Babet in Farsund


Nach Agnes ist Babet nun der zweite benannte Sturm diesen Jahres. Agnes kam aus Südwesten, Babet kommt nun aus Osten. Schon in der Nacht dreht der Wind wie vorhergesagt auf Ost. Wir sind froh, es bis Südnorwegen geschafft zu haben. Nicht nur wegen unserer Ausfälle auf der Strecke von Peterhead hierher. Die neuen Vorhersagen haben alles noch einmal verschärft, der Sturm aus Osten wird sich zu einem Orkan entwickeln. Nicht auszudenken, wenn wir nun immer noch in Peterhead wären. Der Hafenmeister von Peterhead hatte uns schon erzählt, dass Oststürme ein echtes Problem in der Marina sind. Man hat zwar vor einigen Jahren die neue Innenmole gebaut, aber wenn der Wind und die Wellen auf der Hafeneinfahrt stehen, dann würden Strom und Wellen immer noch regelrecht durch die Marina wirbeln. Und für Freitag sind vor der schottischen Küste Wellen von 7m im Mittel (!) vorhergesagt und Wind in Orkanstärke.

„Babet kommt“

„Babet kommt“

Es ist gut, dass wir nun nicht mehr in Peterhead sind, denn das, was sich aktuell auf Nord- und Ostsee zusammenbraut, wird schlimm werden. Das Wetterfenster, das wir hatten, war klein und hatte keinen Spielraum für irgendwelche Sperenzien. Auch wenn etwas geklappt hat, hinterlässt das Geschaffte nicht unbedingt ein Hochgefühl, wenn das Gelingen doch irgendwie alternativlos war und alles ohne Spielraum klappen musste.
Man ist versucht, davon zu sprechen, dass man Glück hatte, doch Glück war es am Ende nicht. Wir haben keine Fehler gemacht, waren gut vorbereitet und wussten, auf was wir uns einlassen. Dass uns die Seekrankheit etwas aus der Kurve getragen hat, war doof, aber wir haben dennoch funktioniert. Es hätte angenehmer sein können, keine Frage.
Doch wenn uns z.B. der Motor ausgefallen wäre, sei es durch einen Defekt oder durch irgendetwas, das wir in die Schraube bekommen hätten, dann wären aus den zweieinhalb Tagen schnell mal vier Tage geworden und nichts hätte mehr gepasst. Mal ganz abgesehen von der Herausforderung, unter Segel irgendwo an der norwegischen Westküste den Anker zu werfen. Ein Wetterfenster ohne Spielraum ist schon problematisch und lässt uns nicht triumphieren, weil wir es geschafft haben und nun die großen Helden sind. Eher im Gegenteil. Es macht nachdenklich und es lässt uns immer wieder überlegen, ob es nicht doch eine Alternative gegeben hätte und ob man nicht doch nur auf die eine Lösung zu versteift war. Auch wenn uns heute immer noch nichts anderes einfällt, was wir hätten machen können, einen Versuch, daraus zu lernen, ist es allemal wert.

„Morgendämmerung in der Vågenbukten“

„Morgendämmerung in der Vågenbukten“


Natürlich hätten wir es gerne bis hinter das Kap Lindesnes geschafft. Am liebsten bis in die Blindleia, vielleicht sogar bis Lillesand. Aber das war nicht mehr drin und vielleicht ist es auch gut so. Denn für den Oststurm liegen wir in Farsund schon recht gut, denn Farsund liegt noch etwas mehr auf der leeseitigen Westseite Südnorwegens für diesen Sturm. Die Marinas von Mandal oder Kristiansand liegen für einen Oststurm ziemlich schlecht. Und Ankerbuchten, die für einen Oststurm geeignet sind, gibt es in Südnorwegen nun auch nicht wie Sand am Meer. Zumal wir auch absehbar wohl für 4 bis 5 Tage einen sturmsicheren Unterschlupf brauchen. Da ist es schon schön, nicht nur in einer einsamen Bucht gefangen zu sein, sondern etwas Zivilisation um sich herum zu haben. So sind wir mit Farsund eigentlich ganz zufrieden, obwohl die Morgentemperaturen von 3° schon etwas frisch sind. Doch das wären sie ja auch anderswo in Südnorwegen. Es riecht inzwischen ziemlich nach Wintersegeln.


