Bagenkop -> HHafen / Orthmühle Start: 14:00 Ende: 19:40 Wind: E – SE 0 – 4 kn Distanz: 23,6 sm Gesamtdistanz: 332,2 sm
Um 5:00 weckt uns eine Gewitterfront. Es ist trüb und dämmert gerade. Fast ohne Unterbrechung blitzt und donnert es aus einiger Entfernung zu uns herüber. Kein Regen, kein Gewittersturm. Dieses Gewitter ist komisch, ganz anders, als sich sonst Gewitter so aufführen. Langsam zieht es nach Nordosten durch und macht dabei einen ordentlich Radau. Urplötzlich schüttet es dann wie aus Eimern, aber der Gewittersturm lässt sich nur von seiner kleinen Schwester vertreten. Die pustet ein wenig und hat dann auch keine Lust mehr. Dann ist alles vorbei und wir verkriechen uns wieder unter unsere warmen Decken. Und auch der Regen hört auf und der Wind schläft wieder ein.
Nach dem Frühstück beginnen wir schon mal, alles etwas aufzuklaren. Der Wind soll gegen 14:00 drehen. Noch weht er schwach aus Ost. Als er kurz vor 12:00 einschläft, werten wir das noch als gutes Zeichen, dass es nun bald aus der anderen Richtung losgeht. Aber es passiert nichts.
Wir vertreiben uns die Wartezeit….
Aber es wird nicht besser ;-( .
Auch der Regen um 13:00 hat keinen Wind dabei. Inzwischen ist es 13:30 und der samstägliche Ansturm auf Bagenkop ist in vollem Gange. In der trüben Suppe zählen wir 20 Schiffe mit Kurs Bagenkop und weit mehr sind in diesem Einheitsgrau noch versteckt.
Um 14:00 brechen auch wir auf. Vom Wind ist immer noch keine Spur zu sehen. Bleiern liegt die See, die gestern noch bis zum Horizont weiß geschäumt hatte, nun einfach so herum. Wenn der Wind nicht zu uns kommt, dann fahren wir ihm halt einfach mal entgegen. Irgendwo in der Kieler Bucht muss er ja sein.
Doch wir finden den Wind nicht, ab und zu kräuselt sich das Wasser verheißungsvoll, doch dann sieht es wieder so aus, als ob jemand die Ostsee mit Frischhaltefolie abgedeckt hat.
Also brummen wir Stunde um Stunde HHafen entgegen ….
… und machen um 19:40 in unserer Heimatbox wieder fest.
So ungefähr am Wegepunkt 300, also auf Höhe von Flüggesand, kommen wir auf die glorreiche Idee, zum Ende unseres Urlaubs Essen zu gehen. Eigentlich eine tolle Idee, denn wir tragen noch die Ruhe der letzten 14 Tage und die Stille und den Frieden der Ankerbuchten in uns und stellen uns irgendwie genauso hübsch und ruhig unser gemeinsames Dinner vor. Schon während wir festmachen, wummert aus Heiligenhafen allerdings schon die Mega-Proll-Hammer-Hafenparty-Mucke herüber. Oh nein, Deutschland mit seiner Touri-Animation hat uns wieder. An der gesamten deutschen Ostseeküste ist es in jedem Bad dasselbe, jedes Wochenende jagt eine Motto-Party die nächste. Hafenfest, Promenaden-Party, Strandmeilen-Party, Dorsch & Wein – Festival und wenn gar nichts mehr geht, dann gibt es hier auch die bayrische Woche und sogar ein Oktoberfest im August. Die Urlaubsgäste wechseln zwar immer, sind aber doch immer dieselben. Aus Heiligenhafen wummert erbarmungslos das Buffn-Buffn-Buffn der Partylieder zu uns herüber. Da ist es nicht schlimm, dass wir uns nun auch daran erinnern, dass der Italiener, zu dem wir in HHafen eigentlich immer gegangen sind, zu gemacht hat.
So schauen wir kurz im Internet, was es für Alternativen gibt. Burg auf Fehmarn ist ganz bestimmt keine Alternative, dort liegt das zweite Epizentrum des Touri-Wahnsinns in Ostholstein. Also Großenbrode, dort soll es auch einen Italiener geben. Aber schon am Ortsschild von Großenbrode sehen wir das Schild „13. bis 16.08. Große Strandpartysause mit DJ Kalli“. Was tun? – Wir fahren trotzdem weiter.
Die Zufahrtsstrasse ist schon zugeparkt. Der WoMo-Stellplatz und der Campingplatz scheinen gerade evakuiert zu werden, wenn man sich die Menschenmassen so ansieht, die sich aus den Zufahrten ergießen. Beim Wenden sehen wir einen freien Parkplatz und meine beiden Damen zwingen mich, dort reinzufahren. Das Ende ist schnell erzählt. Wir finden den Italiener inmitten eines realexistierenden Touri-Proll-Hammermucken-Strandpromenaden-Party-Wahnsinns, der seines Gleichen sucht. Der Gegensatz zu unserem Urlaub kann wirklich nicht größer sein. Ich neige ja manchmal in meinen Blogs zu phantasieschwangerer Übertreibung, aber dies hier ist schlicht durch nichts zu steigern. Es ist der reinkarnierte Ballermann-Wahnsinn für all die, die dieses Jahr nicht nach Malle fliegen können.
Und nun ist unser Sommerurlaub zu Ende.
In 3 1/2 Wochen Sommerurlaub haben wir:
– an 2 Tagen einen Kite-Surfkurs gemacht,
– sind gefühlte 2 Kilometer durch’s Wasser geschleift worden
– und ca. 100m geflogen, wenn auch nicht am Stück.
– Haben unfreiwillig ca. 9,3 Liter Ostseewasser geschluckt
– und ein Rippchen zerbrochen.
– Dann sind wir 332,2 sm gesegelt,
– haben davon allerdings 75,3 sm motort.
– Wir haben 13 mal vor Anker gelegen und waren nur zweimal über Nacht in einem Hafen.
– Mit 290 DEK haben wir einen Minimalrekord für Hafengebühren aufgestellt.
– Wir hatten 3 Tage mit stärkerem Wind, ansonsten war es eher sommerlich gemütlich.
– Mit Sonne und Wind war unsere Energieversorgung vollständig autark.
– Und wir haben einen Kite geborgen und können nun fleißig weiter üben und uns auch die Rippchen auf der anderen Seite brechen 😉 .
– Und wir haben 313 Photos von Sonnenuntergängen gemacht und nur 73 gebloggt oder gechattet. Ihr seht also, es hätte noch viel schlimmer kommen können.
Unsere Liegeplätze waren:
HHafen / Ortmühle – östlich Falster (A) – Stubbekøbing (A) – Tærø (A) – Femø (A) – Lundeborg – Lunkebugten (A) – (Svendborg) – Avernakø (A) – 2 x Lyø (A) – Helnæs Bugt (A) – Kalvø – (Aabenraa) – Dyvig Bugt (A) – Drejø (A) – 2 x Bagenkop (A) – HHafen / Ortmühle
nun wieder in unserer Heimatbox in Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E