… und gleich noch ein langes Segelwochenende

HHafen/Ortmühle -> Travemünde Start: 11:10 Ende: 17:40 Wind: WNE – W – WSW 15 – 20 (30) kn Distanz: 36,7 sm Gesamtdistanz: 36,7 sm

„von HHafen / Ortmühle -> nach Travemünde“

„von HHafen / Ortmühle -> nach Travemünde“

Am Samstag ist es mit dem tollen Sommerwetter definitiv vorbei. Eigentlich war schon gestern am Freitag Schluß. Kurz hinter Hamburg kündigte ein erster Schauer an, dass die Meteorologen wohl recht behalten und wir uns von der Sonne, dem blauen Himmel und den wonnigen 20 Grad verabschieden müssen. Im Binnenland war es die letzten Tage sogar noch deutlich wärmer. Nun ist Deutschland aber wieder geschlossen auf Entzug. Gänsehaut und ein leichtes Zittern sind die untrüglichen Zeichen. Wir kramen die warmen Sachen raus und stopfen Badehose und Bikini zurück in eine der hintersten Ecken. Die hatten wir für den unwahrscheinlichen Fall einer plötzlichen Druckerhöhung doch mit genommen. Aber der Druck fällt und das anrückende Tief mit polarer Kaltluft schert sich einen Teufel um unsere Gefühle.

Aber segeln geht ja auch so. Wir sind das ja gewohnt. Da sich der Wind Samstag schwächlich bis frisch, aber gesittet, langsam aus NW über N bis NE vergnügen soll, wollen wir in die Lübecker nach Niendorf. Dort waren wir noch nie und wenn es dann schon einen netten Wind hin und am Montag wieder zurück geben soll, was kann uns da aufhalten. Da der Sonntag laut Vorhersage richtig “bescheiden” wird, wollen wir dort bleiben und nur rausgehen, wenn es mal nicht stürmt und regnet. Ein guter Plan! Eingekauft haben wir gestern auch schon reichlich, so können wir nicht auch noch dem Hungertod zum Opfer fallen, wenn wir dem Kältetod knapp entkommen sollten.

„Sommerlich ist anders. Wir denken sehnsüchtig zurück an Himmelfahrt“

„Sommerlich ist anders. Wir denken sehnsüchtig zurück an Himmelfahrt“

Samstag früh zeigt der Windmesser im Hafen durchschnittliche 17kn aus West. Das ist zwar etwas mehr als vorhergesagt, aber prima, so kommen wir wenigstens flott unter der Fehmarnsundbrücke durch, danach wird er ja eh abnehmen und über N drehen, um dann erst später wieder zuzunehmen. Super, wir hatten schon befürchtet, dass wir den ersten Teil motoren müssen. Da wir schon gestern alles fertig gemacht haben, geht es schnell los. Mehr als flott donnern wir unter der Fehmarnsundbrücke durch, der Strom ist nicht nur guter Dinge, sondern auch mit uns. Nur einmal, beim Setzen des Großsegels, huscht kurz der Gedanke an das erste Reff durch meinem Kopf. Aber so vor dem Wind, wow, was für eine Rauschefahrt.

„Ruhig ist auch anders. Es frisch immer mehr auf.“

„Ruhig ist auch anders. Es frisch immer mehr auf.“

Kaum gehen wir hinter dem östlichen Fahrwasser der Fehmarnsundbrücke auf Südkurs, liegen wir auch schon ordentlich unangenehm auf der Backe. Diesmal huscht der Gedanke an das erste Reff nicht nur einfach so vorbei, sondern bleibt mitten im Kopf stecken. Ok, dann reffen wir halt, wird zwar bald abnehmen und sowieso etwas raumer kommen, aber wieso eigentlich nicht mal reffen?

„Wir nehmen Kurs Travemünde und lassen Niendorf nicht links, sondern rechts liegen.“

„Wir nehmen Kurs Travemünde und lassen Niendorf nicht links, sondern rechts liegen.“

Der Wind ist unstet und zickig und macht im Bereich über 20 kn ordentlich Alarm aus West. Vom Abnehmen hält er offensichtlich ebenso wenig, wie vom Drehen. Immer wenn eine dieser dicken schwarzen Wolken kommt, dann dreht er vor Freude fast durch und wir drehen die Genua immer kleiner. Zuerst ziehen die Regenschwaden vor uns, dann hinter uns durch und dann gibt es irgendwann kein Eintrinnen mehr. Volle Breitseite feuern einige dicke, tiefschwarze Wolken ihre Hagel- und Regenfracht auf uns ab. Hagel bei fast 30kn Wind heißt volle Deckung! Das ist so, als ob jemand mit Kieselstein schmeißt. Ich habe ehrliche Angst um unser neue Sprayhood!

„Nachmittags mit Weltuntergangsstimmung.“

„Nachmittags mit Weltuntergangsstimmung.“

Niendorf haben wir uns auf der Höhe von Grömitz abgeschminkt und beschlossen, dass der Passathafen von Travemünde ohnehin viel schöner ist. Der Wind dreht langsam immer mehr auf SW und bald können wir noch nicht einmal mehr das Hochhaus von Travemünde anhalten. Wir versuchen zu kreuzen, aber nachdem uns noch eine dieser dicken schwarzen Wolken ordentlich vermöbelt hat, schmeißen wir den Motor an und brummen Richtung Travemünde.

„Feierabendverkehr...“

„Feierabendverkehr…“

In Travemünde herrscht gerade Fährenfeierabendverkehr, da wird es teilweise eng im Fahrwasser.

„Die Passat und ihr Hafen.“

„Die Passat und ihr Hafen.“

Wir machen noch schnell einen kleinen Abendspaziergang. Der Hafenmeister hat schon Feierabend, seine Geschäftszeiten lassen auf einen Job mit sehr geringer Burnout-Gefährdung schließen. Da es gerade nicht regnet, gehen wir vor den Sanitäranlagen in Stellung. Irgendwer muss ja schließlich irgendwann einmal müssen. Schon nach gut 15 Minuten sind wir erfolgreich und umstellen zwei Seglerinnen, die die PIN auch bereitwillig preisgeben. Geschafft! So hätten wir auch diesen wichtigen Teil der Einklarierung in Travemünde geschafft.

„Die PINCOYA liegt genau unter dem Fuß des F's.“

„Die PINCOYA liegt genau unter dem Fuß des F's.“

„Auch auf kleine Schiffe passt ein Deckshaus.“

„Auch auf kleine Schiffe passt ein Deckshaus.“

„Und dann kommt doch immer wieder die Sonne raus. Wenn auch nur kurz.“

„Und dann kommt doch immer wieder die Sonne raus. Wenn auch nur kurz.“

im Passathafen in Travemünde
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E