Trotz all der Schwierigkeiten, die wir auf unserem ersten Atlantic-Crossing in die Karibik hatten, haben wir die Überfahrt doch sehr genossen. Natürlich nicht ununterbrochen und die ganze Zeit, dazu hat uns das gebrochene Want dann doch zu viele Sorgen gemacht. Doch ab und zu konnten wir unser drohendes Problem auch einfach mal vergessen und dann war es nur schön und entspannt. Und genau das haben wir eben auch nicht vergessen. Spätestens mit der Entscheidung, schon nach vier Monaten wieder den Rückweg aus der Karibik nach Europa anzutreten, war klar, dass wir noch einmal mit den Trade Winds von Ost nach West über den Atlantik segeln wollen. Dann aber möglichst etwas sorgenfreier.
Zum anderen haben wir 2023 an der Karibik geschnuppert und unsere Erwartungen wurden schon etwas zurechtgerückt. So haben wir nun eine Idee, wie es in dem gehypten Traumrevier aller Fahrtensegler wirklich ist und was wir vielleicht anders angehen sollten. 2023 war erst einmal alles neu, doch vieles war dann doch »etwas anders« als erwartet. Zudem hat uns die Reparatur des Riggs, auf die wir in Martinique so lange warten mussten, auch ziemlich ausgebremst. Doch um ehrlich zu sein, hat uns die ganze Geschichte mit dem Want nicht nur zeitlich ausgebremst. Egal, wie gut wir mit den Schwierigkeiten auf der Überfahrt auch klargekommen sind, sie steckten 2023 doch erst einmal noch in unseren Köpfen.
Zudem war 2023 mit fast 9.000 Seemeilen ein gewaltiges Segeljahr und nach diesem Jahr haben wir uns vorgenommen, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Aber so ein gewaltiges Segeljahr macht auch »hungrig«, denn es stößt Türen auf und lässt erahnen, was alles noch so geht.
Diese 3 1/2 Zutaten waren dann die Basis für unseren Wunschplan 2025. Und weil es uns mit der dritten Zutat wirklich ernst ist, haben wir unsere Pläne auch gleich mal etwas gestreckt. So hängen an unserem Wunschplan 2025 nun auch noch gleich die Wunschpläne 26, 27 und vielleicht sogar noch 28 dran. Natürlich zunächst einmal nur mit einer groben Idee, denn anders, als man denkt, kommt es ja eh von ganz allein. Auch diesmal gibt es Ungewissheiten, die erst mit der Zeit zu einer Gewissheit in der einen oder anderen Richtung werden. Doch das ist natürlich kein Grund, nicht schon mal mit 2025 zu beginnen.
Doch »gestrecke« Reisepläne in der Karibik und an der Ostküste der USA bedeuten auch, dass man nicht nur eine Hurrikansaison mit einplanen muss. Und damit stellt sich auch gleich die Frage, wo man dann sein möchte bzw. sein sollte, wie man dort rechtzeitig hinkommt und wann es dann von dort weitergehen kann. Die diesjährige Hurrikansaison ist ja noch nicht zu Ende, aber Beryl (5), Helene (4) und Milton (5) sind vielen ja noch gut in Erinnerung. So etwas wollen wir unter keinen Umständen erleben.
Im Internet haben wir auch diese Karte mit allen historischen Hurricanes und ihren Zugbahnen gefunden.
Unter all den Zugbahnen schauen ganz im Norden in Kanada erst wieder Ottawa und Toronto hervor und im Süden Venezuela und Kolumbien. An der US-amerikanische Ostküste ist also die Chance auch gar nicht so schlecht, einen auf die Mütze zu bekommen. Wenn man also nicht unter dem wilden Knäuel all der Zugbahnen in einem sogenannten Hurricane-Hole alles auf die eine Karte mit seinem Glück setzen möchte, muss man an der US-amerikanischen Ostküste schon deutlich nördlich der Chesapeake Bay bleiben und im Süden bleiben nur Panama, die ABC-Inseln und Trinidad/Tobago übrig. Venezuela und Kolumbien sind zwar auch hurricane-save, kommen aber aus politischen Gründen und wegen Piraterie eher weniger in Frage.
Eine Hurricane-Saison läuft immer vom 1. Juni bis zum 30. November. Das Risiko erwischt zu werden, können wir natürlich nicht ganz ausschließen, aber wir werden zusehen, es bestmöglich zu minimieren. Denn Schäden durch sogenannte »named storms« übernimmt unsere Versicherung nicht und ganz abgesehen davon, wollen wir die PINCOYA so behalten, wie sie ist, denn genug Arbeit und auch Herzblut steckt inzwischen in ihr drin.
