In diesem Winter mussten wir bisher nur zweimal Henrys Scheiben kratzen. Sibirische Winter sind ja ohnehin selten in Hannover, aber in diesem Winter singt unsere Hausdrossel schon fast seit Weihnachten auf der alten Fernsehantenne ihr Morgenlied. Das fröhliche Frühlingssingen der Drossel wird nur kurz zu unseren Bastelwochenenden unterbrochen, denn dann kommt es regelmäßig zu spontanen Wintereinbrüchen, die sich aber spätestens mit unserer Rückkehr nach Hannover wieder erledigen.
Mitte Februar, selbstverständlich an einem Nicht-Bastelwochenende, war es so mild und sonnig, dass in uns echte Segelsehnsucht aufkeimte. Es war ein Gefühl, wie an diesen Tagen Anfang April, wenn man schon mal am Mai schnuppern darf. Echte und unverfälschte Frühlingsgefühle, nur dass die Zielrichtung eben eindeutig und gar nicht zweideutig ist. Und was liegt dann näher, als die Törns für die kommende Saison zu planen.
Im letzten Jahr hatte Lin etwas Pech mit ihrem Törnabschnitt. Johanna und Luiz hatten in ihrer ersten Woche den Sommer abbekommen und für Lin war im August nur noch Sturm und Herbstwetter übrig geblieben. Die große Runde über den Nord-Ostsee-Kanal, die Nordsee, den Limfjord und wieder zurück über die Ostsee ließ außerdem keinen großen Spielraum für Müßiggang. Oft mussten wir bei Wetter raus, dass wir eigentlich lieber im Hafen abgewartet hãtten. Das hat Astrid und mich zwar auch nicht wirklich begeistert, aber für Lin war das echt saudoof.
Auf der anderen Seite hatten wir letztes Jahr über Pfingsten unseren 3,5-Tage-fast-non-Stop-Trip nach Südschweden. Das war toll und das wollen wir nochmal und wir wollen mehr. Länger und weiter soll es werden.
Also werden wir dieses Jahr unseren großen Sommerurlaub zweiteilen. 14 Tage Strecke- und Non-Stop-Segeln allein und 3 Wochen Sommersegelrumtreiberei mit Lin. Den langen Schlag werden wir Ende Mai / Anfang Juni machen. Hierzu haben wir einfach mal 300 Seemeilen in den Zirkel genommen und um Heiligenhafen einen Kreis gezogen.
Ziel ist es, die 300 sm am Stück zu segeln, dann am Ziel herumzufaulenzen, um dann wieder 300 sm am Stück zurückzusegeln. Mal sehen, ob das klappt. Wenn man 300 sm am Stück machen will, dann ist dabei freies Wasser immer ganz hilfreich. Also gibt es eigentlich nur 2 Ziele, die man ernsthaft anpeilen kann. Südnorwegen mit Oslo oder Gotland mit Visby. Klar kommt auch noch Polen mit Danzig in Frage, aber das ist wirklich absolut genau “Ost hin” und “West zurück”. Das “Ost hin” dürfte wahrscheinlich kein Problem sein, aber das nackte und blanke “West zurück” könnte ein größeres Problem werden. In dem Trip nach Gotland steckt auch schon eine ganze Menge Ost / West drin, aber…. ja ja , man weiß es eben nicht. Norwegen wäre schon klasse, da waren wir auf eigenem Kiel auch noch gar nicht und es geht schnurstracks in Nord / Süd-Richtung. Das sollte eigentlich passen, wenn der Wind irgendwie aus West oder Ost kommt. Hoffen wir jedenfalls ;-). Am Ende wird der Wind entscheiden, aber es bleibt ein Glücksspiel mit der Hoffnung auf einen Halbwind-Gewinn.
Ende Juli / Anfang August gibt’s dann 3 Wochen Sommerurlaub mit Lin. Kein Ziel, kein Plan, keine Termine. Nur der Wind bestimmt, wohin es geht. Jeder Kurs ist recht, außer “gegenan”. So etwas haben wir uns schon immer mal wieder vorgenommen, aber nie verwirklicht. Wenn wir am Ende eines Törns noch Zeit hatten, haben wir uns treiben lassen. Jedes Mal waren wir begeistert und haben uns das ganz fest für den nächsten Sommer vorgenommen. Nun ist diesmal wirklich das “Treibenlassen” der Masterplan für unseren Sommertörn. Mal sehen, was es da noch so alles vor der Haustür zu entdecken gibt. Die neue Ankerwinde wird sicher ganz ordentlich etwas zu tun bekommen. Es gibt noch so viele Ecken, in denen wir noch nicht waren,und wo wir den Anker noch nicht fallen gelassen haben, dass uns sicher nicht langweilig wird. Außerdem entgehen wir durch das Ankern auch zur Hauptsaison dem großen Charterrummel in den Häfen der dänischen Südsee.
Eigentlich kann es jetzt gleich losgehen. Das Abwarten fällt immer schwerer, aber in guten 4 Wochen geht es ja schon wieder ins Wasser und dann geht’s wirklich los.