Gegen 9:30 klingelt das Handy. Die Mitarbeiterin der Autovermietung ist dran. Es scheint so, dass sie ein anderes Auto für uns haben. Sie wollen nur erst mal schon den Schlüssel und machen das andere Auto dann fertig. So zumindest verstehen wir es. Um 10:00 ist Schlüsselübergabe, der Chef ist da und entschuldigt sich tausendmal für all die Probleme. Um 11:15 klingelt wieder unser Handy. Alles ist fertig, alles ist bereit und wir können nun zum Parkplatz kommen. Wow, dann können wir ja doch noch einkaufen fahren und auch gleich noch einmal Wäsche waschen. Dazu gibt es nämlich keine Möglichkeit in der Marina und Self-Service Laundries sind nicht allzu reich gesät auf Madeira (siehe Noforeignland, da haben wir eine gute Lavanderia bei Câmara do Lobos eingetragen).
Wir sind schon etwas überrascht, dass wir mit den Worten »alles wieder fertig«, denselben Fiat Panda zurückbekommen. Vor genau einer Stunde und fünfzehn Minuten haben wir dem Chef die Schlüssel gegeben und nun steht er wieder da und der Kleine ist repariert. Er entschuldigt sich noch einmal und selbstverständlich können wir den Kleinen wegen des ganzen Ärgers, auch noch den ganzen Dienstag behalten. Wir sollen die Schlüssel nur irgendwann abends bis 21:00 in den Briefkasten des Clube Naval da Calheta direkt an der Marina werfen.
Was für ein Service! Nun haben wir ein repariertes Auto und das auch noch einen Tag länger. Etwas vorsichtig brechen wir auf. Aber alles ist absolut ok. Ich habe sogar das Gefühl, dass die auch irgendetwas an der Kupplung geschraubt haben, aber dafür sind eine Stunde und fünfzehn Minuten dann ja wohl doch etwas zu wenig. Schließlich haben wir ja einen Mietwagen und sind nicht beim Boxenstopp in der Formel 1.
Service-Tag und Funchal
Da der Self-Service-Waschsalon in Câmara de Lobos liegt, kombinieren wir unseren Waschtag gleich mal mit unserem Einkaufstag und planen für den Rest des Tages noch einen Besuch der Marina in Funchal. Seit nun mehr 2 1/2 Wochen läuft unsere Anfrage dort, vielleicht hilft es, wenn wir einfach mal persönlich erscheinen und nachfragen.
Die Waschmaschinen stehen an einer Autowaschanlage gleich an der Schnellstraße und fast direkt hinter einem großen Continente. Das passt! Während des ersten Waschgangs kaufen wir ein und während des zweiten fahren wir einfach die kleine Straße etwas weiter hoch und gehen in ein kleines Café direkt an der Straße, wo schon viele Arbeiter Mittag machen. Das Café ist wirklich ursprünglich, viele Touristen verirren sich wohl nicht hierher. Unter den Arbeitern gibt es immer ein großes Hallo, wenn ein weiterer Trupp eintrifft. Der doppelte Espresso kostet nur 80 Cent und ist echt gut. Danach sammeln wir wieder unsere Wäsche ein und in unserem Panda beginnt es, nach portugiesischen Weichspüler zu duften 😊. Das kann man den automatischen Fullservice-Waschmaschinen irgendwie nicht abgewöhnen und die Portugiesen scheinen wie auch die Spanier reichlich Weichspüler zu lieben. Duften muss es, sonst ist das nichts! Und so duftig fahren wir dann nach Funchal an den Hafen.
Die Marina in Funchal erinnert uns spontan an St. Peter Port auf Guernsey. Der Hafen von St. Peter Port ist zwar wesentlich geschützter, aber wenigstens für uns sind die Parallelen augenfällig. Wie von der Marina in St. Peter Port redet auch hier irgendwie jeder von der Marina Funchal und jeder scheint dorthin zu wollen. Aber auf den ersten Blick finden wir die Marina furchtbar und sind spontan froh, dass wir, wie damals auch auf Guernsey, uns die Marina zunächst mal von Land aus ansehen.