„Absolute Ruhe zum Sonnenaufgang“

„Absolute Ruhe zum Sonnenaufgang“

Die Ankerbucht Vågen östlich von Store Eigerøy ist ein Traum. Eigentlich würden wir hier gerne etwas bleiben. Doch wir sind uns unsicher, ob es nicht vielleicht doch besser ist, den Sturm in Farsund abzuwettern. Immerhin soll es ja 3 bis 4 Tage mit bis zu 30 kn und Böen um die 40 kn stürmen. Das ist nicht eben wenig. Und ob der Ankergrund hier so gut ist und bei diesen Windstärken hält, wissen wir auch nicht. Die Bucht ist klein und sollten wir auf Drift gehen, bleibt uns kaum Zeit, um zu reagieren. Etwas mehr Wasser im Rücken wäre uns bei so einem Sturm schon lieber.

„In der Vågenbukten“

„In der Vågenbukten“

„Durch den Bjørnsundet geht's nach Farsund“

„Durch den Bjørnsundet geht's nach Farsund“

Also legen wir schweren Herzens um. Als wir den Anker aufholen, merken wir, wie gut der Ankergrund ist. Der Anker lässt sich nur widerwillig ausbrechen. Kurz überlegen wir, ob wir auf demselben Weg wieder aus der Bucht herausfahren sollen, auf dem wir gekommen sind. Also nach Süden. Doch der Bjørnsundet scheint zu passen. Der sieht zwar eng aus, sollte aber für uns tief genug sein. Langsam schlängeln wir uns durch den Sund und die Inseln und sind uns auf’s Neue sicher, dass wir ganz bestimmt nächstes Jahr noch einmal zurückkommen werden. Zurzeit lässt das Wetter etwas zu wünschen übrig, einen norwegischen Sommer hätten wir uns wirklich verdient.

„Noch in der Vågenbukten“

„Noch in der Vågenbukten“

„Dort zu wohnen wäre ein Traum ...“

„Dort zu wohnen wäre ein Traum …“

In Farsund machen wir auf der Südwestseite von Gåseholmen fest. Die Insel Gåseholmen liegt noch östlich der Insel Engøy und wir sind uns sicher, dort wie in Abrahams Schoß ganz wunderbar in der Abdeckung der Inseln zu liegen. Leider haben auch die Norweger, wie so oft in Skandinavien, Ringe und keine Klampen zum Festmachen. Nachdem wir das dann auch wieder bemerkt haben, kramen wir unsere Karabiner hervor, die wir damals eigens für Finnland gekauft hatten. Damit ist das Festmachen an Ringen ein Kinderspiel. Es dauert dann allerdings noch etwas, bis wir alles so hingefummelt haben, wie wir es für den Sturm haben wollen. Aber schließlich werden wir hier ja auch einige Tage liegen und es soll heftig werden.

„Farsund am Abend“

„Farsund am Abend“


In der Nacht zum Donnerstag wird es unruhig. Die PINCOYA beginnt an ihren Leinen zu zerren und ruckt heftig vor und zurück. Wir checken die Festmacher und Fender. 3° 🥶, aber wenigstens kein Regen oder gar Schneeregen. So richtig gut liegen wir nicht mehr. Der Wind hat deutlich zugenommen, körselt in der Abdeckung von Gåseholmen aber nur mäßig, dafür aber sehr unstet umher. Eigentlich ist das alles nicht wirklich schlimm, doch wo kommen bloß diese elenden Wellen her? Die PINCOYA bockt ohne Ende.
Es ist stockfinster, erst in 2 Stunden wird es dämmern. Einer unserer beiden Kugelfender steckt noch unter dem Gummiboot. Selbstsicher haben wir gestern auf ihn verzichtet. Nun kramen wir ihn doch hervor. Hinter uns tanzt ein Motorboot genauso wie wir. Die Motorbootfahrer sind gestern etwas nach uns gekommen, sie hatten wohl dieselbe Idee wie wir und haben nun auch eine unruhig Nacht. Die Wellen haben nur rund 40 cm, das ist nicht wirklich hoch, reicht aber, um in der Bucht so einen Affentanz zu veranstalten.

