Wieder ein Bastelwochenende, an dem wir die empfohlene Nutella-Verzehrtemperatur um ca. vier- bis fünfhundert Prozent verfehlen. Natürlich unterhalb! Es ist wirklich nicht einfach, die Brocken in Blockschokoladenkonsistenz aus dem Glas zu bröseln. Die Streichfähigkeit ist etwas besser als die von schwedischem Granit. Wenn man allerdings auf so einem Brocken lange genug herumlutscht, dann kommen Kindheitserinnerungen auf. Das schmeckt tatsächlich fast wie Eiskonfekt und läßt die taubgefrorene Zunge dann für einen Moment vergessen.
Als wir dann Samstagabend bei Temperaturen, die gut vier- bis fünfhundert Prozent oberhalb der Nutella-Verzehrtemperatur liegen, in der Sauna sitzen, tauen wir nicht nur langsam wieder auf, sondern nehmen auch Abschied von “unserem” B&G Broadband-Radar, der um Haaresbreite ja auch wirklich “unserer” gewesen wäre. Manchmal siegt eben doch die Vernunft. Vor uns und auch vor dem Krantermin Mitte März liegt noch genau ein verlängertes Bastelwochenende. Wir haben schon viel geschafft, aber so richtig fertig sind wir eben noch nicht. Deswegen beschließen wir schwitzend und auch etwas wehmütig, nicht noch eine weitere Baustelle aufzumachen. Das Radar muss also warten.
Die Radar-Geschichte hatte ganz spontan auf der boot in Düsseldorf begonnen. Klar war ja ohnehin, dass wir so einen Broadband-Radar haben wollen, also haben wir uns dort informiert und beraten lassen. Danach haben wir dann alles bis hin zu einem gedoppelten Hydraulik-Autopiloten durchgeplant und uns so auch noch gleich von der alternativen Lösung einer Windfahnensteueranlage verabschiedet. Das erdachte Konzept ist schlüssig und ist nun wohl endlich das, was zu unseren Plänen, der PINCOYA und zu uns selbst auch passt. Eigentlich musste es nun nur noch umgesetzt werden. Wenn da nicht noch die vielen anderen Punkte und der dieses Jahr wirklich frühe Vor-Ostern-Krantermin gewesen wären. So haben wir das Radar-Projekt doch zugunsten des drängenden „Lass-uns-mal-die-Saison-lieber-zeitig-beginnen-Wunsches“ vertagt.
Ansonsten geht es an diesem Wochenende zügig voran, aber auf der anderen Seite tun sich auch wieder neue unangenehme Baustellen auf. Am Freitagnachmittag sieht das Bad wieder so aus, als ob nie etwas gewesen wäre. Die Großbaustelle Salzwasserzulauf und Deckwaschpumpe ist abgeschlossen. Im Bad erinnert nur noch der Einschalter für die Pumpe an die ganze Arbeit und in der Pantry steht nun ein Salzwasserhahn.
Auch der neue Ankerkastenverschluss und die Dichtung sind fertig. Wobei Astrid nun auch Gefallen an der Ankerkastenkabine gefunden hat und mir meinen Platz im Ankerkasten streitig macht. Da bleibt mir wohl nur noch die Backskiste, dort kann man sich auch viel besser den Kopf am Trenntrafo stoßen. Man sagt ja immer, das man sich auf einem Schiff nicht aus dem Weg gehen kann, aber wir haben nun eine Lösung gefunden. Sollten wir uns doch mal streiten, wenn wir auf Langfahrt sind, dann geht Astrid eben in den Ankerkasten und ich verschwinde in der Backskiste. Vielleicht sollte ich diesen Tipp mal an die Yacht schreiben, dann bekommen wir sicher auch diese 50€ als Dankeschön.
Viele Kleinigkeiten von unserer Darum-müssen-wir-uns-mal-kümmern-Liste erledigen wir auch noch. Wir schaffen es sogar das Überwasserschiff zu rubben und schon zur Hälfte wieder auf Hochglanz zu polieren. Aber es passieren auch Katastrophen, die man gar nicht haben will. So ist das Kabel für den Windmesser unter Deck ab dem Mastfuß genauso vergammelt, wie das Ende oben im Mast und muss ausgetauscht werden. Dass das natürlich nicht so einfach ist, weiß jeder, der schon mal versucht hat, in einem Schiff ein Kabel auszutauschen. Innerhalb von Minuten verschwindet die schöne Ordnung irgendwo im Chaos und in der Pantry sieht es wieder aus wie nach einem Bombenanschlag. Das wunderbare Restkabel hat zwar ganz wunderbar für den Mast gereicht, aber nun fehlen dem Kabel wundersame 20 cm, um sein wunderbares Werk auch unter Deck zu vollenden. Also vor dem nächsten Bastelwochenende erst einmal wieder zu Conrad.
Die schlimmste Baustelle ist allerdings ein recht großer und vom Vorbesitzer etwas „unschön“ reparierter Rumpfkratzer. Dort sind in der letzten Saison einige kleinere Gelcoat-Stellen des Reparaturversuchs wieder ab- und aufgeplatzt. Ich habe mich die letzten Jahren immer da drumherum gemogelt, weil ich mir eine Verbesserung des Zustandes nicht zugetraut habe. Nun unternehme ich aber doch einen Versuch. Der Erfolg ist wie erwartet grauenhaft sch…! Ich könnte mich in den A… beißen, warum habe ich damit begonnen, obwohl ich das Ergebnis vorher gekannt habe. In mir brodelt es wie in zehn sizilianischen Vulkanen. Zur Abkühlung gehe ich vor die Halle. Es bläst ganz ordentlich und die 3 Grad Lufttemperatur fühlen sich an wie Minus 10. Mit euritmisch gemessenen Schritten und transzendentalen Atemübungen laufe ich vor der Halle auf und ab und versuche, meinen Zorn auf mich selbst tiefzufrosten. Danach versucht auch Astrid, mich noch etwas aufzumuntern und irgendwo ein Krümelchen Positives in meinem Pfuschwerk zu finden. Aber es sieht schlimm aus und ich würde lieber gleich als später im Betonboden der Halle verschwinden. Aber es ist eben so, wie es ist! Da müssen wir wirklich mal einen Profi ranlassen, damit das ein für alle Mal wieder ordentlich gemacht wird. In der Halle kriegen wir das zwar dicht, aber ein profihaftes Schön ist eben anders.