Am Abend des Ersten kehrt endlich wieder etwas Ruhe ein. Die Ruhe ist relativ, denn wir sehen sie vor dem Hintergrund der letzten zwei Tage. Kerstin und Olaf, die gerade ankommen und zu ihrer Raija wollen, können die Ruhe zwischen den munteren 7 Beauförtchen nicht so erkennen.
Astrid und ich gehen erst einmal eine Runde spazieren und lassen uns ordentlich durchpusten. Das soll ja besonders an der See ganz besonders gesund sein. Danach gibt es das Schnitzel, was gestern wegen “Niklas” im Kühlschrank bleiben musste.
Kühlschrank? Apropos Kühlschrank! Wieso brauchen wir hier eigentlich einen Kühlschrank? In Heiligenhafen könnte Bofrost eine Niedrigenergiefabrik errichten und im Winter sogar mit der eingesparten Energie Fahrradakkus aufladen und die dann nach China verkaufen. Wir bräuchten hier einen Wärmeschrank, um den Rotwein von seiner Weißweintemperatur zu heilen. Aber das ist ja eine andere Geschichte, die irgendwie auch mit der Blockschokoladenkonsistenz meiner Nutella zusammenhängt. Vielleicht könnte man ja einen Wärmeschrank entwickeln, der sowohl Rotwein wie auch Nutella auf eine “Verzehrtemperatur” bringt. Hmm… und… by the way… darf ein Cognac mit Ouzo-Temperatur eigentlich überhaupt getrunken werden? Grenzenlose Geschäftsfelder scheinen in dem Business-Zweig “Wärmeschrank” zu lauern.
Wir machen eine Hafenrunde und stellen fest, dass das Angrillen hier in Heiligenhafen wohl auch noch etwas warten muss. Auch die kleine Grillecke hat Niklas gründlich zerlegt und die Wiese drumherum ist eine einzige Pampe. Die Wellen sind gestern bis zur Kinderrutsche gekommen und haben alles aufgeweicht.
Der Außensteg und das Hausboot mussten gestern einiges aushalten. Noch immer hüpft das Hausboot munter in den Wellen auf und ab. Zu unserer Überraschung gucken Leute aus den Fenstern, wir können uns nur schwer vorstellen, das die gestern auch hier waren. Da kann nichts auf dem Tisch stehen geblieben sein und nachts muss es die armen aus den Betten gehauen haben.
Von Heiligehafen laufen immer noch ganz ordentliche Wellen zu uns herüber. Ein gutes Motiv, wenn sich die Wellen am Bug der Segelyacht brechen. Die glasig grünliche Farbe des Wassers erinnert mich an Gletscherbäche aus den Alpen. Vielleicht liegt das an der Temperatur, ich weiß es nicht. Ein türkises Lagunengrün ist es jedenfalls nicht, das können wir selbst testen, als das Gletscherwasser sich an unseren Beinen einen Weg in unsere Schuhe sucht.
Während ich durch den Sucher der Kamera schaue und die richtige Welle für ein Photo abwarte, findet uns die richtige Welle ganz von allein. Mit einem ordentlichen Plasch erwischt sie Astrid und mich in Höhe der Hüfte und sickert zügig am Bein herunter bis in die Schuhe. Brrrh… wie kalt kann Wasser nur sein. Das geht gar nicht, wir müssen uns umziehen. Gerade hatten wir einige Erfolge beim Trocknen der Klamotten verzeichnen können, nun hängt wieder alles voll.
Trockengelegt setzen wir unsere Spaziergangrunde fort, aber es wird keine große Runde mehr.
noch in Heiligenhafen – Ortmühle und nicht am Nordkap
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E