Lundeborg -> Lunkebugten / Tåsinge (A) Start: 15:30 Ende: 18:40 Wind: S-SE 14kn Distanz: 13,5 sm Gesamtdistanz: 153,1 sm
Lundeborg Havn ist zwar ein hübscher Hafen mit einem hübschen Städtchen, aber einen Supermarkt gibt es dort leider nicht. Also können wir nur Frischwasser nehmen, aber unsere Einkaufsliste bleibt unabgearbeitet. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist in Svendborg. Da wollen wir aber heute nicht mehr ganz hin, denn heute ist ja eigentlich Ruhetag.
Nur aus dem Hafen wollen wir wieder raus, es ist einfach zu voll und noch einmal 170 Kronen für eine Nacht im Hafen müssen auch nicht sein. Die dänische Südsee ist in jeder Hinsicht ein tolles Segelrevier und in der Hauptsaison kann es hier auch mal fast südseewarm werden. Nicht so wie im Frühjahr und Herbst, wenn es rauh und kalt ist und man ein für alle Male versteht, warum die Deckshaus- und Decksalon-Yachten in Dänemark erfunden wurden. Allerdings ist hier in der Hauptsaison auch jeder Hafen überfüllt. Auf dem Wasser verläuft sich das schnell, da merkt man das nicht so.
Die Dänen haben jetzt auch Ferien und dazu fallen in diesen Wochen noch Heerscharen von deutschen Eignern und Charterern hier ein. Auch erstaunlich vielen Holländern scheint das IJsselmeer wohl doch zu eng oder die Tide einfach zu nervig zu sein. So findet man in der dänischen Südsee nur dann seinen entspannten Sommerurlaub, wenn man konsequent ankert. Das ist die einzige Möglichkeit, dieses Revier auch im Hochsommer fast für sich allein zu haben.
Also raus aus dem Hafen und einen Ankerplatz gesucht. Im Langelandsund ist das bei einem Süd, der gerade munter bläst, aber nicht so einfach. Bei Ost oder West bietet sich fast jeder einzelne Meter der Küste an, aber bei Süd oder Nord bläst es eben fast parallel zu den Küsten, was die Sache schwieriger macht. Etwa 5 sm südlich von Lundeborg liegt der verlockende Minifjord Skårupøre Sund. Der geht direkt durch bis Svendborg, allerdings nur für Boote mit nicht mehr als 50 cm Tiefgang und höchsten 2 m Höhe, denn der Sund ist flach und die Brücke vor Svendborg niedrig. Aber nach einer flachen 2m-Einfahrt, soll es sich wieder auf bis zu 6m vertiefen. Das Tief ist nicht üppig, sollte aber für eine rundherum geschützte Nacht reichen. Also nichts wie hin. In unserem dänischen Ankerplatzführer ist von dem Skårupøre Sund zwar nichts vermerkt, aber die können ja auch nicht alles beschreiben.
Die Einfahrt ist schnell gefunden und der Sund sieht wirklich verlockend aus, also nichts wie rein, Anker geworfen und ein Schwimmerchen gemacht. Das Wetter ist toll und brüllt uns mit guter Urlaubslaune an. Ok, riesig ist die Einfahrt nicht, vor uns fährt ein 34 Fuß Katamaran ein. In der Einfahrt fällt die Wassertiefe auf 1,8m, das kennen wir von Albuen, das westlichen Landsend von Lolland. In Handshake-Entfernung steht ein Angler am Ufer, den frage ich, ob es schlau ist weiterzufahren. „Go ahead, yes, yes! Go ahead!“ Das bestärkt uns und wir tasten uns langsam weiter vor. Und tatsächlich, plötzlich sind es wieder 5m. In Windeseile hatte ich mir noch schnell ein Handlot aus einigen schweren Schäkeln und unserem Ersatzankerwirbel gebaut. Nun versinkt mein Traditionslot, ohne den Grund noch zu berühren. Rechts und links sehen wir die Kanten des Flachs. Das wird nur zu einem recht bescheidenen Schwojkreis reichen, also nicht zu viel Ankerkette stecken, sonst ditschen wir dort auf, wo die Möwen nur bis zum Knie im Wasser stehen. Und dann macht das Echolot 5-4-3-2-knirsch und wir stehen. Das Wasser um uns herum wird sandig und ist gar nicht mehr so schön klar. In vorsichtiger Dümpelgeschwindigkeit sind wir genau dort aufgelaufen, wo die Karte ein Loch mit 6,3m angibt. Es ist nichts passiert, dazu waren wir zu langsam und der Grund ist auch nicht steinig, sondern sandig mit Moderfeldern.
Nun siegt doch die Vernunft und wir beschließen umzudrehen. Für solche Rückzugsfluchten zeichnen wir immer unseren Einfahrts-Track mit dem Navi auf. Der malt dann eine nette rote Linie, die wir einfach nur zurück in die Freiheit fahren müssen. Soweit so gut, aber erst einmal müssen wir irgendwie drehen und unsere dicke Erna ist ja beim Drehen keine Ballerina. Also quirlen wir noch etwas mehr Sand und Modder in das klare Wasser des wunderschönen Sundes, bis sich mit viel Zurück, wenig Vor und etwas Rum langsam der Bug zu drehen beginnt. Als das Echolot dann nach unendlich langer Zeit aufhört „Alarm“ zu brüllen, ergreifen wir vorsichtig die Flucht nach hinten.
Wie schlau wäre doch so ein Handecholot, einer fährt mit dem Gummiboot vor und guckt, wie tief es ist, und der andere fährt mit der Dicken hinterher. Und schwupps steht so ein Handecholot auch schon auf unserer „Brauchen-wir-noch-Liste“. 😉
Genug Abenteuer, gucken wir doch einfach mal in den Ankerführer. Ah, und was soll man sagen, schon etwas im Süden wartet die Lunkebugten auf uns für ein ganz entspanntes Ankermanöver und eine ruhige Ankernacht.
im östlichen Teil der Lunkebugten vor Anker
54° 59′ 6,15″ N, 10° 39′ 13,2″ E