Alderney


Querqueville (Cherbourg) (F) -> Alderney (GB)
Distanz: 23,6 sm Gesamtdistanz 2024: 690,0 sm

„von Querqueville (Cherbourg) (F) -> nach Alderney (GB)“

„von Querqueville (Cherbourg) (F) -> nach Alderney (GB)“

Eigentlich wären wir gerne noch einen Tag länger vor Querqueville geblieben, doch das ganze Windgeschehen ist schon wieder dabei, sich gegen uns zu drehen. Als wir um halb neun starten, ist es noch nahezu windstill, doch die Tide läuft schon mal in die richtige Richtung. Und ganz allmählich nimmt auch der Wind draußen zu.

„Der Morgen beginnt sehr ruhig.“

„Der Morgen beginnt sehr ruhig.“

„Aber der Strom gibt alles. 10 Knoten Fahrt bei 11 Knoten Wind machen Spaß!“

„Aber der Strom gibt alles. 10 Knoten Fahrt bei 11 Knoten Wind machen Spaß!“

Von Cherbourg nach Alderney ist es nur ein Katzensprung, im Handumdrehen sehen wir schon die Umrisse der Insel am Horizont. Es ist diesig, von dem schönen Sonnenwetter der letzten beiden Tage ist nicht viel übrig geblieben.

„Frankreich geht, Alderney kommt“

„Frankreich geht, Alderney kommt“

„Zum zweiten Mal empfängt uns Alderney sehr naturtrüb“

„Zum zweiten Mal empfängt uns Alderney sehr naturtrüb“

Schon mittags fällt unser Anker im hinteren Bereich des Ankerfeldes vor Braye fast direkt neben der Untiefentonne. Ein idealer Platz, wir hätten nicht gedacht, dass der noch frei ist. Der Nordwest macht den gesamten Hafenbereich hinter der riesigen Mole zwar noch etwas unruhig, doch schon im Laufe des Tages soll es ja auf Südwest drehen. Dann sollte es ruhiger werden.

„Da liegen wir nun, direkt vor dem Strand.“

„Da liegen wir nun, direkt vor dem Strand.“


Es ist viel los. 2019 haben wir hier allein mit einem Dänen und einem Engländer gelegen. Damals war aber auch richtig schlechtes Wetter angekündigt und wir hatten beschlossen, unseren Anker mal unter realen Starkwindbedingungen in echtem Scheißwetter zu testen. Seitdem haben wir zwar alles Vertrauen in unser Ankergeschirr, aber auch gelernt, dass die Gefahr fast immer nicht vom Wetter ausgeht.

Es ist voll, die Moorings sind komplett belegt und so bemühen sich viele um ein halbwegs passables Ankermanöver. Dreimal werfen Neuankömmlinge direkt neben unserer Ankerboje ihren Anker und wundern sich, dass sie kurz darauf bei uns mehr oder weniger längsseits liegen. Ein verzweifelter Holländer liegt am Ende 15 m neben uns und hat keine Idee mehr, wie er das noch ändern könnte, ohne eine Scheidung zu riskieren. Vielleicht würde er ja sogar noch einen weiteren Versuch wagen, aber seine Liebste ist mit einen deutlich vernehmbaren Schlussstatement unter Deck verschwunden, das auch für Nicht-Muttersprachler das Problem des Holländers nur allzu verständlich gemacht hat.

Immer wieder kann man das Ungemach förmlich kommen sehen. Neben den gelben Moorings für normale Schiffe, gibt es noch einige rote Moorings für echt große Kähne. Erst werden die kleinen, gelben Moorings erfolglos abgefahren, dann schickt der Skipper seine Liebste mit dem Bootshaken nach vorn, um den armdicken Tampen einer roten Mooring aufzunehmen. In dieser Taktik schlummern allerdings für Segler zwei, aber für Motorbootfahrer gleich drei Probleme. Erstens ist ein handelsüblicher Bootshaken dem dicken Tampen kaum gewachsen und zweitens ist die Liebste einfach nicht kräftig genug, den Tampen hochzuziehen, festzuhalten und dann auch noch über die Klampe zu legen. Bei Motorbootfahrern kommt noch ein drittes Problem hinzu, denn am Bootshaken wurde gespart und so ist er schlicht zu kurz, um von dem gewaltigen Bug des Motorschobens überhaupt die Wasseroberfläche zu erreichen.

