Es war wieder so ein typischer Fall. Aber was heißt hier »war« …, wenn wir ehrlich sind, dann ist es immer noch so. Erstens haben wir die anstehenden Arbeiten unterschätzt und zweitens unser Vorankommen überschätzt. Umgekehrt wäre es besser gewesen, aber so wurde der Berg an Arbeit, der vor uns lag und immer noch liegt, immer größer. Doch inzwischen haben wir den Gipfel fest im Blick. Beim nächsten Besuch auf der PINCOYA bauen wir das erste Mal wieder etwas ein und nehmen nur noch die letzten vier Schubladen mit nach Hause zum Lackieren.
Doch es ist schon Anfang März und so werden wir im BYC wohl mal nach einer Verlängerung fragen müssen. Bis Ende März schaffen wir es in keinem Fall. Und dann sind da ja auch noch solche »Kleinigkeiten« wie der Wechsel des Ruderlagers, der Tausch des Zahnriemen am Motor, der Tausch der Wasserpumpe und das Unterwasserschiff in seiner ganzen, pockigen Schönheit, das nach 2 1/2 Jahren nun wirklich mal dringend neu gemacht werden muss. Die Reparatur des Wasserstags, die neuen Achterstagen, die Reparatur des Kutterstags und das Einziehen eines neuen Koaxialkabels für die Funke in den Mast sind dagegen schon so gut wie erledigt, wenn auch nur in unseren Köpfen 😂.
Die »innere Renovierung« der PINCOYA ist zu einem echten Refit herangewachsen. Immer wieder standen wir vor Entscheidung: »Das jetzt auch noch? Och nö… Doch wenn nicht jetzt, wann dann?« So etwas wird leicht zu einem Teufelskreis, in dem kein wirkliches Ende mehr zu finden ist. Die Holzarbeiten zuhause sind ja auch nur die eine Seite der Medaille, für all das »eingebaute Holz« müssen wir auch noch einen sinnvollen Kompromiss finden. Aber wenigstens zuhause ist nun ein Ende abzusehen und auch das Softschott hat inzwischen große Fortschritte gemacht, auf die wir auch wirklich stolz sind. Wir haben zwar schon viel genäht, aber uns mit dem Softschott das erste Mal an dreidimensionale Rundungen gewagt. Das Einnähen der beiden fast 2 m langen Reißverschlüsse war kniffelig, ist aber gut gelungen. Da freuen wir uns schon auf den nächsten Termin zum Anpassen der restlichen Ecken.
Vier Tage auf der PINCOYA
Wie gesagt, zuhause sind wir fast fertig, doch auf der PINCOYA haben wir noch nicht einmal richtig begonnen. So quetschen wir zwischen all die anderen Verpflichtungen vier Basteltage auf der PINCOYA. Eigentlich wollten wir uns wesentlich intensiver um die PINCOYA kümmern, aber aufgrund von einigen anderen Sachen ist daraus bisher nicht so recht etwas geworden. Doch dieses Mal soll unsere Bastelzeit tatsächlich noch von einem unverschämten Wetterglück gekrönt werden. Es soll sonnig und trocken bleiben, auch wenn das klare Wetter und der Ostwind die ganze Sache nicht gerade kuschelig warm machen werden. Die Nächte werden frostig sein, aber Hauptsache es bleibt mal trocken, andere Wünsche haben wir schon gar nicht mehr. Wir müssen nun auf der PINCOYA wirklich mal richtig loslegen. Den aktuellen Verzug können wir jetzt schon in keinem Fall mehr bis Ende März aufholen.
Beim BYC haben wir inzwischen um eine Verlängerung gebeten und das wird wohl auch bis Ende April bzw. bis in den Mai möglich sein. Das wirft nun zwar schon wieder all unser Pläne über den Haufen, aber das kennen wir ja. Seitdem wir losgesegelt sind, hat sich kein Jahr so gestaltet, wie wir es geplant hatten.
