Grenada – Ronde Island


Prickly Bay -> Maran Bay -> Ronde Island, Grenada
Distanz: 37,7 sm – Gesamtdistanz 2025: 3.260,5 sm

„von der Prickly Bay - > über die Maran Bay -> nach Ronde Island“

„von der Prickly Bay – > über die Maran Bay -> nach Ronde Island“


Prickly Bay -> Maran Bay
Es ist mal wieder Zeit, etwas zu segeln. Grenada hat uns bisher richtig gut gefallen und es gibt auch noch einiges, was wir gerne sehen und machen würden. Doch vor uns liegt noch viel mehr und das beginnt als erstes gleich mal mit Carriacou und den Grenadinen. Darauf sind wir tatsächlich noch etwas mehr gespannt.

„der westliche Ausgang der Prickly Bay“

„der westliche Ausgang der Prickly Bay“

Es ist ruhig geworden. Der Wind scheint eine kleine Pause eingelegt zu haben, denn es bläst nun mal nicht mehr mit knapp 20 kn. Als nächsten Stopp in Richtung Norden haben wir uns Ronde Island ausgesucht, die kleine Insel zwischen Grenada und Carriacou.


Mit dem leichten Wind kommen wir im Süden von Grenada noch gut ums Eck, doch im Lee der Insel wird’s dann zäh. Doch bevor es zäh wird, wird es erst einmal aufregend. Wir hatten ja neue Köder für unsere Angel gekauft und noch im Ausgang der Prickly Bay haben wir schon einen kleinen Barracuda. Gerade genug für ein üppiges Dinner zu zweit. So’n Barracuda ist ja bei Leibe kein hübscher Fisch. Wenn man ehrlich ist, sieht er schon richtig fies aus. Ein Raubfisch, der kaum raubfischiger aussehen könnte.

„Wir haben einen recht bissigen Barracuda gefangen.“

„Wir haben einen recht bissigen Barracuda gefangen.“

Schnell haben wir ihn mit dem Käscher an Bord, doch er hat sich absolut in den Haken verbissen. Seitdem ich in Spanien so unbedarft, aber auch mit viel Glück ein recht großes Petermännchen mit bloßen Händen niedergerungen habe, haben wir dicke Lederarbeitshandschuhe an Bord, um die Fische zu greifen und festzuhalten. Das ist nicht nur bei Petermännchen eine recht »gesunde« Idee, auch viele andere Fische haben sehr spitze Rückenflossen, auch wenn diese kein Gift enthalten. Doch die Zähne des Barracudas gehen wie geschmiert durch das dicke Leder. Der Kerl sieht nicht nur fies aus, er hat auch wirklich ein fieses Gebiss.


„Im Südwesten um Grenada herum, unten St George's“

„Im Südwesten um Grenada herum, unten St George's“

Auf der Westseite, etwa auf Höhe von St George’s wird der Wind dann unstet, körselt etwas herum und schläft ein. Doch kurz darauf kommt er aus Westen zurück und verlässt uns aus dieser Richtung auch bis zur Maran Bay nicht mehr. Wahrscheinlich sind inzwischen die Berge warm genug, um uns diesen hübschen Seewind zu bescheren. So geht es langsam, aber gut voran. Da ist es uns dann auch ganz egal, aus welcher Richtung es weht. Hauptsache, es segelt etwas.

„Gouyave südlich der Maran Bay“

„Gouyave südlich der Maran Bay“

Um vor Ronde Island nicht im Dunkeln anzukommen, beschließen wir, etwas nördlich von Gouyave in der Maran Bay zu ankern, auch um uns erst einmal dem Barracuda zu widmen. Doch so’n Barracuda sieht nicht nur fies aus, er ist auch nicht gerade ein unproblematischer Fisch, denn er reichert als Jäger an Korallenriffen das Gift Ciguatoxin in sich an. Die weltweit meisten Fischvergiftungen gehen auf sein Konto. Man liest Schreckliches darüber im Internet und die ein oder andere WebPage versteigt sich glatt in der Empfehlung, auf keinen Fall jemals einen Barracuda zu essen. Beim BBQ auf Tobago gab es auch Barracuda und SonSon schwor, dass es gar der beste Fisch überhaupt sei. Und er hatte recht, denn der Barracuda war wirklich lecker. Das Leckerste bei diesem BBQ überhaupt. Und der Barracuda auf Tobago war größer und hatte sicher schon viel mehr Gelegenheit, in seinem Leben ordentlich viel Gift in sich anzusammeln. Wir haben ja nur einen kleinen für 2 Personen gefangen, also beschließen wir, ihn zu verspeisen und mal zu sehen, wie er uns bekommt.