„Wir liegen auf der Südwestseite nicht wirklich gut.“

„Wir liegen auf der Südwestseite nicht wirklich gut.“

Als es dämmert, sehen wir, dass der gesamte Fjord östlich von Engøy weiß von Schaumkrönchen der Windwellen ist. Dort muss es richtig blasen, nicht nur etwas. Den ersten Gutenmorgenkaffee halten wir das noch aus, dann nehmen wir die Gesamtsituation noch einmal in Augenschein. Der stürmische Wind baut schon auf dem kleinen Fjord-Abschnitt vor Engøy ordentliche Windwellen auf und die klatschen an das gegenüberliegende Ufer. Dort brechen sie sich und dann schwappt das Ganze zu uns herüber und sorgt für dieses Theater. Was nun? Was tun? Schließlich soll es ja noch deutlich zunehmen.

Wir beschließen, mal die Nordseite in Augenschein zu nehmen. Dort haben wir 2017 schon einmal gelegen. Leider gibt es dort weder Wasser noch Strom. Wasser ist uns egal, aber Strom wäre schon schön für den Heizlüfter. Auf der Nordseite ist es wesentlich ruhiger. Dort kommt der Wind zwar in einem spitzen Winkel etwas auflandig, aber die Bucht ist viel kleiner und im Norden bietet die Halbinsel Farøy Schutz. Das alles ist schon mal wesentlich besser als auf der anderen Seite. Also umlegen …

„Also umlegen auf die Nordseite“

„Also umlegen auf die Nordseite“


Eine andere Möglichkeit gibt es in Farsund auch nicht. Zumindest nicht bei dieser Windrichtung und -stärke. In der Marina im Industriehafen gibt es nur den Außenponton und auf den bläst es gerade stumpf und ungebremst drauf. Dort wäre es noch viel schlimmer. 👎 Die kleine Marina gegenüber passt für uns auch nicht und der Außenponton dort hat dasselbe Problem wie der in der großen Marina. 👎 Bleibt also nur die Nordseite von Gåseholmen. Für alles andere ist es zu spät, das merken wir, als wir ums Eck bei Engøy fahren. Der Ableger gelingt trotz der Wellen recht gut, aber kaum kommen wir auch nur etwas aus der Abdeckung von Gåseholmen und versuchen, im Osten von Engøy um die Ecke zu kommen, erwischt uns genau der Wind, der für diese lustigen Windwellen verantwortlich ist.

„Die Südwestseite ohne uns, der Motorbootfahrer hat sich nach hinten ums Eck verdrückt. Leider zu flach für uns.“

„Die Südwestseite ohne uns, der Motorbootfahrer hat sich nach hinten ums Eck verdrückt. Leider zu flach für uns.“

Von jetzt auf gleich geht’s von 15 auf 35 kn. Der Wind kracht richtig in uns hinein und die PINCOYA holt stark über. Astrid muss aufpassen, dass ihr keiner der Fender abhanden kommt, denn die müssen ja nun von der Backbordseite auf die Steuerbordseite. Die Fender an der Reling wehen regelrecht aus. Langsam fahren geht nicht mehr, ich muss ordentlich Gas geben, um noch selbst die Richtung zu bestimmen, in die wir fahren. Doch 250 m vor unserem neuen Liegeplatz ist der Spuk schon wieder vorbei. Wir sind in der Wind- und Wellenabdeckung von Farøy. Hui, was war das denn? Da sind wir doch gleich mal froh, nun auf der anderen Seite zu sein!