2025 und der Plan
Wenn wir Ende November zurück auf Fuerteventura sind, werden wir gleich damit beginnen, unser nächstes Crossing vorzubereiten und uns dann auch sukzessive in Startposition bringen. Der Startschuss zu unserem Wunschplan 2025 fällt also schon 2024, direkt wenn wir zurück sind. Kurz vor Weihnachten wollen wir die Kanaren in Richtung Karibik verlassen und so wartet auf uns ein besonderes Weihnachtsfest und ein besonderer Jahreswechsel mitten auf dem Atlantik. Von wo wir schlussendlich starten, wissen wir noch nicht, doch Teneriffa, La Palma oder wieder El Hierro haben gute Chancen.
Je nach Startdatum, Wind und Wetter werden wir dann wohl nach rund 21 Tagen und 2.700 sm in der ersten Januarhälfte Barbados erreichen. Cabo Verde wollen wir dieses Mal auslassen und direkt in die Karibik gehen. Aber dennoch müssen wir erst einmal weit nach Süden, um dort die Trade Winds gut zu erwischen. Barbados ist die östlichste Karibikinsel und wenn man Barbados besuchen möchte, dann ist es am einfachsten, dies gleich zu Beginn zu tun, sozusagen auf der Anreise.
Danach soll es nach Grenada gehen und von dort werden wir in den kleinen Antillen langsam nach Norden segeln. Wir sind uns nicht ganz sicher, was uns auf den südlichen Grenadinen, die ja noch zu Grenada gehören, erwartet. Carriacou ist ja am ersten Juli diesen Jahres von Beryl heimgesucht worden. Dieser Hurricane traf Carriacou als Kategorie 4 und erreichte später den Spitzenplatz als der früheste Kategorie 5 Hurricane seit Aufzeichnungsbeginn. Carriacou wurde vollständig verwüstet, aber wir haben über den OCC auch Nachrichten erhalten, dass dort alles getan wird, um wieder auf die Beine zu kommen. Sicherlich fühlt es sich für viele merkwürdig an, dort nun als »westlicher Tourist« gleich wieder aufzuschlagen. Doch Carriacou lebt vom Tourismus und wie soll es dort jemals wieder etwas werden, wenn nun auch noch die Touristen ausbleiben und gar kein Geld mehr auf die Insel kommt?
Danach geht es über die nördlichen Grenadinen weiter nach Norden. St. Vincent und St. Lucia werden wir wohl auslassen, denn diese beiden Inseln haben schon ein gewisses Sicherheitsproblem. Dann kommt Martinique, was schon allein wegen einer neuen Grundversorgung nahezu unumgänglich ist. Auf Dominica werden wir diesmal etwas mehr Zeit verbringen und sicher auch den einen oder anderen Landausflug machen. Und auf Guadeloupe steht nun auch Marie-Galante auf dem Programm. Danach müssen wir mal sehen, wie es im Norden von Guadeloupe aussieht, bevor wir noch einmal Antigua und dann auch Barbuda in Angriff nehmen.
Als weiterer Versorgungspunkt ist dann Saint Martin fest eingeplant und wenn uns bis dahin etwas eingefallen ist, was wir noch unbedingt bestellen müssen, werden wir das zollfrei auf Saint Martin machen, bevor es in Richtung der Virgin Islands weitergeht. Insgesamt liegen dort ja drei »Virgins« herum, eine britische, eine amerikanische und eine puerto-ricanische. Unsere Tendenz geht eher dahin, nur die puerto-ricanischen Virgin Islands in Angriff zu nehmen, aber mal sehen.
Und dann geht mit Puerto Rico und vielleicht noch einer kleinen Stippvisite in der Dominican Republic unsere »Nordtour« auch schon langsam zu Ende. Erstens ist es dann sicher schon langsam Zeit, an die herannahende Hurricane-Saison zu denken und zweitens sollten wir nicht viel weiter nach Westen segeln, denn die ABC-Inseln liegen genau südlich von der Dominican Republic. Es sind zwar nur etwa 400 sm, aber je weiter wir nach Westen kommen, desto ungünstiger werden für uns die Wind- und Strömungsverhältnisse, um Curaçao zu erreichen. Und Curaçao wird dann unser »Parkplatz« für einen Teil der Hurricane-Saison 2025 sein.
