Sonntag 18:00 auf Fehmarn. Wir sitzen im Auto und die PINCOYA ist bereit zum Kranen. „Fertig“ sagen wir nicht mehr, das ist letztes Jahr voll in die Hose gegangen. Keine 24h nach dem leichtfertigen „Fertig“ haben uns ja damals die Batterien den „Ladung-ist-mir-doch-scheißegal-Finger“ gezeigt. Deswegen umschreiben wir nun lieber unser Fertigsein etwas, als der frostkalten Ostseesegelsaison 2018 die knallharte Faktenwahrheit ungeschönter Realnews mitleidlos vor den Latz zu knallen. Das geht dann in etwa so, „bald kann es nun wirklich vielleicht losgehen“ oder „wir haben ein gutes Gefühl, dass der schon lange geplante Krantermin nun doch unter Umständen vielleicht stattfinden könnte“. Natürlich würden wir nie „Tschakka! Geschafft! Alles fertig!“ brüllen, auch wenn uns Polarbastelhelden aus der Minusgradhölle Fehmarns doch genau danach zumute ist. Nein nein … , dezente Zurückhaltung ist gefragt, um das Bastelschicksal nicht an einer Stelle herauszufordern, die uns richtig aus der Planungskurve tragen und ordentlich weh tun könnte.
Dieses Bastelwochenende läuft sogar auch alles glatt. Ohne neue Problemfälle arbeiten wir uns einfach so durch unsere Resteliste. Sonntag locken uns sogar üppige 9° C aus der Halle, um die ein oder andere Teepause in der Sonne zu machen. Ein Traum! Immerhin ein Unterschied von satten 20°zum letzten Wochenende. Und wir sind nicht mehr die Einzigen. Überall wird geputzt, geräumt, gewerkelt und gequatscht. So langsam erwacht die neue Saison aus ihrem Winterschlaf, Pläne für die junge Saison werden ausgetauscht und die Errungenschaften der Bootsmessen des Winters an Bord geschleppt. Es herrscht nun Aufbruchstimmung, wo letztes Wochenende noch Väterchen Frost in bewährter Mr-Freeze-Manier alle Pläne tieffrostete.
Sogar der Hafen und das Wasser unter dem Kran sind Sonntag eisfrei. Allerdings hat der Wind der Sonne auch etwas geholfen und das Resteis aus dem Hafen geblasen.
So beenden wir unsere vorerst letzten Winterarbeiten auf Fehmarn. Seit 2006 bastelten wir hier und vorher ja in Heiligenhafen an unseren Schiffen. Nun ist damit wenigstens hier erst einmal Schluß. Natürlich wird mit der Bastelei selbst nie Schluß sein, solange wir ein Schiff haben. Aber auch die Fahrten hier hoch, nach Heiligenhafen und Fehmarn, sind nun erst einmal gezählt. Maximal noch dreimal werden wir uns über die A7 und A1 und durch Hamburg hier hoch quälen. Und dann noch einmal mit dem Zug, aber das ohne Rückfahrkarte. Das ist schon ein komisches Gefühl, denn bevor wir mit der Mohrian unser erstes eigenes Schiff hatten, sind wir auch schon für die Segelkameradschaft zu den Winterarbeiten an den Vereinsschiffen unzählige Mal hier hoch gefahren. So sind Heiligenhafen und Fehmarn inzwischen fast zu einer zweiten Heimat geworden, besonders in den letzten 12 Jahren. Ein komisches Gefühl, diese Ecke nun hinter sich zu lassen und im wahrsten Sinne des Wortes zu ganz neuen Ufern aufzubrechen.
Etwas Sentimentaltät schwingt da schon mit. Aber eben nur etwas, denn es war eine Zeit, die auch immer dafür da war, genau diesen Schritt zu machen. In dieser Zeit hat sich vieles verändert, aber am meisten wohl wir selbst. So brummen wir nun auf der erstaunlich staulosen A1 und A7 durch Hamburg zurück nach Hannover und hängen unseren Gedanken nach. Nicht nur die PINCOYA ist nun bereit aufzubrechen, wir auch.
still in hibernation, but… ?
54° 25′ 20,2“ N 11° 11′ 13,6“ E