So hat die Liebste, egal ob auf einem Segelschiff oder auf einem Motorschoben, gar keine Chance, den Mooringtampen zu halten oder auch wenigstens nur zu erwischen. Erwischt die Liebste den Tampen, versucht sie ihn verzweifelt mit immer länger werdenden Armen zu halten, stemmt ihren Oberkörper gegen die Reeling und versucht mit allen Körperteilen nicht darüber hinwegzurutschen, während der Skipper ihr wenig liebliche Durchhalteparolen von achtern zuruft. Kurz darauf platscht der sicher geglaubte Tampen wieder zurück ins Wasser, was den Skipper spätestens nach dem dritten Versuch zu Variante zwei beflügelt. Er beordert seine Liebste zum Heck und auf die Badeplattform und steuert zielsicher die rote Mooring rückwärts an. Trotz kreischendem Bugstrahlruder ist diese Aktion aber auch nicht von Erfolg gekrönt und der Skipper dreht mit einem selbstsicheren Lächeln ab, das jedem im Ankerfeld klar macht, dass das vorangegangene Manöver exakt so geplant war und gar nicht anders enden sollte.

Und genau an dieser Stelle wendet sich das Schicksal in zwei Richtungen. Entweder kommt der Hafenmeister mit seinem Gummiboot gerade zufällig vorbei, reicht den Tampen hoch und kassiert 40 £ für die große Mooring, oder es wird besagtes Ankergeschirr bereit gemacht und durch das Ankerfeld geht ein Raunen. Neues Spiel, neues Glück. Da ist es schon hilfreich, wenn man dicht neben einer Untiefentonne liegt, dort trauen sich wenigstens nur die kleinen hin, die nicht ganz so viel Schaden anrichten können.


„So werden auf Alderney neue Besucher empfangen“

„So werden auf Alderney neue Besucher empfangen“

Trotz alldem fahren wir mit unserem Gummiboot an den Strand. Hier ist das Anlanden komfortabel und problemlos möglich. Es gibt zwar auch ein Dinghy-Dock im Hafen, aber bei dem Andrang heute ziehen wir doch lieber die Strandvariante vor. Als erstes gehen wir zum Einchecken, was nun nicht mehr im Office des Hafenmeisters stattfindet, sondern über ein Formular, das in einem grauen Kasten bereitliegt und ausgefüllt in den gelben Kasten gesteckt werden muss. Da wir keinen Kugelschreiber dabei haben, ordern wir in dem Pub am Strand zwei Bier und einen Pencil. Damit sind wir wohl nicht die Einzigen, denn die Dame an der Bar hat sofort ein ganzes Glas voller Kugelschreiber griffbereit.

„Formularservice im Beach Pub“

„Formularservice im Beach Pub“


Nachdem wir erfolgreich eingecheckt haben, schauen wir mal an der Tanke im Hafen, wie dort die Öffnungszeiten sind. Reinfahren kann man nur zu Hochwasser, aber wir haben ja Kanister, da sollte das Tanken tagsüber immer möglich sein. Auf der Säule steht 1,77 £ und ich frage den Mann an der Tanke, ob das der preiswerte Preis für den zollfreien roten Diesel ist. Nein nein, die Anzeige sei kaputt, – mir fällt ein Stein vom Herzen, denn 1,77 £ wären ungefähr 55 Cent mehr, als der verzollte Diesel an der normalen Straßentankstelle in Holland kostet hat -, 1,52 £ wäre der richtige Preis. Hä? 🧐 Der Schiffsjunge rechnet noch einmal schnell nach 😓. Auch 1,52 £ liegen noch deutlich über dem kontinentalen Preis für versteuerten Diesel an jeder Straßentanke.

