Es geht wieder südwärts


Oslo -> Håkavik (A) Start: 14:30 Ende: 18:30 Wind: SW – WSW 11 – 17 kn Distanz: 14,5 sm Gesamtdistanz: 851,0 sm

„von Oslo -> nach Håkavik vor Anker“

„von Oslo -> nach Håkavik vor Anker“

Samstag:
Nachdem wir uns aus dem Osloer Sightseeing-Strudel verabschiedet haben, segeln wir noch gemütlich ein kleines Stück nach Süden in die Håkavik Bucht und werfen dort den Anker. Tiefe und Ankergrund stimmen hier. Da die Bucht aber nach Osten und eben zum Fahrwasser hin offen ist, kennen wir nach einiger Zeit den Fahrplan der Schnellfähren in Richtung Tønsberg und zurück. Aber ab 22:00 ist Ruhe und der stündliche Schwell kehrt erst am nächsten Morgen mit der ersten Schnellfähre wieder zurück.

„Endlich mal eine problemlose Bucht, auch die Norweger freuen sich darüber.“

„Endlich mal eine problemlose Bucht, auch die Norweger freuen sich darüber.“

„Ein Rückblick auf Oslo und eine Sundowner-Wolke.“

„Ein Rückblick auf Oslo und eine Sundowner-Wolke.“

in der Bucht Håkavik vor Anker
59° 48′ 14,8“ N, 10° 29′ 53,8″ E


Håkavik -> Holmestrand Start: 11:20 Ende: 18:50 Wind: SW 11 – 25 kn Distanz: 33,7 sm Gesamtdistanz: 884,7 sm

„von Håkavik -> nach Holmestrand“

„von Håkavik -> nach Holmestrand“

Sonntag:
Trotz wildester Entschlusslage kommt es am Morgen dann doch nicht zum Äußersten. Im Nachhinein ist nicht mehr ganz festzustellen, warum, aber Tatsache ist, dass am Ende doch keiner von uns ein Morgenschwimmerchen in dem 16° warmen Fjordwässerchen macht, obwohl wir uns alle mehrfach versichert haben, wie wild entschlossen wir doch sind. Nun ja, vielleicht ein nächstes Mal.

„Es beginnt ruhig und endet rau.“

„Es beginnt ruhig und endet rau.“

Unser nächstes Ziel ist Fredrikstad. Eigentlich würden wir gerne in einem Rutsch dorthin segeln, aber es kommt wieder einmal alles anders. Eigentlich gibt es ja nur zwei vernünftige Windrichtungen für das Fjordsegeln. Entweder bläst es den Fjord rauf oder runter, was natürlich immer nur dann für Freude sorgt, wenn man in derselben Richtung unterwegs ist wie der Wind ?. Alle anderen Richtungen sorgen zwar auch irgendwie für Wind im Fjord, wo der dann aber schlussendlich herkommt, ist nicht immer so genau vorhersagbar, denn das hängt sehr von der Form des Fjordes und der Laune des Windes ab.

So starten wir mit leichtem Wind, der fast alle Richtungen und viele verschiedene Stärken mal ausprobiert. Je näher wir allerdings der engsten Stelle im Oslo-Fjord kommen, von Norden her kommend ist das ab der Insel Haoya, desto härter müssen wir gegenan. Der engste Teil des Oslo-Fjords ist zwar nur rund 7 sm lang, aber dort bläst es uns voll entgegen, wobei die hohen Fjordwände den Wind noch zusätzlich kanalisieren. Außerdem hilft ein kräftig Nord setzender Strom dem Wind dabei, uns nur zögerlich nach Süden vorankommen zu lassen. Wir brauchen einige Stunden, um dagegen anzukreuzen. Insgesamt ist das aber ein tolles Segeln, besonders als der Wind so weit zunimmt, dass wir mit der Starkwindfock fahren können und dann auch das zweite Reff im Groß haben. Das ist die optimale Kreuzschlagbesegelung. Der Wind pfeift ordentlich und wir klöppeln eine Wende nach der anderen in den Fjord, die Fock rutscht automatisch auf der Selbstwendeschiene auf die andere Seite, die Backstagen können unverändert stehen bleiben und wir müssen nur den Traveller vom Groß bedienen und beim Autopilot auf „Wende“ drücken. Das ist wunderbar, so macht Kreuzen Spaß!

„Ungemütlich!“

„Ungemütlich!“

Zum Ende wird es dann aber mit einigen Schauerböen doch etwas ungemütlich und wirklich ziemlich rau. So ändern wir wieder einmal unseren Plan und damit auch unser Tagesziel und laufen Holmestrand an. Holmestrand liegt unter hohen Felswänden schön in der Abdeckung und da kuscheln wir uns am Ende dieses tollen Segeltages dann gerne mal rein.

