Samstag 07.07.
Bevor wir heute aufbrechen, besuchen wir erst noch die usbekische Kathedrale, denn gestern war sie schon geschlossen, als wir zurückkamen. Mit den Prachtkathedralen von Sankt Petersburg kann sich die usbekische Kathedrale von Helsinki natürlich nicht messen. Doch die russisch-orthodoxen Kirchen sind ja generell mit all ihren Ikonen, Heiligenbildern und Malereien und dem goldenen, religiösen Pomp schon eine andere Welt. Eine Welt, die sich einer eher säkularen, norddeutschen Seele nicht so erschließt. Der Felsenkirche reichten zwei Kreuze, eines über dem Eingang und eines am Altar, aus, um Kirche zu sein. Das ist schon ziemlich anders bei den russisch-orthodoxen Kirchen.
Als wir an der usbekischen Kathedrale ankommen, ist gerade ein Gottesdienst zu Ende. Festlich gekleidete Familiengesellschaften machen Photos und alles sieht sehr nach einer besonderen Feier aus. In die Kathedrale selbst dürfen wir nur wenige Schritte am Eingang herein, wegen des Gottesdienstes ist der Rest noch abgesperrt.
Helsinki -> südöstlich Porkkala (A) Start: 12:30 Ende: 19:00 Wind: NW 12 (Böen 18) kn Distanz: 26,1 sm Gesamtdistanz: 1896,5 sm
Zurück auf der PINCOYA bereiten wir unseren Aufbruch vor, nehmen noch einmal Wasser und verabschieden uns von Elke & Markus. Die beiden bekommen hier in Helsinki auch Gäste, fahren dann aber rüber nach Tallinn.
Für uns geht es nun in den Innenfahrwassern grob in Richtung Südwest. In kleinen Tagesetappen wollen wir uns bis Hanko durchschlängeln. Der Wind kommt sehr böig und teilweise kräftig aus Nordwest. Da sind die Innenfahrwasser genau das Richtige für Ina als Segelneuling. Alles in allem können wir gut segeln, auch wenn es manchmal recht knirschig hoch an den Wind gehen muss. Nur zweimal drücken wir uns heimlich mit Motor etwas ums Eck, das ist hier schon erlaubt und trübt die Seglerehre nicht wirklich.
In Finnland sind Sommerferien, zudem ist Wochenende und auch das Wetter zeigt sich von seiner freundlichen Ausflugswetterseite. So ist es für uns ungewohnt voll auf dem Wasser. Das Gebiet zwischen Helsinki und Turku und die östliche Inselwelt der Ålands ist die Sommerurlaubsecke Finnlands schlechthin. Hier zieht es nicht nur finnische Segel- und Motorbooturlauber hin, sondern auch viele Segler aus anderen Nationen. Die Exoten sind ein Kanadier, ein Amerikaner und eine Monsteryacht aus Malta. Deutsche Segler scheinen, gemessen an der Entfernung von Zuhause, wohl noch mit die Reisefreudigsten zu sein. Danach kommen Engländer, Norweger und Franzosen. Warum man hier fast keinen Schweden trifft, können wir uns nur so erklären, dass die Schweden selbst genug wunderschöne Schären haben. Auffällig ist, dass wir bisher nicht einen einzigen Dänen und auch keinen Niederländer getroffen haben. Sonst waren die Niederländer immer gut vertreten, aber hier scheint es sie nicht hinzuziehen.
Der Yachthafen von Porkkala ist unser erstes Tagesziel. Eigentlich wollten wir mit Ina nicht gleich in der ersten Nacht vor Anker liegen. Wir wissen ja, dass es selbst für viele fleißige Segler unglaublich wichtig ist, am Ende eines Segeltages wieder mal an Land zu gehen. Warum das so ist, haben wir zwar nie verstanden, aber es scheint eben so zu sein. Astrid und ich hatten diesen Bedarf nie, uns treiben höchstens mal ein Landausflug oder Versorgungsengpässe wirklich in einen Hafen. Aber Porkkala ist hackeknüppeldichtenvoll. Da kommt man auch mit Schieben nicht mehr zwischen die anderen Mooringlieger.