Die Marina ist eng, vollgestopft und total ungemütlich. Nette Liegeplätze gibt es gar nicht, in den schmalen Boxengassen recken sich Mooringleinen in die Mitte und alles ist offen, es gibt keine Zugangstore zu den Stegen. Das war in Quinta do Lorde zwar auch so, weil die Tore inzwischen defekt sind, aber nach Quinta do Lorde verirren sich ja auch keine neugierigen Touristenströme oder einer der Übriggebliebene, die in Funchal zwischen den Tetrapoden an den Molen ihr neues Zuhause gefunden haben. Direkt hinter der Südmole gibt es weitere Liegemöglichkeiten. Dort liegt man im Päckchen oder römisch-katholisch vor Mooringleinen. Auch das sind ganz bestimmt keine Plätze, für die wir dann auch noch gerne Geld bezahlen würden, denn Funchal ist auch nicht gerade preiswert. Wie einladend und sogar heimelig ist dagegen doch Calheta?
Für uns ist sofort absolut klar, dass wir hier in keinem Fall hin wollen. Unsere Anfrage werden wir schnellstmöglich stornieren. Und das Ankern vor Funchal ist genauso problematisch wie vor dem Rest der Südküste Madeiras. Dort liegen zwar immer einige Yachten, und manchmal ist es dort sogar richtig voll, aber gut und schön ist wirklich anders. Genauso wie vor St. Peter Port, auch dort haben wir einen Blick auf den ausgewiesenen Ankerspot geworfen und spontan gedacht: »Och nö!«.
Natürlich gibt es Wind-, Wellen- und Wetterlagen, zu denen es geht, aber selbst dann hat man eigentlich kein gutes Gefühl, sein Schiff dort allein zu lassen. In Funchal kommt hinzu, dass man in solch einem Fall ja auch irgendwo anlanden muss. Vor Câmara de Lobos ist das kein Problem, dort kann man einfach in den kleinen Hafen fahren und sein Dinghy ohne Probleme dort lassen. In Funchal geht das nicht so einfach, denn Dinghy-Gäste sind in der Marina nicht so gern gesehen. Dort wird auch für alles irgendeine Gebühr erhoben, dazu muss man nur mal einen Blick auf die Preisliste der Marina werfen. Na ja, klar kann man auch an dem Geröllstrand sein Dinghy hochziehen, vielleicht hat man dort ja sogar das Glück, dass einer der Übriggeblieben für einige Euros darauf aufpasst, dass nicht zu viel wegkommt.
Curral das Freiras – das Tal der Nonnen
Und dann kommt unser Extratag und damit hat die Sonne nun wirklich nicht gerechnet ❗️❗️❗️, denn offiziell läuft ja unsere Mietwagenmiete ja am Dienstag aus 👍 😂. So scheint die Sonne von einem blauen Himmel und wir brechen glücklich in das »Tal der Nonnen« auf, dass früher mal wenig ansprechend der »Stall der Nonnen« hieß. Auf Portugiesisch heißt es immer noch »Curral das Freiras« und auch der Ort am Ende des Tal hat diesen Namen. Nur eingedeutscht wurde aus dem Stall oder Pferch (Curral) eben das Tal. Vielleicht klang es etwas zu sehr nach eingesperrten Nonnen und das wollte man den deutschen Touristen auch nicht zumuten 😂 .
Das Tal der Nonnen ist ein schroffes, schmales Tal nördlich von Funchal, in das es nur auf einem Weg hinein und auf demselben wieder hinaus geht. Viele Geschichten ranken sich um dieses schon etwas mystische Tal und erzählen von den Schnippchen, die nicht nur die Nonnen dem einen oder anderen Eroberer oder Piraten geschlagen haben.
Und in der Tat ist die Fahrt in das Tal der Nonnen beeindruckend und speziell für uns besonders, weil es nicht regnet, keine Wolken in den Bergen abhängen und einfach nur mal die Sonne scheint. So haben wir dem Wetter im Tal der Nonnen auch unser ganz persönliches Schnippchen geschlagen 💪 😂 👍.
Da es keine Durchfahrtsstraße gibt, fahren wir einige Straßen einfach bis zu ihrem Ende und drehen dort um. Überall in dem Tal starten an verschiedensten Stellen recht verlockend immer wieder einige Wanderwege. Für uns ist die Zeit inzwischen leider zu knapp, wir sind ja auch schon in der Verlängerung. Aber wenn wir wiederkommen, dann wissen wir, wo wir mal mit einer Wanderung starten.
Calheta
32° 43′ 06,4″ N, 017° 10′ 21,2″ W