„Das ist schon recht voll“

„Das ist schon recht voll“

In diesem Moment schwingt ein holländisches Pärchen zielsicher vier Kanister auf die Pier und beginnt diese zu befüllen. Ich sehe, wie ein Lächeln den Mund des netten Tankwarts umspielt, der sich hilfsbereit um die nächsten Kanister kümmert. Wir kommen mit den Holländern ins Gespräch. Es wäre ja echt toll, wie preiswert man hier auf den Kanalinsel tanken könne. Sie wollten ins Mittelmeer, da wäre ja alles viel teurer. Mein Hinweis, dass das Mittelmeer ganz offensichtlich schon hier begonnen hat, wenn man mal von den Wassertemperaturen absieht 🤨, und man in Holland überall preiswerter tanken kann als hier auf Alderney, findet irgendwie kein Gehör. Die beiden tanken munter weiter und so wartet die Erkenntnis wohl bis zur nächsten Kreditkartenabrechnung.

„Wir liegen in der Mitte, direkt hinter dem Fishing pontoon“

„Wir liegen in der Mitte, direkt hinter dem Fishing pontoon“


Da wir Helgoland als Billigtanke ja ausgelassen haben, waren die Kanalinsel für uns zu einem festen Ziel geworden, um zu tanken. 90 p hatten wir vor einigen Wochen für Guernsey recherchiert und waren stiekum davon ausgegangen, dass das dann wohl auch für Alderney gilt. Doch der Tankwart von Alderney scheint sein eigenes Business-Modell zu haben, was wohl auch erklärt, warum es zu dem Dieselpreis auf Alderney keine Info im Netz gibt.

Zurück auf der PINCOYA recherchieren wir noch einmal die Preise für die Tanke in Saint Peter Port auf Guernsey. Und sofern die Anzeige im Internet nicht auch kaputt ist, will man dort nur 91 p für den Liter haben. Später bestätigen uns Ute & Peter von der Ruby Tuesday auch diese 91 p. Die beiden kommen direkt aus Guernsey.


Voll eingeseift
Am nächsten Tag zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Allerdings lässt die Wassertemperatur noch etwas zu wünschen übrig. Mit dem letzten Nordwind scheint sich auch etwas Grönlandwasser unter das Wasser im Englischen Kanal gemischt zu haben. Da der Schiffsjunge den Landausflug aber nicht ungewaschen antreten möchte, beschließt er, am Heck warm zu duschen. Und alles läuft auch absolut reibungslos, bis er über und über eingeseift auf der Badeplattform steht. So wie ihn der Herr erschaffen hat, nur eben schaumig, wie der kleine Bruder der Schaumgeborenen.

Und genau in diesem Moment kommt kein einziges Tröpfchen Wasser mehr aus der Dusche. “Hast du die Pumpe ausgestellt?” “Nee, die leuchtet!” Verzweifelt drückt der Schiffsjunge auf die Taste der Handdusche und die Capitana dreht am Waschbecken das Wasser auf. Ihre Diagnose ist niederschmetternd! “Kommt nix mehr, is aber an!” “Und jetzt?” “Weiß nicht, kommt eben nix mehr, scheint wieder kaputt zu sein!”

Drei oder viermal geht der Blick des Schiffsjungen zwischen der Dusche, die das warme Wasser nicht mehr hergeben will, und dem Grönlandwasser am Heck der PINCOYA hin und her. Mit einem “Och nö!” und vielen weiteren bösen Worten, die man weder sagen und noch weniger in einem Blog schreiben darf, fügt sich der Schiffsjunge seinem Schicksal 😤 🥶 ☠️ 🥶 😤.

„Pumpentausch“

„Pumpentausch“

Der Rest des Vormittags vergeht nun nicht mehr mit einem Spaziergang in der Sonne, sondern verfliegt wieder einmal im Motorraum der PINCOYA. Glücklicherweise haben wir uns noch auf den letzten Drücker eine neue Frischwasserpumpe als Ersatz nach Bremerhaven in die Marina schicken lassen. Eine Vorahnung, denn die schrottige Jabsco-Pumpe ist ja erst 2 Jahre alt und hatte schon einmal einen Aussetzer. Diesmal haben wir uns für eine Marco-Zahnradpumpe entschieden, auch weil die Dieselpumpe von Marco zum Befüllen unseres Tagestanks seit fast zehn Jahren zuverlässig ihren Dienst tut. Aber auch wegen der Anfälligkeiten wollten wir nicht noch einmal eine Diaphragma Pumpe nehmen. Die Marco-Pumpe ist eine Offenbarung, noch nie hatten wir eine so leise und effektive Pumpe, die auch noch elektronisch geregelt und trockenlaufsicher ist. Mal sehen wie sich sich über die Jahre bewährt.