So suchen wir nach Alternativen, aber so richtig üppig gesät sind die Hafenliegemöglichkeiten hier in den Innenfahrwassern nicht. Passende Alternativen sind doch einige Seemeilen entfernt und die Häfen, die wir schon passiert haben, sahen auch nicht gerade leer aus. So gehen wir in der Bucht vor Porkkala vor Anker und Ina bekommt gleich schon mal ihre erste Nacht vor Anker.
in der Bucht südöstlich Porkkala vor Anker
59° 58′ 32,9″ N, 24° 25′ 9,2″ E
Sonntag 08.07.
südöstlich Porkkala (A) -> Barösund Start: 11:10 Ende: 15:20 Wind: NW 7 kn Distanz: 19,6 sm Gesamtdistanz: 1916,1 sm
Nach einer ruhigen Nacht brechen wir heute zeitig auf, um nicht wieder Gefahr zu laufen, keinen Platz mehr zu bekommen. Astrid steckt unseren Kurs nach Barösund ab.
Der Wind ist zwar nicht gegen uns, aber auch nicht wirklich mit uns. Gleich zu Beginn müssen wir etwas gegenan, bekommen dann aber mit dem Nordwest doch wieder einen knirschigen Kurs durch die Fahrwasser hin. An einigen Stellen lassen wir den Motor mitlaufen, um bei einem Dreher schneller reagieren zu können. Und auch heute müssen wir uns nur an zwei Stellen mit Motor »dänisch« um die Ecke mogeln. Wir sagen immer »dänisch« segeln, wenn der Motor helfen muss, weil es in Dänemark nicht wirklich unüblich zu sein scheint, sich mit Motorhilfe einen Kreuzschlag zu ersparen.
Heute am Sonntag ist es immer noch recht voll und wir hoffen, dass sich die Lage in den Häfen zum Sonntagabend hin etwas entspannt. Uns liegt das frühe Aufbrechen und der zeitige Kampf um einen Liegeplatz in der nächsten Marina ja nicht so recht. Alles in allem haben wir aber einen wunderbaren Segeltag, fast alle Kurse passen und immerhin hat dieser Tag nun auch für uns mehr Sonne als Wolken parat.
In Barösund ergattern wir die vermeintlich letzte freie Mooring. Noch den ganzen Nachmittag hält sich der Strom der Abfahrer und Ankommer die Waage. Erst abends zieht es deutlich mehr Wochenendsegler zurück in ihre Heimathäfen, was dazu führt, dass die oder andere Mooring tatsächlich frei bleibt.
Spät abends kommen noch 2 kleine, klassischen Schärenkreuzer rein. Die sind auf dem Rückweg von der Hanko-Regatta, die an diesem Wochenende stattgefunden hat. Ganz ohne Motor und mit einem wirklich lauen Lüftchen laufen sie lautlos in aller Seelenruhe ein.
in Barösund
59° 58′ 41,2″ N, 23° 52′ 55,2″ E
Montag 09.07.
Barösund -> Älgö Marina auf Rodjan Start: 11:00 Ende: 14:20 Wind: ~S 3 kn Distanz: 17,7 sm Gesamtdistanz: 1933,8 sm
Der Hafen von Barösund liegt günstig im Innenfahrwasser und bietet sogar zwei normale Wasserklos und auch eine Dusche. Das ist schon bemerkenswert, da natürlich keiner der eher naturnahen Häfen hier an so etwas wie ein Kanalisationssystem mit Kläranlage angeschlossen ist.
Damit teilen sich die Häfen in den Schären in 4 Klo-Kategorien auf. Marinas in großen Städten haben normale Wasserklos und um alles Reingemachte kümmert sich die Stadtkanalisation. Den Benutzer erfüllt eine Art deutsches Heimatgefühl, wenigstens hinsichtlich des geordneten Abgangs des Tagesgeschäfts. In Marinas wie Barösund gibt es zwar auch Wasserklos und eventuell auch mal eine Dusche, die enden aber in Sickergruben, die irgendwann abgepumpt werden müssen. Danach kommen die Marinas mit Trockenklos und ohne Dusche. Alle die »Michel von Lönneberga« gelesen haben, kennen diese Klos als »Trissebude«. Und danach gibt es eben die ganz naturnahen Marinas mit »Naturklos« in der freien Wildbahn. Auf diesen Klos, die selbst gesucht werden müssen, ist man besonders froh, wenn zum Zeitpunkt der größten Aktivität nicht gerade doch mal ein Bär oder Elch vorbeischaut. Auch, weil in dieser Situation meist die Kamera nicht so schnell zur Hand ist und weil man sich zudem selbst irgendwie in einer eher wehrlosen Gesamtsituation befindet.
Und da Ina »klotechnisch« nicht ganz so sehr das besonders Naturnahe liebt, favorisieren wir zur Zeit eher Marinas der Kategorie 1 und 2.
