Travemünde -> HHafen/Ortmühle Start: 8:00 Ende: 14:45 Wind: W 13 – 27 (35) kn Distanz: 36,7 sm Gesamtdistanz: 71,8 sm
Da die Wettervorhersage ja sowieso nicht stimmt, kann uns der Sonntag auch ganz unbefangen mit etwas Sonne empfangen.
Im Passathafen ist es ruhig. Wir hatten schon befürchtet, dass wir gerade zu Pfingsten von Touristenströmen überrannt werden, die sich vor der Passat drängeln. Aber nur ein Grüppchen Koreaner und eine Handvoll einheimischer Touristen schlendern zur Gangway der Passat. Wahrscheinlich wird es hier aber nicht so ruhig bleiben, denn hinter dem Yachthafen entsteht gerade die Priwall-Waterfront! Ferienwohnungen, Hotels, Restaurant und Bars sollen einen Teil des nicht enden wollenden Touristenstroms der gegenüberliegen Seite auch hier herüber locken. Der Passathafen selbst wird auch renoviert, die ersten Anfänge sehen schon recht hübsch aus.
Ob es dann hier aber noch so idyllisch bleibt, mit diesem etwas maritimen Schrabbel-Flair, das wir eigentlich ganz gerne haben, ist wohl zu bezweifeln. Wahrscheinlich kippt die Atmosphäre doch eher in Richtung Chicky-Micky, wie schon in Neustadt, Grömitz und Boltenhagen, und ja auch schon seit fast 2 Jahren im Stadthafen von Heiligenhafen. All diese Städte und Yachthäfen versuchen irgendwie “Markanteile am Touristenstrom” zu ergattern und die Chin-Chin-Truppen und Piccolöchen-Hallöchen-Geschwader irgendwie anzulocken. Das ist sicherlich gut und einträglich für die deutsche Tourismusindustrie an der Ostsee, aber für uns ist das eben nicht wirklich etwas.
Also genießen wir erst noch einmal den schon etwas in die Tage gekommenen Passathafen, bevor wir dann mit der Priwall-Fähre übersetzen, um uns auch mal in das Promenadengetümmel zu stürzen.
Das Wetter spielt mit und wir bleiben trocken, obwohl immer wieder dicke schwarze Wolken nördlich und südlich von uns durchziehen. Nach 2 Stunden haben wir dann aber genug Rummelgetümmel abbekommen und fahren zurück.
Am Nachmittag stehen Johanna, Luiz und Leonard mit einem Kuchen auf dem Steg. Wir hatten gestern gechattet und als die drei hörten, dass wir nicht irgendwo in Dänemark sind, sondern ganz in der Nähe, fiel die Entscheidung schnell. „Wir kommen und bringen einen Kuchen mit!“ Hamburg ist ja auch wirklich nur einen Katzensprung entfernt. Wie einfach wäre das für unsere Segelleidenschaft, wenn wir auch in Hamburg wohnen und arbeiten würden, aber Hannover ist nun mal für den Rest unserer Arbeitstage gesetzt, aber so viele sind’s ja nun auch nicht mehr ;-).
Für Leonard ist die Sitzecke des Decksalons wie geschaffen. Die Fenster sind in der richtigen Höhe und dort kann man auch, selbst wenn man noch nicht laufen kann, sich ganz wunderbar an der Lehne entlang hangeln, um all die interessanten Dinge zu erreichen, die sonst so unerreichbar sind. Später wird auch noch der Tisch eingenommen und auch der Kuchen muss weichen.
Seit unserem gemeinsamen Trip 2014 durch die Nordsee, waren Johanna und Luiz nicht mehr wirklich bei uns auf der PINCOYA. Leonard hat mit seinem Charme alle Segelgedanken erst einmal hinweggefegt. Nun müssen wir aber wirklich mal wieder einen kleinen Trip machen. Wenn es im Sommer etwas wärmer ist, dann geht das auch mit Leo. Vielleicht wachsen ihm dann auch gleich noch beim Laufenlernen echte Seebeine.
Nach dem Kaffee lockt uns die Sonne sogar noch zu einem ersten Strandspaziergang raus. Leider ist der Sand noch etwas zu kühl und feucht für Leonard, aber das wird bestimmt noch etwas, wenn der Sommer dann erstmal richtig zum Zuge kommt. Und dann geht’s los, dann werden Sandburgen gebaut und Kallamatsch gemacht.
Abends checken wir das Wetter. Die Rückfahrt morgen nach HHafen sollte eigentlich ganz moderat klappen. Erst ab 17:00 soll aus der halbstarken Vier eine große Sechs werden. Da wir außer den gut 35 sm nach HHafen noch fast 300 Autokilometer bis Hannover vor uns haben, beschließen wir am Sonntag so gegen 8:00 aufzubrechen. Eine herausfordernde Zeit! Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das klappt. Vielleicht könnte es ohne Frühstück klappen. Frühstücken können wir auch draußen, es soll ja ein ruhiger Tripp zurück werden.
Um 8:00 begrüßen uns lullige 12 kn Wind aus WSW. Schnell sind wir im Fahrwasser und setzen vor dem Passathafen die Segel. Travemünde liegt noch im Chin-Chin- und Piccolöchen-Koma und wartet auf das erste Hallöchen der Frühshopper. Ein leichter Westsüdwest läßt den grün-weißen Leuchtturm der Außenmohle langsam vorbeiziehen. Aber die kleine Vier hat heute ihren Großen Bruder mitgebracht und so reffen wir schon kurz nach den letzten Fahrwassertonnen das Groß ein und frühstücken dann doch einzeln nacheinander mit der Stulle auf der Faust. Hmm…..
Im Laufe des Vormittags kommen dann die restlichen Geschwister der kleinen Vier dazu, was am Ende dazu führt, dass unsere Genua immer kleiner wird und die Windanzeige am Ende hartnäckig an der 30kn-Marke herumnagt. Das hatten wir eigentlich so nicht gebucht. Ab 17:00 wäre das ok gewesen, auch wenn es selbst für die 17:00-Vorhersage etwas üppig gewesen wäre. Aber jetzt so einfach am Pfingstmontagvormittag, das ist schon etwas hinterhältig.
Viele segelnde Mitstreiter sehen wir auch nicht, die große Mehrheit hat wohl schon gestern aufgrund der Temperaturen Reißaus vom langen Wochenende genommen. So wie unsere beiden Stegnachbarn im Passathafen. Da der Wind langsam immer etwas weiter in Richtung Nord dreht, kämpfen wir uns immer härter am Wind in Richtung der Fehmarnsundbrücke vor und schaffen am Ende gerade so einen Anlieger auf das erste Tonnenpaar. In Richtung West und Brücke kommen wir dann nur noch mit voller Motorkraft voran. Kurz vor der Brücke erwartet uns ein Gegenstrom von fast 4 kn. Himmelfahrt war das noch unser Freund und wir sind in Rauschefahrt durch die Brücke gedonnert. Nun ist er gegen uns und wir kämpfen uns mit 3,5 kn Fahrt über Grund bei 2300 Umdrehungen zwischen den Brückenpfeilern durch.
Ziemlich durchgeschaukelt und vom Winde verweht erreichen wir gegen 14:30 unseren Heimathafen.
in Heiligenhafen / Ortmühle in unserer Heimatbox
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E