Morgens bekommen wir endlich die erste Zusage für einen Winterliegeplatz im Wasser. Sie kommt wieder von der Im-Jaich Marina in Bremerhaven, wo wir 2018/19 schon einmal überwintert haben, um dann nach Süden zu starten. Ein »Vielleicht« haben wir auch von der Im-Jaich Marina in Flensburg bekommen. In Bremerhaven hat es uns damals echt gut gefallen und die Preise der Im-Jaich Marinas für Wasserliegeplätze sind auch ok. Ein Platz an Land oder in der Halle kommt für uns gar nicht mehr in Frage, die Kosten sind für die kurze Zeit und auch den Nutzen, den man evtl. daraus ziehen könnte, einfach zu hoch. Diese Plätze werden immer vom 01.10. bis 01.04. berechnet und schlagen mit Kranen und ggf. Mastlegen gleich mit zwei- bis dreitausend Euro zu Buche. Die Preise in der Ostsee haben unglaublich angezogen, auch durch den Corona-Boom. Und die kauflustigen Baby-Boomer, die nun in Rente gehen, sind daran wohl auch nicht ganz unschuldig. Die Nachfrage nach Plätzen ist einfach sehr hoch. Daraus versuchen einige Werften und Marinas noch zusätzlich Kapital zu schlagen und verlangen auch für Winterliegeplätze im Wasser Preise, die wir sonst nur aus den Sommermonaten kennen. Das ist glücklicherweise Im-Jaich nicht so, diese Marinas haben wirklich noch faire Preise.
Flensburg ist allerdings wirklich weit im Norden, zwischendrin liegt noch die Im-Jaich Marina in Eckernförde. Eigentlich auch eine gute Sache, aber die haben leider die Sanitäranlagen über den Winter nicht in Betrieb. So warten wir noch einmal ab, was aus dem »Vielleicht« aus Flensburg wird. Bremerhaven wäre für uns viel näher, würde aber auch noch einmal Nordsee bedeuten. Dagegen wäre Flensburg mit der PINCOYA im Herbst einfach zu erreichen, auch wenn es von Zuhause weiter ist. Ganz im Klaren sind wir uns noch nicht. Da müssen wir uns noch mal alle Fürs und Widers durch den Kopf gehen lassen.
Port Ramsay, Lismore Island -> Kerrera Marina, Oban
Distanz: 12,2 sm Gesamtdistanz 2023: 7.732,9 sm
Nun ja … 🌧️, 🥶, keine☀️ und 💨 gegenan. 😕
Bei den Tiefs ist kein Ende abzusehen, in einer endlosen Reihe ziehen sie heran und zwischendrin gibt es mal 12 oder 18 Stunden Ruhe, während es quasi ununterbrochen regnet. Wir versuchen ja daraus noch das Beste zu machen, aber so langsam fragen wir uns auch, wie so ein selbstgebasteltes Bestes denn überhaupt noch aussehen kann. Und wenn kein Ende abzusehen ist, dann ist Abwarten auch keine Lösung. Bisher ging es einfach so weiter, egal ob wir abgewartet haben oder auch nicht. Also brechen wir in Richtung Kerrera auf. Sollte das so weitergehen, müssen wir beim Einkauf darauf achten, nur Dinge zu kaufen, die auch wasserdicht in Folie eingeschweißt oder sonst irgendwie wasserfest sind. Eine neue, bisher vernachlässigte Anforderung an unsere Einkaufsliste …
Der Wind bläst aus Süden, das zwar moderat, aber eben gegenan, deswegen müssen wir motoren. Wieder eine gute Gelegenheit, um Wasser zu machen. Die Solarzellen haben in den letzten 24h absolut nichts zu unserer Ausbeute an regenerativen Energien beigetragen, dafür hat das Windrad trotz des ständigen Abschaltens wegen Überlast uns unglaubliche 50 Ah in die Lithiums geblasen.
Nachdem wir die Engstellen im Norden von Lismore hinter uns haben, verziehen wir uns in den Decksalon und fahren gemächlich vor uns hin. Ruckzuck sind wir vor Oban. In der Kerrera Marina gegenüber von Oban nehmen wir uns eine der inneren Moorings. Nur wenige sind belegt. Auch an den Stegen ist viel frei, die Saison scheint doch irgendwie vorbei zu sein 😂.
Zwei Moorings weiter liegt die Gipsy Moth III. Wir googeln und tatsächlich, es ist DIE Gipsy Moth III.