„Da liegen wir nun ...“

„Da liegen wir nun …“

Der Anleger klappt trotz einiger Böen ganz gut. Der Wind kommt im spitzen Winkel leicht auflandig und wir stecken den Bug der PINCOYA in den Wind. So ist das einigermaßen komfortabel. Dann gibt es erst einmal den zweiten Gutenmorgenkaffee und wir beobachten, wie die PINCOYA hier nun liegt. Optimal liegen wir hier auch nicht, aber in jedem Fall besser als auf der anderen Seite. Als alles gut zu sein scheint, gehen wir erst einmal zum Aufwärmen ins Einkaufszentrum. In den kommenden Tagen machen wir täglich wenigstens einen, meist aber doch zwei Aufwärmspaziergänge ins Einkaufszentrum.
Dort gibt es auch eine Bäckerei mit Kaffee und Kuchen 😊👍😋. Ohne Strom haben wir nur die Dieselheizung. Die funktioniert zwar gut, aber auch hier gibt es noch Anpassungsbedarf für solch ein Wintersegeln. Und auch wir sind eher unvorbereitet in diesen Winter gestolpert. Die Kälte setzt uns schon zu.


So vergeht der Donnerstag noch recht glimpflich, doch das dicke Ende soll ja auch erst am Freitag bzw. Samstag kommen. Dieser Orkan ist so eine Art Dauersturm, der sich sehr viel Zeit lässt, um weiterzuziehen.

„Die Böen jagen den Lyngdalsfjorden herunter“

„Die Böen jagen den Lyngdalsfjorden herunter“

In der Nacht zum Freitag haben wir den ersten Nachtfrost. Morgens sind die Autos und die Holzplanken der Pier überfroren. Mit 0,5° sind wir allerdings noch im positiven Bereich 🥳. Manchmal muss man auch die kleinen positiven Dinge feiern, auch wenn es nur 0,5 sind. Denn bisher konnten wir ja nur rekordverdächtige Regenmengen feiern, aber das wird auch langweilig, wenn es Monat für Monat dasselbe ist.

Aber halt, ja, es gibt da ja doch noch etwas zu feiern. Eine Neuanschaffung! Ebenso zufällig wie wunderbar!!!
Wir haben nun dank unserer Besuche im Einkaufszentrum, die ja auch mal etwas länger dauern dürfen, einen klaren Favoriten der Shops. Auf Platz 1 steht unangefochten Clas Ohlson. Die Bäckerei steht auf Platz 2 und auf Platz 3 kommt der Rema-Supermarkt. Doch Clas Ohlson toppt sie alle. Clas Ohlsen ist so eine Art Heim-Küchen-Elektro-Baumarkt-Mischung und hat nicht nur einen Stiefel- und Handschuh-Trockner, den der Schiffsjunge allerdings nicht kaufen darf, sondern auch einen akkubetriebenen Saugfensterwischer von Kärcher.

„Der Saugwischer mit dem gesammelten Wasser einer Wischaktion und zur Feier des Tags »Julebrus«, die war aber der absolute Flopp. Schmeckt wie flüssiges Hubabuba 🥺“

„Der Saugwischer mit dem gesammelten Wasser einer Wischaktion und zur Feier des Tags »Julebrus«, die war aber der absolute Flopp. Schmeckt wie flüssiges Hubabuba 🥺“

Und der ist der Hit, denn die Capitana versucht schon seit Wochen, dem Kondenswasser an den Scheiben Herr bzw. Frau zu werden, was ihr aber, wenn man ehrlich ist, mit einem Schwammtuch nur mäßig gelingt. Und nun kommt Clas Ohlson mit diesem irren Saugwischer um die Ecke. Das ist der Hammer und seit Donnerstag wischen wir nun regelmäßig Zentiliter für Zentiliter von den Scheiben des Decksalon. Das hilft richtig gut, auch wenn dieses Wunderwerkzeug gegen die letzten vier verregneten Monate und die ewige Feuchtigkeit und Kälte im Schiff nur ein heißer Tropfen auf den unterkühlten Stein des Wintersegelns ist.