„In der Maran Bay“

„In der Maran Bay“

Da die Haut auch sehr lecker sein soll, entschuppen wir ihn gründlich, säubern, säuern und salzen ihn, schneiden ihn schwesterlich 😂 in zwei Stücke und braten ihn dann in der Pfanne auf unserem neuen Grill mit einigen Zwiebeln und Knoblauchstückchen. Schon nach 8 Minuten ist er fertig und wirklich einer der leckersten Fische, die wir je gegessen haben.
Und … am nächsten Morgen geht es uns immer noch prächtig, es war ja auch nur ein kleiner, bei größeren und älteren wären wir vielleicht doch etwas vorsichtiger.

„Sundowner zum Barracuda-Essen“

„Sundowner zum Barracuda-Essen“


Maran Bay -> Ronde Island
Sicherlich gibt es Wetterlagen, die auch die Maran Bay zur Ruhe kommen lassen. Vielleicht, wenn es auf dem Atlantik mal zugeht wie auf einem Ententeich. Ein flüchtiger Blick in die Seekarte reicht eigentlich, um sehr skeptisch gegenüber den Rezensionen zu sein, in denen »ruhig und gut geschützt« steht. Wir jedenfalls schlafen in dieser Nacht wieder quer, weil die PINCOYA in dem Schwell, der ungebremst um die Insel schwappt, wie blöde rollt. Und so sind wir froh, als es endlich Morgen wird.

Da wir uns allerdings gestern nur noch die Bäuche vollgeschlagen haben, brauchen wir etwas, um wieder segelfertig zu werden. Zwischen den Inseln wird es ganz sicher nicht so gemütlich weitergehen wie im Lee von Grenada. So möchte alles richtig verstaut und aufgeklart werden.

„unten Ronde Island voraus“

„unten Ronde Island voraus“

Einen stetigen Ostwind finden wir erst mit einigem Abstand zur Küste, dann aber auch gleich wieder mit den üblichen 20 kn. Doch wir haben die Rechnung ohne den Tidenstrom gemacht 🧐. Seit wir die europäischen Küsten verlassen haben, haben wir all das Theater rund um die Gezeiten einfach komplett ausgeblendet. Klar haben wir die großen Meeresströmungen gerne mitgenommen, wenn sie mit uns waren, und uns geärgert, wenn sie uns gebremst und die Wellen aufgesteilt haben. Aber Gezeiten? Och nö, denn ein Tidenhub um die 50cm fällt auch beim Ankern unter den Tisch, wenn man eh auf 5 bis 10m liegt. Einzig am Dinghy Dock ist das interessant, um Vorkehrungen zu treffen, nicht unter den Steg zu geraten, wenn der nicht auch schwimmt.

„Am Horizont schon Carriacou“

„Am Horizont schon Carriacou“

Doch zwischen den Inseln strömt es dann mit dem auf- oder ablaufenden Wasser in und aus der karibischen See doch recht munter hin und her. Und natürlich treffen wir das auflaufende und westsetzende Wasser, was zusammen mit kräftigen Ostwind nicht gerade günstig für unseren nordöstlichen Kurs ist. Ohne Strom würden wir Ronde Island ganz locker mit einem Schlag erreichen, aber so kreuzen wir uns mühsam voran, denn der Strom versaut uns ziemlich effektiv unseren Kurs und unsere Wendewinkel. Wir sind die einzigen, die es nach Ronde Island unter Segel versuchen, alle andern motoren einfach stumpf gegenan oder nehmen gleich Kurs Carriacou. Die Monos kriegen noch einen halbwegs ordentlichen Nordnordostkurs hin, aber mehr ist nicht drin. Den Kats gelingt maximal ein Nordnordwestkurs. Das ist bei einem Ostsüdostwind schon etwas frustrierend, aber Luftlinie sind es nur 10 sm, also bleibt uns genug Zeit, um es unter Segeln zu versuchen. Auch wenn es schwierig ist, in Richtung Ziel voranzukommen, es ist ein wunderbarer Segeltag, allerdings diesmal ohne Angelglück.