Mit ihr hat der spätere Sir Francis Chichester 1960 das erste Einhand-Transatlantikrennen gewonnen. Es ist etwas schwer vorstellbar, dass so ein berühmtes Schiff hier in Kerrera einfach an der Mooring liegt, aber wir checken die Bilder aus dem Netz, es handelt sich ganz offensichtlich tatsächlich um den Robert Clark Cutter 39, den Sir Chichester damals über den Atlantik gesteuert hat. Dann wäre die Dame nun 64, ein Jahr jünger als der Schiffsjunge 😂. Dafür sieht sie blendend aus, aber sie hat offensichtlich auch ein umfassendes Refit bekommen. – Jetzt nur nicht in den Spiegel gucken, der Schiffsjunge könnte inzwischen wohl auch mal ein Refit gebrauchen 🤔 🤫. – Wir hätten solch ein Schiff mit solch einer Tradition eher in einem Museum vermutet, doch wie gut ist es, dass die Dame offensichtlich dort geblieben ist, wo sie hingehört.
Die Kerrera Marina ist wirklich eine nette Marina. Der Marina Pub ist gemütlich und nach zwei Pints ist auch schon unsere Wäsche im Trockner. Ein echtes Marina Office gibt es gar nicht, alles geht online, aber zur Not auch im Pub. So auch die Buchung von »Dirk« für den nächsten Tag. »Dirk« ist das Shuttle-Boot, dass uns nach Oban bringt, damit wir einkaufen können. Auf Kerrera selbst gibt es nichts als Natur und natürlich ein sehr natürliches schottisches Wetter.
Gleich mit der ersten Tour fahren wir am nächsten Tag rüber. Es herrscht nicht gerade Sightseeing-Wetter, regnet aber nicht. Wir machen halbherzig einige Photos, aber auch das nervt inzwischen etwas. Wer will sich schon gerne grautrübe Photos einer grautrüben Stadt ansehen.
Unsere irische Tesco-Card für’s Internet funktioniert zwar auch im UK bestens, hat aber von ihren 100 GB nur 15 im Roaming. Also holen wir uns eine UK-Tesco-Card mit neuen 100 GB für 30 £ und die soll sogar ihre vollen 100 GB auch im Roaming behalten. Und das Beste an diesem Schnapper ist, das soll wenigstens noch bis Ende des Jahres so sein. Also ein TopUp von 30 £ per Internet und weiter geht’s. Wenn das funktioniert, wären wir auch während unseres Heimaturlaub in Deutschland sehr preiswert online und müssten nicht die horrenden Preise der deutschen Anbieter zahlen. Und als ob Vodafone Deutschland unser Fremdgehen bemerkt hat, bekommen ich noch bei Tesco die SMS mit den Worten: »Vergiss nicht unser sagenhaftes Spar-Angebot: nur 3,99 € für volle 500 MB«. Der Schiffsjunge beginnt zu rechnen…, also knapp 4 für 500 MBchen, das sind dann 8 für 1 GB. Nun noch schnell zwei Nullen dran und schon liegt man mit dem sagenhaften Angebot für 100 GB von 800 €. Cool, da haben wir mit der Tesco-Card gerade rund 760 € gespart! Und was kaufen wir jetzt?
Der Einkauf geht schnell. Schon zwei Stunden früher als geplant warten wir schon wieder im Hafen auf »Dirk«. Und das in der Sonne! Unglaublich! Diese Wendung war nicht vorhergesagt. Es gibt noch echte Überraschungen! Für 16:15 haben wir die Rückfahrt gebucht, wir wissen nicht genau, ob Dirk auch um 14:00 kommt, also warten wir in dem alten Pub »The Oban Inn« mit Blick auf den Anleger, den Dirk ansteuert.
Am Vormittag, als wir ankamen, war kaum jemand in Oban unterwegs. In nullkommanichts hat die Sonne nun Heerscharen von Menschen irgendwo herausgelockt. Die Straßen und der Pub sind voll, wir kriegen gerade noch den letzten Tisch in der Sonne. »The Oban Inn« ist ein Pub, der typischer nicht sein könnte. Eigentlich müssten wir drinnen sitzen, aber bei der Sonne kommt das natürlich nicht in Frage.
Und dann kommt Dirk tatsächlich kurz nach 14:00. Er ist auf einer Versorgungsfahrt für die Marina und den Pub. Aber selbstverständlich können wir mitfahren. Alles kein Problem.
So sind wir schon früh wieder zurück auf der PINCOYA und können alles verstauen, einschweißen und manches auch einfrieren. Wir haben ja nur ein kleines Gefrierfach im Kühlschrank, aber für etwas Fleischiges reicht das gut aus.
Abends versuchen wir, einen guten Zeitpunkt zu finden, um in den Caledonian Canal zu gehen. Doch das ist immer noch nicht ganz so einfach.
Kerrera Marina (Mooring)
56° 25′ 09,4″ N, 005° 29′ 43,0″ W