HHafen -> Großenbroder See -> HHafen Start: 12:30 (24.10.) Ende: 12:35 (25.10.) Wind: S -> W ca.14 kn Distanz: 33,7 sm Gesamtdistanz: 37,7 sm
Nachdem das letzte Wochenende ja segeltechnisch eher in die Hose gegangen war, wollen wir diesen Samstag wenigsten noch etwas herumsegeln, damit die Saison doch noch einen ordentlichen Ausklang findet. So richtig kuschelig ist es nicht, der Oktober ist inzwischen schon recht mai-kühl geworden. Nach einem kurzen Wettercheck kramt Astrid siegessicher ihre neue Skihose hervor, strahlt und verkündet: „Kalte Beine waren gestern, heute ist Skihose!“
Die Nächte unseres Frühjahrstörns waren ähnlich kalt wie heute und damals hatte ich Astrid immer wieder von meiner genialen Snowboardhose vorgeschwärmt. Super leicht, richtig warm und sogar noch wasserdicht. Nicht so schwer und bockig wie echtes Segelzeug. Und dazu noch viel preiswerter, weil eben nicht „Segelhose“ auf dem Preisschild steht. Außerdem setzt uns beiden immer wieder die Enge und Schwere von normalen Segelzeug zu, gerade wenn man wegen der Kälte noch Pullover, lange Unterhosen und einen Fleeceoverall darunter tragen muss, dann wird uns bei echtem Ekelwetter immer noch etwas schneller kodderig, als sonst. Da habe ich die leichten Snowboardsachen, wie ein Offenbarung empfunden.
Also suchten wir nach unserem Frühjahrstörn auch für Astrid vernünftige Snowboardklamotten. Da Astrid nun aber eine durchaus hochwassertaugliche Beinlänge hat, war das nicht wirklich einfach und ein um die andere Hose musste zurückgeschickt werden, denn Skihosen-Bernudas wärmen auch nicht wirklich. In einem bayrischen Spezialshop für Langbein-Skihasen wurden wir dann endlich fündig. Und so ist nun Astrids Skihose mit ziemlicher Sicherheit die einzige Skihose, die nicht eine Piste heruntersaust, sondern mit einer grinsenden Capitana bei Nordwest-Passagen-verdächtigen Temperaturen über die Ostsee schaukelt.
Morgen, am Sonntag, kommt die Pflicht mit dem Ölwechsel und einigen anderen Winterlagervorbereitungen, aber jetzt, am Samstag, ist erstmal Urlaub!
Nach einem langen Frühstück geht’s los. Im Großenbroder See wollen wir ein letztes Mal den Anker werfen und bis dahin noch einfach etwas vor uns hinsegeln. Es ist trüb, nass und grau. Viele Segler sind nicht mehr unterwegs und die wenigsten haben noch die Segel gesetzt. Zu dieser Jahreszeit gibt es nur noch ein Ziel, die Winterliegeplätze. Mit oder ohne Mast geht es für die meisten unter Motor in Richtung Kran. Aber es ist auch noch eine kleine Handvoll Segler unterwegs, die das gar nicht so schlechte Segelwetter genießen und das Saisonende möglichst weit wegschieben.
Bei den südlichen Winden schaffen wir das Fahrwasser durch den Fehmarnsund gerade so unter Segeln. Schön, so soll es sein! Der heiße Tee tut gut, was will man mehr! Außer vielleicht 15 bis 20 Grad Lufttemperatur. Die Segelsaison 2015 ist irgendwie besonders schnell verflogen. Vom Herbst hatten wir wegen unseres Umzugs ja ohnehin nichts, aber auch das Frühjahr und der Sommer sind einfach so verpufft. Obwohl wir ja dieses Jahr 2 lange Törns hatten. Wie lange liegt unser Frühjahrstrip in den Kattegat schon zurück? In der Erinnerung ist es schon fast das letztes Jahr.
So sitzen wir beide schweigend im Cockpit, saugen die Einsamkeit der See östlich der Fehmarnsundbrücke in uns auf und hängen unseren Gedanken nach. Diese Momente müssen bist Ende März 2016 reichen, erst dann beginnt die neue Saison. Wie dankbar müssen wir sein, weil wir dies hier so haben können? Das wiederum verstehen nur die wenigsten, aber die wissen, warum die Dankbarkeit uns auch bei magenunfreundlichem Geschaukelt und bei knapp 10 Grad Lufttemperatur in den Sinn kommt.
Gegen 15:00 wenden wir irgendwo östlich von Fehmarn und nehmen Kurs auf die Untiefe Großenbroder See. Um 16:15 fällt der Anker und um uns herum schließt sich eine unglaubliche Ruhe. Genau der richtige Saisonausklang.
Zur Rückfahrt am Sonntag zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Ganz unerwartete zieht es noch einmal alle Register. Nicht das nun die vermissten 25 Grad hemmungslos über uns herfallen, aber uns begleitet ein strahlend blauer Himmel mit netten 15 Knoten Wind aus West.
Wir genießen unseren letzte Morgen vor Anker und trödeln noch etwas herum, obwohl wir eigentlich noch eine Menge schaffen wollen. Aber egal, es ist schwer sich loszureißen.
Zurück in unserer Heimatbox beginnen wir mit den Vorbereitungen für das Winterlager. Ein Ölwechsel ist mal wieder fällig und der Dieselfeinfilter ist auch mal wieder dran. Aber erst einmal kommen Kerstin und Olaf von der Raija zu Besuch und wir bequatschen all unsere Erlebnisse der vergangenen Saison.
in Heiligenhafen / Ortmühle in unserer Heimatbox
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E