Doch etwas wollen wir dort schon noch herumsegeln, bevor es auf Heimaturlaub geht. Eigentlich hatten wir auch an einen kleinen Abstecher auf das Archipelago Los Roques gedacht. Das gehört zwar zu Venezuela, soll aber sicher sein. Doch man scheint dort nun beschlossen zu haben, den Staatshaushalt von Venezuela über happige Gebühren zu refinanzieren. Wohl auch deswegen sind aktuelle Informationen rar, die man so im Internet ergattern kann, und die wenigen Reports, die man findet, klingen doch eher abschreckend. In Summe 500 UDS für 14 Tage ist nichts, was wir uns leisten können und in einer letzten Meldung sollen die 14 Tage nun auch noch auf 5 Tage reduziert worden sein. Das hört sich eher nach Abschreckung an, was leider wohl inzwischen auch für Bonair so zutrifft. So müssen wir mal sehen, ob wir nicht vielleicht doch einige Wochen früher fliegen, um hinterher einfach etwas mehr Panama zu machen.
Wie auch immer, in jedem Fall haben wir geplant die PINCOYA für zwei Monate in Willemstad auf Curaçao rauszunehmen und abzustellen, um nach Hause zu fliegen.
Ja, soweit der Plan…dann werden wir ca. 8 Monate unterwegs gewesen sein, mal sehen, ob das alles bis dahin so geklappt hat.
Ende 2025 und dann weiter
Alles was nach unserer Rückkehr passiert, ist noch nicht so ganz klar. In jedem Fall wird es wieder nach Norden gehen, sobald die Hurricane-Saison im November zu Ende geht. Ob es dann via Panama, was ja noch hurricane-save ist, und via den Inseln San Andrés und Providencia, die ja beide zu Kolumbien gehören, nach Belize und Mexiko geht oder wir über die Cayman Islands nach Norden gehen, wird sich noch finden. In jedem Fall gibt es Staaten in Mittelamerika, die man vielleicht doch besser meiden und weit umfahren sollte.
Eigentlich steht Cuba inzwischen auch ganz oben auf unserer Wunschliste, aber die Kombination von Cuba und den USA macht einige Probleme. Einfach mal von hier nach dort segeln ist zwar seglerisch einfach, aber politisch doch eher unerwünscht. Und da wir mit der beginnenden Hurricane-Saison 2026 schon auf Höhe von South Carolina sein sollten, werden wir 2026 Cuba nicht machen können. Wir hatten ja schon geschrieben, dass all diese Planungen reichlich Nebenwirkungen und Abhängigkeiten haben, es ist schwierig, neben den Hurricanes auch noch politische, Visa-zeitliche und zolltechnische Dinge immer so unter einen Hut zu bekommen, dass es passt. Ganz abgesehen von den privaten Dingen und auch der Notwendigkeit, die PINCOYA auch irgendwann mal wieder mit einem neuen Unterwasseranstrich zu versehen.
Und da wir so wohl im März / April in den Keys in Florida mit den USA beginnen müssen, um im Mai / Juni auf Höhe der Chesapeake Bay zu sein, müssen wir die USA dann auch irgendwann nach Canada, Nova Scotia, wieder verlassen, denn wir werden in der zweiten Jahreshälfte noch einmal einige Monate brauchen, um wieder an der Ostküste nach Süden zu segeln.
Natürlich! Nichts genaues weiß man nicht, wenigstens noch nicht. Doch auf unserer Fahrt in den Norden werden wir einiges auslassen müssen, was wir dann aber auf unserer Fahrt in den Süden nachholen wollen. Wann wir 2026 dann einen Heimaturlaub einschieben sollen oder wie und wann wir unsere Verwandten in Canada besuchen, ist uns noch nicht ganz klar, denn die Monate sind vollgestopft. Und vielleicht sind sie so vollgestopft, dass wir auch noch 2027 auf der anderen Seite des Atlantiks verbringen werden und erst 2028 zurückkommen. Denn zwei große Ziele warten ja dann immer noch auf uns, die Bahamas und auch Cuba. Dann müssten wir aber eine Idee haben, wie und wo wir die dritte Hurricane-Saison verbringen und die haben wir auch noch nicht.
Doch all das wird sich klären, und wenn etwas dazwischen kommt, kommt sowie so alles anders. Deswegen beginnen wir nun erst einmal Ende November mit unseren Vorbereitungen für ein nächstes Crossing und freuen uns auf Weihnachten und das Neue Jahre mitten auf dem Atlantik.