„Anfahrt auf Ronde Island“

„Anfahrt auf Ronde Island“

Nach 20 sm und 5 1/2 Stunden kommen wir vor Ronde Island an. Es ist schon ein schönes Gefühl, sein Ziel auch gegen den Wind und Strom unter Segeln zu erreichen und zu sehen, wie der Plan mit den Wenden aufgeht.

„Vor Ronde Island vor Anker“

„Vor Ronde Island vor Anker“

Wir lassen unseren Anker im nördlichen Teil der Bucht fallen, dort scheint es noch am ruhigsten zu sein. Mit uns liegen sechs weitere Yachten vor Ronde Island, doch der Ankerbereich ist groß und so verteilen sich alle recht großzügig. Da Ronde Island unbewohnt ist, gibt es hier nichts außer Natur. Genau das Richtige für uns und so beschließen wir, gleich mal 2 oder 3 Tage zu bleiben.

Am nächsten Tag wird dieses »natürliche Nichts« immer größer. Einer nach dem anderen verlässt die Bucht vor Ronde Island und kein einziger kommt neu hinzu. Am zweiten Tag sind wir dann ganz allein. Ein wunderbares und vollkommen unerwartetes Geschenk.


Auf Ronde Island

„Etwas betrübte Aussichten...“

„Etwas betrübte Aussichten…“

Vielleicht ist es auch der Regen, der in der ersten Nacht einsetzt und auch noch den ganzen Vormittag anhält, der einen nach dem anderen vertreibt. Uns soll es recht sein, so können wir mal versuchen, mit den Blogs und Bildern etwas aufzuholen. Wenn zu viel in zu kurzer Zeit passiert, dann kommen wir immer hoffnungslos ins Hintertreffen. Ein eindeutiges Zeichen, um mal etwas Tempo rauszunehmen.

Mit dem Regen wird es allerdings auch schwül und so nutzen wir ein ausgedehntes Abkühlungsschwimmerchen, um den Wasserpass der PINCOYA mal wieder zu reinigen. Der hat es bitter nötig. Man sieht schnell, wenn wir zu wenig segeln. Wenig segeln heißt viel schrubben. Aber zu schnell wollen wir auch nicht durch diesen hübschen Teil der Karibik düsen, also müssen wir wohl oder übel immer mal wieder schrubben.

„Doch schon kurz darauf sieht es wieder so aus“

„Doch schon kurz darauf sieht es wieder so aus“

Die Ankermodalitäten in der Bucht von Ronde Island sind einerseits prima, aber andererseits auch nicht ganz ohne Überraschungen. Sobald kein starker Wind mehr alles ausrichtet, drehen und wenden sich alle Ankerlieger irgendwie. Jeder nutzt seinen Schwojkreis voll aus und das eben auch gegenläufig. So liegt nun ein kleines Fischerboot, das wohl nur noch als Netzlager dient, nicht mehr 35 m hinter uns, sondern kommt uns immer wieder bis auf wenige Meter nahe. Also ankern wir um, denn genug Platz gibt es ja inzwischen.

„Fast die Einzigen zum nächsten Sundowner“

„Fast die Einzigen zum nächsten Sundowner“

„Das kleine Fischerboot bleibt nun auf Distanz.“

„Das kleine Fischerboot bleibt nun auf Distanz.“

100 m vor dem nördlichen Strand haben wir dann zwar genug Abstand zu dem kleinen Fischerboot, aber im Laufe des Tages nimmt auch der Schwell ganz ordentlich zu. Unter uns laufen recht ansehnliche Wellen hindurch, um sich dann unüberhörbar hinter uns am Strand zu brechen. Es ist eine lange Dünung, in der die PINCOYA nicht zu rollen beginnt, doch das Auf und Ab ist schon beeindruckend. Und wenn sich Wellen knapp 100 m hinter einem brechen, dann hört sich das weit weg an, besonders wenn ich an die 100m Läufe aus dem Schulsport denke. Doch wenn man von einer Welle merklich gehoben wird und die sich kurz darauf im 100m Ziel hörbar erbricht, dann ist das schon etwas speziell.