„In Holmestrand bekommen wir Asyl.“

„In Holmestrand bekommen wir Asyl.“

„Ein ellenlanger Schwimmsteg schützt den Hafen vor Wellen und Schwell, ist aber ausschließlich für Angler freigegeben, festmachen darf man dort nicht.“

„Ein ellenlanger Schwimmsteg schützt den Hafen vor Wellen und Schwell, ist aber ausschließlich für Angler freigegeben, festmachen darf man dort nicht.“

fest in Holmestrand
59° 29′ 24,3″ N, 10° 19′ 3,1″ E


Holmestrand -> Bucht südlich Teibærholmen (A) Start: 12:15 Ende: 17:00 Wind: umlfd 5 – 10 kn Distanz: 19,6 sm Gesamtdistanz: 904,3 sm

„von Holmestrand -> in eine Bucht südlich Teibærholmen vor Anker“

„von Holmestrand -> in eine Bucht südlich Teibærholmen vor Anker“

Montag:
Der Gjestehavn von Holmestrand ist ziemlich neu und wirklich nett und schön gemacht. Die sanitären Räume am Hafenmeister-Kontor scheinen funkelnagelneu zu sein und wir haben das Gefühl, dass wir so ziemlich die allerersten Gäste sind, die hier duschen. Insgesamt ist der Hafen mit 250 NOK zwar nicht wirklich preiswert, aber er hat was und direkt am Hafen ist auch ein Sparmarkt, bei dem man sich versorgen kann. Es gibt auch eine Tankstelle, die wirklich ok aussieht und nicht so abgewrackt, wie viele andere. Das alles macht Holmestrand zu einem echt guten Versorgungs- und Zwischenstopphafen.

„Holmestrand Hafen“

„Holmestrand Hafen“

Da wir inzwischen essentechnisch doch schon wieder etwas abgebrannt sind und bei der letzten Versorgung in Oslo Aufbackbrötchen und Wasser vergessen haben, kaufen wir erst einmal im Sparmarkt ein. Zur Feier des Tages gibt es dann zum Frühstück auch gleich frische Brötchen. Brot und Brötchen sind in Norwegen allerdings so eine Sache. Die Brötchen sind „Krümel-protected“, denn egal wie man sie schneidet, schmiert, ißt oder knetet, nicht ein einziges klitzekleines Krümelchen löst sich von diesen dauerelastischen Teilen, die den Anschein erwecken, völlig ohne heißen Backofen, irgendwie durch eine unbekannte Zauberkraft der Hefe diesen Sponge-Bob-verdächtigen Zustand ewiger Flexibilität erreicht zu haben, wobei die zarte, zugegeben backofenverdächtige Bräunung ganz sicher nicht auf eine ebensolche Hitzeeinwirkungen zurückgeführt werden kann. Von ganz ähnlicher Konsistenz sind die norwegischen Brote, die ebenso dauerelastisch jeden Crash-Test gewinnen können. Nach einer kleinen eigenen Versuchsreihe bin ich mir auch absolut sicher, dass ein norwegisches Brot den IKEA-Sofapolsterdauerknautschtest im direkten Vergleich mit einer handelsüblichen Federkernpolsterung haushoch für sich entscheiden kann. Denn nur ein norwegisches Brot nimmt auch nach mehr als 10.000 Verknauschungen garantiert wieder seine Ursprungsform innerhalb von wenigen Sekunden an.

So liegt nach unserem Frühstück nicht ein einziges Krümelchen im Cockpit herum und wir können uns gleich fertig machen für die nächste Etappe, die ebenso ungeplant nicht in Fredrikstad endet wie die vorherige.

„Viele Fähren, etwas Regen, kaum Wind“

„Viele Fähren, etwas Regen, kaum Wind“

Und diese Geschichte ist nun wirklich schnell erzählt, denn wir kriegen den ganzen Tag für keine 10 Minuten auch nur eine halbwegs vernünftige Segelstellung hin. Immer wenn wir gerade denken, so, nun geht’s, dreht der Wind wieder und macht irgendeinen Blödsinn. Und wenn ihm nichts mehr einfällt, dann schläft er ganz ein. Völlig entnervt werfen wir auf halber Strecke nach Fredriksstad den Anker vor Teibærholmen, wo uns das Hin und Her noch stundenlang im Kreis dreht. Wahrscheinlich ist unsere Ankerkette inzwischen wie eine Kordel aufgedreht und muss morgen erst einmal wieder entzwirbelt werden.