„Unser erster Schnee“

„Unser erster Schnee“

„Die Wintersegelsaison ist eröffnet.“

„Die Wintersegelsaison ist eröffnet.“

Als wir am Freitag wieder einmal in Richtung Einkaufszentrum schlendern wollen, beginnt es zu schneien. Unser erster Schnee in diesem Jahr! Und wenn wir ehrlich sind, ist es der erste seit zwei Jahren, denn letzten Winter haben wir uns ja auf den Kanaren die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und sind Heiligabend baden gegangen. Erinnerungen… 😢, die es einem nun auch nicht viel wärmer machen 🙄.

„KALT!!!“

„KALT!!!“

Vom Einkaufszentrum hat man einen tollen Blick auf die Fjorde im Norden von Farsund. Der Sturm jagt ungebremst den Lyngdalsfjorden herunter, denn der liegt genau in Nordostrichtung. Vor dem Einkaufszentrum schwappen die Wellen auf die Pier, die sonst von den Norwegern als Bootsparkplatz zum Einkaufen genutzt wird. Auf den Bergen rundherum liegt Schnee. Anfangs hatten wir überlegt, in eine der beiden Ankerbuchten auf der Südseite des Lyngdalsfjorden zu gehen. Gut, dass wir das nicht gemacht haben. Auf dem Fjord brechen sich die Windwellen, alles ist weiß vor Gischt und auf der Pier kann man kaum stehen. Immer wieder hämmern Böen mit fast 40 kn durch den Fjord.

Die einzige Alternative zu Farsund, die wir bei diesem Oststurm wirklich hätten in Erwägung ziehen sollen, wäre ein Ankerplatz ganz hinten am Ende des östlichen Teils des Lyngdalsfjorden und schon direkt vor Lyngdal selbst gewesen. Aber das ist nun zu spät, dort kommen wir nicht mehr hin. Für Farsund haben wir die Wucht des Sturms in der Tat unterschätzt, so wie viele in der Ostsee auch. Wir dachten, dass Farsund weit genug innen liegt, doch so geschützt, wie wir gehofft hatten, ist es nun doch nicht.


Etwas verblüfft sind wir, dass unser selbstumgefülltes Butangas von den Kanaren immer noch munter brennt und wir auch bei nahe 0° damit noch kochen können. Das Butan aus den offiziell getauschten Campingaz-Flaschen war bisher immer schon bei etwa 5° am Ende. Da haben die Spanier wohl eine besondere Mischung in ihren Flaschen. Nur gut, sonst müssten wir hier in Norwegen auch noch eine norwegische Propangas-Flasche kaufen. Hoffen wir mal, dass es nicht doch noch richtig friert.


Im Laufe des Freitag dreht der Wind noch einmal richtig auf, ändert aber auch seine Richtung etwas mehr auf Nordost. Das ist schlecht für uns, denn nun kommt der Wind eher direkt auflandig auf unseren Liegeplatz. Die Fender haben einiges zu ertragen, aber es geht noch so. Viel schlimmer ist der steigende Wasserstand. Zur Oberkante der Pier sind es nur noch 30 cm. Nicht viel, um sich mit Fendern abzupuffern und schon gar nicht, wenn nun auch hier die Windwellen alles etwas unruhiger gestalten.

Wir ärgern uns, nicht rechtzeitig und richtig nachgedacht zu haben, und vor Lyngdal vor Anker gegangen zu sein. Sturmankern ist so viel sicherer und vor allem einfacher, als einen Sturm im Hafen abzuwettern. Sollte das Wasser weiter steigen, müssen wir hier weg, wenn wir nicht auf die Pier gespült werden wollen. Hinter uns gibt es noch zwei Schwimmstege für die Fischer, ein Platz wäre noch frei, aber wie sollen wir bei diesem auflandigen Wind ablegen? Kaum möglich, wenn nicht unmöglich, ohne etwas kaputt zu machen.