„Schhwimmerchen zum Landgang“

„Schhwimmerchen zum Landgang“

„Beim Anlanden treffe ich nicht ganz die richtige Welle 🫢“

„Beim Anlanden treffe ich nicht ganz die richtige Welle 🫢“

Nachmittags schnappe ich mir die GoPro und mache ungeachtet der 100m aus dem Schulsport ein Schwimmerchen an den kleinen Strand. Ein Landungsversuch mit dem Gummiboot ist ausgeschlossen, so bleibt nur diese Variante. Eigentlich soll es zwei Trampelpfade über die Insel geben, deren Startpunkte auch mit Steinhaufen gekennzeichnet sein sollen, aber wir finden weder den einen noch später den anderen. Der Hurricane Beryl hat wohl auch die abgeräumt. Mal ganz abgesehen davon, dass der Urwald auf der Insel wirklich vollkommen zerzaust und unwegsam zu sein scheint. Schade, gerne wären wir mal etwas auf Ronde Island herumgelaufen.

„Am kleinen Strand“

„Am kleinen Strand“


Nach einer Nacht so knapp vor dem Strand verlegen wir uns dann doch noch einmal vor den größeren Strand einige hundert Meter weiter südlich. Zu dem Schwell haben sich inzwischen Fallböen gesellt, die uns immer wieder recht heftig herumschleudern.

„Am großen Strand“

„Am großen Strand“

Von unserem dritten Ankerplatz vor Ronde Island paddeln wir noch einmal mit dem Dinghy zu dem großen Strand. Den Außenborder lassen wir mal lieber weg, denn auch dort brechen sich die Wellen recht ansehnlich.
Es ist wunderbar, eine unbewohnte Insel ganz für sich allein zu haben. Wir bleiben lange am Strand und genießen dieses Idyll einfach mal.

„Fundstücke“

„Fundstücke“

„Auf den richtigen Moment kommt es an.“

„Auf den richtigen Moment kommt es an.“

Zurück an Bord lassen wir lieber noch etwas Kette raus, denn die Fallböen haben noch zugelegt. Die ganze Gewalt der Fallböen entfaltet sich zwar nur direkt auf der Wasseroberfläche und der Windmesser im Masttop bleibt vollkommen unberührt bei 5 bis 10 kn, doch die Einschläge unten sind um so heftiger. Selbst unser Windrad, das etwa 4 m über der Wasseroberfläche ist, bekommt davon schon nicht mehr viel mit, während die Sitzkissen drohen, aus dem Cockpit geblasen zu werden.

„Nun hat es unser Gummiboot umgehauen.“

„Nun hat es unser Gummiboot umgehauen.“

Man kann die Fallböen sehen, wenn sie auf der Wasseroberfläche aufschlagen und sich dann nach allen Seiten ausbreiten. In der Nacht hört man sie mit einem hohen Zischen kommen und kurz darauf folgt dann auch der Einschlag. Im besten Fall zeigt der Bug irgendwie halbwegs in den Wind. Wenn nicht, gibt’s eine Schleuderrunde. Und dann passiert es uns tatsächlich zum ersten Mal. Mit einer Fallböe hebt unser Dinghy ab und landet kopfüber wieder auf dem Wasser. Glücklicherweise haben wir diesmal nichts im Dinghy gelassen, sonst wären Paddel und Schuhe wohl weg.

Abends grillen wir uns im Windschatten der Sprayhood unsere letzten beiden Hähnchenschnitzel und genießen noch einmal die Einsamkeit. Morgen geht’s nach Carriacou, wir sind gespannt, was dort nach Beryl überhaupt schon wieder geht.

„Sundowner in ...“

„Sundowner in …“

„... drei ...“

„… drei …“

„...Stufen.“

„…Stufen.“


Und hier ein kleines Video von Ronde Island …


Maran Bay, Grenada
12° 10′ 38,0” N, 061° 43′ 34,4” W

Ronde Island, north of Grenada
12° 18′ 44,8” N, 061° 35′ 16,7” W