Porto Santo – die Rundreise


Für Dienstag mieten wir uns einen Leihwagen. 2021 haben wir unsere Klappräder gequält, um von hier nach da zu kommen. Allerdings haben wir auch nicht vergessen, wie sehr auch wir uns gequält haben. Jedes Kind weiß ja, dass Madeira brutal bergig ist, doch Porto Santo steht dem in nichts nach, besonders aus der Perspektive eines Klapprades. Also Mietwagen.

„Auf Warteposition für unsere Inselrunde“

„Auf Warteposition für unsere Inselrunde“

Um 9:00 brummen wir mit unserem Gummiboot in den Hafen und latschen guter Dinge zur Mietstation. Doch die Tür, auf der »9:00 aberto« steht, ist alles andere als »aberto«. Als es dann so langsam auf 10:00 geht, meinen wir uns an einen zweiten Eingang auf der Rückseite in der kleinen Altstadtgasse zu erinnern. Also hält Astrid vorn die Stellung und ich versuche den Hintereingang zu finden, der sich ja auch als Haupteingang entpuppen könnte. Da ich aber weder Hinter- noch Haupteingang finde, gehe ich andersherum zurück. Und da der Weg ja bekanntlich das Ziel ist, finde ich eine zweite Station desselben Vermieters auf einem Parkplatz, auf dem auch Autos stehen, die genauso aussehen, wie unser Mietwagen aussehen soll. Der Bürocontainer verspricht sofortigen Erfolg, ist aber verschlossen und jedes Rütteln und Klopfen verhallt unerhört in den Blechwänden des Container.

Zurück bei der Capitana beschließen wir, einfach mal die HotLine des Vermieters anzurufen. Klingel … Olá! Bom dia! O que é que eu posso fazer por eles? Den letzten Satz verstehen wir zwar nicht 🤔, aber er ist international und unvermeidlich für eine Service-HotLine 🤗. Oh ja, natürlich ist geöffnet, gleich um die Ecke steht ein Bürocontainer und dort stehen auch die Autos. Als wir um die Ecke kommen, steht in der eben noch verschlossenen Tür eine nette Dame, die wie wild winkt. Geschafft! Der Rest ist Kleinkram und schon haben wir unseren Fiat Panda, der uns nun für einen Tag die Insel zeigen soll.


Da der Schiffsjunge ja nun Rentner ist, haben sich für ihn einige Dinge deutlich vereinfacht. Die Diskussion, dass Rentner lieber doch frühzeitig ihren Führerschein abgeben sollten, da sie im Straßenverkehr ein umkalkulierbares Risiko darstellen, ist auch den Autovermietungen zu Ohren gekommen. So sind Rentner teurer als junge Damen im zärtlichen Alter der Capitana. Dies lässt die Capitana zwar schmollen 😖, vereinfacht aber doch frühere Diskussionen. So übernimmt der Schiffsjunge ab diesem Jahr wie selbstverständlich die Navigation 😂 😎 👍 und erwähnt nur ab und zu ganz beiläufig, dass das Alter in machen Fällen auch so seine Vorteile hat 😬.


Die Fenda da Dona Beja
Als erstes fahren wir zu dem Miradouro da Portela und den Windmühlen direkt über dem Hafen. Die Strecke hoch zu den Windmühlen hatte uns damals mit den Klapprädern schon gleich den Rest gegeben. Doch diesmal springen wir munter aus unserem Mietwagen und können die Aussicht ohne weiche Knie genießen.

„Der Ankerplatz vor der Marina, unten fast in der Mitte die PINCOYA“

„Der Ankerplatz vor der Marina, unten fast in der Mitte die PINCOYA“

„Porto de Abrigo do Porto Santo mit der Marina“

„Porto de Abrigo do Porto Santo mit der Marina“

„Vila Baleira, die Hauptstadt von Porto Santo“

„Vila Baleira, die Hauptstadt von Porto Santo“

„Und natürlich die Windmühlen“

„Und natürlich die Windmühlen“

Danach geht es auf die Südostseite von Porto Santo und herunter bis Porto dos Frades. Die Straße endet dort direkt am Meer, denn rechts und links führen nur ausgefahrene Schotterpisten weiter. Rechts geht es zu den tollen Sandversteinerungen und Dünenformationen, zu denen wir schon am Sonntag von der anderen Seite durch den Túnel da Ponta da Galé gewandert sind. Nun gehen wir mal nach links, also weiter in Richtung Norden. Hier sollen sich nicht nur weitere und wesentlich größere Sandversteinerungen und Dünenformationen befinden, sondern vor allem auch die Fenda da Dona Beja, ein nach oben offener Höhlenschlot aus eben diesen hoch verdichteten Sandablagerungen.