Um 1:00 in der Nacht justieren wir noch einmal alle Leinen und Fender. Das Wasser scheint nicht noch weiter gestiegen zu sein. Wir machen uns Sorgen, an Schlaf ist kaum zu denken. Die PINCOYA wird immer wieder hart gegen die Pier gedrückt. Um 5:30 ziehe ich los, um am Fischersteg herrenlose bzw. gerade nicht benötigte Fender zu suchen. Auf dem Platz eines Ausflugsbootes finde ich zwei alte und ziemlich harte Kugelfender. Besser als gar nichts! Kurzer Hand knote ich sie los und nehme sie mit. Das Geschäft mit den Touristen ist für dieses Jahr eh vorbei. Die geliehenen Fender helfen wenigstens etwas. Etwas mehr Puffer ist gut, obwohl die harten Dinger sicher Schrammen in den Rumpf machen. Aber egal, besser als gegen die Pier gedrückt zu werden.

„Notgefendert ...“

„Notgefendert …“

Am Samstag um 10:00 öffnet der Marineshop an der Marina. Die Capitana ist schon um kurz vor 10 da. Sie haben Fender, aber irgendwie ist die Größe, die wir bräuchten, nicht dabei. Wir hätten gerne mittlere, zwei dicke haben wir schon, wo sollen wir noch zwei weitere unterbringen? Leider sind die kleineren dann doch zu klein und wir gehen noch einmal zusammen zum Marineshop. Inzwischen hat der Wind etwas abgenommen, so muss nicht einer von uns noch auf die PINCOYA aufpassen. Auch der Wasserstand ist wieder etwas gefallen. Glück gehabt, was hätten wir machen sollen, wenn das Wasser noch weiter gestiegen wäre? Das wäre richtig blöd geworden, denn so hatten wir das auch nicht erwartet.

„Neue Fender sind gefragt! So geht's.“

„Neue Fender sind gefragt! So geht's.“

Die Dame im Shop wundert sich zwar etwas, dass Astrid nun schon wieder da ist, aber nun kaufen wir doch noch zwei dicke Kugelfender. Die haben auch etwa 50 cm im Durchmesser, aber egal, für solch ein Mistwetter braucht es eben auch richtige Fender.

„Auf dem Weg zum Marine-Shop.“

„Auf dem Weg zum Marine-Shop.“


Als wir zurück sind und gerade alles neu justieren, kommt Thyge vorbei. Er wohnt auf Engøy ganz oben in dem gelben Haus. Wir kommen ins Gespräch. Thyge fragt, ob wir schon etwas von der tollen Landschaft rund um Farsund gesehen hätten. Nun ja, wie sollten wir, erstens haben wir gerade nur die PINCOYA dabei und zweitens waren wir bisher damit beschäftigt, die PINCOYA vor größeren Schäden zu bewahren oder uns selbst im Einkaufszentrum aufzuwärmen. So fragt Thyge uns, ob er uns am Sonntag abholen soll, um uns etwas von seiner Stadt und der Gegend um Farsund herum zu zeigen. Sonntag sei es auch etwas ruhiger und wir könnten die PINCOYA ruhig hier zurücklassen. Etwas verblüfft sagen wir zu.

Nachdem die neuen Fender ihren Dienst übernommen haben, bringen wir die geliehenen Fender zurück. Und weil weit und breit niemand zu sehen ist, bei dem wir uns bedanken können, rufen wir unser »Hjertelig takk!« einfach laut in den kalten Wind 😊.

„Unsere Energiebilanz ist schlecht und da es keinen Landstrom gibt, muss der kleine Honda ran.“

„Unsere Energiebilanz ist schlecht und da es keinen Landstrom gibt, muss der kleine Honda ran.“


Am Sonntag um 11:00 klopft Thyge an und wir starten zu einem tollen Ausflug. Thyge erzählt uns viel von früher, seiner Arbeit auf einer der Ölplattformen und all den Besonderheiten rund um Farsund.

„Ausflug mit Thyge“

„Ausflug mit Thyge“

Zuerst geht es zu dem Sandstrand Havik Strand. Gleich westlich von Farsund wird die Landschaft flach. Trotzdem liegen aber auch hier noch unzählige Felsinseln im Wasser herum, aber es gibt auch lange Sandstrände. Im Sommer soll hier der Badebetrieb toben, doch heute verzichten wir mal auf ein Schwimmerchen.