Gleich nachdem das Warmwasser wieder läuft, steht die Capitana mit einem Handtuch im Niedergang und verkündet, dass wir gleich nach ihrer warmen Dusche dann auch zu unserem Spaziergang aufbrechen können. 😂


Spaziergang zum Leuchtturm

„Unser Spaziergang zum Leuchtturm“

„Unser Spaziergang zum Leuchtturm“

Wieder landen wir am Strand an und machen fast denselben Spaziergang, den wir 2019 schon einmal gemacht haben.

„Alderney hat sehr schöne Strände und nicht nur Felsen.“

„Alderney hat sehr schöne Strände und nicht nur Felsen.“

Auf Alderney gibt es sogar eine Eisenbahn, die auch noch zu besonderen Anlässen und am Mittwoch fährt. Das behauptet wenigstens der Fahrplan am Hauptbahnhof gleich am Hafen.

„Oben der Hauptbahnhof, aber gerade ist leider kein Fahrtag.“

„Oben der Hauptbahnhof, aber gerade ist leider kein Fahrtag.“

Da nun allerdings schon Donnerstag ist, gehen wir entlang der Bahnstrecke zum Quesnard Lighthouse im Norden zu Fuß. Dieser Leuchtturm ist zwar nicht mehr so richtig in Betrieb, aber sehr schön erhalten und gepflegt. Besonders eindrucksvoll sind die Nebelhörner, die müssen mit ihrem Tuuuut jeden von den Klippen blasen können 😂.

„Schroffe Felsen am Quesnard Lighthouse“

„Schroffe Felsen am Quesnard Lighthouse“

„Das Quesnard Lighthouse“

„Das Quesnard Lighthouse“

„Der GROSSE TUUUUUT!“

„Der GROSSE TUUUUUT!“

Zurück geht es dann entlang der Klippen und Strände an der Küste. Erst spät sind wir wieder zurück auf der PINCOYA.

„Hotels in früheren Burgen.“

„Hotels in früheren Burgen.“

„Der Anchorage vor Braye“

„Der Anchorage vor Braye“

Spät kommen auch Ute & Peter mit ihrer Ruby Tuesday aus Guernsey an. Wir haben uns vor vielen Jahren das erste Mal in Heiligenhafen getroffen und nun kreuzen sich unsere Kurslinien wieder einmal. Lange sitzen wir abends noch zusammen. Es gibt viel zu erzählen.


Noch eine Runde in die City von St. Anne

„Unser Spaziergang nach St. Anne“

„Unser Spaziergang nach St. Anne“

„Schienenersatzverkehr, heute fährt kein Zug.“

„Schienenersatzverkehr, heute fährt kein Zug.“

Am Freitag schlendern wir noch einmal in die City und frischen alte Erinnerungen aus 2019 auf, treffen Ute & Peter in einem der Cafés und drehen noch eine Runde über The Butes, von wo man eine sehr schöne Aussicht auf den Hafen hat. Als Höhepunkt der Alderney Week wird hier Sonntag eine große Party stattfinden. Die Alderney Week läuft zwar schon die ganze Woche, doch nicht überall ist das immer gleich zu spüren.

„In St. Anne“

„In St. Anne“

„Der Hafenbereich vor Braye“

„Der Hafenbereich vor Braye“

Abends kommen Ute & Peter noch einmal zu uns auf die PINCOYA. Zwei schöne Abende krönen unser Wiedersehen und morgen trennen sich schon wieder unsere Weg. Für Ute & Peter geht es zurück und für uns weiter.

49° 43′ 29,4″ N, 002° 11′ 41,8″ E