„Am Porto dos Frades“

„Am Porto dos Frades“

„Einsam in der wüstenartigen Landschaft liegt eine Art Ranch“

„Einsam in der wüstenartigen Landschaft liegt eine Art Ranch“

„Erste Sandversteinerungen recken sich hervor“

„Erste Sandversteinerungen recken sich hervor“

Nun sind wir keine Geologen und »Sandversteinerungen« ist unsere Wortschöpfung. Im Internet finden wir in einer wissenschaftlichen Arbeit, dass es sich um sogenannte Äolinite handeln soll. In jedem Fall sind es ziemlich hart verdichtete, schichtartige Sandablagerungen, die die schönsten und wildesten Formationen bilden. Mal glatt und mal schroff und mal erinnern sie an Termitenbauten, wenn sie so bizarr aus dem Sand der Dünen emporragen. Eine phantastische und urtypische Szenerie. Diese Ablagerungen sind zwar hart, aber eben nicht so hart und gleichmäßig gepresst wie echter Sandstein. Und sie bilden die Quelle der Sandstrände auf Porto Santo. Das ist auf Madeira einzigartig, denn die Hauptinsel hat so etwas gar nicht zu bieten.

„Bizarre Sandgebilde I“

„Bizarre Sandgebilde I“

„Bizarre Sandgebilde II“

„Bizarre Sandgebilde II“

„Ein Halbpanorama unseres Weges“

„Ein Halbpanorama unseres Weges“

„Meeraussichten am Porto dos Frades“

„Meeraussichten am Porto dos Frades“

Begeistert und staunend gehen wir nah am Ufer immer weiter nach Norden und finden am Ende eines Steinstrandes die Leiter zum Anstieg zur Fenda da Dona Beja. Etwas mühselig stapfen wir in dem feinen Dünensand nach oben und stehen dann vor dem Höhlenschlot. Auch noch im Nachhinein betrachtet ist dieser Sandsteinschlot eines der absoluten Highlights unserer Inselrunde. Und da dieses Naturwunder etwas abseits liegt, sind wir fast allein dort.

„Die Leiter zur Fenda da Dona Beja“

„Die Leiter zur Fenda da Dona Beja“

„In der Mitte die Capitana, um mal die Dimensionen zu zeigen“

„In der Mitte die Capitana, um mal die Dimensionen zu zeigen“

„In der Fenda da Dona Beja“

„In der Fenda da Dona Beja“

„Blick aus der Fenda da Dona Beja“

„Blick aus der Fenda da Dona Beja“

„Vor der Fenda da Dona Beja“

„Vor der Fenda da Dona Beja“


Der PR1
Danach geht es mit dem Auto weiter zu dem Parkplatz für den Wanderweg PR1. Porto Santo hat genau zwei ausgeschilderte Wanderwege, denn es gibt auch noch den PR2. Über den PR1 kann man zum Miradouro da Terra Chã und auch noch gleich zu dem Miradouro Pico Branco wandern. Nun sind wir ja alles, aber keine passionierten Wanderer, doch die 2,5 km hin sollten auch wir schaffen, auch wenn danach noch einmal 2,5 km zurück auf uns warten. Also los geht’s.

„Auf dem Parkplatz des PR1 im Norden von Porto Santo I“

„Auf dem Parkplatz des PR1 im Norden von Porto Santo I“

„Auf dem Parkplatz des PR1 im Norden von Porto Santo II“

„Auf dem Parkplatz des PR1 im Norden von Porto Santo II“

„Auf dem Weg. Ganz unten sieht man noch unser Auto.“

„Auf dem Weg. Ganz unten sieht man noch unser Auto.“

Die ersten knapp 1,8 km gehen flockig locker von der Sohle unserer Wanderschuhe, doch die letzten 700 m protzen mit gefühlt unendlichen Höhenmetern. Wie eine Dampflock schnauft sich der Schiffsjunge Höhenmeter um Höhenmeter und Stufe um Stufe empor. Dieser letzte Anstieg ist ohne jeden Zweifel auch der Grund, warum uns auf der ganzen Strecke nur ein einziger Wanderer entgegenkommt und sich absolut keiner mit uns zu den Miradouros emporschraubt.