Doch bevor wir irgendetwas wieder einbauen, müssen wir auch das Holz in der PINCOYA neu lackieren. Eigentlich könnten wir einfach vorne anfangen und hinten aufhören, denn alles Holz braucht ein ordentliches Refit. Aber damit würden wir uns unwiederbringlich aus der Umlaufbahn der kommenden Segelsaison schießen, könnten die Segelsachen getrost zu Hause lassen und bräuchten nur noch Arbeitsklamotten. Also gehen wir häppchenweise vor und machen als erstes die Schränke fertig. Doch das Lackieren der Holzflächen ist nur der eine Teil, denn wir haben uns ja entschlossen, die PINCOYA wenigstens auch teilweise zu dämmen. Auch die Dämmmatten aus selbstklebenden Armaflex, das wir mit Filz kaschieren, damit die Oberfläche etwas robuster ist, müssen erst einmal angebracht werden.
In den Regalen im Bad »üben« wir das das erste Mal. Die Flächen dort sind überschaubar und man kommt überall gut ran. Alles in allem geht die Sache ziemlich problemlos und eigentlich besser, als wir das gedacht hatten. Doch man muss sich »vorher« alles genau überlegen, denn einen zweiten Versuch gibt es nicht. Sowohl der Kleber des Filz als auch der Kleber des Armaflex kleben wie Sau. Dran ist dran, einen zweiten Versuch gibt es nicht und auch irgendwelche Korrekturen kann man getrost mal gleich vergessen. So denken wir über das »Wie« immer wieder länger nach, als das eigentliche Einkleben dann hinterher dauert.
Die Schränke sind schmal und die Bahnen, die wir kleben müssen, sind lang. Und es wird ganz schön schnell ziemlich eng, wenn zwei Personen mit vier Armen versuchen, einen etwa 30 cm breiten Streifen möglichst glatt an die Bordwand in einem ebenfalls 30 cm schmalen und 50 cm tiefen Schrank zu kleben 🤨. Den Filz kleben wir schon vorher auf das zugeschnittene Armaflex, der Rest ist dann noch fummelig genug.
Aber alles in allem klappt es prima und am ersten Abend sind schon zwei Schränke und die Schapps im Bad fertig 🥳. Hier kann die Kondensfeuchtigkeit nun schon mal keinen Schaden mehr anrichten. Und weil das alles am Ende doch recht gut geht, beschließen wir, die PINCOYA »möglichst umfassend« zu dämmen. Alles werden wir natürlich auf keinen Fall hinbekommen, aber wenn wir wenigstens die Bereiche dämmen, in denen die Staufeuchtigkeit den meisten Schaden anrichtet, dann wäre uns schon maximal geholfen.
Am Samstagmittag verkleben wir dann schon den letzten Rest des Filz. Die Schränke sind fertig, aber einige Schapps warten noch. Etwas 13 mm Armaflex haben wir noch, aber wir brauchen noch mehr und vor allem brauchen wir mehr Filz. Wir wussten ja vorher nicht, wie sich die Kombination aus Filz und Armaflex so verarbeiten lässt und vor allem, wie es hinterher aussieht. Deswegen hatten wir erst einmal nur »etwas« bestellt. Aber diese Kombination ist ein voller Erfolg. Es geht recht einfach, wenn man den Dreh raus hat, und vor allem sieht es auch wirklich gut aus. So wird unser Refit nun auch zu einem kleinen Beautifying für die PINCOYA, das zudem auch noch Schwachstellen beseitigt. Das macht wirklich Spaß und so freuen wir uns noch etwas mehr auf die nächsten Jahre. Doch das alles ist wirklich Arbeit, doch diese Arbeit müssen wir nun mal investieren. Nach 14 Jahren PINCOYA ist das auch definitiv mal dran. Immerhin geht unsere alte Dame inzwischen ja auch schon direkt auf ihre 30 zu.
