Kühlschränke mit Gefrierfach, eine kräftige Dieselheizung, ein 220V Wechselrichter, aber auch eine Rollgenua und ein tatkräftiger Autopilot dazu. Ein elektrisches WC, eine Waschmaschine, eine Mikrowelle oder ein Rollgroß sind für uns entbehrlich oder sogar gar nicht gewünscht. Aus heutiger Sicht würden wir die Liste des unabdingbaren Komforts sofort um die Punkte autarke Stromversorgung durch Wind und Sonne ergänzen und auch ordentliche Kojen Matratzen mit Lattenrost würden sich auf der Liste finden.
Da unser vorheriges Schiff eine Vindö 40 war, die einen nahezu unveränderten Komfortstandard aus ihrem Baujahr 1978 zu bieten hatte, war für uns alles jenseits einer Fußwasserpumpe und eines Petroleumherdes „echter“ Komfort.
Das Zusammenstellen der „Komfortliste“ ist recht schnell gemacht und nach einigen Monaten hat sich diese Liste auch gesetzt, so dass die Dinge enthalten sind, die einem wirklich am Herzen liegen. Schwebt einem, wie dies bei uns ja der Fall ist, dann auch noch “eine größere Fahrt” vor, so ist die Komfortliste eigentlich zweigeteilt in „Basis-Komfort“ und „Langfahrt-Komfort“ Dann finden sich dort eben auch Punkte wie z.B. ein Wassermacher, eine Windfahnensteueranlage oder ein Kutterrigg.
Da unsere Basis-Komfort-Wünsche im Wesentlichen dem heutigen Standard entsprechen, geht es weniger um die Frage, ob etwas vorhanden ist, sondern darum, was vorhanden ist. Im Standard werden fast immer die preiswertesten und einfachsten Gerätschaften eingebaut und nur gegen Aufpreis bekommt man etwas Praxistaugliches. Geht es um den Langfahrt-Komfort findet man in den seltensten Fällen ein Schiff, dass alle diese Dinge schon bietet. Bei Gebrauchtschiffen ist die Chance hierzu etwas besser, weil man über kurz oder lang sowieso fast nur noch Schiffe aussucht, die von Eignern verkauft werden, die ähnlich ticken, wie man selbst. Bei Neuschiffen hilft da nur noch das Portemonnaie.
Die eine Sache ist, sich darüber klar zu werden, was man haben möchte. Eine andere Sache ist, dies umzusetzen. Irgendwo auf dem Schiff müssen eben all diese ganzen Wünsche auch eingebaut werden. Das braucht schlicht und ergreifend Platz. Und hier kommen wir von einer ganz anderen Seite zu einem ganz wesentlichen Komfortpunkt. Nämlich dem Platz oder dem Raum, den ein Schiff bietet. Hier geht es zum einen um Lebensraum und zum anderen schlicht und ergreifend auch um Einbauraum, wobei die Einbaumöglichkeiten auch sehr eng mit einem Gewicht der einzubauenden Gerätschaften verbunden sind. D.h. nicht nur der gewünschte Lebensraum bestimmt die Größe des Schiffes, sondern auch die mögliche Zuladung durch den geplanten Ausbau.