„Der Weg ist trocken und wüstenartig karg.“

„Der Weg ist trocken und wüstenartig karg.“

„Nur den Diesteln gefällt das.“

„Nur den Diesteln gefällt das.“

„Ausblicke auf dem Weg zu den Miradouros“

„Ausblicke auf dem Weg zu den Miradouros“

Doch je weiter es bergan geht, desto näher kommen wir auch der steilen Felsküste im Nordosten von Porto Santo. Und auch hier ist eher der Weg das Ziel. Besonders der letzte Teil der Strecke protzt nicht nur mit vielen Höhenmetern, sondern insbesondere auch mit unzähligen phantastischen Ausblicken. Die Miradouros selbst sind beide eher unspektakulär. Es ist zwar schön, wenn man dort ankommt, aber die hübschen Ausblicke eröffnen sich doch eher auf den Wegen dorthin und weniger an den Miradouros selbst.

„Überraschend kommen wir in eine Art Wald. Und nun ist es nicht mehr weit.“

„Überraschend kommen wir in eine Art Wald. Und nun ist es nicht mehr weit.“

„Am Miradouro da Terra Chã“

„Am Miradouro da Terra Chã“

„Die unnahbare Nordostküste von Porto Santo“

„Die unnahbare Nordostküste von Porto Santo“

„Am Miradouro Pico Branco“

„Am Miradouro Pico Branco“

Etwas unterschätzt haben wir jedoch unseren Wasserbedarf. Und unsere Kehlen sind bald ebenso trocken wie Porto Santo selbst. Mit dem letzten Schluck Wasser erreichen wir wieder unser Auto und damit ist das nächste Ziel klar. Wir müssen als erstes ein Bistro oder einen Supermercado finden.


Porto das Salemas
Das Bistro finden wir in Camacha. Frisch gestärkt stellt sich dann die Frage: Was nun noch? So richtig viel latschen wollen wir nicht mehr, aber ein kleines Bad wäre schon ganz schön. Also fahren wir nach Porto das Salemas, wo es einige Naturschwimmbecken gibt. Bei Niedrigwasser bleibt dort das Wasser in großen Bassins zwischen den Vulkanfelsen zurück und die Bilder im Internet sehen wirklich verlockend aus. Ganz besonders nach den Höhenmetern unserer letzten Wanderung. Die Tide läuft zwar schon seit einiger Zeit wieder auf, aber vielleicht geht ja dort doch noch etwas.

Allerdings ist die Anfahrt nicht wirklich einfach bzw. offensichtlich. Der Navi zeigt zwar eine Abzweigung an, aber dort, wo er sie angezeigt, ist keine Straße, die abzweigt 😳. Erst im dritten Anlauf und in Schleichfahrt bemerken wir ein unscheinbares Schild, das direkt auf das Brachland neben der Straße zeigt 🤔. Mit den lediglich abgeflachten Bordsteinen ähnelt die Abzweigung eher einer Garageneinfahrt als einer abzweigenden Straße. Dahinter holpern wir auf eine ausgefahrene Schotterpiste, die uns bis zu einer Art Parkplatz führt. Hier ist für alle normalen Autos Schluss, denn ein Schild erlaubt nur noch echten 4WD-Autos die Weiterfahrt.

„Ein Fußweg in SECHS Sprachen. Es geht steil nach unten.“

„Ein Fußweg in SECHS Sprachen. Es geht steil nach unten.“

Hm …, eigentlich wollen wir ja nicht mehr laufen, aber die Neugier lässt uns mal um die erste Serpentine gucken. Natürlich zu Fuß, denn schon das erste Stück geht enorm steil nach unten, doch der Teil, der hinter der Serpentine liegt, bestätigt unmissverständlich, dass es hier ohne Allrad vielleicht noch runter, aber niemals wieder hoch geht.

Und ganz unten schimmern die Bassins. Was tun? Sollen wir? Eigentlich hatten wir ja …, aber vielleicht – ja doch bestimmt – der Wiederaufstieg wird nach einem erfrischenden Bad ganz sicher gar nicht mehr so schlimm sein.
Der Weg runter ist wirklich steil und unten stehen tatsächlich nur zwei Landrover. Normalerweise fahren Portugiesen mit ihren Fiat Pandas und Ford Fiestas offroad ja wirklich überall hin, doch ganz unten steht tatsächlich kein einziger kampferprobter Offroad-Panda. Das sagt mehr, als das Verkehrsschild oben versucht anzudeuten. Die Piste ist wirklich steil.


„Porto das Salemas“

„Porto das Salemas“

Wohlwollend kann man bei Porto das Salemas noch von einem Sandstrand sprechen, wobei der Sandstreifen nur für 5 oder 6 Badehandtücher ausreicht, wenn man nicht allzu sehr mit seinem Nachbarn kuscheln möchte. Doch von einem »Porto« kann wirklich keine Rede sein. Der überwiegende Teil des Strandes besteht aus Kieseln in allen Größen zwischen Kartoffeln und Wassermelonen. Doch wir wollen ja baden und uns nicht auf dem Strand herumlümmeln. Allerdings klatscht die Brandung mit dem auflaufenden Hochwasser schon beeindruckend über die vorgelagerten Felsen. Zwei Schwimmer sind noch in den Bassins und zwei zeigen uns gleich mal, das es wohl nur auf allen Vieren wieder rausgeht.