„Vor Anker bei Teibærholmen“

„Vor Anker bei Teibærholmen“

„Ein kleiner Damm grenzt die Bucht vom größeren Fahrwasser ab.“

„Ein kleiner Damm grenzt die Bucht vom größeren Fahrwasser ab.“

„Sundowner… oben das Gegenabendrot.“

„Sundowner… oben das Gegenabendrot.“

etwas südlich von Teibærholmen vor Anker
59° 18′ 12,5″ N, 10° 41′ 35,3″ E


Teibærholmen -> Fredrikstad Start: 8:00 Ende: 14:00 Wind: NNW 10 – 15 kn Distanz: 20,5 sm Gesamtdistanz: 924,8 sm

„aus der Bucht bei Teibærholmen -> nach Fredrikstad“

„aus der Bucht bei Teibærholmen -> nach Fredrikstad“

Dienstag:
Schon um 8:00 rattert die Ankerkette, es sind noch gut 20 sm bis Fredrikstad und nun wollen wir heute auch wirklich mal dorthin. Die Ankerbucht bei Teibærholmen ist jetzt nicht wirklich der Mega-Knaller, aber ganz gut geschützt für fast alle Richtungen. Nur Nord bis Südost sind etwas blöd, also genau die Richtung, die eigentlich gar nicht angesagt ist und aus der es dann mit einem strammen Nordost tatsächlich weht ?. So liegen wir bis zum Sonnenuntergang, und der läßt sich ja hier etwas mehr Zeit, als in Hannover ?, irgendwie blöd in einer munter einlaufenden Schwabbelwelle. Wir überlegen kurz umzulegen, bleiben dann aber doch einfach dort liegen, wo wir jetzt gerade sind. Da sich, wenn man den Ankergrund mit seinem Ankergeschirr überhaupt halbwegs ordentlich erreicht, der Anker hier in einer tonigen Monsterklebmasse verbeißt, besteht keine Gefahr, dass der Anker sich irgendwie davonmacht. Selbst skandinavische Sommerstarkwindlagen sollten ihn nicht besonders beeindrucken, es wird dann nur entsprechend schwabbelig.

„Die Ankerbucht, wieder wenig Wind und weil wir so brutal früh auf sind, ein Frühstücksbuffet. Der Kakao ist steht schwapp-save im Kartoffeltopf.“

„Die Ankerbucht, wieder wenig Wind und weil wir so brutal früh auf sind, ein Frühstücksbuffet. Der Kakao ist steht schwapp-save im Kartoffeltopf.“

In der Nacht dreht der Wind dann aber doch wieder auf Nord und beschert uns nun eine tolle Fahrt bis nach Fredrikstad. Bei strahendem Sonnenschein segeln wir langsam durch die immer enger werdenden Schärenfahrwasser.

„Bestes Sommerwetter auf der Einfahrt nach Fredrikstad.“

„Bestes Sommerwetter auf der Einfahrt nach Fredrikstad.“

„Die Einfahrt nach Fredrikstad “

„Die Einfahrt nach Fredrikstad “

Fredrikstad selbst fahren wir über den südöstlichen Fjord an, um uns das Warten auf die Brückenöffnungszeiten zu ersparen. Dort erwartet uns aber ein Gegenstrom von teilweise 4 Knoten, was uns bei prallen Segeln fast zum Stehen bringt.

„Etwas Strom gegenan. Im Revierführer steht, dass der bis zu 5 Knoten kann, für uns hatte er nur 3 - 4 Knoten drauf.“

„Etwas Strom gegenan. Im Revierführer steht, dass der bis zu 5 Knoten kann, für uns hatte er nur 3 – 4 Knoten drauf.“

„Auf der einen Fjordseite liegen die Hafenanlagen mit einiger Industrie….“

„Auf der einen Fjordseite liegen die Hafenanlagen mit einiger Industrie….“

So fahren wir den Rest unter Motor und suchen uns ein Plätzchen in Fredrikstad. Das ist gar nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben. Richtige Gäste-Marinas gibt es hier nicht und in Fredrikstad selbst liegt man irgendwie längsseits am Fahrwasser. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns einfach vor der Pizzeria Solveig’s festzumachen, dort steht ein Schild „Fortøying for dagsbesøk“ und auf einem zweiten Schild steht, dass man dort als Gast der Pizzeria oder zum Einkaufen beim ICA-Supermarkt liegen darf. Also beschließen wir, abends eine Pizza zu futtern und gleich morgens im ICA-Markt Brötchen zu kaufen. ?

„… und auf der anderen Fjordseite wird gewohnt.“

„… und auf der anderen Fjordseite wird gewohnt.“

„Die Altstadt und die Festung. Die Festung heißt nicht umsonst >Der Schwedenschreck<.“

„Die Altstadt und die Festung. Die Festung heißt nicht umsonst >Der Schwedenschreck<.“

„Auch in Fredrikstad selbst strömt es noch mächtig, wir liegen schlussendlich gegen den Strom vor der Pizzeria Solveig's.“

„Auch in Fredrikstad selbst strömt es noch mächtig, wir liegen schlussendlich gegen den Strom vor der Pizzeria Solveig's.“

fest mitten in Fredrikstad direkt vor der Pizzeria Solveig’s
59° 12′ 22,8″ N, 10° 56′ 21,6″ E