Nachmittags kümmern wir uns dann endlich auch mal abschließend um den Wiedereinbau der Ankerwinde und die Reparatur des Wasserstags. Das Wetter passt, obwohl die Temperatur nicht gerade dazu auffordert, draußen mit Metall zu arbeiten 🥶. Am Wasserstag bohren wir noch mühselig eine der Aufnahmen so auf, dass nun auch dort ein 12er Bolzen passt. Dann ist auch das vollbracht und sollte nie wieder Ärger machen. Auf einem 8er Stahlwant sitzen nun Terminals und Spanner von Blue Wave mit 12er Bolzen. Das sollte reichen, auch wenn’s mal heftiger zur Sache geht.
Der Sonntag und Montag stehen voll im Zeichen des Holz-Refits. Wir schleifen und lackieren uns häppchenweise voran und beschließen, den Happen in der Pantry doch größer als ursprünglich geplant zu machen. Nachdem wir wirklich alles freigeräumt haben, schaut uns ein absolut notleidendes Holz an. Es ist ein Trauerspiel und schnell ist klar, dass hier unser häppchenweises Vorgehen nicht wirklich weiterhilft. Hier müssen wir den ganzen Happen schnappen und der heißt Pantry. Also beginnen wir, gleich nachdem das Häppchen »Bugkoje« ein zweites Mal lackiert ist, ein umfassendes Pantry-Refit. Wir kommen vom Hundertsten in Tausendste. Es ist zum Mäusemelken! Doch alles andere macht hier wirklich keinen Sinn. Der einzige Trost dabei ist, dass wir das alles »zum letzten Mal« machen. Wenn unser Refit auch nur wenigstens 15 Jahre hält, dann sind wir in der nächsten Refit-Runde definitiv nicht mehr dabei 😂 😇!
Leider ist die Relingstütze über der Pantry undicht. Die Wasserläufe sind unverkennbar. Doch die Relingstützen auf der PINCOYA gehören zu einem der dunkelsten Kapitel wahnsinnsbefruchteter Bootsbaukunst. Das Meiste hat die Bachs Werft ja wunderbar und sehr solide gelöst. Aber für die Montage der Relingstützen wäre der Chef wohl noch vor nicht allzu langer Zeit doppelt Kiel geholt worden. Das Abdichten und Wieder-Festschrauben dieser einen Relingstütze kostet uns nicht nur ein Viertel eines Schapps in der Pantry, weil wir uns erst einmal durch Wand und Decke fräsen müssen, sondern auch gleich noch 2 Stunden Montagezeit. 😠 😤 Das ist wirklich die maximale Grütze!
Am Montag ist dann auch das grautrübe Nieselregenwetter wieder zurück. Drei trockene Tage mit etwas Sonne reichen ja nun auch wirklich. Das ist das Maximum, was ein norddeutsches Seelchen so aushält. Mehr geht einfach nicht. Würde die Sonne länger scheinen, würden in jedem norddeutschen Dorf sofort Selbsthilfegruppen wie Pilze aus dem Boden schießen, um dem Trauma von Sonne und Wärme überhaupt irgendetwas entgegenzusetzen. Doch das ist ja nun Gott sei Dank nicht mehr notwendig, denn alles bleibt beim alten und vor allem so schön regengrau, wie wir es lieben 😟. Und zum Glück verharren die Temperaturen brav im einstelligen Bereich, zu überschwänglich muss der Frühling ja nun auch wieder nicht begrüßt werden.
Nachdem wir am Montag sowohl die Schränke in der Mittelkoje als auch die gesamte Pantry das erste Mal lackiert haben, wabert ein derartiger lösungsmittelhaltiger Dunst durch die PINCOYA, dass wir nur noch schnell das Softschott grob anpassen. Wie vermutet wäre das Fertigstellen der Spanngurte doch recht hilfreich gewesen, aber das haben wir zuhause nicht mehr geschafft. So beschließen wir, es beim nächsten Mal noch einmal richtig anzupassen und suchen ob des Gestanks lieber noch am Montagabend das Weite.
Eigentlich waren wir sehr erfolgreich, doch noch immer eröffnen sich neue Baustellen, um die wir uns kümmern müssen. Doch schon bald werden wir mit der nächsten Ladung Armaflex, Filz, Schleifpapier und Lack zur nächsten Runde wieder hochfahren.