„Das Hochwasser kommt schon zurück in die Pools“

„Das Hochwasser kommt schon zurück in die Pools“

Unseren würdevollen und aufrechten Versuch, in die Bassins zu kommen, brechen wir krabbelnd und auf dem Hintern rutschend schon mal gleich nach den ersten Metern ab. Die Wellen spülen zwar nur mit etwa 40 cm über die flachen Felsen, aber Stehen und Gehen ist auf den glitschigen Steinen mit den kleinen sandigen Zwischenräumen unmöglich. Also krabbeln und rutschen wir voran, um nicht den Halt zu verlieren, wenn eine der Wellen zum Spülgang kommt. Die Haltung haben wir ja ohnehin schon verloren. Dann sitzen wir noch einen Meter vor dem Rand des ersten Bassins und überlegen, wir wir dort nun hineinkommen sollen. Diese Entscheidung nimmt uns dann allerdings eine der Wellen ab, die uns hinterrücks umspült und uns einfach in Bassin schubst.

„Der Zulauf ist nicht mehr ganz geschützt.“

„Der Zulauf ist nicht mehr ganz geschützt.“

Was für ein Schwimmerchen! Unglaublich! Die Wellen laufen wirklich schon beeindruckend hoch zwischen den Felsen in das Bassin ein. Wir gucken von unten nach oben und denken … upps. Aber dann schwappt es doch nur recht gelassen um uns herum. Nur über unserem potentiellen Rückweg strömt es immer wieder heftig gurgelnd. Und kaum sind wir im Bassin, stellt sich deswegen natürlich auch gleich die Frage, wie wir wieder zurückkommen könnten. Doch das ist nun erst einmal egal und wir genießen das Schwimmerchen. Immer wieder müssen wir aufpassen, den Wänden des Bassins nicht zu nahe zu kommen. Es ist kein Whirlpool, aber doch schon ein kräftiges »Schwappbad«.

„Die Bassins von Porto das Salemas bekommen Frischwasser.“

„Die Bassins von Porto das Salemas bekommen Frischwasser.“

Nachdem es uns dann im Bassin erst einmal lange genug gehoben, gesenkt und herumgedreht hat, feilen wir an einer Strategie, wieder herauszukommen. Dazu gibt es aber nur eine Möglichkeit. Eine der großen Wellen muss uns ebenso wieder über den Rand zurückspülen, wie uns vorher eine hereingespült hat. Bäuchlings paddelnd und mit den Händen Abstand zum Felsen haltend, warten wir auf unsere Gelegenheit. Und dann schwups, sitzen wir schon wieder oben auf unseren Hintern einen Meter neben dem Rand. Natürlich versucht der nächste Bursche, uns gleich wieder zurückzuspülen, aber wir entkommen krabbelnd in Richtung Strand. Elegant sieht das wohl eher nicht aus, aber allein die Wirkung zählt. Das Pärchen, dass eben noch mit uns im Pool war, robbt sich nun auch über den Rand. Die ganze Aktion erinnert tatsächlich eher an Seerobben, die eine Sandbank erklimmen 😂. Und zusammen schwappen wir dann Welle für Welle immer weiter in Richtung Ufer. Gezieltes Krabbeln und Rutschen führt mit Wellenunterstützung meist in die richtige Richtung. Elegant ist sicher anders, doch aus Sicht eines Walrosses sieht das bestimmt schon wieder ganz anders aus.

Was für ein Schwimmerchen, da hat sich der Abstieg absolut gelohnt! Und nachdem wir in der Sonne getrocknet sind, machen wir uns erfrischt an den Wiederaufstieg.

„Nach dem Bad und vor dem Wiederaufstieg“

„Nach dem Bad und vor dem Wiederaufstieg“

„Aut dem Rückweg von Porto das Salemas“

„Aut dem Rückweg von Porto das Salemas“

Dann geht’s zurück zur PINCOYA und unser Ausflugstag ist schon wieder vorbei. Doch wir sind ja nicht das letzte Mal auf Porto Santo. Wenn wir wiederkommen, werden wir mal eine Rundreise über die westliche Hälfte der Insel machen und gehen dann ganz sicher auch noch einmal für ein Schwimmerchen in die Pools. Dann aber wohl doch eher zu Niedrigwasser 😂.

vor Porto Santo
33° 03′ 38,4″ N, 016° 19′ 06,5″ W