Aber wie das Schicksal so will, verschlägt es uns heute in die Algö Marina und Algö ist leider definitiv eine Marina der Kategorie 3, deren Trockenklo zudem das Bedürfnis, doch die Kategorie 4 zu wählen, recht nahe legt.
Aber Algö liegt mitten in einem der Nationalparks, die es hier in den Schärengebiet gibt. Ein Rundwanderweg führt uns durch den dichten Wald zu einem Aussichtsturm, zu mehreren Aussichtspunkten und einem ziemlich großen Süßwassersee in der Mitte der Insel Algö.
Es ist wunderschön hier, aber leider auch ein Eldorado für Mücken. Die Mücken aus einem Naturpark scheinen zum einen besonders hungrig zu sein, aber andererseits auch über ein besonders naturbelassenes und sehr wirkungsvolles Juckmittel zur verfügen. Gott sei Dank findet Ina in ihrem Rucksack noch ein kleines Reisefläschen Autan, denn wir sind wieder einmal ohne große Vorbereitungen einfach losgelaufen. So laufen bald drei wild fuchtelnde und eigentümlich riechende Gestalten durch den Wald des Nationalparks und haben nur noch einen kleinen Blick für die schöne Natur. Am See verkneife ich mir dann auch tatsächlich ein Panorama und mache nur noch eines im Wald, dass wohl zu den schnellsten meiner Panoramen überhaupt zählt. Mal sehen, ob das was geworden ist.
Abends fahren wir mit dem Gummiboot auf die andere Seite der Bucht. Die Marina liegt im Norden der Bucht schnell im Schatten der hohen Felsen und Bäume. Und diesmal sind wir vorbereitet, zwar nicht auf Mücken, aber auf den Sundowner. So haben wir uns 3 Dosen Bier mitgenommen und sitzen noch lange auf den warmen Granitfelsen einiger kleiner Inselchen. Das Leben hält schon immer mal wieder richtig schöne Momente für einen bereit. Und dieser Abend zählt ganz bestimmt dazu.
in der Älgö Marina bei Rödjan
59° 51′ 53,6″ N, 23° 23′ 28,3″ E
Dienstag 10.07.
Älgö Marina bei Rödjan -> Hanko Start: 10:25 Ende: 13:40 Wind: umlfd 1 kn Distanz: 15,7 sm Gesamtdistanz: 1949,5 sm
Von der naturbelassenen Algö Marina geht es am nächsten Tag ziemlich flott nach Hanko. Unser Nachbar in Algö spornt uns noch zusätzlich an, denn er zeigt uns nicht nur seine favorisierte Marina in Hanko, sondern sagt auch, dass wir wirklich zeitig dort sein müssen, um noch einen Liegeplatz zu bekommen.
Der Wind ist für das zeitige Ankommen allerdings überhaupt keine Hilfe. Wenn es hoch kommt, dann kann man mit guten Willen das ein oder andere klitzekleines Beaufortchen ausmachen, zu dem sich auch manchmal ein zweites gesellt. So brummen wir bei mittleren Drehzahlen Hanko entgegen.
In Hanko ist es tatsächlich schon ziemlich voll und alle Moorings sind belegt. Inzwischen haben wir aber gelernt, dass Mooring-Liegeplätze nicht so digital wie Boxen sind, die nur die Zustände »belegt« und »nicht belegt« kennen. Mooring-Liegeplätze kennen dagegen auch den Zustand »Da-geht-noch-was«. Sofern sich zwischen zwei Mooringliegern eine kleine Lücke zeigt und die Fender noch nicht direkt den Nachbarn zur Seite drücken, ist dort definitiv noch Platz für einen weiteren Gast. Das finden die Finnen auch vollkommen normal, nur die Segler der anderen Nationen müssen sich teilweise noch daran gewöhnen, das man eine Mooring nicht so wie einen Boxenplatz in der dänischen Südsee ganz für sich allein hat. So hängen wir unseren Mooringhaken mit auf eine Mooring vor einer vielversprechenden Lücke und drängeln uns zwischen zwei Finnen. Alle helfen mit und alles schieb sich hin. Und bald kommt auch schon der Nächste und das Geschiebe geht von Neuem los. Am frühen Nachmittag liegen wir dann allerdings dicht an dicht und nichts geht mehr. Man gut, dass die meisten Schiffe »keilförmig« sind, dass hilft hier ungemein bei der Liegeplatzsuche ?.
in Hanko
59° 49′ 11,0″ N, 22° 58′ 1,5″ E