Ulvøysund (A) -> Flekkefjord Start: 6:45 Ende: 19:45 Wind: ~S 15 -> 5 kn Distanz: 72,9 sm Gesamtdistanz: 393,7 sm
Unser Wecker klingelt um 6:00. Der Regen dröppelt draußen noch lustlos herum und der Trawler scheint sich an diesem nasskalten Morgen auch etwas zusammengezogen zu haben. In der Nacht sah er noch deutlich größer aus, obwohl er jetzt immer noch viel zu groß für diese kleine Bucht aussieht, deren Einfahrt wir mit unserer Mini-PINCOYA schon recht schmal fanden. Nun ja, es ist wohl Gewöhnungssache, was man so als schmale Durchfahrt betrachtet oder eben nach einiger Zeit nicht mehr.
Den frühen Start haben wir unserer Hoffnung auf etwas Wind zu verdanken. Der Norweger hat immerhin „force 1 to 4“ aus „somehow East“ versprochen. Als der Regen unsere morgentlichen Aufbruchsaktivitäten sieht, hat er ein Einsehen und beendet sein tourismus-schädliches Tun. Draußen erwartet uns ein langer alter Nordseeschwell, den der stramme West von gestern für uns zurückgelassen hat.
Wir fummeln uns den kurzen Weg ins freie Fahrwasser und können nach kurzer Zeit tatsächlich die Segel setzen. Dadurch liegt die PINCOYA wenigstens etwas ruhiger, doch der leichte achterliche Wind vermag nicht wirklich Ruhe ins Schiff zu bringen, denn die alten Wellen laufen seitlich ein. So geigen wir Kap Lindesnes entgegen und versuchen, uns die Ecken auf der PINCOYA zu merken, die immer noch nicht wirklich seefest sind. Na klar, zwei Ecken der „mangelnden Seefestigkeit“ sind eh klar, wobei sich Astrid viel viel besser hält als ich. Mich wirft ein Zwischenstopp auf der Toilette für Stunden aus der Bahn und ich brauche lange Zeit, um mich trotz dieser Geigerei wieder einzukriegen. Aber es gibt noch andere Ecken, denn in der Pantry und im Salon sammeln sich diverse Utensilien, die vorher schon irgendwie weiter oben an ganz anderen Stellen gelegen haben.
Aber es geht noch besser, denn kurz vor Kap Lindesnes verläßt uns der Wind gänzlich.
Die Segel schlagen und wir klappen von einer Seite zur anderen, ohne dass wir irgendetwas tun können. Inzwischen hat der alte Schwell noch zugenommen, denn wir sind aus allem heraus, was man auch mit dem größten Optimismus irgendwie auch nur etwas als Behelfsabdeckung bezeichnen könnte. Also Motor an, der muss schließlich auch mal wieder etwas laufen, gestern waren es ja nur 20 sm. Mit uns laufen noch 2 andere Segler ums Kap. Die werden von den alten Wellen immer wieder erstaunlich weit von der einen auf die andere Seite geworfen. Wahrscheinlich ist das bei uns ganz genauso, aber bei denen sieht’s wirklich schlimm und bemitleidenswert aus ?.
Wohin nun? Sich nach Mandal oder Farsund verdrücken? Nee, wir wollen nach Norden und ich will nach Flekkefjord, denn ich meine, dass ich genau dort schon einmal war und es total toll fand. Das war ein zwei Jahre, bevor ich überhaupt auf den Segelgeschmack gekommen bin und ich bin mir nach einiger Google-Maps Recherche sicher, dass es Flekkefjord war. Hätte ich damals schon ein Reisetagebuch geführt, das geht ja auch ohne Blogs, dann wäre das einfacher. Aber so bleibt nur die Erinnerung und die ist sich inzwischen ganz sicher, dass es Flekkefjord war.
Nach einer unendlichen Hässlichkeit von Schaukelei fahren wir in die traumhafte Fjord-Landschaft der Flekkefjord Fjorde ein. Unsere ersten echten Fjorde seit vielen Jahren. Unglaubliche Bergkulissen! Wir motoren beeindruckt staunend durch immer neue Fjord-Perspektiven. Es ist diesig, aber das ist egal. Fjorde sind schon mit eine der schönste Erfindungen der Natur.
Klar, der Flekkefjord-Fjord ist jetzt kein echtes Highlight für echte Fjord-Experten, die kennen sicherlich 1001 bessere Fjorde. Aber dies ist jetzt unser Fjord und unsere Zeit und deswegen der besonderste Fjord überhaupt. Und da stört es gar nicht, dass es ganz erbärmlich fürchterlich an zu schütten beginnt, so schrecklich, wie es nur in Fjorden schütten kann.
Der Regen fällt senkrecht herunter und wir kommen erst nach 20 Minuten auf die Idee, aus unserem Bimini ein Rainimi zu machen. Unter unserem brandneuen Rainimi fahren wir munter und zufrieden nach Flekefjord rein und dabei stört es auch gar nicht, dass ich damals wohl doch nicht in Flekkefjord war. Es ist vielleicht doch Farsund gewesen, ja Farsund, jetzt bin ich mir wieder ganz sicher! ?
in Flekkefjord am Gastlieger
58° 17′ 37,2″ N, 6° 39′ 36,5″ E