„Blick auf Jøllestø und Hydra im Hintergrund“

„Blick auf Jøllestø und Hydra im Hintergrund“

Von der Anhöhe über dem kleinen Fischerhafen Jøllestø, können wir nach Hydra herübersehen. Dort waren wir 2017, ein Trauminselchen direkt vor dem Flekkefjord.

„Der kleine Hafen hatte früher mal eine eigene Bahnstation. Nun hat er sie immer noch, aber es kommt kein Zug mehr 😂.“

„Der kleine Hafen hatte früher mal eine eigene Bahnstation. Nun hat er sie immer noch, aber es kommt kein Zug mehr 😂.“

„Lista Fyr“

„Lista Fyr“

Dann geht’s zum Lista Fyr, dem Leuchtturm, den wir als erstes gesehen haben, als wir von Schottland herübergekommen sind.

„Der Südwesten von Norwegen ist schon flach und anders.“

„Der Südwesten von Norwegen ist schon flach und anders.“

Etwas südlich des Lista Fyr erstreckt sich vor Vestbygd bzw. Borshavn ein riesiges Hafenbecken, das allerdings recht flach und wohl auch kniffelig anzusteuern ist. Uns war dieser Hafen noch nie aufgefallen, wahrscheinlich auch, weil er wohl doch eher etwas für Fischer und Locals ist.

„Auf der Mole von Borshavn I“

„Auf der Mole von Borshavn I“

„Auf der Mole von Borshavn II“

„Auf der Mole von Borshavn II“

Noch etwas weiter südlich liegt die Insel Rauna in einer malerischen Bucht. An ihrem Nordwestufer stehen viele Häuschen aufgereiht am Ufer. Jedes mit einem eigenen kleinen Liegeplatz.

„Zwischendrin ...“

„Zwischendrin …“

Doch für den Abschluss hebt sich Thyge noch Loshavn auf. Auf dem Weg dorthin fahren wir an der Ankerbucht Vågen entlang, in der wir direkt nach unserer Ankunft gelegen haben.

„Die Vågenbukten, dort haben wir vor Anker gelegen.“

„Die Vågenbukten, dort haben wir vor Anker gelegen.“

„Und dort sind wir reingekommen“

„Und dort sind wir reingekommen“

Diese Bucht war schon der Hammer, aber Loshavn toppt einfach alles. Zig weiße Holzhäuser stehen direkt an der Meerenge gegenüber der Insel Sandøya. Und wie auf Bestellung zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite.

„Loshavn I“

„Loshavn I“

„Loshavn II“

„Loshavn II“

„Loshavn III“

„Loshavn III“

„Der Leuchtturm Søndre Katland, draußen ist es immer noch sehr rau“

„Der Leuchtturm Søndre Katland, draußen ist es immer noch sehr rau“

„Loshavn IV“

„Loshavn IV“

Dann lädt uns Thyge noch zu sich nach Hause zu Kaffee und Waffeln ein. Seine Frau hat alles vorbereitet. Leider konnten wir uns ihren Namen nicht ordentlich merken, es war ein norwegischer Name, der für uns doch etwas ungewöhnlich war. Vielleicht schreiben uns die beiden ja noch, denn wenn es im nächsten Jahr wirklich mit unseren Norwegenplänen klappt, möchten wir die beiden ganz sicher noch einmal besuchen. So viel Gastfreundschaft ist unglaublich, wir sitzen noch bis zum späten Nachmittag zusammen und klönen.

Dann müssen wir aufbrechen. Wind und Wetter sehen zwar immer noch nicht danach aus, dass wir vielleicht morgen die nächste Etappe angehen können, aber vorbereitet wollen wir schon sein.

Farsund… erst da
58° 05′ 29,9″ N, 006° 48′ 28,5″ E

… dann da
58° 05′ 35,5″ N, 006° 48′ 27,3″ E